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Version 1.05

Standard "Erkennung von Hautkrebs und pflegerische Versorgung nach Operationen"

 
Mit Beginn des Tourismusbooms in den 50er Jahren wurde die makellose Bräune zum unverzichtbaren Mitbringsel jedes Badeurlaubes. Dumm nur, dass sich der 3-Wochen-Dauersonnenbrand im Alter als Hautkrebs rächt. Wir zeigen, wie sich die Prophylaxe und die postoperative Versorgung auf die Pflege auswirken.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 
Standard "Erkennung von Hautkrebs und pflegerische Versorgung nach Operationen"
Definition:

Vor allem das übertriebene "Sonnenbaden" ohne entsprechenden UV-Schutz führt dazu, dass Jahr für Jahr die Zahl der Hautkrebspatienten steigt. Da viele dieser Tumorformen ihren Altersgipfel im sechsten und siebten Lebensjahrzehnt haben, ist die Pflege von Betroffenen auch in der Altenpflege relevant.

Gehäuft treten diese drei Tumorformen auf:

  • Ein Basaliom ("Basalzellenkarzinom") tritt vor allem im Gesichtsbereich und an anderen Hautbereichen auf, die häufig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Der Tumor entsteht aus entarteten Epithelzellen. Die meisten Erkrankten sind älter als 50 Jahre. Ein Basaliom bildet keine Metastasen, wächst aber in bestehendes Gewebe ein und zerstört dieses. Es entsteht zunächst ein graues bis hautfarbenes Knötchen mit perlmuttartigem Glanz ("porzellanartiger Pickel"). Am Rand bildet sich oft ein Netz aus kleinen roten Haargefäßen. Später entsteht in der Mitte ein Krater, der die umgebende Haut "auffrisst".
  • Das Spinaliom ("Stachelzellenkarzinom") gilt ebenfalls als Folge einer anhaltenden UV-Exposition. Die Hautkrebsform entsteht in der Stachelzellenschicht der Epidermis. Ein Spinaliom entsteht häufig aus einer zunächst unscheinbaren Hautveränderung, die mit Verhornung, Schuppenbildung oder Ekzembildung verbunden ist. Das Hautareal fühlt sich wie Sandpapier an. Basaliome und Spinaliome treten pro Jahr insgesamt rund 170.000 Mal auf. Männer sind häufiger als Frauen betroffen.
  • Das Maligne Melanom ("schwarzer Hautkrebs") tritt gehäuft ab einem Alter von 60 Jahren auf. Wegen der früh einsetzenden Metastasierung gilt dieser Tumor als vergleichsweise aggressiv. Ausgangspunkt eines Melanoms ist i.d.R. ein entarteter Leberfleck im Bereich des Rückens, der Brust, der Arme oder der Beine. Von den rund 24.000 Erkrankten pro Jahr versterben etwa 3000.
Grundsätze:
  • Eine konsequente Früherkennung von Hautkrebs "lohnt" sich auch im hohen Alter. In keinem Fall unterbleibt die Prophylaxe mit der Begründung, dass die verbleibende Lebenserwartung den Vorsorgeaufwand nicht mehr rechtfertigt. Wir werden daher unsere Klienten und deren Angehörige immer für die Notwendigkeit einer regelmäßigen Hautinspektion sensibilisieren.
  • Pflegekräfte sind in der Erkennung von Hautkrebs zumeist unerfahren. Daher wird es bei konsequenter Beachtung dieses Standards immer auch zu Fehlalarmen kommen. Wir nehmen das aber in Kauf. Der pflegerische und medizinische Aufwand bei einer Hautkrebserkrankung ist enorm und übersteigt bei Weitem die Kosten und den Zeitaufwand von mehreren Dutzend Vorsorgeuntersuchungen.
Ziele:
  • Durch wirksame Prophylaxemaßnahmen wird die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hautkrebs gesenkt.
  • Ein entstehender Hautkrebs wird frühzeitig erkannt und zeitnah ärztlich behandelt.
  • Durch pflegerische Maßnahmen wird die ärztliche Therapie unterstützt. Insbesondere werden Wundheilungsstörungen nach einer Operation schnell erkannt.
  • Der Lebensmut des Klienten wird gestärkt.
Vorbereitung:
  • Gesetzlich versicherte Klienten ab einem Alter von 35 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine ärztliche Untersuchung der gesamten Körperoberfläche. Wir ermuntern unsere Klienten, dieses Angebot wahrzunehmen.
  • Zentrales Element der Hautkrebsvorsorge ist die Vermeidung von schädlicher UV-Strahlung. Wir raten Klienten dazu, sich nicht unnötig lange dem Sonnenlicht auszusetzen. Insbesondere im Sommer sollte der Klient konsequent Sonnenöle und Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor nutzen. Zusätzlich sollte der Klient auf eine angemessene (längere) Kleidung achten.
  • Männer mit wenig Kopfhaar sollten eine Sonnenkappe oder einen Sonnenhut tragen.
Durchführung:

