Diese hier beschriebenen Übungen eignen sich besonders gut für
Bewohner und Patienten, die bedingt durch ihre Bewegungseinschränkungen
unter einer muskulären Schwäche leiden oder aber durch eine
Akuterkrankung in ihrer Mobilität zurückgeworfen wurden. Durch
tägliches Training und Einbau von kleinen Bewegungsübungen lassen sich
schon deutliche Fortschritte im Muskelaufbau erzielen und damit den
Bewohner / Patienten wieder sicherer werden. Aber auch bei
Bewohnern / Patienten mit neurologischen Erkrankungen (z.B. Morbus
Parkinson) ist es wichtig, sie in Bewegung und damit im Training zu
halten.
Die
verschiedenen Bewegungsübungen dienen ganz allgemein der besseren
Beweglichkeit der einzelnen Extremitäten. Andererseits fördern sie
die Balance, den Kreislauf sowie die Geh- und Stehfähigkeit. Das
Gleichgewicht wird bei jeder Bewegung automatisch trainiert, etwa beim
Sitzen, beim Drehen des Kopfes, beim Treppensteigen, beim Gehen, beim
Aufrichten vom Liegen in den Sitz usw. Immer ist der Gleichgewichtssinn
beteiligt und schickt an das Gehirn Informationen über die Raum- und
Lageposition des Körpers.
Die Immobilität im Alter hat auch
sonst viele negative Folgen. Je unsicherer der Bewohner wird, desto
weniger bewegt er sich. Das hat Auswirkungen auf die durch das Alter
ohnehin schon eingeschränkten Körperfunktionen, z.B. in Form von
niedrigem Blutdruck, vermehrtem Schwindel, Muskelabbau, Einsteifung der
Gelenke usw. Am Ende traut sich der Bewohner immer weniger zu. Zuerst
geht er nicht mehr im Garten spazieren, dann nicht mehr in den
Speisesaal und zum Schluss nicht mehr aus seinem Zimmer. Er vermeidet
jeden zusätzlichen Gang und ist somit von Stürzen am meisten bedroht
und einsam obendrein.
Die folgenden Übungen sind so gestaltet,
dass sie von den Pflegekräften ohne großen Aufwand und nebenbei
eingesetzt werden können und sollen. Denn das Gymnastikangebot (wenn es
denn nur einmal wöchentlich stattfindet) ist wichtig aber nicht
ausreichend.
Bei der Durchführung der Übungen muss die Pflegekraft
selbstverständlich bei jedem Bewohner / Patienten auf die Tagesform
und auf die Medikation achten und danach entscheiden, ob der Bewohner/
Patient in der Lage ist, die Übungen durchzuführen und ob sie daneben
stehen und absichern muss.
So zeigen sich die Unsicherheiten beim Stehen und Gehen:
Dass
der Bewohner / Patient beim Gehen eingeschränkt ist, erkennt man häufig
daran, dass er sehr kleine Trippelschritte macht, dass er ganz dicht an
der Wand läuft und sich teilweise an ihr auch abstützt. Und häufig geht
der Betroffene sehr breitbeinig. Er kompensiert also seine Schwächen,
indem er beim Trippelgang nur so kurz wie möglich das Bein bzw. den Fuß
vom Boden abheben muss, und somit den Einbeinstand verkürzt. Die
Breitbeinigkeit hingegen vergrößert einfach die Standfläche.
Praxistipp:
Lassen Sie den Bewohner / Patienten diese Übungen mit bequemer weiter
Kleidung und festen rutschsicheren Schuhen durchführen.
Übungen:
Aufstehen und setzen auf einen Stuhl:
Es
sollte ein standfester Stuhl sein und er kann Armlehnen haben zum
Abstützen. Bei dieser Übung werden primär die Beinmuskulatur
und die entsprechenden Gelenke trainiert. Leiten Sie den Bewohner /
Patienten dazu an, zuerst mit dem Oberkörper nach vorn zu kommen und
dann aufzustehen. Beim Hinsetzen ist darauf zu achten, dass er sich
nicht einfach auf den Stuhl fallen lässt, sondern sich tatsächlich
kontrolliert hinsetzt. Diese Übung sollte anfänglich 5 bis 8 Mal
durchgeführt werden, später gern öfter.
