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Vers. 2.2h

Standard "transurethrale Katheterisierung von Frauen"

 
Die Katheterisierung zählt sicherlich zu den kompliziertesten pflegerischen Eingriffen. Die Anforderungen an Hygiene und Geschicklichkeit sind sehr hoch, der Spielraum für Fehler ist denkbar gering. Wir haben unseren Standard deutlich erweitert und aufwändig illustriert.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
  • Wichtiger Hinweis: Weder in der Fachliteratur noch in den Lehrinhalten der Pflegeschulen hat sich eine einheitliche Durchführung durchgesetzt. Das führt dazu, dass es in der Praxis viele im Detail abweichende Varianten gibt, die dennoch alle fachlich korrekt sind. Sie sollten innerhalb Ihres Pflegeteams zu einer einheitlichen Durchführung kommen und diese (basierend auf dieser Textvorlage) in einem Standard fixieren.
 

Standard "transurethrale Katheterisierung von Frauen"

Definition:
  • Viele Krankheiten der Nieren und der ableitenden Organe erfordern eine zeitweilige oder dauerhafte künstliche Ableitung des Harns nach außen. Die transurethrale Harnableitung mittels Katheter zählt zu den ärztlichen Tätigkeiten, die nur unter fest definierten Voraussetzungen an Pflegekräfte delegiert werden dürfen.
  • In diesem Standard wird die transurethrale Katheterisierung beschrieben, also die Harnableitung durch einen Schlauch, der in die Harnröhre eingeführt wird. Diese Durchführung ist von der suprapubischen Katheterisierung zu unterscheiden, bei der ein Schlauch durch die punktierte Bauchdecke in die Harnblase geführt wird.
  • Schon kleine Nachlässigkeiten bei der Durchführung der Katheterisierung können zu Komplikationen führen, etwa Infektionen bei Hygienemängeln. Daher sollte die Indikation stets kritisch hinterfragt werden. Ab einer voraussichtlichen Einsatzdauer von mehr als fünf Tagen ist i.d.R. eine suprapubische Drainage die bessere Alternative.
  • Es gibt verschiedene Arten von Katheterisierungen:
    • Die Einmalkatheterisierung setzen wir ein, um die Harnblase bei akutem Harnverhalt zu entleeren oder den Restharn zu bestimmen.
    • Die Dauerkatheterisierung erlaubt eine Entleerung der Blase für einen längeren Zeitraum.
    • Unter einer intermittierenden Katheterisierung versteht man eine regelmäßige Blasenentleerung (3 bis 5 Mal pro Tag), die häufig vom Betroffenen selbst durchgeführt wird.
Grundsätze:
  • Die Maßnahme wird nur dann durchgeführt, wenn die Bewohnerin zustimmt.
  • Ein Blasenkatheter darf nur auf ärztliche Anweisung gelegt oder entfernt werden.
  • Der beste Weg, um Komplikationen bei der Katheterisierung zu vermeiden besteht darin, die Katheterisierung selbst zu vermeiden, wenn es eine Alternative dazu gibt.
  • Ein transurethraler Blasenverweilkatheter bringt ein hohes Infektionsrisiko mit sich und ist ein gravierender Eingriff in die Intimsphäre. Es ist daher stets das letzte Mittel. Wir werden immer versuchen, eine Alternative zu finden.
  • Ein Blasenverweilkatheter sollte nur so kurz wie möglich verwendet werden.
Ziele:
  • Die Würde der Bewohnerin bleibt gewahrt.
  • Die Lebensqualität wird verbessert.
  • Die Schmerzbelastung wird auf ein Minimum reduziert.
  • Ein freier Harnabfluss wird gewährleistet.
  • Die Harnausscheidung wird überwacht und Krankheiten schnell und sicher erkannt.
  • Die Gewinnung kontaminationsfreier Urinproben ist sichergestellt.
  • Durch konsequente Umsetzung hygienischer Standards wird eine Verschleppung pathogener Keime von der Harnröhrenmündung in die Blase und somit eine Infektion der Blase und der Niere verhindert.
  • Eine Verletzung oder eine Entzündung der Harnröhrenschleimhaut wird vermieden.
Vorbereitung: Allgemeines
  • Unsere Pflegekräfte werden regelmäßig zur medizinischen Behandlungspflege fortgebildet.
  • Die Qualität der Katheterisierung wird regelmäßig per Pflegevisite überwacht.
Indikation Die Indikation für eine transurethrale Katheterisierung besteht bei:
  • Harnverhaltung, also der Unfähigkeit, die gefüllte Harnblase spontan zu entleeren. Betroffen sind etwa Patienten mit Multipler Sklerose.
  • chronischer Restharn, also eine Blasenentleerungsstörung, die dazu führt, dass nach Miktion in der Harnblase eine relevante Urinmenge zurückbleibt.
  • Bestimmung des Restharns, der nach einer Miktion in der Blase verblieben ist
  • Blasenspülung bei Blasenblutung
  • Blaseninstillation, also das therapeutische Einleiten von Flüssigkeit in die Harnblase

(Hinweis: Blasenspülungen und ähnliche Maßnahmen sind riskant, da das notwendige Maß an Hygiene in der stationären und vor allem in der ambulanten Altenpflege kaum sichergestellt werden kann.)

