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Version 1.05

Bewegungsschule im Rahmen der Sturzprävention

 
Regelmäßige Kraft- und Bewegungsübungen sind ein elementarer Bestandteil sowohl des Expertenstandards zur Sturzprophylaxe als auch der MDK-Prüfung. Dumm nur, dass sich beide Institutionen über die genaue Gestaltung ausschweigen. Mit unserer reich illustrierten Bewegungsschule können Sie Ihr Pflegeteam auf den aktuellen Wissensstand bringen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 
Bewegungsschule im Rahmen der Sturzprävention

Diese hier beschriebenen Übungen eignen sich besonders gut für Bewohner und Patienten, die bedingt durch ihre Bewegungseinschränkungen unter einer muskulären Schwäche leiden oder aber durch eine Akuterkrankung in ihrer Mobilität zurückgeworfen wurden. Durch tägliches Training und Einbau von kleinen Bewegungsübungen lassen sich schon deutliche Fortschritte im Muskelaufbau erzielen und damit den Bewohner / Patienten wieder sicherer werden. Aber auch bei Bewohnern / Patienten mit neurologischen Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson) ist es wichtig, sie in Bewegung und damit im Training zu halten.

Die verschiedenen Bewegungsübungen dienen ganz allgemein der besseren Beweglichkeit der einzelnen Extremitäten. Andererseits fördern sie die Balance, den Kreislauf sowie die Geh- und Stehfähigkeit. Das Gleichgewicht wird bei jeder Bewegung automatisch trainiert, etwa beim Sitzen, beim Drehen des Kopfes, beim Treppensteigen, beim Gehen, beim Aufrichten vom Liegen in den Sitz usw. Immer ist der Gleichgewichtssinn beteiligt und schickt an das Gehirn Informationen über die Raum- und Lageposition des Körpers.

Die Immobilität im Alter hat auch sonst viele negative Folgen. Je unsicherer der Bewohner wird, desto weniger bewegt er sich. Das hat Auswirkungen auf die durch das Alter ohnehin schon eingeschränkten Körperfunktionen, z.B. in Form von niedrigem Blutdruck, vermehrtem Schwindel, Muskelabbau, Einsteifung der Gelenke usw. Am Ende traut sich der Bewohner immer weniger zu. Zuerst geht er nicht mehr im Garten spazieren, dann nicht mehr in den Speisesaal und zum Schluss nicht mehr aus seinem Zimmer. Er vermeidet jeden zusätzlichen Gang und ist somit von Stürzen am meisten bedroht und einsam obendrein.

Die folgenden Übungen sind so gestaltet, dass sie von den Pflegekräften ohne großen Aufwand und nebenbei eingesetzt werden können und sollen. Denn das Gymnastikangebot (wenn es denn nur einmal wöchentlich stattfindet) ist wichtig aber nicht ausreichend.
Bei der Durchführung der Übungen muss die Pflegekraft selbstverständlich bei jedem Bewohner / Patienten auf die Tagesform und auf die Medikation achten und danach entscheiden, ob der Bewohner/ Patient in der Lage ist, die Übungen durchzuführen und ob sie daneben stehen und absichern muss.

So zeigen sich die Unsicherheiten beim Stehen und Gehen: Dass der Bewohner / Patient beim Gehen eingeschränkt ist, erkennt man häufig daran, dass er sehr kleine Trippelschritte macht, dass er ganz dicht an der Wand läuft und sich teilweise an ihr auch abstützt. Und häufig geht der Betroffene sehr breitbeinig. Er kompensiert also seine Schwächen, indem er beim Trippelgang nur so kurz wie möglich das Bein bzw. den Fuß vom Boden abheben muss, und somit den Einbeinstand verkürzt. Die Breitbeinigkeit hingegen vergrößert einfach die Standfläche.

Praxistipp: Lassen Sie den Bewohner / Patienten diese Übungen mit bequemer weiter Kleidung und festen rutschsicheren Schuhen durchführen.

Übungen:

Aufstehen und setzen auf einen Stuhl: Es sollte ein standfester Stuhl sein und er kann Armlehnen haben zum Abstützen. Bei dieser Übung werden primär die Beinmuskulatur und die entsprechenden Gelenke trainiert. Leiten Sie den Bewohner / Patienten dazu an, zuerst mit dem Oberkörper nach vorn zu kommen und dann aufzustehen. Beim Hinsetzen ist darauf zu achten, dass er sich nicht einfach auf den Stuhl fallen lässt, sondern sich tatsächlich kontrolliert hinsetzt. Diese Übung sollte anfänglich 5 bis 8 Mal durchgeführt werden, später gern öfter.

