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© pqsg 2008

Pflegestandard "Pneumonieprophylaxe"

 
Rund 400.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Lungenentzündung. Vor allem Senioren sind gefährdet. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Prophylaxemaßnahmen im QM-Handbuch abbilden können.
 

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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 

Pflegestandard "Pneumonieprophylaxe"

Definition Eine Pneumonie ist eine akute Entzündung der Lunge. Verursacht werden Pneumonien zumeist durch Streptococcus Pneumoniae, einem ovalen bis lanzettförmigen, unbeweglichen Mikroorganismus. In der Folge verkleben Bronchiolen und Alveolen mit einem fibrösen Austritt. Eine Pneumonie kann allerdings auch durch andere Bakterien, durch Viren oder durch Pilze ausgelöst werden.

Erkrankte klagen über Schmerzen, Herzrhythmusstörungen, Fieber und Schüttelfrost. Außerdem kommt es häufig zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf, einer blau-roten Färbung von Haut u. Schleimhäuten sowie Husten mit Auswurf.

Pneumonie ist in der westlichen Welt eine weit verbreitete Infektionskomplikation mit hohem Gefährdungspotential für das Leben unserer Bewohner. Ein erhöhtes Pneumonierisiko haben:

  • bettlägerige Bewohner
  • Bewohner mit schmerzbedingter Schonatmung, etwa als Folge von Operationen u. Ä.
  • Bewohner mit Atemstörungen
  • Bewohner mit Herzerkrankungen
  • Bewohner, die an Erkrankungen der Atemwege leiden
  • rauchende Bewohner
  • übergewichtige Bewohner
  • beatmete Bewohner
  • Bewohner mit erhöhter Aspirationsgefahr, etwa als Folge einer Hemiplegie, Schluckstörung, Sedierung oder Ernährungssonde
  • abwehrgeschwächte Bewohner
  • Bewohner, die in der Vergangenheit bereits unter Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis litten
Grundsätze
  • Eine schmerzfreie Atmung ist Voraussetzung für eine menschenwürdige Existenz.
  • Durch eine professionelle Prophylaxe lässt sich das Risiko einer Pneumonie drastisch senken. Allerdings kann trotz bester Pflege eine Lungenentzündung niemals vollends vermieden werden.
  • Die Gabe von Sauerstoff oder das Absaugen von Sekret sind stets nur als letztes Mittel zu wählen.
  • Wir arbeiten eng mit dem Haus- bzw. Facharzt zusammen. Jede Übung und Lagerung wird zuvor genau mit dem Arzt besprochen und erst dann durchgeführt, wenn dieser zugestimmt hat.
  • Wir arbeiten eng mit Krankengymnasten zusammen. Alle Übungen und Maßnahmen, für die unsere Pflegefachkräfte nicht qualifiziert sind, werden an Krankengymnasten delegiert.
  • Die Intensität der Übungen wird stets vom Bewohner bestimmt, da er seine Kräfte am besten einschätzen kann. Zwischen den Übungen wird regelmäßig pausiert.
  • Die Atmung ist bei jeder Übung genau zu überwachen. Bei Problemen oder Schmerzen werden die Maßnahmen sofort beendet.
  • Wir empfehlen allen Bewohner, insbesondere pneumoniegefährdeten, das Rauchen aufzugeben.
Ziele
  • Vermeidung von Pneumonie
  • Verbesserung der Belüftung der Lungen
  • Vermeidung von Flachatmung
  • Vermeidung von Sekretansammlungen sowie Sekretstau in den Atemwegen
  • Der Bewohner soll in der Lage sein, wirksam abzuhusten.
  • Verhinderung der Ausbreitung von Infektionen in der Mundhöhle und des Rachens auf Lungen und Atemwege
  • Verhinderung von Aspiration
  • Der Bewohner wird aktiv in die Pneumonieprophylaxe einbezogen.
  • Vermeidung einer Mundatmung, Hinführung zur Nasenatmung
  • Verhinderung von Atemnot; angstfreies Atmen für den Bewohner
  • Der Bewohner kennt und vermeidet Umstände, die eine Lungenentzündung auslösen können.
  • Der Bewohner kennt Körperhaltungen und Atemübungen, die eine gute Belüftung der Lunge erleichtern und wendet diese an.
  • Der Bewohner kennt weitere Maßnahmen, die seine Abwehrkräfte verbessern, und wendet diese an.
Vorbereitung Organisation
  • Wir führen stets eine sorgfältige Beobachtung unserer Bewohner durch. Indizien für eine beginnende Pneumonie sind eine unnormale Atemfrequenz, Atemtiefe oder Atemrhythmus. Eine Zwerchfellatmung bei Männern und eine Brustatmung bei Frauen sind ebenfalls relevante Anzeichen.
  • Das mutmaßliche Pneumonierisiko spiegelt sich in der Pflegeplanung wider.
  • Um Infektionen und Soorneubildung zu vermeiden, legen wir großen Wert auf eine gründliche Mundpflege.
  • Unsere gewissenhafte Nasenpflege gewährleistet freie Nasenwege und sorgt für eine leichtere Atmung.
  • Wir achten auf eine korrekte Lagerung, damit alle Lungenbereiche maximal belüftet werden.
  • Wir sorgen für eine ausreichende Schmerzmedikation bei schmerzhaftem Atmen und Abhusten. Wir achten darauf, dass gefährdete Bewohner soweit möglich keine atemdepressiv wirkenden Analgetika erhalten.
