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Version 2.01

Pflegeplanung auf Basis der MDS-Handlungsempfehlung

 
Die Umsetzung des Pflegeprozesses zählt zu den häufigsten Schwachstellen vieler Pflegedokumentationen. Die neue Handlungsempfehlung des MDS (Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen) sollte hier eigentlich für mehr Klarheit sorgen. Kritiker halten das Dokument indes für praxisfern. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Vorgaben mit einem realistischen Zeitaufwand umsetzen.
 
 
 

Pflegeanamnese: Die Pflegeanamnese wird einmalig innerhalb von 24 Stunden bei jedem neuen Bewohner / Patienten erhoben und danach nicht mehr aktualisiert. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht , dass jetzt keine weitere Informationssammlung mehr stattfindet. Diese erfolgt in der Pflegeplanung, im Berichtsblatt und auf allen weiteren Assementbögen (Ernährung, Wunden / Dekubiti, Trinkprotokoll). Hier fließen täglich neue Informationen über den jeweiligen Zustand des Bewohners / Patienten ein. Diese bilden die Grundlage für die sich anschließenden Schritte des Pflegeprozesses. Diese Vorgehensweise trägt auch hervorragend dazu bei, die Pflegedokumentation zu entbürokratisieren und Doppeldokumentation zu vermeiden.

Pflegeproblem:

Die Formulierung des Pflegeproblems kann in unterschiedlicher Art und Weise erfolgen. Der MDS schlägt für die Erstellung der Pflegeprobleme folgenden Aufbau vor: das "PESR-Format":

  • P = Problem: Was ist das Problem?
  • E = Einflussfaktoren / Ursachen (Etiology): Welche Einflussfaktoren spielen eine Rolle?
  • S = Symptome: Wie zeigt sich dieses Problem?
  • R = Ressource: Welche Tätigkeiten bzw. welche Fähigkeiten kann der Betroffene selbständig einsetzen?

Favorisiert wird dieser Aufbau, da dieser stärker den Akzent auf die Ressourcen des Pflegebedürftigen und seiner sozialen Umgebung setzt.

Nach diesem Aufbau besteht die Problembeschreibung aus folgenden sechs Gesichtspunkten:

  1. betroffenes AEDL / ATL, Spezifizierung: In unserem Fallbeispiel AEDL: "sich beschäftigen können"
  2. Problem / Art der Beeinträchtigung: Frau Meier ist nur eingeschränkt in der Lage, sich selbständig fortzubewegen aufgrund ihrer Hemiplegie rechts.
  3. Quantität / Qualität der Beeinträchtigung: Sie ist täglich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.
  4. Ursachen, Zusammenhänge, Risikofaktoren: Der Risikofaktor liegt hier in der Isolationstendenz. Das Problem der beeinträchtigten Mobilität hängt also direkt mit dem Problem des Rückzugs und der vermehrten Einstellung persönlicher Kontakte zu anderen Bewohnern im Heim zusammen.
  5. Ausdruck: Das können Symptome, Aussagen des Pflegebedürftigen oder Beobachtungen der Pflegekräfte sein: Sie selbst sagt, dass sie es bedauere, nicht allein in den Garten zu kommen. Die Pflegekräfte beobachten einen schleichenden Rückzug von anderen Bewohnern.
  6. Ressourcen: Sie ist motiviert und nutzt den Rollstuhl, führt regelmäßig ihre KG-Übungen durch.

Durch die Bearbeitung der Punkte 4 und 5 wird ersichtlich, dass man sich intensiver auseinander setzen sollte mit dem sozialen Umfeld und den Zusammenhängen der AEDL / ATL untereinander.

Ressourcen: Auch wenn es manchmal schwer fällt, so sollten Sie zu jedem Problem eine Ressource formulieren. Nur anhand der Ressourcen können Sie belegen, wie Sie den Bewohner aktivierend pflegen und fördern. Selbst bei absolut schwerstpflegebedürftigen Bewohnern lassen sich mit ein wenig Mühe Ressourcen  finden.

