Standard "Pflege von Senioren
mit einem Bandscheibenvorfall" |
Definition: |
- Ein lumbaler Bandscheibenvorfall (auch
Bandscheibenprolaps, Diskushernie, Diskusprolaps) ist eine Schädigung
des Knorpelgewebes, das die Bandscheiben ummantelt. In der Folge
verwölbt sich das Gewebe oder tritt gar in die Zwischenwirbellöcher
oder in den Wirbelkanal aus. Es entsteht ein Druck auf die
Rückenmarksnervenwurzeln, was zu einem erheblichen Schmerzempfinden des
Bewohners führt. Am häufigsten tritt ein Bandscheibenvorfall in der
Lendenwirbelsäule auf. Die Halswirbelsäule ist seltener betroffen, die
Brustwirbelsäule praktisch nie.
- Die möglichen Auslöser für einen Bandscheibenvorfall sind:
- Abnutzung des Knorpels bis zum völligen Verfall der Knorpelschicht bei Senioren
- dauerhafte Fehlbelastung
- hormonelle Einflüsse
- angeborene Knorpelschwäche
- Übergewicht
- sportliche Überbelastung
- ungenügend ausgeprägte, verhärtete oder verkrampfte Muskulatur
- plötzliche schädigende Bewegungen, wie etwa schweres Heben, Bücken oder Drehen
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Grundsätze: |
- Das entscheidende Element zur Gesundung des
Bewohners ist die Physiotherapie. Wir stellen sicher, dass der Bewohner
ein systematisches und regelmäßiges Training erhält.
- Ebenso wichtig ist die Motivation des
Bewohners, seine Lebensführung zu ändern. Dazu zählen insbesondere eine
Reduktion von etwaigem Übergewicht sowie eine intensivierte körperliche
Aktivität.
- Alle Maßnahmen werden umfassend mit dem behandelnden Hausarzt abgesprochen.
- Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapieform liegt einzig beim Bewohner bzw. bei dessen Betreuer.
- Jeder Bewohner hat das Recht auf eine optimale Schmerzmittelversorgung und eine angemessene Versorgung mit Hilfsmitteln.
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Ziele: |
- Eine akute Gesundheitsgefahr wird schnell erkannt und abgewendet.
- Der Bewohner wird vor dauerhaften Schädigungen geschützt.
- Der Bewohner erleidet keine unnötigen Schmerzen.
- Der Heilungsprozess wird unterstützt.
- Die Beweglichkeit, die Koordinationsfähigkeit und die Kraft des Bewohners werden wieder hergestellt.
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Vorbereitung: |
allgemeine Maßnahmen
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- Die korrekte Pflege von Senioren mit einem Bandscheibenvorfall wird regelmäßig per Pflegevisite überprüft.
- Wir bilden unsere Mitarbeiter regelmäßig weiter und halten aktuelle Fachliteratur bereit.
- Wir halten insbesondere folgende Hilfsmittel bereit:
- Sitz- und Stehhilfen
- Stehpult
- ausreichend hoher Arbeitstisch
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achten auf Symptome
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Wir achten auf Symptome, die für einen Bandscheibenvorfall sprechen:
- plötzlich auftretende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen etwa im Bereich der unteren Wirbelsäule
- der Bewohner klagt über einen "Hexenschuss"
- ausstrahlende Schmerzen bis in die unteren Extremitäten
- beim Husten, Pressen oder Niesen Zunahme der Schmerzen
- weit reichende Sensibilitätsstörungen, die vom Bewohner selbst oft nicht bemerkt werden
- schwache oder fehlende Reflexe, insbesondere Knie- oder Achillessehnenreflex
- Schonhaltung, insbesondere Liegen im Bett mit angezogenen Beinen
- ggf. Lähmungen
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achten auf das Kaudasyndrom
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Wir achten auf Symptome, die für eine
Schädigung des Cauda equina (ein Nervenfaserbündel im Bereich der
unteren Lendenwurzeln) sprechen. In einem solchen Fall ist eine
unverzügliche Einweisung in ein Krankenhaus notwendig. Ein nicht
erkanntes oder zu spät operiertes Kaudasyndrom kann eine Blasenlähmung
zur Folge haben.
- heftige Schmerzen
- schlaffe Lähmung mit Schmerzen und Sensibilitätsstörungen ("Reithosenanästhesie") an den unteren Extremitäten
- oft Blasen- und Mastdarmstörungen
- Potenzstörung
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achten auf einen medialen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule
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Wir achten auf Symptome, die auf einen
Bandscheibenvorfall im Halswirbelsäulenbereich schließen lassen. Dieser
erfordert eine sofortige klinische Behandlung:
- Schmerzen in der Schulter und im Arm, die sich beim Drehen des Kopfes verstärken
- Empfindungsstörungen
- Muskelschwäche in Schulter und Arm
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Diagnostik
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Wenn hinreichende Anzeichen für einen
Bandscheibenvorfall bestehen, leiten wir (ggf. unverzüglich) eine
umfassende ärztliche Untersuchung ein:
- Röntgen
- Computertomographie
- Kernspintomographie
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Durchführung: |
allgemeine Maßnahmen
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- Der Bewohner sollte eine hochwertige und harte
Matratze bevorzugen. Ggf. kann das Durchhängen der Wirbelsäule mit
einem Brett unter der Matratze vermieden werden. Ggf. nutzen wir ein
weiteres Kissen unter dem Rücken, um den Auflagedruck besser zu
verteilen.
