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Version 1.06a

Informationsbroschüre "Sturzprophylaxe"

 
Nicht dokumentiert = nicht durchgeführt. Das allseits bekannte Mantra des MDK zu Pflegedokumentation wird derzeit eins zu eins auf den Bereich der Beratung übertragen. Pflegeteams müssen nun ihre Bewohner und Klienten über etwaige Risiken aufklären. Sie laufen sonst Gefahr, nach einem Unfall auf einem Teil der Kosten sitzen zu bleiben.
 
 
Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Informationsbroschüre "Sturzprophylaxe"

Wer ist besonders sturzgefährdet?

Häufig sind es Menschen mit folgenden Erkrankungen:
  • Inkontinenz, insbesondere die Dranginkontinenz
  • Multiple Sklerose
  • Parkinsonsche Erkrankung
  • Demenz (erhöhter Bewegungsdrang)
  • Apoplexie / apoplektischer Insult (Schlaganfall)
  • Polyneuropathie
  • Osteoporose
  • Osteoarthritis
  • Krebserkrankungen
  • Epilepsie
  • niedriger Blutdruck
  • Herzrhythmusstörungen
  • Diabetes mellitus / Entgleisungen des BZ-Wertes / Polyneuropathie (etwa Sensibilitätsstörungen in den Füßen)
  • schlechter Allgemeinzustand
Viele Medikamente haben Nebenwirkungen, die Stürze verursachen können. Sie können etwa Gangunsicherheiten oder etwa Schwindel hervorrufen. Dazu zählen:
  • Psychopharmaka, insbesondere Antidrepressiva, Neuroleptika
  • Beruhigungs- und Schlafmittel (Benzodiazepine)
  • ggf. Blutdrucksenker (Antihypertonika)
  • Diuretika
  • Antiarrhythmika zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen
  • Hinzu kommt, dass alte Menschen oftmals viele verschiedene Medikamente durch verschiedene Ärzte verordnet bekommen. Dabei kann es auch ungünstigerweise zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen. Nicht zu vergessen sind dann noch die nicht verschreibungspflichtigen Medikamente, die ohne Wissen des Arztes eingenommen werden.
Auch eine beeinträchtigte Beweglichkeit führt häufig zu Stürzen, wie etwa:
  • humpeln / hinken
  • Kontrakturen
  • Balancestörungen
  • sichtbare Gangveränderungen
  • versteifte Gelenke
  • Kraftlosigkeit in den Beinen

Ein beeinträchtigtes Sehvermögen ist ein Risiko:
  • Der Bewohner möchte keine Brille tragen.
  • Er trägt die Brille nicht immer.
  • Die Brille ist häufig zu schmutzig.
  • Die Brille sitzt nicht oder nur schlecht.
  • Die Brille wird häufig verlegt.
  • Die Glasstärken sind nicht mehr angemessen.
  • Der Bewohner ist erblindet.
  • Der Bewohner kann nicht räumlich sehen.
  • Der Bewohner leidet unter einer erhöhten Blendungsempfindlichkeit. Das Sehen bei Dämmerung ist schlecht.
  • Er hat ein vermindertes Gesichtsfeld.

Psychologische Faktoren:
  • Die Einschränkungen werden vergessen, verdrängt oder verleugnet.
  • Depressionen
  • übertriebene Angst vor Stürzen


Wie kann ein Sturz vermieden werden? Folgende Maßnahmen sollen bei mir umgesetzt werden:


O
Kraft- und Balancetraining
O
Tragen von Hüftprotektoren
O die Inkontinenzversorgung verändern
O in der Nacht Stoppersocken tragen
O Anschaffung von Hilfsmitteln, wie etwa Rollator, Gehstock, Rollstuhl
O Umgestaltung des Zimmers/ Möblierung
O Beleuchtung verändern
O zusätzliche Anbringung von Haltegriffen im Badezimmer
O Anbringung einer Toilettensitzerhöhung
O Teppichgitter unterlegen
O Teppich entfernen
O Medikamentenverordnung mit dem Arzt überdenken und besprechen
O Anschaffung geeigneter Kleidung und geeigneter Schuhe
O Anforderung Rezept Krankengymnastik
O Anschaffung eines Alarmgerätes mit Fußbodensensor

Die wichtigsten Fragen

Kann man den Bewohner nicht einfach fixieren („festmachen“), etwa im Rollstuhl und dadurch einen Sturz vermeiden? Nein, denn wenn ein Bewohner fixiert wird, der ansonsten noch aufstehen und gehen könnte, handelt es sich um eine freiheitsentziehende Maßnahme. Diese Maßnahmen dürfen in Deutschland nur durchgeführt werden, wenn dafür ein richterlicher Beschluss vorliegt. Angehörige dürfen keine Fixierung genehmigen, dieses auch dann nicht, wenn sie als Betreuer eingesetzt sind.

Ich höre häufig von einem „Expertenstandard“. Was ist das? Der „Expertenstandard zur Sturzprophylaxe in der Pflege“ gibt vor, wie ein Sturz vermieden werden kann. Er fasst den aktuellen Stand der Forschung zusammen und bewertet z.B. die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Sturzvermeidung. Diese Vorgaben sind für alle Pflegeheime und Pflegedienste in Deutschland verbindlich.

Wer bezahlt die Hüftprotektoren? Solange die Protektoren nicht im Hilfsmittelverzeichnis der Pflegeversicherung eingetragen sind, sind die Krankenkassen nicht dazu verpflichtet, die Kosten dafür zu übernehmen. Einige Krankenkassen lassen aber mit sich verhandeln. Deshalb ist es sinnvoll, dort einfach einmal nachzufragen.

Welche Schuhe eignen sich am besten, um Stürze zu vermeiden? Am besten eignen sich feste Schuhe mit guter Passform, etwa gute Turnschuhe. Welche Sohle am besten gewählt werden sollte, hängt von der Beschaffenheit des Fußbodens ab, auf dem sich der Bewohner am meisten bewegt. Die Schuhe sollten keine hohen Absätze haben, sondern breite und niedrige. Diese Absätze vergrößern die Standfläche und geben besseren Halt beim Gehen.

Wo kann ich regelmäßig Kraft- und Balanceübungen machen? Bei uns in unserer Einrichtung. Wir bieten im Rahmen der Gymnastikstunde zweimal wöchentlich speziell Übungen zur Steigerung der Kraft und der Balance an. Darüber hinaus zeigen wir Ihnen Übungen, die Sie täglich ohne Hilfestellung allein durchführen können.

Wie funktioniert das Alarmgerät mit Fußbodensensor? Dieses Gerät ist eine Fußmatte mit einer Alarmfunktion. Steht z.B. ein sturzgefährdeter Bewohner in der Nacht auf und berührt dabei die Fußmatte, wird ein Alarm ausgelöst. Die Pflegekraft kann also schnell reagieren und dem Bewohner Hilfestellung geben. Dieses Gerät muss allerdings von Ihnen selbst oder von Ihren Angehörigen angeschafft werden.



Wenn Sie verschiedene Maßnahmen zur Vermeidung eines Sturzes nicht wünschen, können Sie diese hier eintragen:








Ich wurde über die Ursachen und Maßnahmen zur Vermeidung eines Sturzes aufgeklärt.




______________________________
Datum, Unterschrift Pflegebedürftiger/ Datum,
Angehöriger/ gesetzlicher Betreuer

 


________________________
Unterschrift Mitarbeiter

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Beratung; Sturz; Sturzprophylaxe; Protokoll
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.