|
|
Version 2.05a - 2015 |
|
Pflegestandard "Hemiplegie:
Setzen auf die Bettkante über die mehr betroffene Seite bei teilaktiven
Senioren" |
|
Gestandene
Pflegekräfte bewegen Hemiplegiepatienten mit einer Leichtigkeit, die
Berufseinsteiger staunen lässt. Am Beispiel der Mobilisierung an die
Bettkante zeigen wir, wie selbst komplexe Bewegungsabläufe mit geringem
Krafteinsatz gelingen. |
|
Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
Klicken Sie hier!
|
|
Pflegestandard "Hemiplegie:
Setzen auf die Bettkante über die mehr betroffene Seite bei teilaktiven
Senioren" |
Definition:
|
- Das Aufsetzen auf die Bettkante ist ein
wichtiges Element bei der Mobilisierung von Hemiplegie-Patienten.
- Im Sitzen wird die Bauchmuskulatur reaktiviert
und damit die Rumpfstabilität gefördert.
- Bei teilaktiven Senioren reicht für die
Durchführung der Maßnahme eine Pflegekraft.
Hinweis: Dieser Standard ist nur anzuwenden bei Bewohnern, deren
Körperstabilität für das eigenständige Sitzen ausreicht.
|
Grundsätze:
|
- Die individuellen Wünsche des Bewohners sind
uns wichtig und werden beachtet.
- Das Lagern nach Bobath ist eine anspruchsvolle
Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden
Praktikanten oder Pflegeschüler ggf. nur assistierend eingesetzt.
- Der Pflegebedürftige sollte sich im Rahmen
seiner Fähigkeiten an der Maßnahme beteiligen.
|
Ziele:
|
- Der Bewohner wird sicher sitzend an die
Bettkante mobilisiert.
- Der Bewohner wird im Rahmen seiner Fähigkeiten
in die Maßnahme eingebunden und somit aktiviert.
- Der Bewohner fühlt sich wohl.
- Die Entwicklung einer Spastik wird vermieden.
Der Muskeltonus wird normalisiert.
- Die Eigenwahrnehmung des Bewohners wird
verbessert.
- Die weniger betroffene Seite wird aktiviert.
Die mehr betroffene Seite bleibt eingebunden.
- Der Bewohner hat keine Schmerzen als Folge der
Mobilisierung, insbesondere gehen keine Beschwerden von der Schulter
aus.
- Der Bewohner schafft sich die Grundlage für
seine weitere Mobilisierung, etwa das Wiedererlernen des Gehens.
|
Vorbereitung: |
- Der Bewohner liegt auf dem Rücken. Er ist auf
mehreren großen Kissen gelagert. Ideal ist die sog. "A-Lagerung", da
sie es dem Bewohner erleichtert, sich an der Mobilisierung zu
beteiligen. Unter dem Kopf des Bewohners wird ein zusätzliches Kissen
platziert, das das spätere Aufstehen erleichtert.
- Die Pflegekraft plant, auf welcher Seite des
Bettes der Bewohner sitzen soll. Ist die rechte Seite des Bewohners
mehr betroffen, so wird die (von ihm aus gesehen) rechte Bettkante
gewählt. Ist die linke Körperhälfte mehr beeinträchtigt, so wird der
Bewohner auf die linke Bettkante mobilisiert.
- Die mehr betroffene Hand des Bewohners wird auf
dessen Bauch abgelegt.
- Ggf. werden dem Bewohner bereits jetzt Schuhe
mit rutschfester Sohle angezogen.
- Das Bett ist so tief abgesenkt, dass die
Fußsohle des Bewohners später den Boden erreichen kann.
|
Durchführung:
|
- Die Pflegekraft prüft die Position des
betroffenen Beines. Es darf sich nicht in Außenrotation befinden. Falls
nötig umfasst die Pflegekraft das mehr betroffene Bein am Oberschenkel
mit beiden Händen. Sie bringt dann dieses Bein aus der Außenrotation in
die Mittelposition. Damit lassen sich Schäden am Hüftgelenk vermeiden.
- Mit einer Hand stellt die Pflegekraft sicher,
dass das betroffene Bein in der Mittelposition bleibt und nicht in die
Außenrotation zurückfällt.
- Mit der anderen Hand umfasst die Pflegekraft
den Fußrücken des mehr betroffenen Beines. Das Sprunggelenk sollte in
einer nur leicht gebeugten Haltung sein.
- Die Pflegekraft führt nun den Fuß des mehr
betroffenen Beines in Richtung Gesäß. Das Bein wird also aufgestellt.
Mit einer Hand knapp oberhalb des Knies stellt die Pflegekraft sicher,
dass das Bein weder nach innen noch nach außen fällt.
