Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standardpflegeplan
"Leberzirrhose"
(AEDL)
Witze über Leberzirrhose gibt es fast soviel wie Kalauer
über Blondinen. Die blanken Fakten hingegen ernüchtern. Die
Überlebensaussichten sind oftmals geringer als bei Lungenkrebs. Und da
die meisten Betroffenen trotz allem stramme Alkoholiker bleiben, gerät
die Pflege nicht selten zur Tortur.
Standardpflegeplan
"Leberzirrhose"
-
Die Leberzirrhose ist eine chronische
Erkrankung der Leber, in deren Verlauf das Organ vernarbt. Das für die
Entgiftungsfunktionen wichtige Lebergewebe wird mehr und mehr in
faseriges Bindegewebe umgewandelt, das keine Entgiftungsfunktion hat.
Wichtigster Auslöser einer solchen Leberschädigung ist mit 50 bis 60
Prozent aller Fälle der Alkoholmissbrauch. Beim Abbau des Alkohols
entstehen Stoffe, die schädigend auf Leberzellen einwirken. Überdies
regt der hohe Energiegehalt des Alkohols die Leber zur Bildung von
Fettgewebe an, das die Leistungsfähigkeit des Organs zusätzlich mindert.
-
Mit einem Anteil von 25 bis 30 Prozent ist eine
chronische Virushepatitis der zweite wichtige Auslöser einer
Leberzirrhose. Eine Virushepatitis wird vor allem durch die
Hepatitisviren A bis E verursacht.
Der degenerative Prozess verläuft schleichend oft über Jahrzehnte und
wird zumeist erst spät entdeckt. Typische Symptome sind
Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Schmerzen im Oberbauch und die
Tastbarkeit der Leber als harte Masse unter dem Rippenbogen.
-
Der Altersgipfel für die Erkrankung liegt
zwischen 50 und 60 Jahre. 70 Prozent der Betroffenen sind Männer.
-
Unter der Bezeichnung "hepatische
Enzephalopathie" werden verschiedene neurologische und psychiatrische
Auffälligkeiten zusammengefasst, die auf den Ausfall der Leberfunktion
zurückzuführen sind.
Anmerkung:
-
Standardpflegepläne geben für spezielle
Pflegeprobleme die typischen pflegerischen Maßnahmen vor, so etwa wie
in diesem Beispiel für Leberzirrhose. Standardpflegepläne umfassen generelle
und potenzielle Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
-
Aus diesem Grund erleichtert ein
Standardpflegeplan zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf
keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner / Patienten bezogene
Pflegeplanung.
-
Jede Pflegefachkraft ist gehalten, diese
generellen Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz
zu überprüfen und an die individuellen Einschränkungen und Ressourcen
des jeweiligen Bewohners / Patienten anzupassen. Wichtig ist auch beim
Einsatz von Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen Abständen zu
überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da sie immer auf dem aktuellen
Stand sein sollten.
Pflegeproblem
Pflegemaßnahmen
Pflegeziel
Mobilität
-
Aufgrund des schlechten Allgemeinzustands ist
die Mobilität des Bewohners eingeschränkt. Es drohen Komplikationen wie
Kontrakturen und Dekubitus.
-
Der Bewohner wird - wann immer möglich - aus
dem Pflegebett mobilisiert. So sollte z.B. die Körperpflege vor dem
Waschbecken erfolgen.
-
Wir intensivieren die Kontrakturenprophylaxe.
Wir führen insbesondere mehrmals täglich Bewegungsübungen durch. Diese
erfolgen nach Möglichkeit aktiv, ggf. auch passiv.
-
Wir ermitteln die individuelle
Dekubitusgefährdung. Der Bewohner wird regelmäßig umgelagert. Der
Hautzustand wird täglich erfasst.
-
Komplikationen werden vermieden.
Vitale Funktionen
des Lebens aufrechterhalten
-
Als Folge der Leberzirrhose kommt es gehäuft zu
Lungenfunktionsstörungen. Der Bewohner leidet unter Luftnot. Die
Sauerstoffsättigung des Blutes ist gering.
-
Der Bewohner wird in das Pflegebett
transferiert. Er soll sich dort hinlegen.
-
Ggf. erhält er Sauerstoff.
-
Die Luftnot wird überwunden.
-
Der Bewohner ist multimorbid. Er nimmt viele
Medikamente ein, die die Leber belasten.
-
Die Medikamentierung wird auf ein Minimum
reduziert. Wo immer möglich, werden medikamentöse Therapien durch
nicht-medikamentöse Maßnahmen ersetzt.
-
Vor allem die Einnahme von Beruhigungsmitteln
ist kritisch zu sehen, da sie die Symptome einer hepatischen
Enzephalopathie überdecken.
-
Jede unnötige Belastung der Leber wird
vermieden.
-
Der Bewohner nimmt eigenmächtig frei
verkäufliche Medikamente ein, insbesondere Paracetamol bei
Kopfschmerzen.
-
Der Bewohner lässt sich von mehreren Ärzten
Medikamente verschreiben.