Pflegeziele: Den allermeisten Pflegekräften fällt die Formulierung der Pflegeziele am schwersten. Ein allgemeiner Rat an alle Leidgeprüften: Kaufen Sie sich Fachbücher! Heute gibt es einige sehr gute Formulierungshilfen, die sich einfach auf die individuelle Situation des Bewohners anpassen lassen. (siehe unten)

Pflegeziele beinhalten nicht immer nur eine Verbesserung der Situation, sondern auch ein Erhalten oder Erleichtern der derzeitigen Situation sowie Problemvermeidung. Setzen Sie lieber ein eindeutiges, messbares und wichtiges Ziel, als zu viele schlecht nachvollziehbare Ziele. In diesem Beispiel also: Frau Meier soll unter Anleitung der Pflegekraft innerhalb von 4 Wochen in der Lage sein, selbständig mit dem Rollstuhl in den Garten zu kommen.

Wichtig bei den Pflegezielen ist das Setzen eines Überprüfungsdatums. Nur das konsequente Einsetzen und Einhalten des Überprüfungsdatums kann aufzeigen, welche Erfolge oder Misserfolge in der Pflege zu verzeichnen sind. Und darüber hinaus verlangt der MDK eine "regelmäßige Evaluation" (Überprüfung) des Zielerreichungsgrades mit Datum und Unterschrift der durchführenden Pflegefachkraft".

Pflegemaßnahmen: Die Pflegemaßnahmen sollten eigentlich am leichtesten fallen, da hier Schritt für Schritt beschrieben wird, welche Pflegehandlungen durchgeführt werden. Sie sollten idealerweise folgendermaßen aufgeführt werden:
  • Was führe ich durch?
  • Wie führe ich es durch?
  • Wie oft führe ich es durch in 24 Stunden?
  • Wer führt es durch? (Qualifikation des Durchführenden, siehe unten)

Noch besser ist es, auch den Hilfebedarf zu beschreiben. Hier haben wir uns an den Begutachtungskriterien orientiert:

  • A = Anleitung / selbständig
  • B = Beobachtung / selbständig
  • U = Unterstützung / bedingt selbständig
  • = teilweise Übernahme / teilweise unselbständig
  • = volle Übernahme / unselbständig

Diese Pflegeplanung bildet die Grundlage für eine optimale Einstufung des Bewohners in die Pflegestufe. Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an die Erschwernisfaktoren wie z. B. Körpergewicht über 80 kg. Diese sollten unbedingt in die Pflegeplanung mit einfließen.

Bei der Frage nach dem "Wer führt es durch?" ist darauf zu achten, dass die Qualifikation der Pflegekraft angegeben wird. Z. B. umfangreichere Behandlungspflege sollte nach Möglichkeit nur von examiniertem Personal durchgeführt werden.

Auswertung / Zielkontrolle (Evaluation): Wichtig ist hier, dass das Datum und das Handzeichen der überprüfenden Pflegefachkraft mit einer Bemerkung zur Zielkontrolle versehen wird. In unserem Beispiel wurden die gesetzten Ziele erreicht.

Eine Frage, die häufig zu Problemen führt, ist die Wahl des Überprüfungszeitraumes. Der MDK sagt lediglich, dass die Pflegeplanung "regelmäßig" überprüft werden soll. Der Begriff "regelmäßig" ist Auslegungssache und sollte in der Einrichtung individuell festgelegt werden.

Optimal wäre es, jedem Pflegeziel ein individuelles Überprüfungsdatum zu geben. Und sicherlich macht es Sinn, z. B. bei einem Dekubitus die Überprüfungszeit sehr eng zu fassen. Allerdings ergibt sich dann im Alltag die Schwierigkeit, zumindest bei einer papiergestützten Pflegedokumentation, die Übersicht über die einzelnen Überprüfungsdaten zu behalten. Einige große Pflegedokumentationssysteme haben dieses Problem mit einem extra Übersichtsblatt gelöst, auf dem die unterschiedlichen Daten pro AEDL / ATL vermerkt werden können.


 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Pflegeplanung; Standardpflegeplan; Pflegeanamnese; Pflegeproblem; Ressourcen; Pflegeziele; Evaluation
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.