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Version 2.06a - 2015 |
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Standard: "Hemiplegie: Transfer vom Bett in den Rollstuhl über die weniger betroffene Seite mit seitlicher Unterstützung" |
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an der Bettkante zu sitzen, ist für Hemiplegie-Patienten ein großer
Fortschritt. Als nächstes sollte die Mobilisierung in den Rollstuhl
angegangen werden. Wir zeigen Ihnen, wie Pflegekräfte diesen komplexen
Bewegungsablauf sinnvoll unterstützen können. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
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Standard:
"Hemiplegie: Transfer vom Bett in den Rollstuhl über die weniger
betroffene Seite mit seitlicher Unterstützung" |
Definition: |
- Hemiplegiepatienten sollten in der Lage sein,
sich eigenständig oder zumindest mit minimaler Hilfe vom Bett in den
Rollstuhl zu transferieren.
- Wir nutzen dafür den "Transfer über die
weniger betroffene Seite mit seitlicher Unterstützung". Ein großer
Vorteil dieser Technik ist, dass die Pflegekraft das Maß an
Unterstützung schrittweise reduzieren kann, ohne damit den
Bewegungsablauf selbst zu verändern. Zudem ist die Sturzgefährdung
vergleichsweise gering. Dieser Transfer ist zudem eine wichtige
Vorbereitung für weitere Rehabilitationsmaßnahmen, da der Bewohner
langfristig auch wieder eigenständig stehen und gehen soll.
- Wenn der Bewohner in der Lage ist, sicher zu
stehen, nutzen wir diese Technik nicht. Wir führen dann den sog.
"Transfer über den Stand mit Schritten" durch.
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Grundsätze: |
- Der Bewohner erhält nur so viel Hilfe wie
unbedingt notwendig.
- Wir arbeiten eng mit den Therapeuten und mit den Ärzten
zusammen.
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Ziele: |
- Der Bewohner wird sicher vom Bett in den
Rollstuhl transferiert.
- Das Maß an Unterstützung wird an die
Fortschritte des Bewohners angepasst.
- Der Bewohner stürzt nicht. Er hat auch keine
übertriebene Angst vor einem Sturz.
- Der Bewohner gewinnt Selbstvertrauen und
Selbstwertgefühl zurück.
- Da der Bewohner den Rollstuhl eigenständig
benutzen kann, gewinnt er zumindest teilweise seine Mobilität
zurück.
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Vorbereitung: |
- Wir prüfen, ob die verbliebenen
Bewegungsmöglichkeiten für den Transfer ausreichen. Die Einschätzung
erfolgt gemeinsam mit den Therapeuten und mit dem behandelnden Arzt.
- Der Bewohner muss in der Lage sein, mit den Beinen einen Teil seines
Körpergewichts zu tragen.
- Wir prüfen, ob der Bewohner ein sog. "Pusher"
ist, ob also das krankhafte Bewegungsmuster "Schieben zur mehr
betroffenen Seite" einen Transfer stören könnte.
- Der Kreislauf des Bewohners sollte
ausreichend stabil sein.
- Wir prüfen, ob der Bewohner an einem
Dekubitus im Bereich der Sitzfläche leidet. Dieser darf in keinem
Fall Druck ausgesetzt werden.
- Der Rollstuhl wird neben dem Bett abgestellt.
Das dem Bett zugewandte Seitenteil wird zurückgeklappt oder entfernt, um den
Transfer zu erleichtern. Die Bremsen sind angezogen.
- Die Beinteile des Rollstuhls werden nach aussen geschwenkt.
- Der Bewohner wird aus dem Liegen ins Sitzen
mobilisiert. Wir nutzen dafür den Standard "Hemiplegie: Setzen auf
die Bettkante über die mehr betroffene Seite bei teilaktiven
Senioren".
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Durchführung: |
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Die Pflegekraft setzt sich auf das Bett neben
den Bewohner. Dessen mehr betroffene Seite ist der Pflegekraft
zugewandt.
- Der Bewohner sollte so weit am Bettrand
sitzen, dass er mit einem Vorbeugen des Oberkörpers das Gesäß von
der Matratze abheben kann.
- Der mehr betroffene Fuß des Bewohners wird auf dem Boden
aufgesetzt.
- Eine Hand der Pflegekraft unterstützt das
mehr betroffene Knie des Bewohners. Die zweite Hand wird unter dem
Gesäß des Bewohners platziert.
- Der Bewohner wird nun in mehreren (idealerweise
in drei) Schritten in den Rollstuhl mobilisiert.
- Die Pflegekraft achtet darauf, dass der
Bewohner den Oberkörper vorbeugt. Sein Körpergewicht wird dann
weitgehend von den eigenen Beinen und von den Füßen getragen. Die
Pflegekraft unterstützt die Bewegung, indem sie das Gesäß des
Bewohners anhebt.
- Das Gesäß wird nun für kurze Zeit vom Bett
abgehoben und dabei ein kleines Stück in Richtung
Rollstuhlsitzfläche verschoben. Die Pflegekraft nutzt dafür die
zweite Hand knapp oberhalb des Knies des Bewohners.
- Nach jeder Bewegung in Richtung Rollstuhl
korrigiert die Pflegekraft die Position der Füße. Die Fußspitzen
müssen sich genau unter den Knien befinden, dürfen also insbesondere
nicht nach rechts oder nach links verschoben sein.
- Der Bewohner kann seine weniger betroffene
Hand zunächst auf der Sitzfläche des Rollstuhls ablegen und dann auf
der Handstütze. Die Pflegekraft achtet darauf, dass sich der
Bewohner nicht mit der Hand in den Rollstuhl zieht. Die Hand dient
lediglich der räumlichen Orientierung.
- Nun wird ggf. die Position des Bewohners im
Rollstuhl korrigiert. Dafür wird der Oberkörper des Bewohners mit
Hilfe der Pflegekraft noch einmal vom Rollstuhl abgehoben. Der
Bewohner rutscht dann tiefer mit dem Gesäß auf die Sitzfläche.
- Die Pflegekraft korrigiert die Position der
Füße. Bei einem anstehenden Transfer innerhalb der Einrichtung
werden die Füße auf den Fußstützen abgelegt.
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Nachbereitung: |
- Der Krafteinsatz, mit dem die Pflegekraft den
Bewohner unterstützt, wird stetig reduziert. Zuletzt greift die
Pflegekraft nur noch dann korrigierend ein, wenn der Bewohner das
Gleichgewicht zu verlieren droht.
- Langfristig soll sich der Bewohner ohne Hilfe
der Pflegekraft in den Rollstuhl bewegen.
- Die Fortschritte des Bewohners werden in der
Pflegeplanung berücksichtigt.
- Der Bewohner wird für sein Engagement gelobt.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Leistungsnachweis
- Kommunikationsblatt mit dem Arzt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit /
Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Tisch; Rollstuhl; Sitzen;
Hemiplegie; Schlaganfall; Hirninfarkt; Apoplexie;
Insult, apoplektischer; Insult, zerebrovaskulärer;
Ischämie, zerebrale |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
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