Qualifikation
  • Wir schulen unser Personal regelmäßig zum Krankheitsbild Pneumonie.
  • Wir achten darauf, dass stets aktuelle Fachliteratur verfügbar ist.
Hygiene
  • Unsere Vorgaben zur Hygiene werden strikt befolgt. Es dürfen also weder eine Uhr, noch Schmuck oder lange Fingernägel getragen werden.
  • Die Hände werden gemäß dem dafür gültigen Standard gewaschen und desinfiziert.
  • Da Kontakt mit Schleimhäuten entstehen kann, ist das Tragen von keimarmen Schutzhandschuhen notwendig. Dies gilt insbesondere, wenn Sputum in einem Sputumbecher aufgefangen werden soll zu, um es zu untersuchen.
Material
  • Das Mundpflegetablett wird mit allen notwendigen Materialien bestückt.
  • Alle für die Nasenpflege notwendigen Materialien werden bereitgelegt.
  • Sofern dafür eine ärztliche Anordnung erteilt wurde, wird das Absauggerät bereitgestellt.
  • Außerdem werden benötigt:
    • Nierenschale
    • Taschentücher
    • Handtuch
    • Abwurfbehältnis
    • Lagerungshilfsmittel
    • Sekret lösende Mittel (etwa ätherische Öle)
weitere Maßnahmen
  • Bewohnern wird dringend empfohlen, sich einmal im Jahr gegen die Grippe impfen zu lassen.
  • Der Bewohner wird über die durchzuführenden Maßnahmen sowie über deren Ziele informiert und um Zustimmung gebeten.
  • Dem Bewohner wird vor Beginn der Pneumonieprophylaxe ein Toilettengang angeboten.
  • Ggf. werden die Vitalzeichen gemessen.
  • Das Zimmer wird gründlich belüftet. Der Bewohner ist dabei vor Unterkühlung und Zugluft zu schützen.
  • Der Bewohner wird gebeten, einschnürende Kleidung abzulegen.
Durchführung
  • Die A-,V- und T-Lagerung werden mehrmals täglich für jeweils 15 bis 30 Minuten durchgeführt. Bei den Lagerungen ist darauf zu achten, dass diese keine Hautbereiche übermäßig belasten, die dekubitusgefährdet sind. Zudem sind die Wünsche des Bewohners zu beachten, da die Lagerungsmethoden als unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden werden können.
    • A-Lagerung für eine verbesserte Lungenbelüftung der oberen Lungenanteile: Notwendig sind zwei ca. 60 * 75 cm große Kissen sowie ein kleines Kopfkissen. Die beiden schmalen Kissen werden so nebeneinander platziert, dass sich die beiden Spitzen überlappen. Sie bilden die beiden Schenkel eines "A". Der Bewohner wird so gelagert, dass seine Schulterblätter direkt auf der Spitze des "A" liegen. Das Kopfkissen unterstützt den Kopf des Bewohners. Es ist zu erwarten, dass der Bewohner diese Lagerung nur für eine begrenzte Zeit akzeptieren wird.
    • V-Lagerung für eine verbesserte Lungenbelüftung der unteren Lungenanteile: Hier überkreuzen sich zwei Kissen und bilden ein V, das zum Fußende zeigt. Die Spitze des V befindet sich direkt unter dem Kreuzbeinbereich. Die beiden Schenkel das V ziehen sich zur rechten und linken Schulter. Der Kopf wird mit einem Kopfkissen unterstützt.
    • T-Lagerung für eine verbesserte Lungenbelüftung der mittleren Lungenanteile: Zwei Kissen werden zu einem T geformt. Der Querträger des T wird von einem Kissen gebildet, das sich von der rechten Schulter zu linken zieht. Der Längsbalken des T verläuft entlang der Wirbelsäule.
  • Atemstimulierende Einreibung (ASE): Mittels ASE lässt sich eine vertiefte Atmung erreichen und die Atemfrequenz senken. Der Bewohner sitzt dazu auf einer Bettkante oder auf einem Stuhl. Bettlägerige Bewohner werden in eine 135°-Lagerung gebracht. Die Wasser-Öl-Lotion wird nun in kreisenden Bewegungen vom Nacken bis zu Steiß aufgebracht. Der Rhythmus der Kreisbewegungen wird an die Atemfrequenz des Bewohners angepasst. Wenn der Bewohner ausatmet, wird Druck ausgeübt. Dieser lässt nach, sobald der Bewohner einatmet. Die Ausatmung dauert dabei doppelt so lange wie die Einatmung. Die Einreibung dauert rund fünf Minuten und kann mehrmals täglich wiederholt werden.
  • Flankenatmung: Der Bewohner legt seine Hände seitlich auf seine Flanken. Er wird aufgefordert, durch seine Atmung Druck auf die Hände auszuüben, diese also "wegzuatmen".
  • Bei der Zwerchfellatmung legt der Bewohner seine Hände auf den Bauch. Auch hier versucht er durch gezieltes Atmen, Druck auf die Hände auszuüben. Er soll dadurch seine Atmung bewusster spüren.
  • Wir weisen den Bewohner in die Atemgymnastik ein, also etwa durch die Nase einzuatmen und durch den Mund wieder auszuatmen. Dabei setzt der Bewohner die Lippenbremse ein.


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Schlüsselwörter für diese Seite Prophylaxe; Pneumonieprophylaxe; Infektion; Grippe; Lungenentzündung
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