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Version 1.05

Standard "Säuberung und Desinfektion von Pflegebetten"

 
Nüchtern betrachtet sind Pflegebetten keine wirklichen Keimschleudern. Dass dennoch ein vergleichsweise großer Aufwand für die Reinigung und die Desinfektion getrieben werden sollte, hat andere Gründe: Für viele immobile Senioren ist das Bett der Lebensmittelpunkt. Und da sollte es natürlich stets sauber sein und gut riechen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Säuberung und Desinfektion von Pflegebetten"
Definition:
  • Pflegebetten sind relativ selten an der Übertragung von Infektionskrankheiten beteiligt. Für unsere Bewohner ist das Pflegebett jedoch ein wichtiger, wenn nicht zentraler Lebensbereich; dieses insbesondere bei immobilen Senioren. Saubere und hygienische Betten dienen somit der Infektionsprophylaxe ebenso wie dem Wohlbefinden unserer Bewohner.
  • Zudem leiden viele unserer Bewohner unter Krankheitsbildern und Einschränkungen, die häufig zu einer Kontaminierung des Bettes führen wie etwa Stuhlinkontinenz, Harninkontinenz, Erbrechen sowie verschiedene Stomata. In der Folge ist es erforderlich, das Bettgestell und die Bezüge zu reinigen bzw. zu desinfizieren.
(Viele der Angaben in diesem Standard können auch zentral in einem Hygieneplan vorgegeben werden; also etwa Reinigungsintervalle, verwendete Reinigungsmittel und Desinfektionspräparate. Sie sollten dann im Standard auf den Hygieneplan verweisen und damit Redundanzen vermeiden.)
Grundsätze:
  • Der Bewohner hat Anspruch auf ein sauberes und möglichst keimarmes Pflegebett.
Ziele:
  • Eine Keimübertragung wird vermieden.
  • Der Bewohner fühlt sich in seinem Pflegebett möglichst wohl.
  • Das Pflegebett macht äußerlich einen guten Eindruck.
Vorbereitung: Organisation
  • (Ggf: Wir erstellen einen Hygieneplan. Hier wird festgelegt, in welchen Abständen das Pflegebett gereinigt und mit einer Wischdesinfektion behandelt wird. Wir definieren auch, wie bei Bewohnern zu verfahren ist, die an einer infektiösen Erkrankung wie etwa MRSA leiden.)
  • Die Hersteller der Betten, Schutzbezüge usw. geben häufig Empfehlungen ab, welche Reinigungs- und Desinfektionsmittel genutzt werden sollten. Wir stellen sicher, dass diese Unterlagen stets zugänglich sind.
  • Wir arbeiten eng mit der externen Reinigungsfirma zusammen. Wir stellen sicher, dass unsere Anforderungen an optische Sauberkeit und Keimbeseitigung auch von Reinigungskräften verstanden und befolgt werden.
Materialbeschaffung
  • Hygiene beginnt schon mit der Beschaffung der Pflegebetten und aller anderen Materialien. Diese müssen sich leicht säubern und desinfizieren lassen.
  • Bezüge und vergleichbare Textilien müssen sich bei Temperaturen von mehr als 65° C waschen lassen.
  • Matratzen werden mit einem desinfizierbaren und atmungsaktiven Überzug versehen. Dieser sollte abnehmbar und austauschbar sein.
  • Das Bettgestell soll funktionell und leicht desinfizierbar sein. Die Oberflächen der Bettgestelle müssen glatt, leicht trocknend und resistent gegenüber den erforderlichen Desinfektionstechniken sein.
  • Matratzen sollten mit Matratzenschonbezügen ausgestattet werden. Diese müssen feuchtigkeitsdicht, dampfdurchlässig, waschbar und desinfizierbar sein. Damit werden eine Verschmutzung der eigentlichen Matratze und somit auch eine thermische Desinfektion des Matratzenkerns vermieden. Moderne Bezüge sind vergleichsweise weich und rascheln nicht. Der Bewohner wird sich durch sie nicht gestört fühlen.
Intervall Bettenreinigung / Wechsel der Bettwäsche
  • Das Bett wird einmal wöchentlich reinigend abgewischt. Eine Desinfektion per Wischtuch ist nur erforderlich, wenn es zu einer Kontamination gekommen ist, also etwa mit Kot oder Urin.
  • Bei nicht bettlägerigen Senioren sollte die Bettwäsche alle zwei Wochen ersetzt werden. Bei immobilen Senioren erfolgt der Austausch wöchentlich.
  • Während der Bettenreinigung / -desinfektion sollten keine pflegerischen oder ärztlichen Tätigkeiten im Zimmer durchgeführt werden.
  • Die Reinigung erfolgt im Zimmer des Bewohners. Die Flure des Wohnbereichs werden nicht zur Bettenaufbereitung verwendet. Die Nutzung der Flure als Transport- und Verbindungswege würde behindert. Zudem könnten Angehörige und andere Besucher einen schlechten Eindruck gewinnen.
