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Version 1.07

Standard "Einmalslips"

 
Hübsch anzusehen sind sie nicht - aber sie kompensieren zuverlässig die Folgen einer Inkontinenz. Alles Wichtige zur Auswahl und zur Handhabung von Einmalslips haben wir für Sie in einem Standard zusammengefasst.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

 

Standard "Einmalslips"

Definition:
  • Einmalslips sind Hilfsmittel zur Versorgung einer schweren Inkontinenz. Bei gemäßigten Inkontinenzgraden werden Slips lediglich für die ergänzende nächtliche Versorgung genutzt. Sie saugen austretenden Urin auf und halten diesen von der Haut fern. Gleichzeitig wird eine Verunreinigung der Bettwäsche und der Kleidung vermieden.
  • In unserer Einrichtung nutzen wir zwei Varianten:
    • Einige Produkte werden durch Klebestreifen an der Seite verschlossen. Sie ähneln also in ihrer Optik und Funktion den Windelhosen, wie sie für Säuglinge und Kleinkinder angeboten werden. Zumeist sind Senioren nicht in der Lage, diese Slips eigenständig zu wechseln.
    • Alternativ dazu gibt es sog. "Einmalschlüpfer" oder "Pull-ups", also Slips, die wie eine Unterhose an- und ausgezogen werden können. Da die Stückkosten oftmals höher sind, wird der Bewohner mit einer höheren Zuzahlung belastet.
Grundsätze:
  • Inkontinenzslips werden nur dann genutzt, wenn es dafür eine entsprechende ärztliche Diagnose bzw. eine pflegefachliche Begründung gibt.
  • Eine optimale Versorgung ist nur möglich, wenn das Produkt individuell auf den jeweiligen Bewohner abgestimmt ist; also insbesondere hinsichtlich der Größe, der Handhabbarkeit, der Saugfähigkeit sowie des Tragekomforts. Fehlangepasste Inkontinenzhosen beeinträchtigen die Lebensqualität und können Gesundheitsrisiken auslösen. So ist etwa die Sturzgefahr gesteigert. Bei einengenden Slips kann es zu Druckstellen oder sogar zu Druckgeschwüren kommen.
Ziele:
  • Die Würde des Bewohners bleibt gewahrt.
  • Die Folgen einer Inkontinenz werden gemildert. Insbesondere kommt es zu keinen Hautschäden durch dauerhaften Kontakt mit Urin.
  • Das Selbstwertgefühl des Bewohners wird nicht unnötig beeinträchtigt.
Vorbereitung: Indikationen / Kontraindikationen
  • Einmalslips werden bei mittelschwerer und schwerer Inkontinenz verwendet. Sie sind häufig die einzige Alternative zur Katheterisierung eines Bewohners.
  • Oftmals kommen Einmalslips auch während der Nachtruhe ergänzend zum Einsatz, während am Tag leichtere Hilfsmittel genutzt werden.
  • Inkontinenzslips werden nur genutzt, wenn alle anderen Maßnahmen zur Erhaltung der Kontinenz und zur Kompensierung von Inkontinenz erfolglos ausgeschöpft wurden. Insbesondere sollten zunächst Tropfenfänger und Slipeinlagen auf ihre Verwendbarkeit überprüft werden.
  • Falls der Bewohner Inkontinenzslips trägt, ist insbesondere ein Kontinenztraining kaum noch durchführbar. Das rasche Öffnen und Verschließen des Slips überfordert den Betroffenen oftmals; dieses insbesondere wenn ein starker Harndrang einsetzt.
  • Bei bereits bestehenden Hautschädigungen in diesem Körperbereich ist die Nutzung von Inkontinenzslips nicht sinnvoll.
  • Bei hohen Temperaturen, also insbesondere im Sommer, kann es zu einem Hitzestau kommen. Wir prüfen unter solchen Bedingungen die Nutzung von Alternativen.
Auswahl des richtigen Produktes
  • Bei der Auswahl des individuell optimalen Produktes achten wir auf verschiedene Kriterien. Wir lassen uns insbesondere von Apotheken und Sanitätshäusern Proben schicken.
  • Die Produktgröße muss zur Anatomie des Bewohners passen. Die richtige Passform muss gegeben sein. Die Hose darf weder rutschen noch einschnüren. Der Bewohner muss in der Lage sein, auch mit angezogener Inkontinenzhose zu gehen.
  • „Pull-Ups“ eignen sich vor allem bei dementiell erkrankten Senioren, da sie optisch der vertrauten Unterhose ähneln und folglich eher akzeptiert werden. Bei anderen desorientierten Bewohnern hingegen sind Modelle mit Klebestreifen besser geeignet, da diese eine stabile Fixierung des Hilfsmittels erlauben und durch kleinere Manipulationen nicht verschoben werden können.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner einen Slip aus ästhetischen Gründen ablehnt. Bei Senioren, die Tageskleidung tragen, wird sich ein Slip unter der Kleidung abzeichnen. Ggf. ist dann die Nutzung einer Vorlage sinnvoller. Alternativ sollte der Bewohner keine figurbetonte Kleidung tragen.
Wechselintervall
  • Der Slip wird in einem individuellen Intervall gewechselt. Zudem erhält der Bewohner einen neuen Slip, wenn er die Pflegekräfte auf einen ungewollten Urinverlusst aufmerksam macht.
  • Mittlerweile sind die meisten Produkte mit einem Indikatorstreifen ausgestattet. Wenn dieser verwischt ist, hat der Slip seine maximale Aufnahmemenge erreicht und muss gewechselt werden.
weitere Maßnahmen
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (unabhängig von der Kommunikationsfähigkeit). Seine Fragen werden umfassend beantwortet. Der Bewohner wird um Zustimmung gebeten.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch und legt die unsterilen Handschuhe an.
Durchführung: Wechsel des Slips
  • Der Slip wird zu einem Schiffchen gefaltet.
  • Der Bewohner wird aus der Rückenlage so weit wie möglich in eine Seitenlage gebracht. Ggf. assistiert die Pflegekraft bei diesem Transfer.

