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© pqsg 2008

Standard "Obstipationsprophylaxe"

 
Schon zu Großmutters Zeiten galt: "Nach dem Essen sollst du ruh’n oder tausend Schritte tun." Zumindest die tausend Schritte sind heute noch Bestandteil jeder modernen Obstipationsprophylaxe. Das "Ruhen" hingegen wird inzwischen schon deutlich kritischer bewertet.
 
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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 

Standard "Obstipationsprophylaxe"

Definition: Der Begriff "Obstipationsprophylaxe" umfasst alle gezielt angewendeten Maßnahmen, die eine Stuhlverstopfung bei Bewohnern verhindern sollen. Dieses können Ernährungsumstellungen, Mobilisierungen oder Massagen sein.

Eine Stuhlverstopfung kann verschiedene Ursachen haben:

  • falsche Ernährung mit einem Mangel an Ballaststoffen
  • unlängst erfolgte Umstellung der Ernährung, etwa durch einen Heimeinzug
  • Flüssigkeitsmangel
  • zu geringe körperliche Bewegung
  • zu schnelles Essen ("Herunterschlingen")
  • Fieber
  • Unerkannter Missbrauch von Laxanzien (Abführmittel), Sedativa (Beruhigungsmittel), Antihypertonika (Blutdrucksenker), Hypnotika (Schlafmittel), Analgetika (Schmerzmittel) oder Diuretika (Entwässerungsmittel)
  • Nebenwirkungen von verschriebenen Medikamenten
  • Entzündungen im Darmbereich
  • Nicht lange zurückliegende Operation im Bauchbereich, besonders wenn diese nicht endoskopisch durchgeführt wurde sondern durch Öffnen der Bauchdecke.
  • Unterdrückung des Stuhlgangs. Psychische Ursachsen wie Stress oder der innerliche Widerwille, eine fremde Toilette oder eine Bettschüssel zu nutzen
  • psychische Leiden wie Depressionen, Psychosen oder Neurosen
  • neuronale Erkrankungen wie Lähmungen
  • Morbus Parkinson, Wachkoma
  • Parasitenbefall im Darm
  • Analhämorrhoiden, Hernie oder Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse)
Grundsätze:
  • Es gibt keinen Normwert für die Frequenz an Stühlen. Drei Stühle pro Tag können ebenso normal sein wie ein Stuhl in drei Tagen.
  • In den allermeisten Fällen lässt sich eine sinnvolle Stuhlfrequenz auch ohne den Einsatz von Laxanzien erreichen.
  • Der Bewohner ist frei in der Wahl seiner Nahrungsmittel. Pflegekräfte können den Bewohner nur beraten, aber keine Vorschriften machen.
  • Dieser Standard gilt nicht, wenn eine Obstipation vorliegt. Bei einer bereits bestehenden Stuhlverstopfung sind die meisten hier genannten Maßnahmen wirkungslos oder gar gefährlich. Dieses gilt insbesondere für orale Maßnahmen, wenn gleichzeitig die Darmpassage etwa von Stuhlsteinen verlegt sind.
Ziele:
  • Eine Stuhlverstopfung und ihre Ursachen sollen korrekt erkannt und beseitigt werden.
  • Die Intimsphäre soll soweit möglich gewahrt bleiben.
  • Der Bewohner soll schmerz- und druckfrei, also ohne zu Pressen, abführen können. Er soll zudem das Gefühl bekommen, vollständig abgeführt zu haben.
  • Der Bewohner soll sein Abführverhalten auch nach dem Umzug in das Pflegeheim beibehalten. Wenn er also sein Leben lang dreimal pro Woche abführte, so ist diese Frequenz auch weiterhin ein akzeptabler Wert.
