Sehr geehrte Bewohnerin,
sehr geehrter Bewohner,
Harninkontinenz oder Blasenschwäche ist keine
schicksalhafte Folge des Alterns. Wir möchten daher
durch geeignete Vorbeugemaßnahmen erreichen, dass Sie
die Kontrolle über Ihre Blasenfunktion behalten. Falls
Sie bereits unter einer Harninkontinenz leiden, können
wir Ihnen helfen, diese zu lindern oder zumindest die
Auswirkungen zu begrenzen. Dank moderner Hilfsmittel ist
es heute möglich, trotz Harninkontinenz ein
selbstbestimmtes Leben zu führen.
Wir wissen, dass viele Betroffene ungern über dieses
Thema sprechen. Aber Ihr Hausarzt und wir können Ihnen
nur dann helfen, wenn wir über alle wichtigen
Informationen verfügen. Ihre Bezugspflegekraft steht
jederzeit für ein vertrauliches Gespräch bereit.
Welche Formen von Inkontinenz
gibt es?
- Stressinkontinenz: Der
ungewollte Harnverlust tritt bei einer plötzlichen
Druckerhöhung im Bauchraum auf, also etwa wenn der
Betroffene lacht, hustet, niest, Lasten hebt oder
eine Treppe benutzt. Der Schließmuskel der Blase ist
mit dem Druck im Bauchraum überfordert. Der Urin
geht in kurzen Spritzern ab.
- Dranginkontinenz: Betroffene
verlieren die Kontrolle über den Blasenmuskel.
Dieser hat die Aufgabe, beim Toilettengang den Harn
aus der Blase zu drängen. Wird dieser Muskel
ungewollt aktiv, kommt es zu einem plötzlichen
Harndrang, der sich nicht mehr unterdrücken lässt.
Dieses auch dann, wenn die Blase kaum gefüllt ist.
Der Betroffene schafft es nicht mehr rechtzeitig zur
Toilette, da die Vorwarnzeit zwischen Harndrang und
Blasenentleerung zu kurz ist.
- unfreiwillige reflektorische
Blasenentleerung: Der Betroffene spürt keinen
Harndrang, da die Nervenbahnen zum Gehirn
unterbrochen sind. Eine solche Störung tritt häufig
auf bei Querschnittlähmung, Multipler Sklerose,
Tumoren oder Morbus Parkinson.
- Überlaufinkontinenz: Durch
eine vergrößerte Prostata, Harnsteine oder Tumore
wird der Abfluss des Harns gestört. Die Betroffenen
sind nicht mehr in der Lage, ihre Harnblase
vollständig zu entleeren. Es bleibt nach dem
Wasserlassen immer etwas Urin in der Blase zurück.
Die Blase wird überdehnt und kann sich nicht mehr
zusammenziehen. Irgendwann ist sie prall gefüllt, es
kommt zu einem ungesteuerten Abgang von geringen
Harnmengen.
Was kann ich tun, um eine
Harninkontinenz zu verhindern?
- Kontinenztraining: Eine
Harninkontinenz wird häufig ausgelöst durch eine
geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Die Muskelgruppe
ist dann nicht mehr in der Lage, durch Anspannung
die Harnentleerung zu unterdrücken. Eine gezielte
Gymnastik hilft, diese Muskelgruppen zu stärken. Das
Training basiert auf einem wiederholten An- und
Entspannen der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur.
Die Übungen werden im Liegen, Sitzen oder im Stehen
durchgeführt.
- Toilettentraining: Durch
regelmäßige Toilettengänge in vorgegebenen
Zeitabständen ist es möglich, die Blase an diese
Intervalle zu gewöhnen. In den dazwischen liegenden
Zeiträumen kommt es dann nicht zu ungewollten
Harnabgängen. Bei Erfolg kann der Zeitraum Schritt
für Schritt verlängert werden.
- ärztliche Maßnahmen: Zunächst
prüfen wir gemeinsam mit Ihrem Arzt, ob Sie unter
Krankheiten leiden, die eine Inkontinenz fördern. So
treten Diabetes mellitus und Inkontinenz häufig
gemeinsam auf. Es ist wichtig, diese Erkrankungen
konsequent zu behandeln. Oft reduziert sich dann
auch die Inkontinenz.
- Es gibt zahlreiche
Medikamente, die je nach Inkontinenzform den
unfreiwilligen Harnverlust reduzieren. So kann die
Aktivität des Blasenmuskels reduziert oder verstärkt
werden. Gleichzeitig jedoch gibt es auch
Medikamente, die ungewollt eine Inkontinenz fördern.
Es ist daher immer darauf zu achten, dass die
Arzneimittel, die Sie aufgrund anderer Erkrankungen
einnehmen, keine solchen Neben- oder
Wechselwirkungen haben. Weisen Sie Ihren Hausarzt
auf die Inkontinenz hin. Außerdem sollten Sie keine
rezeptfreien Medikamente ohne vorherige Rücksprache
einnehmen.
