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Version 2.01

Standard "Anwendung einer Urinflasche"

 
Im Vergleich zum Blasenkatheter ist eine Urinflasche für Senioren und Pflegekräfte das kleinere Übel. Richtig angewendet ermöglicht diese eine weitgehend selbständige und unproblematische Urinausscheidung. Pflegefehler hingegen können Infektionen, Mazeration oder gar einen Dekubitus im Intimbereich verursachen.
 

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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 

Standard "Anwendung einer Urinflasche"

Definition: Eine Urinflasche wird verwendet, wenn ein Bewohner das Bett zur Blasenentleerung nicht verlassen kann. Das Gefäß besteht aus bruchfestem Glas, Chromnickelstahl oder Kunststoff. Eine Messskala am Flaschenrand ermöglicht eine Erfassung der ausgeschiedenen Harnmenge.

Zumeist werden diese Flaschen bei Männern eingesetzt, es gibt aber auch Varianten für Frauen. Deren Öffnung ist breiter und schmaler.

Grundsätze:
  • Bei der Ausscheidung auf eine Urinflasche angewiesen zu sein, ist für die meisten Menschen höchst unangenehm. Dieses Gefühl wird durch die Anwesenheit von Pflegekräften bei der Blasenentleerung noch verstärkt. Wir stellen uns stets darauf ein, dass diese Emotionen sich in Ablehnung gegen die Pflegekräfte kanalisieren können.
  • Wir erwarten von unseren Pflegekräften ein einfühlsames und diskretes Verhalten.
  • Wir beachten den Wunsch des Bewohners nach Unterstützung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
  • Nach Möglichkeit sollte der Bewohner seinen Penis eigenständig in die Urinflasche einführen und nach der Blasenentleerung säubern. Nur wenn er dazu nicht in der Lage ist, wird diese Aufgabe ganz oder teilweise durch die Pflegekräfte übernommen.
Ziele:
  • Wir ermöglichen dem Bewohner eine komplikationsfreie Blasenentleerung im Bett.
  • Die Würde des Bewohners bleibt zu jedem Zeitpunkt gewahrt.
  • Alle hygienischen Vorgaben werden erfüllt.
  • Die Geruchsbelästigung reduziert sich auf ein Mindestmaß.
Vorbereitung: Indikation Eine Blasenentleerung per Urinflasche ist sinnvoll bei
  • strikter Bettruhe, etwa nach operativen Eingriffen oder bei Beinvenenthrombosen
  • insbesondere bei Frauen: nach Beckenfraktur
  • Bewegungseinschränkungen, etwa als Folge einer Apoplexie
notwendiges Material Wir halten folgende Materialien bereit:
  • Zellstoff
  • Urinflasche
  • Einmalhandschuhe
Organisation
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Jeder Bewohner sollte seine eigene Urinflasche haben.
  • Wenn die Urinflasche am Bett befestigt werden soll, muss eine Halterung angebracht werden.
allgemeine Maßnahmen
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht Einmalhandschuhe an.
Durchführung: Einlegen der Urinflasche
  • Sollte der Bewohner zu Beginn der Maßnahme eine Erektion haben, wird diese von der Pflegekraft ohne jeden weiteren Kommentar ignoriert und die Blasenentleerung ggf. um einige Minuten verschoben.
  • Die Pflegekraft fasst den Penis an der Peniswurzel und führt das Glied in die Flaschenöffnung ein. Sie achtet darauf, dass der Flaschenrand keinen Druck auf die Hoden ausübt.
  • Ggf. kann die Flasche durch zusammengerollte Handtücher abgepolstert werden.


  • Wenn der Bewohner auf dem Rücken liegt, kann die Flasche mit den beiden Oberschenkeln fixiert werden.