Sitzen auf einem Stuhl dabei abwechselnd den Unterschenkel anheben: Der Bewohner / Patient sitzt auf dem Stuhl und hebt abwechselnd den Unterschenkel soweit an, bis er eine gerade Linie mit dem Oberschenkel bildet. Der Rücken soll dabei möglichst aufrecht und gerade bleiben. Diese Übung sollte 6-8 Mal durchgeführt werden. Gestärkt wird vor allem die Oberschenkelmuskulatur. Das Kniegelenk wird durchbewegt.

Hinter der Stuhllehne stehend, der Unterschenkel wird nach hinten oben gebeugt und wieder nach unten gestreckt: Der Bewohner / Patient steht hinter dem Stuhl und hält sich an der Lehne fest. Dann soll er abwechselnd, mal links mal rechts, den jeweiligen Unterschenkel anwinkeln und wieder strecken. Das kräftigt besonders die Wadenmuskulatur. Diese Übung 5 bis 8 Mal durchführen lassen, dann langsam steigern.

Hinter der Stuhllehne stehend, auf Zehenspitzen stellen und wieder zurück auf die Fersen: Der Bewohner / Patient hält sich erneut an der Lehne fest und stellt sich auf die Zehenspitzen und wieder zurück auf die Fersen. Bei dieser Übung wird besonders die Balance geübt. Aber auch die Muskulatur des Sprunggelenks wird stark beansprucht. Da diese Übung einige Senioren auch schnell überfordern kann, ist es auch möglich, diese Übung im Sitzen zu machen. Sie sollte 6-8 Mal durchgeführt werden.

Im Sitzen oder Stehen hochziehen der Schultern: Diese Übung kann der Bewohner / Patient im Sitzen oder im Stehen durchführen. Er sollte die Schultern so weit wie möglich hochziehen und danach wieder locker lassen. Bis zu 10 Mal hintereinander kann der Senior diese Übung durchführen.

Armkreisen im Sitzen oder im Stehen: Hierbei sitzt der Bewohner / Patient auf dem Stuhl oder er stellt sich vor den Stuhl und kreist mit den Armen. Zuerst wird nur ein kleiner Kreis beschrieben und dann immer größere. Beim größten angekommen, werden die Kreise wieder kleiner. Sie sollten relativ langsam durchgeführt werden (eine Kreisbewegung sollte etwa 8 bis 10 Sekunden dauern). Je größer die Kreise werden, desto mehr führen die Arme vom Körper weg. Das übt vor allem die Beweglichkeit der Schultern. Falls möglich sollte diese Übung 2 Mal durchgeführt werden.

Füße ganz eng aneinander stellen, Hand vom Stuhl lösen, und so lange stehen bleiben, wie es möglich ist: Das ist eine ganz klassische Balanceübung, bei der es das Ziel ist, die Zeit des Freistehens auf kleiner Fläche langsam zu steigern.

Füße ganz dicht voreinander stellen und die Stuhllehne loslassen: Eine zweite Balanceübung bei der es das Ziel ist, die Balance so lang wie möglich zu halten.

Zusätzliches Gehtraining in der stationären Einrichtung: Fordern Sie den Bewohner auf, täglich regelmäßig kleinere Wegstrecken zurückzulegen. Also alle Wege in den eigenen vier Wänden, den Weg vom Zimmer zum Stationszimmer, den Flur auf und ab usw. Belohnen Sie den Senioren und schaffen Sie Anreize für das Gehtraining. Bieten Sie den Bewohnern Begleitung an, die sich noch sehr unsicher fühlen und Hilfestellung benötigen. Bewohner, die bei guter Gesundheit sind, sollten Sie dazu auffordern, mindestens eine halbe Stunde oder besser mehr zu Fuß zu gehen.

Übungen für Bewohner / Patienten im Rollstuhl: Für Bewohner / Patienten, die im Rollstuhl sitzen, besteht die Möglichkeit des "Rollstuhlgehens". Das heißt: Die Beinstützen werden entfernt und der Bewohner/ Patient benutzt seine Beine zur Fortbewegung. Dabei wird die Beinmuskulatur trainiert und der Betroffene aktiviert.

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite  Mobilisierung; Prophylaxe; Sturzprophylaxe; Sturz
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.