- Anpassung der Umgebung: Durch
ein angepasstes Wohnumfeld können Sie dafür sorgen,
dass Sie die Toilette schnell und sicher erreichen.
Der Weg vom Bett zur Toilette sollte möglichst kurz
sein und von Stolperfallen frei geräumt werden. In
der Nacht sollte immer ein kleines Licht brennen,
damit Sie den Weg finden. Eine Toilettensitzerhöhung
wird Ihnen das Setzen und Aufstehen erleichtern.
Überdies sollten Sie bei der Wahl der Kleidung
darauf achten, dass Sie diese schnell öffnen können,
wenn Sie Harndrang verspüren.
Wie kann ich die Auswirkungen
einer Harninkontinenz auf ein Minimum reduzieren?
- Sie können heute unter einer
Vielzahl verschiedener Produkte wählen, die den
austretenden Harn sicher aufnehmen. Je nach
Körperform und Schwere der Inkontinenz unterscheiden
sich diese Hilfsmittel in der Größe, in der
Handhabbarkeit, in der Saugfähigkeit und im
Tragekomfort. So gibt es Einlagen mit Fixierhosen
oder alternativ Slips mit wiederverschließbaren
Klebebändern.
- Männer können bei kleineren
Harnverlusten ein Penisfutteral nutzen (sog.
„Tropfenfänger“). Bei stärkerer Inkontinenz bieten
sich Kondomurinale an, also ein Gummiüberzug für den
Penis, der den Harn über einen Schlauch in einen
unauffälligen Auffangbehälter leitet.
- Nur in Ausnahmefällen ist ein
transurethraler Verweilkatheter oder ein
suprapubischer Blasenkatheter erforderlich. Bei
diesen Systemen wird ein Schlauch durch die
Harnröhre bzw. durch die Bauchdecke zur Blase
geführt, um den Harn direkt abzuleiten.
Die häufigsten Fragen
- Kann ich nicht einfach
weniger trinken, um eine Inkontinenz zu vermeiden?
- Eine Reduzierung der
Trinkmenge wird eine Inkontinenz nicht
verhindern. Dafür aber kann es zu einer
Austrocknung ihres Körpers kommen. Zudem wird
die Haut im Intimbereich durch den Kontakt mit
dem konzentrierten Harn angegriffen. Sie können
jedoch den täglichen Flüssigkeitskonsum zeitlich
steuern. Wenn Sie etwa häufig in der Nacht
ungewollt Harn verlieren, können Sie morgens
mehr und dafür spät abends weniger trinken.
- Kann mir eine Operation
helfen?
- Eine Operation hilft nur bei
bestimmten Krankheitsbildern. So kann eine Absenkung
der Gebärmutter oder Veränderungen im Bereich der
Schließmuskulatur behandelt werden. Bei Männern mit
Prostatavergrößerungen lässt sich die
Abflussbehinderung operativ beseitigen.
- Kann ich mir die Hilfsmittel
überhaupt leisten?
- Die
Inkontinenzhilfsmittel werden vom Arzt
verordnet. Den Großteil der Kosten trägt die
Krankenkasse. Zumeist müssen Sie aber zuzahlen.
Dieses vor allem, wenn Sie ein teures
Markenprodukt nutzen möchten, die
bundeseinheitlichen Festbeträge aber nur die
Kosten für ein preiswertes Produkt abdecken.
- Kann ich bei leichter
Inkontinenz keine anderen Hilfsmittel nutzen, wie
etwa Toilettenpapier, kleine Handtücher oder
Produkte aus dem Bereich der Monatshygiene?
- Diese Produkte sind nur
ansatzweise geeignet, um den Harn aufzunehmen
und von der Haut abzuleiten. In der Folge treten
häufig Hautprobleme wie Rötungen oder Allergien
auf.
- Können andere Menschen
riechen, dass ich Einlagen trage?
- Verschiedene Produkte
enthalten spezielle Saugschichten, die den Urin
aufnehmen und in Gelform binden. Durch
zusätzliche Wirkstoffe wird der bakterielle
Zersetzungsprozess gebremst. Eine Geruchsbildung
ist dadurch minimiert.
Wenn Sie verschiedene Maßnahmen
zur Vermeidung oder zur Kompensierung von Inkontinenz nicht wünschen, können Sie diese hier eintragen:
Ich wurde über Maßnahmen zur
Vermeidung oder zur Kompensierung der Inkontinenz aufgeklärt.
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Datum, Unterschrift Pflegebedürftiger/ Datum,
Angehöriger/ Gesetzlicher Betreuer
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Unterschrift Mitarbeiter
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