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Version 1.05

Standard "Wechsel der Oberkleidung bei laufender Infusion"

 
Der Wechsel eines verschmutzten T-Shirts, während eine Infusion durchläuft, ist vor allem für Berufsanfänger eine kleine Herausforderung. Wir haben die optimale Durchführung in einem illustrierten Standard zusammengefasst.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Wechsel der Oberkleidung bei laufender Infusion"
Definition:
  • Wenn ein Bewohner eine Infusion erhält, ist der Kleidungswechsel nicht unproblematisch. Die übliche Durchführung scheitert am Zuleitungsschlauch. Zudem kann es immer passieren, dass die Kleidung an der Kanüle festhängt und den Zugang beschädigt. Wir nutzen daher die hier beschriebene Vorgehensweise.
  • Wichtig: Diese Durchführung ist für Perfusoren ungeeignet. Diese dürfen für einen Kleidungswechsel nicht aus der Halterung entnommen werden, da ansonsten das Risiko einer versehentlichen Bolusapplikation steigen würde.
Grundsätze:
  •  Das Prinzip der aktivierenden Pflege ist für uns maßgeblich. Wir nehmen dem Bewohner daher keinen Handgriff ab, den er allein oder mit etwas Unterstützung auch eigenständig durchführen könnte.
Ziele:
  • Die Kleidung wird gewechselt.
  • Der Bewohner wird im Rahmen seiner Fähigkeiten zur Mithilfe mobilisiert.
Vorbereitung:
  • Wir prüfen, welche Pflegeprobleme die Maßnahme erschweren, etwa starke Beugeposition der Gelenke, hoher Muskeltonus, Gleichgewichtsstörungen oder demenziell bedingte Abwehrmaßnahmen durch den Bewohner. Wenn eine Pflegekraft die Maßnahme nicht sicher allein durchführen kann, assistiert ihr eine weitere Pflegekraft.
  • Das Betreten des Bewohnerzimmers durch Angehörige oder Mitbewohner wird für diese Zeit unterbunden.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Die Anzahl der anwesenden Pflegekräfte ist i. d. R. auf maximal zwei Personen begrenzt. Wenn der Bewohner Schamgefühle zeigt, werden insbesondere Praktikanten und Zivildienstleistende vor die Tür gebeten.
  • Ein Stuhl oder Hocker wird als Ablagefläche ans Bettende gestellt.
  • Das Bett wird auf eine angenehme Arbeitshöhe gestellt.
  • Der Oberkörper wird hochgelagert. Der Winkel richtet sich nach dem Gesundheitszustand und dem Schmerzempfinden des Bewohners.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert. Er wird befragt, welche Kleidung er anziehen möchte. Die gewünschten Textilien werden in Griffweite der Pflegekraft abgelegt.
  • Soweit vorhanden werden Brille und Hörgeräte abgenommen.
Durchführung:
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Pflegekraft schließt die Rollenklemme der Infusion und unterbricht damit den Zufluss. Sie schließt die Lüftungsklappe der Tropfenkammer und schützt damit den Lüftungsfilter vor einer versehentlichen Benetzung bei der weiteren Durchführung.
  • Soweit der Bewohner dazu in der Lage ist, soll er sich an der Maßnahme beteiligen. Bei einem Hemd mit Knopfleiste kann der Bewohner dieses aufknöpfen und den Ärmel am infusionsfreien Arm ausziehen. Bei einem T-Shirt kann der Bewohner dieses zusammenraffen. An der infusionsfreien Seite zieht er dann das Hemd über den Kopf.
  • Bevor das Kleidungsstück über den Arm mit der Kanüle gezogen wird, legt die Pflegekraft eine Handfläche auf den Zugang. Sie verhindert damit, dass dieser während des Ausziehens unnötig bewegt bzw. sogar herausgerissen wird. Mit der anderen Hand ergreift die Pflegekraft das Kleidungsstück und zieht dieses vorsichtig über den Arm.
  • Der Infusionsschlauch führt nun durch die Kleidung hindurch von der Flasche zum Bewohner. Das Hemd bzw. das T-Shirt kann folglich jetzt noch nicht entfernt werden.
  • Die Pflegekraft ergreift nun die Infusionsflasche und führt diese in die Kleidung. Mit der anderen Hand nimmt sie die Flasche "in Empfang" und führt diese aus dem Ärmelloch zurück ins Freie. Die Pflegekraft zieht nun den Schlauch aus der Kleidung.
  • Das Anziehen des neuen Kleidungsstückes erfolgt in einer genau gegensätzlichen Reihenfolge.
  • Die Pflegekraft rafft die frische Kleidung zusammen und greift mit einer Hand hinein. Mit der anderen Hand führt sie die Flasche ein. Mit der anderen Hand übernimmt sie die Flasche und führt diese an der gegenübergesetzten Seite wieder ins Freie.
  • Sie deckt nun erneut mit einer Handfläche die Kanüle ab und führt mit der anderen Hand die Kleidung über den Arm des Bewohners. Sie zieht dann den Infusionsschlauch aus dem Ärmel.
  • Mit Unterstützung durch die Pflegekraft kann der Bewohner nun den zweiten Ärmel anziehen. Ein T-Shirt wird über den Kopf des Bewohners gezogen.
  • Soweit vorhanden werden Brille und Hörgeräte wieder auf- und eingesetzt.
  • Die Infusionsflasche wird wieder am Ständer aufgehängt. Die Pflegekraft öffnet die Lüftungsklappe der Tropfenkammer. Die Rollenklemme der Infusion wird wieder geöffnet. Die Pflegekraft stellt die vom Arzt vorgegebene Tropfenzahl ein und kontrolliert den korrekten Durchfluss.
Nachbereitung:
  • Die verschmutzte Wäsche wird in den passenden Abwurfbehälter gegeben.
  • Das Bett wird auf die ursprüngliche Höhe gestellt.
  • Die Pflegekraft fragt den Bewohner nach seinem Befinden. Der Bewohner wird befragt, ob er weitere Wünsche habe. Insbesondere wird ihm ein Getränk angeboten.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass das Oberteil bequem und faltenfrei sitzt.
  • Das Zimmer wird gelüftet.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Lagerung wird im Lagerungs- und Mobilitätsplan verzeichnet.
  • Die Maßnahme wird im Leistungsnachweis abgezeichnet.
  • Beobachtungen, etwa Hautveränderungen oder Schmerzäußerungen, werden im Berichtsblatt dokumentiert und ggf. dem Hausarzt mitgeteilt.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Leistungsnachweis
  • Lagerungs- und Mobilitätsplan
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:  alle Mitarbeiter

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Infusion; Exsikkose; Hitze; Dehydratation; Flügelkanüle
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.