  • Anurie, also eine Harnausscheidung unter 100ml pro Tag
  • Kontrolle des Urins, etwa mittels bakteriologischer Untersuchung
Kontraindikation Keine Indikation besteht bei:
  • Inkontinenz, da diese i.d.R. mit alternativen Methoden angemessen versorgt werden kann. (Hinweis: Eine Katheterisierung kann als Reservemaßnahme genutzt werden, wenn alle nichtinvasiven Techniken zur Inkontinenzversorgung fehlschlagen.)
  • Bestehende oder vermutete Verletzung oder Verengung der Harnröhre, etwa als Folge von
    • Adipositas
    • zurückliegende Kindsgeburt
    • Fehlbildungen oder andere krankhafte Veränderungen von Organen im Beckenbereich
  • Oftmals wird eine Katheterisierung durch einen unzureichenden Zugang zum Intimbereich verhindert. Etwa, wenn die Bewohnerin unter Arthritis oder Kontrakturen leidet, die das Anstellen der Beine verhindern.
  • Die Maßnahme wird nicht durchgeführt, wenn die Gefahr besteht, dass demente Bewohnerinnen den Blasenverweilkatheter mutwillig entfernen.
ärztliche Anordnung: Wir stellen sicher, dass für die Katheterisierung eine ärztliche Anordnung vorliegt. Diese umfasst:
  • Art des Katheters (Form, Länge, ggf. mit Ballon usw.)
  • Kathetergröße in Charr.
  • Material des Katheters (PVC, Latex, Silikon, Hydrogel- oder Silberbeschichtung)
  • Liegedauer des Katheters
Material bereitlegen:
  • flüssigkeitsundurchlässiges Einschlagtuch als Schutz für das Bett
  • steriles Tuch als Arbeitsunterlage für das sterile Material
  • steriles geschlitztes Lochtuch zum Abdecken der Genitalien (Größe ca. 50 * 60 cm, Vorderseite aus Zellstoff, Unterseite aus wasserabweisender Folie)
  • dreigeteilte Schale mit 6 Kugeltupfern ("Pflaumen") oder Kompressen für die Desinfektion des Genitalbereiches
  • Urinauffangschale mit einem Fassungsvermögen von mindestens 750ml
  • ggf. 2 sterile Pinzetten zur Desinfektion und für das Einführen des Katheters (ggf. aus Plastik)
  • 3 Paar sterile Handschuhe (Zahl abhängig von der Vorgehensweise)
  • Gleit- und Anästhesiemittel
  • Schleimhautdesinfektionsmittel für die Desinfektion der Harnröhrenöffnung
  • ggf. steriles Gefäß für die bakteriologische Untersuchung
  • sterile 10-ml-Spritze mit steriler Glycerin-Wasserlösung. als Blockungsflüssigkeit für den Ballon bei Blasenverweilkathetern
  • zwei sterile Katheter (Einmal- bzw. Ballonkatheter nach ärztlicher Anweisung mit 12 bis 14 Charr.; einer als Ersatz)
  • kleines Kissen
  • geschlossenes, steriles Harnableitungssystem mit Vorrichtung zum Aufhängen
  • Material zur Durchführung einer Intimtoilette (laut Standard)

(Viele dieser Materialien sind auch als Katheterisierungsset erhältlich.)

Organisation:
  • Die Katheterisierung wird soweit möglich von zwei Pflegekräften durchgeführt: eine Pflegefachkraft und eine assistierende Pflegehilfskraft. Wenn die Maßnahme nur von einer Pflegefachkraft durchgeführt werden soll, so muss diese weiblich sein, um Vorwürfen sexuellen Missbrauchs zu begegnen.
  • Die Heimbewohnerin wird über die anstehende Maßnahme informiert. Ihre Fragen werden umfassend beantwortet. Die Bewohnerin wird um Zustimmung gebeten.
    (Hinweis: Demente Senioren reagieren häufig ablehnend auf die Maßnahme und leisten Widerstand in verschiedensten Abstufungen. Wenn es zu einer Katheterisierung keine Alternative gibt und Validation u.Ä. erfolglos bleibt, kann eine vorherige Applikation eines Beruhigungsmittels diskutiert werden.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder die Mitbewohnerin für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Die Pflegekraft führt eine Intimtoilette durch. Das Material für die Intimtoilette wird entsorgt.

