Sehr geehrte Bewohnerin,
sehr geehrter Bewohner,um
die Entstehung eines Dekubitus zu vermeiden, sind wir auf
Ihre Unterstützung angewiesen. Wir haben daher die
wichtigsten Informationen in dieser Broschüre für Sie
zusammengestellt.
Was ist ein Dekubitus?
- Ein Dekubitus ist eine
Hautschädigung, die auftritt, wenn auf eine
Hautstelle zu lange ein zu großer Druck ausgeübt
wird. Deshalb wird ein Dekubitus auch als
„Druckgeschwür“ bezeichnet.
- Wenn wir liegen oder sitzen,
ruht das gesamte Körpergewicht auf einer relativ
kleinen Hautfläche. Vor allem auf den Fersen, auf
den Hüftknochen, auf den Schultern, auf dem
Hinterkopf und auf den Ellenbogen. Bei gesunden
Menschen ist das kein Problem, da der Körper über
eine „Automatik“ verfügt, die dafür sorgt, dass wir
unsere Position regelmäßig verändern. Jede Liege-
oder Sitzposition wird irgendwann ungemütlich. Wir
drehen uns dann vom Rücken mal auf die rechte und
dann auf die linke Seite. Oder wir verlagern im
Sitzen das Gewicht von der rechten Körperhälfte auf
die linke. Die belastete Hautfläche kann sich in
dieser Zeit regenerieren.
- Bei schwerkranken Menschen
fehlt diese Warnfunktion häufig. Sie merken nicht,
dass sie seit längerem ihre Position nicht mehr
verändert haben. Oder es fehlt die Körperkraft, um
sich beispielsweise zur Seite und danach wieder
zurück auf den Rücken zu drehen. In der Folge wird
die Haut über Stunden einem großen Auflagedruck
ausgesetzt.
- Durch den Druck werden die
kleinen Adern „abgeklemmt“, die die Haut mit
Sauerstoff und mit Nährstoffen versorgen. Dauert die
Unterbrechung länger als zwei Stunden, sterben die
Zellen ab. Totes Gewebe vergiftet den Körper und ist
zudem der ideale Nährboden für Bakterien.
- Jeder fünfte
Schwerstpflegebedürftige leidet an einem Dekubitus. Viele
hundert Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen
der Druckgeschwüre.
- Es gibt vier Stadien, die
sich darin unterscheiden, wie tief die
Hautschädigung ins Gewebe vorgedrungen ist:
Grad 1: Die Haut ist intakt, aber
gerötet. Sie kann angeschwollen sein. Oft fühlt sich die
Haut hart und warm an.
Gad 2: Die oberste Hautschicht hat
sich abgelöst. Es bilden sich oberflächliche Defekte,
wie etwa Abschürfungen oder Bläschen.
Grad 3: Der Defekt geht so tief,
dass die darunter liegenden Muskeln und Sehnen sichtbar
werden. Die umliegende Haut ist in Teilen abgestorben
und hat sich dunkel verfärbt.
Grad 4: Alle Hautschichten sind
zerstört. Der Knochen ist sichtbar.
1: Knochen, 2: Muskulatur
und Sehnen, 3: Subkutis (Unterhaut), 4: Dermis
(Lederhaut), 5: Epidermis (Oberhaut)
Wer ist gefährdet?
- Der wichtigste Faktor ist die
Mobilität. Wer jeden Tag auf den eigenen Beinen
unterwegs ist, wird in den allermeisten Fällen
keinen Dekubitus entwickeln. Leidet der Betroffene
jedoch an einer Erkrankung, die ihn an das Bett
fesselt, steigt das Risiko deutlich an. Gefährdet
sind vor allem bewusstlose oder gelähmte Senioren,
etwa nach einem Schlaganfall. Sie spüren den Schmerz
nicht, der auftritt, wenn ein Hautbereich überlastet
wird.
- Ein weiteres Problem ist zu
große Feuchtigkeit, etwa wenn der Betroffene als
Folge von Fieber stark schwitzt. Der gleiche Effekt
kann bei einer Inkontinenz („Einnässen“) auftreten.
Durch den ungewollt austretenden Urin wird die
aufgeweichte Haut viel anfälliger für Schädigungen
durch Druck.
- Sehr häufig sind auch
unterernährte Senioren von Dekubitus betroffen.
Ihnen fehlt die „polsternde Fettschicht“, die
normalerweise einen großen Teil des Drucks abfedert.
- Gehäuft tritt Dekubitus auch
bei Bewohnern mit Diabetes mellitus
(„Zuckerkrankheit“) auf. Diese Stoffwechselstörung
schwächt die Durchblutung und die körpereigenen
Abwehrkräfte.