  • Eine Miktion in der Seitenlage ist auch möglich. Insbesondere bei unruhigen Bewohnern kann es jedoch schnell dazu kommen, dass der Penis aus der Flasche gleitet.
  • Wenn das Rückteil des Bettes aufgestellt wird, erleichtert das die Blasenentleerung.
  • Der Bewohner wird für die Blasenentleerung zugedeckt.
Blasenentleerung
  • Soweit möglich wird der Bewohner während der Blasenentleerung allein gelassen. Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Bewohner jederzeit die Signalanlage nutzen kann.
  • Wenn der Bewohner sehr unruhig ist, sollte die Flasche während der Blasenentleerung festgehalten werden. Alternativ kann die Flasche mit Sandsäckchen fixiert werden.
  • Eine Urinflasche sollte stets nur so kurz wie möglich angelegt werden. Ansonsten kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen:
    • Ein anhaltender Druck der Urinflasche auf der Haut kann zu einem Dekubitus führen. Bedroht sind insbesondere die Schleimhäute des Intimbereiches.
    • Am Penis kann es zu einer Mazeration kommen.
    • Die feuchte Wärme begünstigt Infektionen, insbesondere Mykosen.
    • Wenn die Flasche über längere Zeit angesetzt ist, gibt der Bewohner ständig kleine Mengen Urin ab. Er verlernt es, den Harnfluss bis zur Blasenentleerung anzuhalten. Er wird inkontinent.
Entnehmen der Urinflasche
  • Die Pflegekraft entfernt die Flasche und tupft den Penis mit Zellstoff ab.
  • Die Urinflasche wird mit einem Deckel verschlossen und zeitnah aus dem Zimmer entfernt.
alternatives Vorgehen bei einer Bewohnerin
  • Die Öffnung der Flasche wird eng anliegend an die Harnröhrenöffnung gelegt.
  • Nach dem Wasserlassen wird die Flasche zeitnah entfernt.
  • Der Intimbereich wird danach ("von vorne nach hinten") gereinigt.
Nachbereitung:
  • Die Urinflasche wird regelmäßig entleert und im Spülkasten desinfiziert.
  • Die Pflegekraft bringt die Flasche mit Deckel griffbereit am Bett an.
  • Die Pflegekraft überprüft, ob das Bett mit Harn verschmutzt wurde. In diesem Fall muss das Bett neu bezogen werden.
  • Ggf. wird der Klingelknopf desinfiziert.
  • Die gesamte Bekleidung des Bewohners wird gerichtet und der Bewohner bequem gelagert.
  • Die Pflegekraft fragt nach dem Befinden des Bewohners.
  • Das Bettlaken wird von Falten befreit.
  • Der Bewohner wird befragt, ob er weitere Wünsche habe. Insbesondere wird ihm ein Getränk angeboten.
  • Das Zimmer wird gelüftet.
  • Das verbrauchte Material wird entsorgt.
  • Der Bewohner erhält die Möglichkeit, seine Hände zu waschen und zu desinfizieren.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Lagerung wird im Lagerungs- und Mobilitätsplan verzeichnet.
  • Die Maßnahme wird im Leistungsnachweis dokumentiert.
  • Relevante Beobachtungen werden dem Hausarzt und der Pflegedienstleitung weitergemeldet.
  • Die Ergebnisse und Erfahrungen werden regelmäßig in Fallbesprechungen und in der Dienstübergabe diskutiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.

Reinigung in der ambulanten Pflege

  • Die Urinflasche wird regelmäßig gereinigt, da ausspülen allein unzureichend ist. Ggf. kann dafür Essigreiniger genutzt werden. Wichtig ist insbesondere die Entfernung der Ablagerungen.
  • Die Nutzung von Bürsten zur Reinigung von Urinflaschen ist problematisch. Diese können beim Herausziehen aus dem Flaschenhals spritzen und zur Keimverschleppung führen. Daher sollten nur vergleichsweise kleine Bürsten genutzt werden.
Dokumente:
  • Leistungsnachweis
  • Lagerungs- und Mobilitätsplan
  • ggf. Bilanzierungsplan
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Harn; Urin; Urinflasche; Inkontinenz
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