Hautbeobachtung

  • Wir hängen in der Pflegestation eine Schautafel auf, auf der alle relevanten Hautkrebsformen mit einem Foto beschrieben werden. Diese Poster gibt es (als Druck) kostenlos bei Krankenkassen, Apotheken oder bei der Deutschen Hautkrebs-Stiftung (als PDF-Datei).
  • Jede Maßnahme zur Körperpflege wird immer auch zur Hautbeobachtung genutzt, also etwa die Körperwäsche, das Aufbringen von Salben, Einreibungen oder der Wechsel der Kleidung.
  • Wir konzentrieren uns auf die Körperflächen, die häufig dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, also die Kopfhaut (bei Glatze), Ohrspitzen, Nacken, Gesicht und Handrücken. Wir achten aber auch bei der Intimpflege auf Hautveränderungen, da ein Auftreten im Genitalbereich immer verdächtig ist.
  • Wir achten auf Berichte des Klienten über Veränderungen eines bestimmten Hautbereiches. Oftmals klagen Betroffene über einen starken lokalen Juckreiz.
  • Andere vermeintliche Leberflecke bluten leicht, wenn das umgebende Areal abgetrocknet oder rasiert wird. Es bilden sich immer wieder Blutkrusten.
  • Höchst verdächtig ist, wenn die Größe eines Flecks innerhalb kurzer Zeit zunimmt.
  • Wir nutzen die sog. "ABCDE-Regel", um ein Melanom frühzeitig zu entdecken und von einem Leberfleck oder von einem Muttermal zu unterscheiden. Folgende Kriterien sollten immer als verdächtig gelten:
    • A, wie Asymmetrie: Der verdächtige Hautbereich ist nicht kreisrund, sondern unregelmäßig geformt.
    • B, wie Begrenzung: Ein Melanom besitzt häufig keine scharfe und klare Trennlinie von dunkler Haut zur hellen Haut. Der Fleck scheint an den Rändern "auszulaufen".
    • C, wie Coloration: Die Farbe des vermeintlichen Muttermales ist nicht einheitlich. Stattdessen gibt es hellere und dunklere Bereiche. Oder es gibt braune und schwarze Abschnitte.
    • D, wie Durchmesser: Wenn die Größe des Flecks fünf Millimeter übersteigt, ist dieses ein Warnzeichen.
    • E, wie Erhabenheit: Erhabene und flache Abschnitte gehen ineinander über.
  • Wenn es hinreichende Verdachtsmomente gibt, werden die Beobachtungen vermerkt und dokumentiert. In vielen Fällen ist eine sofortige Information an den Hausarzt verzichtbar, da Hautkrebs vergleichsweise langsam fortschreitet. Es reicht dann, wenn der Arzt beim nächsten ohnehin geplanten Termin die betroffene Hautstelle inspiziert.

Versorgung nach einer Operation

Verdächtige Hautbereiche werden i.d.R. vom behandelnden Hautarzt chirurgisch entfernt. Die daraus erwachsenden pflegerischen Maßnahmen sind abhängig vom Umfang des Eingriffes sowie des genutzten Verbandes. Wir suchen deshalb den Dialog mit dem behandelnden Arzt und besprechen die Details der Versorgung.

  • Wir sorgen dafür, dass ein wirksames Schmerzmittel verfügbar ist, um den Wundschmerz zu lindern, sobald die Lokalanästhesie nachlässt. Geeignet sind i.d.R. Paracetamol oder Ibuprofen, nicht aber Aspirin.
  • Die Wunde wird i.d.R. in den ersten sieben Tagen nach dem Eingriff abgedeckt. Sofern konventionelles Material genutzt wurde, muss der Verband konsequent vor Durchfeuchtung geschützt werden. Ab dem vierten Tag nach dem Eingriff können wir die Wunde mit einem wasserdichten Folienpflaster zum Duschen abdecken. Wir stellen sicher, dass der Verband dicht ist, was in behaarten Hautbereichen problematisch sein kann.
  • Bei Nutzung selbstauflösender Fäden können wir nach einer Woche den Verband selbst entfernen, da die Wunde dann verheilt ist.
  • Wenn der Arzt eine Nahttechnik mit nicht-resorbierbaren Fäden verwendet, werden die Fäden nach 4 bis 14 Tagen (je nach Ort und Umfang der Operation) entfernt.
  • Nach einer Woche liegt das Resultat der mikroskopischen Gewebeuntersuchung vor. Wir unterstützen den Klienten, muntern ihn auf und versuchen übertriebene Ängste zu zerstreuen.
  • In den ersten Wochen nach dem Eingriff sollte der Klient die Nutzung einer Sauna sowie die sportliche Betätigung meiden. Bei Eingriffen am Rücken, Oberarmen und Brustbein sollte sich der Bewohner 2 bis 3 Wochen schonen.
  • In den ersten vier bis sechs Wochen sollte der operierte Hautbereich konsequent vor Sonneneinstrahlung geschützt werden.
  • Wenn wir Nachblutungen, Rötungen oder Schmerzen im Bereich der Wunde bemerken, wird der behandelnde Arzt umgehend informiert.
  • In den Wochen nach dem Eingriff sollte der Klient das Rauchen einstellen, da Nikotinkonsum die Wundheilung beeinträchtigt.
Nachbereitung:

Prognose

Die Prognose ist abhängig von der Art des Geschwürs, dem Zeitpunkt des Therapiebeginns sowie der allgemeinen Konstitution des Klienten.

  • Bei einem Basaliom ist die Prognose gut, sofern der Tumor vollständig entfernt wurde. 95 Prozent aller Betroffenen überleben die ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung.
  • Etwas ungünstiger sind die Aussichten bei einem Spinaliom. Wird der Tumor erst spät entdeckt und behandelt, können sich bereits Metastasen gebildet haben. Die Fünfjahresüberlebensrate liegt bei rund 80 Prozent.
  • Maligne Melanome bilden frühzeitig Tochtergeschwüre. Die Prognosen sind entsprechend schlecht. Die Fünfjahresüberlebensrate liegt je nach Eindringtiefe bei unter 70 Prozent.
Dokumente:
  • Pflegebericht
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Krebs; Hautkrebs; Haut; Hautbeobachtung
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