- Um Ihre individuelle
Gefährdung genau zu bestimmen, nutzen wir Skalen, in
die wir die wichtigsten Informationen eintragen. Je
nach Kriterium werden Punkte vergeben. Beispiel: Wer
im Bett seine Position gut allein verändern kann,
bekommt mehr Punkte als ein Betroffener, der sich im
Bett nicht mehr bewegen kann. Für Untergewicht gibt
es weniger Punkte als für Normalgewicht. Am Ende
werden alle Punkte zusammengerechnet. Das Ergebnis
gibt an, wie groß das jeweilige Risiko ist. Wir
wissen dann, welche Maßnahmen erforderlich sind, um
Sie vor einem Dekubitus zu schützen.
Wo kann ein Dekubitus
auftreten?
Wie kann ein Dekubitus
vermieden werden?
- Das wichtigste Mittel ist,
eine Bettlägerigkeit zu verhindern. Wann immer es
möglich ist, werden wir Sie bitten, das Bett zu
verlassen und einige Schritte zu gehen. Probieren
Sie auch, ob Sie dafür einen Gehwagen oder
Unterarmgehstützen nutzen können. Wir werden Ihnen
dabei helfen und sicherstellen, dass Sie nicht
stürzen. Vor allem nach Krankheiten und Unfällen
(wie etwa einer Grippe oder einem Knochenbruch) ist
es wichtig, so schnell wie möglich wieder „auf die
Beine“ zu kommen.
- Wenn Sie in einem Sessel
sitzen, müssen Sie Ihr Gewicht auf eine möglichst
große Fläche verteilen, um das Gesäß und vor allem
den Sitzbeinhöcker zu entlasten. Stellen Sie Ihre
Füße auf dem Boden auf. Nutzen Sie die Arm- und
Rückenlehnen.
- Wenn sich eine
Bettlägerigkeit nicht vermeiden lässt, ist
konsequentes Umlagern unverzichtbar. Betroffene
werden in regelmäßigen Abständen gebeten, die Lage
im Bett zu verändern. Wir nutzen die Rückenlage, die
Seitenlage (in verschiedenen Varianten) und die
Bauchlage. Wenn Sie nicht in der Lage sind, sich aus
eigener Kraft zu drehen, werden wir Sie dabei
unterstützen. Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie
eine bestimmte Position nicht mögen. Manche Menschen
liegen z.B. gerne auf dem Bauch, andere nicht.
- Unverzichtbar ist es, Ihren
Körper regelmäßig auf Hautveränderungen zu
überprüfen. Viele der besonders gefährdeten Flächen
können Sie selbst nicht kontrollieren, da diese (für
Sie unsichtbar) am Rücken oder am Gesäß liegen.
Daher werden die Pflegekräfte etwa bei der
Körperpflege oder beim Anziehen etwas genauer
hinschauen.
- Sie sollten darauf achten,
dass sich keine Fremdkörper im Bett befinden, auf
denen Sie ungewollt liegen könnten. Legen Sie daher
Stifte, Flaschenverschlüsse und andere harte
Gegenstände stets auf dem Beistelltisch ab.
- Wir nutzen
Lagerungshilfsmittel, um gefährdete Hautregionen zu
entlasten. Vor allem Kissen eignen sich als
zusätzliche Auflagefläche. Wir können damit dafür
sorgen, dass gefährdete oder bereits geschädigte
Hautbereiche nicht mehr direkt auf der Matratze
aufliegen. Beispiel: Wenn sich an Ihrer Ferse ein
leichter Dekubitus gebildet hat, legen wir ein
Kissen unter Ihren Unterschenkel. Der Fuß schwebt
dann „in der Luft“, bis der Hautdefekt verheilt ist.
- Alternativ stehen
verschiedene Matratzenauflagen oder Spezialmatratzen
zur Verfügung. Diese bestehen aus sehr weichem
Kunststoff. Der Körper sinkt tief in die Matratze
ein. Der Druck verteilt sich auf eine größere
Hautfläche. Bei einem sehr hohen Risiko können wir
auch Wechseldrucksysteme nutzen. Hier steuert ein
Computer ein Pumpsystem, das Luft in verschiedene
Kammern einer hohlen Matratze einströmen oder
entweichen lässt. Die unterschiedlichen
Körperregionen werden dadurch regelmäßig vom Druck
entlastet.