  • Die Bewohnerin wird bequem auf dem Rücken gelagert. Ggf. wird das Becken mit einem Kissen unterstützt.
  • Die Bewohnerin stellt die Beine auf und spreizt sie etwas ab.
  • Die unsterile Unterlage wird zwischen Gesäß und Bett gelegt. Sofern möglich, soll die Bewohnerin dafür das Gesäß kurz anheben.

(Hinweis: In der Praxis wird das Arbeitsmaterial häufig auf dem Bett zwischen den angewinkelten Beinen des Bewohners aufgebaut.)

  • Die Pflegekräfte führen eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Pflegekraft kann nun unter aseptischen Bedingungen das Katheterset öffnen und auf der desinfizierten Arbeitsfläche ausbreiten.
  • Der kurze Teil der perforierten Katheterhülle wird abgetrennt.

(Hinweis: Es ist oft auch üblich, den Katheter schon jetzt komplett aus der Verpackung zu entnehmen.)

  • Das Schlitztuch wird vorsichtig entnommen (ohne die sterilen Flächen oder die anderen sterilen Materialien zu berühren) über den Intimbereich gelegt.
  • Die Urinauffangschale wird zwischen den Beinen platziert.
  • Das Material wird griffbereit in die Nähe gelegt.
  • Die Tupfer werden mit der antiseptischen Lösung getränkt.
Durchführung: Reinigung:
  • Die Pflegekraft zieht sterile Handschuhe an. Über die Arbeitshand der durchführenden Pflegekraft wird ein zweiter steriler Handschuh gelegt.
  • Das Schlitztuch wird über den Genitalbereich so gelegt, dass die Vulva sichtbar ist.
  • Die Pflegekraft verbindet den Katheter auf der sterilen Arbeitsfläche mit dem Harnableitungssystem.
  • Die Pflegekraft überprüft ggf. den Katheterballon mit der Spritze mit der sterilen Glycerin-Wasserlösung auf Dichtigkeit.

  • Mit den ersten beiden Tupfern werden die großen Schamlippen desinfiziert. Es wird jeweils nur einmal in Richtung von der Schambeinfuge zum Anus gewischt. Die Einwirkzeit wird jeweils abgewartet.
  • Die großen Schamlippen werden mit einer Hand gespreizt. (Wichtig: Diese Hand ist nicht mehr keimfrei. Sie darf mit sterilem Material nicht mehr in Kontakt kommen.)
  • Mit zwei weiteren Tupfern werden die kleinen Schamlippen in gleicher Wischrichtung desinfiziert.
  • Die Harnröhre wird mit dem fünften Tupfer von oben nach unten desinfiziert.
  • Der sechste Tupfer wird vor die Öffnung der Vagina gelegt.

(Hinweis: Der Abwurfbehälter sollte so positioniert sein, dass die Pflegekraft beim Entsorgen von Material nicht den "Luftraum" oberhalb des sterilen Materials durchqueren muss.)

Einführen des Katheters:
  • Der zweite zusätzliche Handschuh wird von der Arbeitshand abgezogen.

  • Das sterile Gleitmittel wird tropfenweise in die Harnröhrenöffnung eingebracht, um die Verletzungsgefahr zu senken. (Hinweis: Es kann sinnvoll sein, eine kleine Menge Gleitmittel auf die Arbeitsfläche zu tropfen und die Katheterspitze darin zu wälzen.)
  • Die Pflegehilfskraft reicht den Katheter in der restlichen Verpackung an die durchführende Pflegekraft weiter.

  • Diese führt den Katheter in die Harnröhre ein, etwa 5-6 cm bis Urin fließt.
  • Wenn der Katheter in Kontakt mit der Vagina oder einer anderen nicht desinfizierten Hautfläche kommt, wird dieser verworfen und ersetzt.
  • Wenn ein Widerstand spürbar wird, versucht die Pflegekraft diesen mit einer Drehbewegung ohne Krafteinsatz zu überwinden. Gelingt dieses nicht, so wird die Katheterisierung abgebrochen und der Hausarzt informiert. In keinem Fall wird der Katheter mit Gewalt in der Harnröhre bewegt.

(Hinweis: Oftmals wird das Einführen erleichtert, wenn der Bewohner aufgefordert wird, unmittelbar vorher tief einzuatmen und sich zu entspannen.)

Vorgehen bei Einmalkathetern:
  • Sobald der Harnfluss einsetzt, wird der Katheter nic

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Schlüsselwörter für diese Seite Blasenkatheter; Prophylaxe; Katheterisierung; Inkontinenz; Einmalkatheterisierung; Dauerkatheterisierung
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