  • Die Pflegekraft umgreift mit beiden Händen den Slip und formt ihn zu einem Schiffchen. Sie kann den Slip nun leichter von vorne zwischen den Oberschenkeln des Bewohners so platzieren, dass sowohl der vordere Intimbereich wie auch das Gesäß erreicht werden können.

  • Die Pflegekraft entfaltet erst das hintere ...

  • ...und dann das vordere Saugkissen.
  • Falls notwendig kann der Bewohner auch auf die andere Körperseite gedreht werden, um den Sitz zu korrigieren.

  • Der Bewohner wird nun wieder auf den Rücken gedreht.
  • Die oberen Klebestreifen werden mit leichtem Zug nach unten geschlossen, und die unteren mit leichtem Zug nach oben (so passt sich der Slip gut an den Rückenbereich an). Damit ist der Slip fixiert.
  • Die Pflegekraft kontrolliert noch einmal den Sitz und korrigiert ggf. abschließend die Lage des Slips.
Allgemeines
  • Insbesondere demente Senioren nutzen ggf. ihre Inkontinenz, um Aufmerksamkeit der Pflegekräfte zu erzwingen. Wenn also der Bewohner häufiger Urin verliert, als dieses aufgrund seines Krankheitsbildes zu vermuten wäre, prüfen wir alternative Vorgehensweisen wie etwa die verstärkte Nutzung von Validation oder angemessene Beschäftigungsmaßnahmen.
  • In keinem Fall werden Einmalslips als „Pampers“ oder „Windeln“ bezeichnet; dieses insbesondere nicht in Gegenwart eines Bewohners.
  • Auch Inkontinenzslips mit hoher Saugkraft werden immer mehrfach täglich gewechselt.
Nachbereitung:
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass ein ausreichend großer Vorrat an Slips verfügbar ist. Der behandelnde Arzt wird rechtzeitig um eine neue Verordnung gebeten.
  • Das benötigte Material wird verworfen.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert und nach dem Befinden befragt.
  • Das Bett wird in die Ausgangsposition gebracht.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, ausreichend zu trinken (Achtung: ggf. Trinkmengenbeschränkung beachten).
  • Alle Beobachtungen werden dokumentiert. Wichtige weitere Parameter sind:
    • Datum
    • Schmerzäußerungen des Bewohners
    • Bei relevanten Beobachtungen wird der Hausarzt informiert.
    • Ggf. wird die Pflegeplanung des Bewohners aktualisiert.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Pflegeplanung
  • Fragen an den Arzt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  •  alle Pflegekräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Einmalslips; Inkontinenzprophylaxe; Prophylaxe; Toilettentraining; Inkontinenz; Kontinenzförderung; Harnausscheidung; Diuretika; Miktion; Beckenbodentraining
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.