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Version 3.05a - 2017

Standard "Pflege von Senioren mit Mykosen (Pilzerkrankungen)"

 
Für junge und gesunde Menschen sind Pilzinfektionen eine lästige aber zumeist nur vorübergehende Erkrankung. Mit steigender Pflegebedürftigkeit jedoch werden Mykosen zu einer realen Gesundheitsgefährdung. Die Infektion lässt sich nur dann verlässlich eindämmen, wenn alle Mitarbeiter die hygienischen und pflegerischen Vorgaben sorgfältig beachten.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit Mykosen (Pilzerkrankungen)"
Definition: Pilze kommen überall in der Umwelt vor. Viele Pilzarten siedeln auf der menschlichen Haut und Schleimhaut, ohne dass dieses zu Krankheitssymptomen führen würde. Bei nahezu allen Mykosen (Pilzerkrankungen) handelt es sich um opportunistische Infektionen. Diese können also nur dann entstehen, wenn der menschliche Körper durch andere Erkrankungen geschwächt ist oder eine entsprechende Disposition besteht. Senioren sind besonders gefährdet, da in dieser Altersgruppe gehäuft eine Multimorbidität vorliegt.

Die für die Altenpflege relevanten Pilzerkrankungen werden anhand der "D-H-S-Klassifikation" eingeteilt:
  • Dermatophyten (zählen zu den Fadenpilzen) infizieren die menschliche Haut sowie deren Anhangsgebilde, also insbesondere die Finger- und die Zehennägel.
  • Hefen (Sprosspilze) führen zu Erkrankungen der Haut und der Schleimhäute. Wenn die Immunabwehr des Erkrankten bereits geschwächt ist, kann der Pilz auch die inneren Organe (Lunge und Gehirn) befallen und eine Pilzsepsis (Fungämie) auslösen. In den allermeisten Fällen (90 Prozent) einer Hefepilzinfektion handelt es sich um "Candida albicans". Gleichzeitig ist dieser Pilz der Auslöser von Soorerkrankungen. "Candida tropicalis" und "Candida krusei" treten deutlich seltener auf.
  • Schimmelpilze (zählen zu den Fadenpilzen) greifen häufig die inneren Organe (wie etwa die Lunge) an. Auch ein Befall des Ohrs und der Nebenhöhlen ist möglich.
Ideale Lebensbedingungen finden Pilze in feucht-warmen Körperhöhlen sowie auf Schleimhäuten. Auch Haare und Nägel können befallen werden. Für unsere Einrichtung sind vor allem folgende Mykosen relevant:
  • Tinea pedis ist eine Dermatophyteninfektion der Fußhaut. Im feuchtwarmen Milieu der Zehenzwischenräume finden die Pilze einen idealen Lebensraum. Auch die Fußsohlen und die Fußkanten können betroffen sein.
  • Tinea unguium ist eine Pilzinfektion der Nagelplatte. Sie beginnt häufig als Fußpilz und breitet sich dann auf die Zehennägel aus. Auslösen können die Infektion auch Verletzungen sowie Durchblutungsstörungen infolge von zu engen Schuhen. Vom Nagelpilz betroffen sind vor allem Diabetiker.
  • Bei einer Tinea corporis befallen die Pilze die Haut des Bewohners. Dieses insbesondere an den Armen, am Oberkörper und in der Leistenregion. Auffällig sind runde und schuppige Rötungen, die in der Mitte blasser sind. Zumeist klagen Betroffene über einen erheblichen Juckreiz. Das Symptombild erinnert an ein Ekzem.
Grundsätze:
  • Pilzinfektionen sind weit mehr als harmlose Hauterkrankungen. Für unsere teils gesundheitlich stark beeinträchtigten Bewohner können diese Infektionen lebensbedrohlich sein. Daher nehmen wir jede Mykose stets ernst.
  • Eine Pilzinfektion heilt nicht von selbst ab und verschlimmert sich mit der Zeit. Eine Behandlung ist daher unabdingbar.
  • Geduld und Disziplin sind bei der Behandlung einer Pilzerkrankung wichtige Faktoren. Nur eine konsequent ggf. über viele Monate durchgeführte Therapie wird die Infektion dauerhaft beseitigen.
  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Haus- bzw. Hautarzt zusammen. Dessen Anweisungen werden sorgfältig befolgt.
  • Pilze sind überall in der Umwelt zu finden, also auch in unserer Einrichtung. Eine vollständige Abtötung aller Pilze in den Wohnbereichen lässt sich mit realistischem Aufwand nicht erreichen. Ob ein Bewohner an einer Pilzinfektion erkrankt, ist primär davon abhängig, ob es infektionsfördernde Primärerkrankungen gibt.
Ziele:
  • Die Pilzinfektion breitet sich nicht aus, sondern wird wirksam therapiert.
  • Der Bewohner fühlt sich wohl. Er erleidet insbesondere keine Schmerzen oder Juckreiz.