- Der Bewohner soll nun das weniger betroffene
Bein aus eigener Kraft ebenfalls aufstellen.
- Nun muss das Becken zur Seite versetzt werden.
Die Pflegekraft fixiert das mehr betroffene Bein zwischen ihrem Oberarm
und ihrem Oberkörper.
- Mit der rechten Hand greift die Pflegekraft
unter die linke Gesäßhälfte des Bewohners. Mit der linken Hand umgreift
sie die rechte Gesäßhälfte.
- Die Pflegekraft hebt jetzt das Becken des
Bewohners ein wenig an. Soweit der Bewohner dazu körperlich in der Lage
ist, soll er diese Bewegung unterstützen.
- Nun versetzt die Pflegekraft beide Füße ein
Stück in Richtung Bettkante.
- Nun muss auch der Oberkörper ein Stück versetzt
werden; allerdings in Richtung der gegenüberliegenden Bettkante.
- Die Pflegekraft fixiert das mehr betroffene
Bein mit ihrem Oberschenkel. Der mehr betroffene Fuß wird dabei vom Fuß
der Pflegekraft auf der Matratze festgehalten.
- Die Pflegekraft beugt sich über den Bewohner
und greift mit beiden Händen unter die Schultern des Bewohners. (Nach
Möglichkeit sollte sie gleich auch unter die Kissen greifen. Sie kann
die Kissen dann bei der Seitwärtsverschiebung des Oberkörpers
mitnehmen.)
- Der Bewohner soll den Kopf ein wenig anheben
und sein Kinn auf die Brust legen. Nun wird der Oberkörper ein Stück
bewegt.
- Falls notwendig wird das Becken (wie oben
beschrieben) erneut ein Stück in Richtung Bettkante bewegt.
- Mit einer Hand umfasst die Pflegekraft den mehr
betroffenen Fußrücken des Bewohners. Mit der anderen Hand greift die
Pflegekraft an den mehr betroffenen Oberschenkel knapp unterhalb des
Knies.
- Die Pflegekraft führt nun das mehr betroffene
Bein aus dem Bett. Der mehr betroffene Fuß wird auf dem Boden
aufgestellt. Die Pflegekraft stellt sicher, dass das Bein nicht nach
außen rotiert ist.
- Das weniger betroffene Bein bleibt zunächst
angewinkelt auf der Matratze stehen.
- Die Pflegekraft legt den mehr betroffenen Arm
auf dem Bauch des Bewohners ab. Sie beugt sich über den Bewohner.
- Der Bewohner soll den weniger betroffenen Arm
auf der Schulter der Pflegekraft platzieren.
- Die Pflegekraft legt jeweils eine Hand unter
beide Schulterblätter des Bewohners.
- Über eine Rotationsbewegung wird der Bewohner
nun in eine sitzende Position an der Bettkante transferiert. Die
Pflegekraft unterstützt die Rotation, indem sie sich nach hinten und
ggf. nach unten in die Hocke bewegt. Der Bewohner führt gleichzeitig
das weniger betroffene Bein zum Boden. Der Oberkörper ist nun aufrecht,
und der Bewohner sitzt an der Bettkante.
- Der Bewohner soll die weniger betroffene Hand
auf der Matratze aufsetzen und sich damit von der Matratze abdrücken.
Unterstützt von der Pflegekraft kann der Bewohner sein Becken kurz
anheben und seine Sitzposition korrigieren. Beide Oberschenkel des
Bewohners sollten im 90-Grad-Winkel aus dem Bett weisen.
- Die Pflegekraft korrigiert gegebenenfalls die
Position des Fußes auf dem Fußboden und bereinigt eine etwaige
Außenrotation.
- Beide Beine stehen nebeneinander auf dem Boden.
Der Bewohner kann nun ggf. weiter in den Rollstuhl oder in den Stand
mobilisiert werden.
|
Nachbereitung: |
- Der Bewohner wird nach seinem Befinden befragt.
Wenn er über Schwindel klagt, wird er zurück in eine liegende Position
gebracht.
- Die Maßnahme wird im Lagerungs- und
Bewegungsplan dokumentiert.
- Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit
oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
- Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
|
Dokumente: |
- Leistungsnachweis
- Lagerungs- und Mobilitätsplan
- Berichtsblatt
- Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
|
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation: |
|
|
|
|
|
|
|
Weitere Informationen
zu diesem Thema |
|
|
Schlüsselwörter für diese Seite |
Tisch; Rollstuhl; Sitzen; Hemiplegie; Schlaganfall; Transfer;
Mobilisierung; Hirninfarkt;
Apoplexie; Insult, apoplektischer; Insult, zerebrovaskulärer; Ischämie,
zerebrale |
|
Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch
kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel
diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
|