-
Wir raten dem Bewohner dringend von nicht
abgestimmten Medikamenteneinnahmen ab.
-
Nach Absprache mit dem Bewohner werden die
beteiligten Ärzte über die Problematik informiert.
-
Die Einnahme von Medikamenten wird auf
ein Mindestmaß verringert.
-
Der Bewohner leidet unter Ödemen und Aszites.
-
Die Aszites verursacht eine eingeschränkte und
nur oberflächliche Atmung.
-
Wir stellen sicher, dass der Bewohner die
Medikamente zur Ausschwemmung regelmäßig einnimmt.
-
Bettruhe sowie eine Reduktion des Kochsalz- und
des Flüssigkeitskonsums fördern die Ödemausschwemmung.
-
Das Gewicht des Bewohners wird täglich
gemessen. Ideal ist eine Gewichtsreduktion von 300 bis 500 Gramm
täglich. Wenn zusätzliche periphere Ödeme vorliegen, ist ein
Gewichtsverlust von 1000 Gramm pro Tag sinnvoll.
-
Wir intensivieren die Maßnahmen im Rahmen der
Pneumonieprophylaxe.
-
Durch eine kontrollierte Wasserausschwemmung
bilden sich Ödeme und die Aszites wieder zurück.
-
Komplikationen werden vermieden.
-
Der Verfall der Leberfunktionen ist so
gravierend, dass eine Lebertransplantation erfolgen muss. Der Bewohner
ist jedoch alkoholsüchtig und wird nicht auf die Warteliste aufgenommen.
-
Wir erklären dem Bewohner die Problematik. Wir
raten ihm mit aller Deutlichkeit dazu, jeden Alkoholkonsum ab sofort
und dauerhaft einzustellen.
-
Der Bewohner konsumiert keinen Alkohol mehr. Er
wird für eine Lebertransplantation zugelassen.
-
Der Allgemeinzustand des Bewohners ist
schlecht. Er ist anfällig für Infektionen.
-
Der Bewohner achtet strikt auf die persönliche
Hygiene. Insbesondere wäscht und desinfiziert er sich bei Bedarf die
Hände.
-
Der Bewohner sollte den Kontakt mit anderen
Menschen meiden, wenn diese erkältet sind oder unter einer anderen
leicht übertragbaren Infektionskrankheit leiden. Dieses ist
insbesondere bei Kindern oftmals der Fall. Auch der körperliche Kontakt
mit Haustieren ist ggf. riskant.
-
Eine Infektion wird vermieden.
-
Der Allgemeinzustand des Bewohners ist
schlecht. Es kann jederzeit zu einer Krise kommen.
-
Der Zustand des Bewohners wird engmaschig
überwacht. Wir erfassen Blutdruck, Puls, Temperatur und Atmung. Wir
inspizieren den Hautzustand und messen den Bauchumfang sowie das
Körpergewicht. Ggf. erfolgt eine Flüssigkeitsbilanzierung.
-
Eine plötzliche Verschlechterung wird zeitnah
erkannt.
-
Aufgrund der Leberzirrhose droht eine
hepatische Enzephalopathie, also eine Hirnschädigung.
-
Wir achten auf die typischen Symptome wie
Verlangsamung, Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, verwaschene
Sprache oder Handtremor. Ggf. kann es auch zu Verwirrtheitszuständen
kommen.
-
Ggf. rufen wir den Notarzt.
-
Eine hepatische Enzephalopathie wird zeitnah
erkannt.
-
Der Bewohner hat durch eine Transplantation
eine neue Leber erhalten. Es besteht das Risiko einer Abstoßung.
-
Wir achten auf die Symptome einer
Transplantatabstoßung, also: Fieber, Abgeschlagenheit sowie
Bauchschmerzen.
-
Wir stellen sicher, dass der Bewohner die
verschriebenen Medikamente zur Immunsuppression konsequent einnimmt.
-
Eine Transplantatabstoßung wird zeitnah erkannt.
Sich
pflegen
-
Der Bewohner leidet unter Cholestase als
auslösende Grunderkrankung. Er wird von starkem Juckreiz gequält. Die
Haut des Bewohners ist aufgekratzt und entzündet.
-
Der Bewohner wird einem Facharzt vorgestellt.
Wir bitten um eine angemessene Medikation. Zusätzlich dazu ist ggf.
eine Bedarfsmedikation für plötzlich auftretenden sehr starken Juckreiz
sinnvoll.
-
Die Haut des Bewohners wird nach dem Duschen
mit rückfettenden Cremes eingerieben.
-
Der Bewohner soll Kleidung aus Baumwolle
tragen, die nicht zu eng anliegt.
-
Der Juckreiz wird reduziert. Die Lebensqualität
des Bewohners bleibt gewahrt.
-
Die Haut des Bewohners ist atrophisch, also
ausgedünnt und ausgetrocknet.
-
Der Bewohner erhält eine sorgfältige
Hautpflege; insbesondere mit ureahaltigen Produkten. Wir nutzen keine
Tenside.
-
Der Bewohner soll seine Haut konsequent vor
Sonneneinstrahlung schützen.
-
Der Bewohner soll das Rauchen einstellen.