Intervall für eine Bettendesinfektion
  • Eine Bettendesinfektion erfolgt bei
    • Verlegung des Bewohners in ein Krankenhaus
    • Umzug des Bewohners auf eine andere Station unserer Einrichtung oder in ein anderes Pflegeheim
    • Versterben des Bewohners
    • nach Kontamination
  • Eine routinemäßige Desinfektion und maschinelle Aufbereitung von Bettgestellen ist in der Altenpflege i.d.R. nicht erforderlich.
  • Wenn ein Bewohner verstirbt, sollte geprüft werden, ob die Matratze einer professionellen Matratzenreinigung unterzogen wird.
Durchführung: Beziehen des Bettes
  • Das Bett wird einmal wöchentlich neu bezogen. Zusätzlich gibt es verschiedene Kriterien, die einen Wechsel der Bettwäsche erfordern.
  • Die Bettwäsche ist mit Ausscheidungen in Kontakt gekommen. Dieses gilt auch für klebrige oder flüssige Lebensmittelreste, die sich nicht "per Hand" rückstandsfrei entfernen lassen.
  • Der Bewohner wünscht einen Wechsel. (Voraussetzung: Das Pflegepersonal hat die zeitlichen Ressourcen für einen außerplanmäßigen Wechsel.)
(Alles Weitere ist in den Standards "Ab- und Beziehen des Bettes bei mobilen Senioren" sowie "Bettenmachen bei immobilen Senioren" beschrieben.)
Desinfektion des Bettes
  • Wenn ein Bewohner ein neues Bett erhalten soll, wird dieses zuvor aufbereitet. Dazu werden das Gestell und die Matratze desinfizierend abgewischt. Die Bettwäsche wird ausgetauscht.
  • Wir nutzen keine Sprühdesinfektion. Es besteht die Gefahr einer Inhalation der Wirkstoffe. Zudem verteilt sich der Wirkstoff oft nicht gleichmäßig über die Oberfläche.
  • Für jedes Bett werden frische Putztücher verwendet.
  • Die Griffkontaktflächen und die Seitengitter werden sorgfältig desinfiziert.
  • Der Bettbogen, die Ablagegestelle, Steckgitter usw. werden ebenfalls per Wischdesinfektion behandelt.
  • Das Bettgestell wird auf technische Mängel überprüft.
  • Falls das aufbereitete Bett in den nächsten Tagen oder Wochen nicht benötigt wird, kann es mit einer Folie überzogen werden.
Desinfektion eines Schutzbezuges
  • Der Matratzenschutzbezug wird vorsichtig entfernt. Es sollte vermieden werden, Staub aufzuwirbeln, da der Staub kontaminiert sein kann.
  • Die Pflegekraft prüft, ob der Schutzüberzug beschädigt ist.
  • Matratzenschutzbezüge dürfen i.d.R. nicht gepresst werden. Die Pflegekraft stopft sie daher nicht in den normalen Wäschesack. Die Bezüge sollten vorsichtig in einem Extra-Sack transportiert werden. Sofern der Bewohner nicht an einer infektiösen Erkrankung leidet, reicht es aus, den Schutzbezug mit einer Flächendesinfektionslösung abzuwischen.
  • Bei einer starken Verschmutzung muss der Schutzbezug mit einem (chemo-)thermischen Waschverfahren aufbereitet werden.
Desinfektion einer Matratze
  • Eine Matratze ohne Schutzbezug kann halbjährlich mit einem starken Staubsauger abgesaugt werden. Das Gerät sollte mit einem Mikrofilter ausgestattet sein, da es sonst zu einer Streuung von Keimen kommen könnte.
  • Wenn eine ungeschützte Matratze mit Exkrementen oder mit Sekreten in Kontakt kam, ist mit einer sehr hohen Kontaminierung zu rechnen. Ein Absprühen der Matratze mit Desinfektionsmitteln wird die Keimzahl nicht ausreichend reduzieren. Zudem bleiben chemische Rückstände zurück, die allergische Reaktionen auslösen können.
  • Der potentiell verkeimte Bereich sollte mit Einmalhandtüchern grob gesäubert werden. Danach sollte die Matratze trocknen.
  • Falls nötig wird sie nun mit einem Lappen abgerieben, der mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel getränkt ist.
  • Abschließend sollte die Matratze gründlich austrocknen.
  • Insgesamt ist dann mit einer ausreichenden Keimreduktion zu rechnen. Verschiedene Verschmutzungsformen (etwa mit flüssigem Stuhl) machen jedoch eine professionelle Aufbereitung erforderlich.
Nachbereitung:
  • Der Hygieneplan wird regelmäßig hinterfragt. Wir prüfen insbesondere, ob die darin beschriebenen Maßnahmen angemessen sind. Dieses insbesondere vor dem Hintergrund der sich stetig verschärfenden MRSA-Problematik.
  • Das Pflegebett wird mindestens einmal jährlich sicherheitstechnisch kontrolliert und ggf. gewartet.
  • Die korrekte Aufbereitung der Pflegebetten wird regelmäßig durch Pflegevisiten begleitet.
Dokumente:
  • Hygieneplan
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Mitarbeiter
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Hygiene; Pflegebett; Infektion; Bett; Desinfektion
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.