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Version 2.07a - 2014 |
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Standard "Pflege von Senioren mit Skabies (Krätze)" |
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Rein
medizinisch betrachtet ist es schon erstaunlich, wie schnell sich
Scabies unter Senioren und Pflegekräften ausbreiten kann. Daher ist es
wichtig, Krätze schnell von anderen Hautkrankheiten zu unterscheiden
und die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion zu treffen. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
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Standard "Pflege von Senioren mit Skabies (Krätze)" |
Definition:
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- Krätzemilben sind winzige, 0,2 bis 0,5 mm große
Spinnentiere. Die weibliche Milbe bohrt sog. "Milbengänge" in die
oberste Schicht der Epidermis. Der Parasit bevorzugt Regionen mit
dünner Haut und (wenn möglich) vergleichsweise hohen Temperaturen.
Betroffen sind häufig:
- Finger und Zehen
- Nabelregion
- Handgelenke und Ellenbeugen
- Achselfalten
- innerer Fußrand
- Brustwarzen
- Penisschaft
- Die Übertragung erfolgt i.d.R. durch direkten
Körperkontakt. Eine Verbreitung über gemeinsam verwendete Textilien ist
die Ausnahme. Außerhalb der Hornschicht sind Milben nur zwei bis drei
Tage lebensfähig.
- In den ersten vier Wochen nach der Übertragung
des Parasiten treten keine relevanten Symptome auf. Dann jedoch spürt
der Betroffene ein starkes Jucken. Der Bewohner muss sich zwanghaft
kratzen. Sekundärinfektionen sind die fast unvermeidliche Folge.
- Die Besiedelung mit Skabies kann im Alter lange
über einen längeren Zeitraum unerkannt bleiben. Juckende Haut ist im
fortgeschrittenen Alter nicht ungewöhnlich. Zudem können sich Senioren
mit einer demenziellen Erkrankung oftmals nicht verständlich machen.
- Seniorenheime sind sehr anfällig für größere
Ausbrüche. Wenn der Befall nicht zeitnah erkannt wird, stecken sich
Pflegekräfte an und übertragen den Parasiten auf andere Bewohner und
auf die eigenen Familienangehörigen.
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Grundsätze:
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- Die Krätze heilt nicht von selbst ab und
verschlimmert sich mit der Zeit; dieses insbesondere bei Senioren mit
schlechtem Allgemeinzustand. Eine Behandlung ist daher unabdingbar.
- Bereits bei einem begründeten Verdacht auf eine
Infektion muss ein Arzt hinzugezogen werden. Es darf nicht bis zu einem
eindeutigen Ausbruch der Krankheit gewartet werden.
- Wir arbeiten eng mit dem Gesundheitsamt
zusammen. Jeder Skabiesausbruch wird umgehend gemeldet.
- Ein Skabiesausbruch lässt sich nur durch
entschlossenes Handeln wieder in den Griff bekommen. Insbesondere muss
wirklich jede Person, die potenziell von der Milbe befallen ist,
behandelt werden. Ansonsten ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein
eingedämmter Ausbruch wieder aufflackert.
- Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Haus-
bzw. Facharzt zusammen. Dessen Anweisungen werden sorgfältig befolgt.
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Ziele:
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- Der Bewohner soll vom Skabies-Befall dauerhaft
befreit werden.
- Die Übertragung auf andere Bewohner muss
verhindert werden.
- Die Gesundheit unserer Pflegekräfte darf bei
der Arbeit nicht gefährdet werden.
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Vorbereitung: |
Symptome
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- Wir achten auf Symptome, die auf Skabies
hindeuten:
- Der Bewohner klagt über Juckreiz, der
insbesondere bei Bettwärme zunimmt. Folglich ist das Jucken vor allem
in der Nacht oft unerträglich. Einschränkung: Bei abwehrgeschwächten
Menschen ist der Juckreiz häufig schwächer ausgeprägt.
- Die Milbengänge sind als kleine, bräunliche
Linien unter der Haut sichtbar. Um diese zu erkennen, ist eine gute
Lupe hilfreich.
- Häufig kommt es zu einer Hautrötung im
betroffenen Hautbereich. Es bilden sich winzige rote Punkte und kleine
Beulen.
- Zudem stellt sich fast immer eine bakterielle
Superinfektion mit eitrigen und verkrusteten Herden ein.
- Bei Menschen, die eine sehr gute Hautpflege
betreiben, kann es auch passieren, dass keine sichtbaren
Hautveränderungen auftreten. Die Skabies ist dann selbst von einem Arzt
schwer zu diagnostizieren.
- In der Praxis bleiben viele Infektionen
unbemerkt. Ärzte missdeuten das Symptombild oft als Ekzem oder als
ähnliche Hautkrankheit. Die Hautschädigung wird dann über Wochen falsch
und somit erfolglos therapiert.
- Spätestens, wenn mehrere Bewohner oder
Pflegekräfte über unerklärlichen Juckreiz klagen, muss ein
Skabiesausbruch in Betracht gezogen werden.
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weitere Maßnahmen
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- Im Rahmen der Grundpflege sollten Pflegekräfte
stets auf den Hautzustand achten.
- Im Fall eines Verdachtes wird nach Rücksprache
mit der Pflegedienstleitung der Hausarzt gerufen.
- Ggf. wird das Formular "Meldung von Infektionen
an den Hygienebeauftragten / Hygienekommission" ausgefüllt. Das
Gesundheitsamt wird ggf. informiert.
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Durchführung:
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- Skabies kann vergleichsweise einfach therapiert
werden. Die erste Wahl ist i.d.R. das Antiparasitikum Permethrin. Es
wird als Creme auf der gesamten Haut des Bewohners aufgetragen.