-
Der Hautzustand wird verbessert.
Essen
und trinken
-
Der Bewohner verspürt als Folge der
Leberzirrhose bzw. der Therapie kein ausreichendes Hungergefühl mehr.
Er nimmt zu wenig Kalorien zu sich.
-
Wir stellen sicher, dass der Bewohner
ausreichend Nahrung konsumiert. Ggf. erhält der Bewohner kalorienreiche
Spezialnahrung.
-
Das Gewicht des Bewohners wird regelmäßig in
kurzen Abständen erfasst.
-
Ein zu starker Gewichtsverlust wird vermieden.
-
Der Bewohner leidet unter Ösophagusvarizen. Es
kann zu einer Blutung kommen.
-
Der Bewohner erhält eine möglichst weiche Kost.
-
Der Bewohner soll gründlich kauen.
-
Harte Nahrung und grobe Nahrungspartikel sind
zu vermeiden, also etwa Knäckebrot, Nüsse, Brotrinden, Radieschen usw.
-
Wenn es relevante Anzeichen einer Blutung gibt,
wird der Notarzt informiert. Beispiel: Schwarzfärbung des Stuhls.
-
Eine Ösophagusvarizenblutung wird vermieden.
-
Die Speicherkapazitäten für Nährstoffe sind
aufgrund der Leberzirrhose verringert. Der Bewohner kommt schnell in
einen Hungerstoffwechsel.
-
Längere Nüchternzeiten sind zu vermeiden.
Sinnvoller sind viele kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten.
-
Mit einer Spätmahlzeit kann eine Hypoglykämie
in der Nacht vermieden werden.
-
Der Stoffwechsel des Bewohners bleibt im
Normbereich.
-
Der Bewohner leidet unter Ödemen und Aszites.
Er muss den Salzkonsum reduzieren.
-
Der Bewohner erhält eine salzreduzierte
Kostform.
-
Zusätzlich zum Speisesalz sollten auch
salzreiche Lebensmittel vermieden werden.
-
Der Salzkonsum wird reduziert.
-
Aufgrund der Leberzirrhose weist der Bewohner
einen Vitamin- und Mineralstoffmangel auf. Vor allem fettlösliche
Vitamine können nicht mehr in der Leber gespeichert werden.
-
Der Bewohner erhält eine vitamin- und
mineralstoffreiche Kost.
-
Falls der Mangel dadurch nicht beseitigt wird,
ist eine Supplementation mit Vitaminpräparaten erforderlich.
-
Eine Mangelversorgung mit Vitaminen wird
vermieden.
Ausscheiden
-
Der Bewohner leidet unter äußeren Hämorrhoiden.
Die Ausscheidung ist schmerzvoll.
-
Wir sorgen für eine fachärztliche Untersuchung.
Die vom Arzt angeordneten Maßnahmen werden präzise umgesetzt. Im Rahmen
der Lokaltherapie ist die Anwendung von Salben, Cremes und
Suppositorien ("Zäpfchen") üblich.
-
Durch eine effektive medikamentöse Behandlung
bilden sich die Hämorrhoiden zurück.
-
Der Bewohner leidet unter Obstipation.
-
Die Maßnahmen im Rahmen der
Obstipationsprophylaxe werden intensiviert. Der Bewohner erhält eine
ballaststoffreiche Nahrung. Er soll viel Flüssigkeit zu sich nehmen.
-
Ggf. erhält der Bewohner ein geeignetes
Medikament.
-
Wir erreichen einen weichen Stuhlgang und eine
schnelle Darmentleerung. Der Bewohner muss nicht pressen.
Sich
als Mann
oder Frau fühlen und verhalten
-
Beim Bewohner kommt es zu Potenzstörungen und
zum Libidoverlust. Es bildet sich eine Brust (Gynäkomastie). Der
Bewohner leidet unter "Schrumpfhoden" (Hodenatrophie). Die männliche
Sekundärbehaarung geht zurück ("Bauchglatze").
-
Der Bewohner soll sich fachärztlich beraten
lassen.
-
Wir stehen dem Bewohner jederzeit für ein
Gespräch zur Verfügung.
-
Wir raten dem Bewohner, mit dem Lebenspartner
offen über die Probleme zu sprechen.
-
Der Bewohner bewahrt sich die Identität als
Mann.
Für
eine sichere
Umgebung sorgen
-
Als Folge der Leberzirrhose kommt es zu einer
Gerinnungsstörung.
-
Der Bewohner zeigt Gangunsicherheiten.
Sturzverletzungen würden nur langsam verheilen.
-
Der Bewohner sollte alle Tätigkeiten vermeiden,
die mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden sind. Dazu zählt
etwa der Umgang mit scharfen Küchenutensilien oder Werkzeugen.
-
Die Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe
werden intensiviert. Insbesondere erhält der Bewohner Mobilitätshilfen
wie einen Gehwagen.
-
Die Haut und die Schleimhäute werden regelmäßig
auf Anzeichen einer Einblutung überwacht.
-
Der Bewohner stürzt nicht. Verletzungen werden
vermieden.
|