Sitzen auf einem Stuhl dabei abwechselnd den Unterschenkel anheben:
Der
Bewohner / Patient sitzt auf dem Stuhl und hebt abwechselnd den
Unterschenkel soweit an, bis er eine gerade Linie mit dem Oberschenkel
bildet. Der Rücken soll dabei möglichst aufrecht und gerade bleiben.
Diese Übung sollte 6-8 Mal durchgeführt werden. Gestärkt wird vor allem
die Oberschenkelmuskulatur. Das Kniegelenk wird durchbewegt.
Hinter der Stuhllehne stehend, der Unterschenkel wird nach hinten oben gebeugt und wieder nach unten gestreckt:
Der
Bewohner / Patient steht hinter dem Stuhl und hält sich an der Lehne
fest. Dann soll er abwechselnd, mal links mal rechts, den jeweiligen
Unterschenkel anwinkeln und wieder strecken. Das kräftigt besonders
die Wadenmuskulatur. Diese Übung 5 bis 8 Mal durchführen lassen, dann
langsam steigern.
Hinter der Stuhllehne stehend, auf Zehenspitzen stellen und wieder zurück auf die Fersen:
Der
Bewohner / Patient hält sich erneut an der Lehne fest und stellt sich
auf die Zehenspitzen und wieder zurück auf die Fersen. Bei dieser Übung
wird besonders die Balance geübt. Aber auch die Muskulatur des
Sprunggelenks wird stark beansprucht. Da diese Übung einige Senioren auch
schnell überfordern kann, ist es auch möglich, diese Übung im Sitzen zu
machen. Sie sollte 6-8 Mal durchgeführt werden.
Im Sitzen oder Stehen hochziehen der Schultern:
Diese
Übung kann der Bewohner / Patient im Sitzen oder im Stehen durchführen. Er
sollte die Schultern so weit wie möglich hochziehen und danach wieder
locker lassen. Bis zu 10 Mal hintereinander kann der Senior diese Übung
durchführen.
Armkreisen im Sitzen oder
im Stehen:
Hierbei sitzt
der Bewohner / Patient auf dem Stuhl oder er stellt sich vor den Stuhl
und kreist mit den Armen. Zuerst wird nur ein kleiner Kreis beschrieben
und dann immer größere. Beim größten angekommen, werden die Kreise
wieder kleiner. Sie sollten relativ langsam durchgeführt werden (eine
Kreisbewegung sollte etwa 8 bis 10 Sekunden dauern). Je größer die Kreise
werden, desto mehr führen die Arme vom Körper weg. Das übt vor allem
die Beweglichkeit der Schultern. Falls möglich sollte diese Übung 2 Mal
durchgeführt werden.
Füße ganz eng aneinander stellen, Hand vom Stuhl lösen, und so lange stehen bleiben, wie es möglich ist:
Das
ist eine ganz klassische Balanceübung, bei der es das Ziel ist, die Zeit
des Freistehens auf kleiner Fläche langsam zu steigern.
Füße ganz dicht voreinander stellen und die Stuhllehne loslassen:
Eine zweite Balanceübung bei der es das Ziel ist, die Balance so lang wie möglich zu halten.
Zusätzliches Gehtraining in der stationären Einrichtung:
Fordern
Sie den Bewohner auf, täglich regelmäßig kleinere Wegstrecken
zurückzulegen. Also alle Wege in den eigenen vier Wänden, den Weg vom
Zimmer zum Stationszimmer, den Flur auf und ab usw. Belohnen Sie den
Senioren und schaffen Sie Anreize für das Gehtraining. Bieten Sie den
Bewohnern Begleitung an, die sich noch sehr unsicher fühlen und
Hilfestellung benötigen. Bewohner, die bei guter Gesundheit
sind, sollten Sie dazu auffordern, mindestens eine halbe Stunde oder
besser mehr zu Fuß zu gehen.
Übungen für Bewohner / Patienten im Rollstuhl:
Für
Bewohner / Patienten, die im Rollstuhl sitzen, besteht die Möglichkeit
des "Rollstuhlgehens". Das heißt: Die Beinstützen werden entfernt und
der Bewohner/ Patient benutzt seine Beine zur Fortbewegung. Dabei wird
die Beinmuskulatur trainiert und der Betroffene aktiviert.
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