  • Der Stuhlgang soll regelmäßig sein und eine Frequenz von einem Stuhlgang in drei Tagen nicht unterschreiten.
  • Der Stuhl soll in Konsistenz, Farbe, Zusammensetzung usw. im Normbereich liegen.
  • Risikofaktoren sollen in ihrer Wirkung korrekt eingeschätzt werden.
  • Bewohner mit Antikoagulationstherapie erleiden keine Anal- / Hämorrhoidalblutungen.
Vorbereitung: Risikoermittlung / Beobachtung von Symptomen:
  • Wir schätzen das Obstipationsrisiko jedes Bewohners regelmäßig ein und lassen die Ergebnisse in die Pflegeplanung einfließen.
  • Wir achten auf Symptome für eine Obstipation:
    • seltener und dann harter Stuhlgang
    • Überlaufinkontinenz (unwillkürliche Kotentleerung bei hartnäckiger Obstipation) im Form von kleinen Mengen dünnen Kots oder Schleim
    • Druckgefühl
    • aufgeblähter Bauch
    • Blähungen
    • allgemeine Unlust, Gereiztheit
    • Verwirrtheitszustände
    • Fieber oder Erbrechen
    • starke Bauchschmerzen
    • Appetitlosigkeit
    • Kopfschmerzen
    • belegte Zunge
    • Mundgeruch
  • Wir erstellen zudem eine Stuhlausscheidungsanamnese. Die wichtigsten Daten:
    • Stuhlkonsistenz, Farbe, Geruch
    • Frequenz der Stühle
    • Aussscheidungsdauer (wie lange "drückt" der Bewohner)
    • Abführmittelgebrauch
Information des Bewohners: Wir informieren den Bewohner über Verhaltensweisen, mit denen er Stuhlverstopfung vermeiden kann.
  • angepasste Ernährung, insbesondere Verzicht auf belastende Nahrungsmittel wie:
    • Schwarztee
    • Schokolade
    • Weißmehlprodukte
  • Stattdessen sollte der Bewohner mehr ballaststoffreiche und darmanregende Kost zu sich nehmen wie:
    • Vollkornbrot
    • Vollkornnudeln
    • Vollkornkuchen
    • Knollengemüse
    • rohe Salate
    • getrocknete Pflaumen oder Feigen
    • Joghurt
    • Buttermilch
    • Müsli
  • mindestens 2 Liter Flüssigkeitsaufnahme pro Tag
  • gutes Durchkauen der Nahrung
  • direkt nach dem Aufstehen ein Glas Wasser oder vor dem Zubettgehen ein Glas Pflaumensaft. Beides befördert in vielen Fällen die Darmentleerung.
  • eine tiefe Bauchatmung (fördert die Eigenbewegung des Verdauungstraktes)
  • keine unnötige Einnahme von Abführmitteln oder sonstigen Nahrungsergänzungsmitteln
  • ausreichende Bewegung im Rahmen der körperlichen Möglichkeiten
  • Beibehaltung eigener, seit Jahren eingespielter, Essenszeiten (soweit dieses möglich ist)
weitere Maßnahmen
  • Wir erfragen das Abführverhalten des Bewohners aus der Zeit bevor er in das Pflegeheim umzog.
  • Wir bitten Angehörige und Freunde, bei einem Besuch auf Schokolade als Präsent zu verzichten.
Durchführung: Mobilisierung des Bewohners
  • Der Bewohner soll an möglichst vielen körperlichen Aktivitäten teilnehmen, wie etwa der Gymnastikstunde usw.
  • Der Bewohner soll viele Spaziergänge unternehmen.
  • Immobile Bewohner werden im Bett mobilisiert, etwa durch Gymnastik und insbesondere durch Bauchmuskeltraining.