- Die Pflegekraft beobachtet den Bewohner und macht ihn auf schädliche Bewegungsabläufe aufmerksam.
- Die Pflegekraft demonstriert dem Bewohner, wie
er sich rückenschonend im Bett drehen kann. Auch das Aufstehen aus dem
Bett kann geübt werden.
- Dem Bewohner wird eine entspannende Atemtechnik demonstriert.
- Der Bewohner sollte lange Spaziergänge auf
hartem Untergrund vermeiden. Eine Wanderung im Wald ist besser als ein
Marsch über Asphalt.
- Die Pflegekraft leitet den Bewohner an, beim Sitzen auf einen geraden Rücken zu achten.
- Der Bewohner sollte das Sitzen in weichen
Sesseln vermeiden und eine Bank oder einen Stuhl bevorzugen. Ggf. kann
geprüft werden, ob ein keilförmiges Sitzkissen den Sitzkomfort steigert.
- Die Körperhaltung und die Bewegungen des
Bewohners werden überwacht. Für den Rücken ungünstige Abläufe werden
angesprochen und korrigiert.
- Der Bewohner erhält eine angemessene medikamentöse Behandlung. Diese umfasst
- Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung (nichtsteroidale Antiphlogistika wie etwa Diclofenac)
- muskelentspannende Wirkstoffe (etwa Musaril oder Diazepam)
- allgemeine Schmerzmittel (wie etwa Paracetamol)
- lokale Schmerzanästhesie
- Wir bitten um eine ausreichend bemessene Bedarfsmedikation.
- Wir stehen alternativen Behandlungsmethoden
neutral gegenüber, wenn der Bewohner diese wünscht. Dazu zählen
insbesondere Entspannungstechniken, fernöstliche Heilmethoden,
Homöopathie, Osteopathie sowie Chiropraktik.
- Der Bewohner sollte einen normalen BMI anstreben und sein Ernährungsverhalten entsprechend umstellen.
- Der Bewohner sollte keine engen Jeans oder unnötig im Rücken wärmende Kleidung tragen.
- Der Bewohner sollte gute Schuhe mit elastischer
Sohle und gutem Sitz tragen. Hohe Absätze sollten vermieden werden. Die
Schuhe sollten am Vormittag gekauft werden, da die Füße im Laufe des
Tages anschwellen können. Auch die Druckempfindlichkeit ist am Abend
größer.
- Der Bewohner darf in der Badewanne nicht allein
gelassen werden. Eine unerwartete Schmerzattacke könnte ihn am
Aussteigen hindern und in Panik versetzen. Eine Pflegekraft darf den
Bewohner nur dann baden, wenn sie körperlich in der Lage ist, den
Senioren im Notfall aus der Wanne zu mobilisieren. Dieses ist ggf. auch
mittels eines Lifters möglich.
- Wenn der Bewohner plötzlich keinerlei Schmerzen
mehr hat und gleichzeitig Lähmungen auftreten, ist dieses ein Anzeichen
für einen "Wurzeltod". Es wird umgehend der Arzt alarmiert.
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Pflege während einer ambulanten konservativen Behandlung
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- Der Bewohner sollte zunächst Bettruhe einhalten.
- Häufig bringt eine durchgängige Stufenlagerung
eine deutliche Entlastung. Ansonsten wird der Bewohner flach
druckentlastend gelagert.
- Es werden keine Massagen durchgeführt.
- Wärme- und Kältebehandlungen der betroffenen
Rückenregion können das Schmerzempfinden deutlich senken, vor allem
Heublumensack, Fango, Aconit-Öl-Wickel, Arnikawickel usw. (Achtung: Bei
Wärmeanwendungen drohen aufgrund der Sensibilitätsstörungen
Verbrennungen.)
- In vielen Fällen können eine Elektrotherapie, Hydrotherapie oder lokale Salbenanwendungen den Zustand des Bewohners verbessern.
- Ggf. prüfen wir die Wirksamkeit alternativer Heilmethoden wie Akupunktur, Shiatsu oder Schröpfen.
- Wir prüfen, ob eine Extension per Glisson-Schlinge sinnvoll ist.
- Alle Prophylaxen werden sorgfältig umgesetzt,
insbesondere die Kontrakturen-, Dekubitus- und Thromboseprophylaxen.
Beim Einsatz von Muskelrelaxanzien wird auch der Standard
"Sturzprophylaxe" ausgeführt.
- Wir regen die Durchführung der Rückenschule an.
- Wir stellen auf Wunsch den Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe her.
- Aufgrund der Sensibilitätsstörung können sich leichter Verbrennungen ereignen, etwa durch eine heiße Wärmflasche.
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Pflege nach einer Bandscheibenoperation
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- Es ist mit einem zeitweiligen Kontrollverlust
der B
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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