- Darüber hinaus ist es
wichtig, sich gesund zu ernähren. Sie benötigen
neben Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien vor
allem eine eiweißreiche Kost. Wenn Sie stark
untergewichtig sind, erhalten Sie eine zusätzliche
Aufbaukost.
Wie wird ein Dekubitus
behandelt?
- Entscheidend ist, die
betroffene Hautregion sofort und konsequent von
jedem Auflagedruck zu entlasten. Auch beim Waschen,
beim Aufstehen aus dem Bett oder beim Hinsetzen darf
die geschädigte Körperfläche auch kurzfristig keinem
Druck ausgesetzt werden.
- Darüber hinaus gibt es heute
sehr fortschrittliche Wundauflagen. Diese werden
direkt auf die geschädigte Hautregion gelegt und mit
einer Bandage fixiert. Die darin enthaltenen
Wirkstoffe schützen die Wunde vor dem Austrocknen,
nehmen abgestorbene Hautreste auf und versorgen das
nachwachsende Gewebe mit Nährstoffen.
- Oftmals ist es auch
erforderlich, abgestorbenes Gewebe im Krankenhaus
operativ zu entfernen.
- Dennoch ist der Dekubitus eine
sehr hartnäckige Erkrankung. Trotz optimaler Pflege
und Behandlung kann es Monate dauern, bis ein
Geschwür wieder verheilt. Die Gesundung dauert noch
länger, wenn sich die offene Stelle entzündet. Unter
Umständen kann es zu einer lebensbedrohlichen
Blutvergiftung kommen.
Die wichtigsten Fragen:
- Ich habe eine Hautrötung
bemerkt. Ist das bereits ein Dekubitus?
- Nicht jede Hautrötung ist
ein Dekubitus. Viele Rötungen sind harmlos.
Falls sich aber ein Druckgeschwür entwickelt,
ist es wichtig, dass wir sofort die
entsprechenden Maßnahmen einleiten. Sprechen Sie
daher umgehend eine Pflegekraft an, wenn Sie
eine Hautveränderung bemerken.
- Gibt es Salben, die einen
Dekubitus verhindern?
- Nein. Es gibt zwar
Salben, die die Durchblutung und die Heilung
fördern. Auf das Dekubitusrisiko haben diese
Pflegemittel aber keinen relevanten Einfluss.
- Ich habe gehört, dass
alternative Heiltherapien (wie etwa Schüsslersalze)
gegen Dekubitus helfen sollen.
- Nach dem Stand der
aktuellen Forschung sind solche Mittel
unwirksam.
- Warum nimmt man nicht einfach
eine ganz weiche Matratze wie etwa aus Schaumstoff?
Damit wäre das Risiko doch gebannt.
- Superweiche Matratzen
haben oft mehr Nach- als Vorteile. Sie
verschlucken immer auch alle kleinen Bewegungen.
Der Betroffene erhält von den Gliedmaßen keine
Spürinformationen oder „Rückmeldungen“ mehr. Er
hat nach einiger Zeit das Gefühl, keine Arme und
Beine mehr zu haben. Letztlich kann es zu einer
völligen Desorientierung kommen.
- Lässt sich ein Dekubitus
immer verhindern?
- Nein. Selbst wenn alle
Vorsorgemaßnahmen penibel umgesetzt werden, kann
es dennoch zu einem Dekubitus kommen. Dieses vor
allem, wenn der Betroffene unter schweren
Krankheiten leidet, wie etwa
Durchblutungsstörungen.
- Ich höre häufig von einem
„Expertenstandard“. Was ist das?
- Der Expertenstandard zur
Dekubitusprophylaxe gibt vor, wie ein
Druckgeschwür vermieden werden kann. Er fasst
den aktuellen Stand der Forschung zusammen und
bewertet z.B. die Wirksamkeit von
Lagerungshilfsmitteln. Diese Vorgaben sind für
alle Pflegeheime und Pflegedienste in
Deutschland verbindlich.
- Warum darf ich keine
Wasserkissen, Felle, Gummiringe oder
Ellenbogenschützer nutzen?
- Diese Mittel wurden lange
als Vorbeugemaßnahmen eingesetzt. Aktuelle
Forschungen zeigen aber, dass diese Hilfsmittel
mehr schaden als nützen.
Wenn Sie verschiedene Maßnahmen
zur Vermeidung eines Dekubitus nicht wünschen, können Sie diese hier eintragen:
Ich wurde über Maßnahmen zur
Vermeidung eines Dekubitus aufgeklärt.
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Datum, Unterschrift Pflegebedürftiger/ Datum,
Angehöriger/ Gesetzlicher Betreuer
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Unterschrift Mitarbeiter
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