Lediglich der Kopf und die Schleimhäute an den Körperöffnungen werden
ausgespart. Die Behandlung wird bevorzugt am Abend durchgeführt.
- Es ist entscheidend, dass die Creme
flächendeckend und gleichmäßig aufgetragen wird. Ansonsten kommt es zur
sog. "Milbenflucht".
- Bei demenziell erkrankten Senioren ist darauf
zu achten, dass sich diese das Mittel nicht in die Augen oder in den
Mund schmieren.
- Ggf. ist es sinnvoll, die Haut mit einem Bad in
seifenhaltigem Wasser zu entfetten. Ggf. ist es auch erforderlich, eine
hornschichterweichende Behandlung durchzuführen.
- Bei vielen Wirkstoffen ist eine einmalige
Behandlung ausreichend. Andere Präparate werden über einen Zeitraum von
drei Tagen mehrfach aufgetragen.
- Handtücher werden alle 12 Stunden gewechselt.
- Die Körper- und die Unterkleidung sowie die
Bettwäsche und die Bettdecken werden alle 12 bis 24 Stunden
ausgewechselt.
- Die Behandlung des befallenen Bewohners allein
ist bei Skabies i.d.R. nicht ausreichend, um eine Ausbreitung zu
stoppen. Zumeist müssen auch alle Personen behandelt werden, die
Körperkontakt mit dem Bewohner hatten. Dazu zählen neben den
Pflegekräften ggf. auch Angehörige.
- Bewohner mit krustöser Skabies werden 14 Tage
lang strikt isoliert. Das Badezimmer darf von keinem anderen Bewohner
genutzt werden.
- Die Bettwäsche des Bewohners wird jeden Tag
gewechselt und mit 60°C gewaschen. Die Wäsche wird nicht aufgeschüttelt.
- Unterbekleidung und Handtücher werden ebenfalls
normal bei 60°C gewaschen.
- Möbel, sowie Betten, Sessel und Fußbodenbeläge
werden mithilfe eines starken Staubsaugers von Milben befreit. Ggf.
muss dieser Vorgang mehrfach wiederholt werden.
- Oberbekleidung, Decken und ähnliche Textilien
werden sieben Tage lang gelüftet und nicht genutzt. Oder sie werden für
diese Dauer in Plastiksäcken gelagert. Auf ähnliche Weise werden
Gegenstände behandelt, die engen Kontakt mit dem Bewohner haben, also
etwa Plüschtiere usw. Eine alternative Entwesungsmethode ist das
Einfrieren von Gegenständen, etwa von Schuhen.
- Die routinemäßige Desinfektion aller Flächen im
Bewohnerzimmer ist i.d.R. auch bei krustöser Skabies ausreichend, um
eine Übertragung auszuschließen. Teppichböden und Polstermöbel werden
mit einem leistungsstarken Staubsauger gereinigt.
- Der Bewohner sollte den Kontakt zu Mitbewohnern
und zu Angehörigen minimieren, bis keine Übertragungsgefahr mehr
besteht. Die Teilnahme an gemeinschaftlichen Freizeitaktivitäten sollte
unterbleiben.
- Sofern der Bewohner sexuell aktiv ist, sollte
er Geschlechtskontakte vorerst einstellen.
- Beim Kontakt mit Betroffenen sind grundsätzlich
Handschuhe und Schutzkittel zu tragen. Der Schutzkittel wird in einem
dicht schließenden Wäschesack abgeworfen. Dieser Sack ist unmittelbar
neben der Tür des Bewohnerzimmers zu deponieren.
- Hautkontakt ist stets zu vermeiden. Sollte es
dennoch zu einem Hautkontakt gekommen sein, ist nach Rücksprache mit
dem Arzt eine entsprechende prophylaktische Behandlung durchzuführen.
- Das Waschen der Hände mit Seife verhindert
i.d.R. eine Übertragung. Die Pflegekraft achtet aber darauf, auch die
Nägel zu reinigen. Händedesinfektionsmittel sind bei Skabies unwirksam.
- Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie das
Wechseln der Schuhe sind zumeist nicht notwendig.
- Bei Ausbrüchen ist ggf. eine
Zutrittsbeschränkung für Besucher sowie für externe Dienstleister
(Friseur, Therapeuten usw.) zu prüfen.
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Nachbereitung: |
- Alle Maßnahmen werden genau dokumentiert.
- Zwei Wochen nach der Anwendung erfolgt eine
Nachuntersuchung. Wenn der Befall dann noch immer vorhanden ist, wird
die Behandlung wiederholt.
- Erst dann, wenn der Arzt per Attest ein
Infektionsrisiko für andere Bewohner ausschließt, darf der Bewohner
wieder Gemeinschaftsräume betreten.
- Viele Bewohner klagen nach der überstandenen
Infektion über gereizte und ausgetrocknete Haut sowie über Ekzeme.
Mittels Ölbädern und Pflegesalben kann das Hautbild i.d.R. schnell
verbessert werden. Ggf. wird nach einer ärztlichen Anordnung eine
glukokortikoidhaltige Salbe aufgetragen.
- Ein überstandener Skabiesausbruch ist immer ein
Anlass, die Hygienemaßnahmen kritisch zu hinterfragen.
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Dokumente: |
- Pflegedokumentation
- ärztliche Atteste
- Vorlage "Meldung von Infektionen an den
Hygienebeauftragten / Hygienekommission"
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Verantwortlichkeit
/ Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Scabies; Infektion; Haut; Krätze |
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Genereller
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Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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