 

Darmtraining
  • Der Bewohner wird ermuntert, seinen Darm zu regelmäßigen Zeitpunkten zu entleeren. Die Anzahl der Stühle pro Woche muss den Gewohnheiten des Bewohners entsprechen.
  • Bei Bedarf führt die Pflegekraft eine Bauchmassage durch. Diese verläuft in kleinen Kreisen im Uhrzeigersinn mit der Hand entlang der Lage des Dickdarms. Der Magen und die Darmblase werden ausgespart.
  • Wir demonstrieren dem Bewohner die Anwendung der Bauchdeckenübung. Der Bewohner atmet ein und zieht den Bauch ein. Danach atmet der Bewohner aus und entspannt den Bauch. Um die Wirkung besser spüren zu können, kann der Bewohner die Hände auf den Bauch legen.
  • Der Bewohner wird ermuntert, bei Stuhldrang frühzeitig die Toilette aufzusuchen. Falls er dieses selbstständig nicht kann, soll er klingeln und nicht abwarten.
  • Eine Abneigung gegen die (fremde) Toilette oder die Bettschüssel wird im persönlichen Gespräch zwischen Bewohner und Bezugspflegekraft thematisiert.
  • Viele Bewohner benötigen einen gewohnten Reiz, damit die Stuhlentleerung eingeleitet werden kann, etwa Koffein oder Nikotinzufuhr. Ein maßvoller Umgang mit Kaffee und Zigaretten kann daher durchaus sinnvoll sein. Eine radikale Entwöhnung ist zumeist kontraproduktiv.
  • Klassische Abführtees sollten nicht dauerhaft genommen werden, da diese den Darm schädigen können. Wir setzen stattdessen auf andere bewährte Hausmittel, wie Sauerkrautsaft, Bonbons oder Getränke mit Süßstoffen oder trüber Apfelsaft.
  • Bei dementiell Erkrankten achten wir auf Anzeichen für einen Stuhldrang und begleiten die Bewohner auf die Toilette.
  • Falls notwendig, cremen wir den Anus mit Vaseline ein, sofern der Bewohner dazu nicht selbst in der Lage ist.
  • Wir lassen Bewohnern auf der Toilette ausreichend Zeit.
äußere Bedingungen:
  • Wenn der Gesundheitszustand des Bewohners dieses erlaubt, wahren wir dessen Intimsphäre und verlassen die Toilette.
  • Der Weg zur Toilette ist jedem Bewohner bekannt. Ggf. bringen wir Orientierungshilfen an.
  • Die Toiletten werden angenehm ausgestattet, ausreichend belüftet und beheizt.
  • Die Sauberkeit der Toiletten ist immer sichergestellt. Ggf. verwenden wir einen Lufterfrischer.
  • Wenn der Weg zur Toilette zu beschwerlich ist, halten wir einen Toilettenstuhl bereit.
  • Die Toiletten sind mit Haltegriffen und einer Klingel ausgestattet.
  • Ggf. bieten wir dem Bewohner eine Toilettensitzerhöhung an.
medizinische Maßnahmen: In Absprache mit dem Hausarzt leiten wir geeignete medizinische Maßnahmen ein:
  • Wir verabreichen kurzfristig orale Abführmittel.
  • Wir nutzen Abführzäpfchen.
  • Wir führen einen Einlauf durch.
  • Wir prüfen, ob chirurgische Maßnahmen notwendig sind wie etwa eine Hämorrhoidenverödung.
  • Wir prüfen, ob eine schlecht passende Zahnprothese das gute Durchkauen der Nahrung verhindert.
Nachbereitung:
  • Wenn die Obstipation plötzlich auftritt und Blut im Stuhl sichtbar wird, wird umgehend der Hausarzt informiert.
  • Ebenfalls alarmieren wir den Hausarzt, wenn sich Obstipationen und Durchfälle abwechseln.
  • Wenn ein Ileus (Störung der Darmpassage infolge einer Darmlähmung oder Darmverschluss) möglich erscheint, tasten wir den Bauch ab und prüfen die Darmgeräusche mit einem Stethoskop. Selbst bei einem nur geringen Verdacht rufen wir sofort den Hausarzt / Notarzt.
  • Wenn eine Obstipation auftritt, gehen wir ansonsten vor wie im Standard "Obstipationsbehandlung" beschrieben.
Dokumente:
  • Leistungserfassung
  • Berichtsblatt
  • Ein- und Ausfuhrbilanzierung
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Prophylaxe; Obstipation; Obstipationsprophylaxe; Verstopfung; Kotverstopfung
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