  • Der Bewohner ist über seinen Gesundheitszustand informiert. Er kennt Maßnahmen, mit denen er den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.
  • Eine Pilzerkrankung innerer Organe wird verhindert.
Vorbereitung: Überwachung von Risikopatienten
Verschiedene Krankheitsbilder fördern Pilzinfektionen. Wir überwachen bei den Betroffenen den Hautzustand besonders intensiv:
  • Tumorerkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • HIV / AIDS
  • Therapie mit Zytostatika sowie mit Glukokortikoiden oder mit Immunsuppressiva.
  • Mangel- oder Fehlernährung
  • Antibiotikabehandlung, die eine Zerstörung der natürlichen Bakterienbesiedlung zur Folge hat
Überwachungsmaßnahmen:
  • Bei gefährdeten Senioren werden insbesondere die Hautfalten, die Finger- und die Zehenzwischenräume überwacht. Dieses erfolgt routinemäßig z. B. im Rahmen der Ganzwaschung.
  • Der Bewohner soll sich bei uns melden, wenn er verdächtige Beobachtungen macht. Dazu zählen insbesondere Juckreiz, Hautrötungen und sonstige Hautveränderungen.
Symptombeobachtung
Wir achten auf Symptome, die auf eine Mykose hindeuten. Ggf. wird umgehend eine ärztliche Untersuchung veranlasst:
  • Tinea Pedis:
    • Rötung und Schuppung der Haut
    • aufgequollene weißliche Hornschichten
    • Bildung von Fissuren und Rhagaden
    • Aufweichen und Abschälen der Haut
    • extremer Juckreiz
  •  Mundsoor:
    • Schleimhäute sind gerötet und mit weißlichen Belägen überzogen. Diese lassen sich abwischen.
    • Die Nahrungsaufnahme bereitet Schmerzen.
  • Speiseröhrensoor:
    • Schmerzen beim Schlucken von Nahrungsmitteln
    • Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Vaginalsoor:
    • weißlich-krümeliger Scheidenausfluss
    • Jucken
  • Tinea unguium:
    • Verfärbung der Nagelseiten
    • Verdickung des Nagelbetts
    • brüchige Nagelplatte
    • Verformung der Nagelplatte
    • Ablösung des Nagels
  • Atemwegs-Candidose
    • Husten
    • Auswurf
  • Candidose-Infektion der Harnröhre und der Harnblase:
    • Brennen beim Wasserlassen
    • Juckreiz
    • häufiger Harndrang
  • Candidose-Infektion des Darms:
    • Durchfall
    • Verstopfung
  • Systemmykose:
    • Fieber
    • Gewichtsverlust
    • Reizhusten mit Atembeschwerden
Außerdem:
  • Wenn Pflegekräfte ein Ekzem feststellen, ist immer daran zu denken, dass eine Pilzinfektion leicht damit verwechselt werden kann.
Sammlung von Informationen
Wir sammeln relevante Informationen und stellen diese ggf. dem Hausarzt zur Verfügung:
  • Wann wurde die Infektion erstmals bemerkt?
  • Wie oft erkrankte der Bewohner in letzter Zeit an Pilzinfektionen? Wie wurden diese therapiert?
  • Therapiert sich der Bewohner selbst?
  • Welche Grunderkrankungen könnten das Auftreten der Pilzinfektion befördert haben?
Durchführung: medikamentöse Behandlung
Wir behandeln Mykosen abhängig vom Krankheitsbild mit zwei Strategien:
  • Die Therapie lokaler Infektionsherde erfolgt zumeist mit Antimykotika, die als Salbe aufgetragen werden. Da diese nicht resorbiert werden, sind relevante Nebenwirkungen sehr selten. Nach sechs Wochen Behandlung ist i. d. R. eine pilzfreie Regeneration der Epidermis erfolgt.
  • Bei oraler oder bei intravenöser Applikation sind immer Nebenwirkungen zu befürchten, etwa Allergien sowie schwere Lebererkrankungen. Zudem ist die Anwendungsdauer deutlich erhöht. Zumeist müssen diese Antimykotika über Wochen oder gar über Monate verabreicht werden.
Außerdem:
  • Wir sorgen dafür, dass die verschriebenen Medikamente über den gesamten verschriebenen Zeitraum verabreicht werden. Jedes eigenmächtige Absetzen erhöht das Risiko einer erneuten Erkrankung.
  • Bei einer Infektion im Intimbereich werden ggf. vorhandene Sexualpartner ebenfalls behandelt. Damit wird eine Wiederansteckung verhindert.
  • Ggf. prüfen wir den prophylaktischen Einsatz von antimykotischen Cremes.
Pflegemaßnahmen
  • Die infizierten Körperregionen werden stets zuletzt mit Einmalhandschuhen gewaschen und abgetrocknet. Ist dieses nicht möglich, werden nach der Wäsche von infizierten Körperregionen das Waschwasser, die Waschschüssel, der Waschlappen und das Handtuch gewechselt.
  • Waschschüsseln werden nach jedem Gebrauch (wie sonst auch) desinfiziert.
  • Alle Flächen in der Umgebung des Bewohners werden regelmäßig desinfiziert. Dieses schließt alle Flächen ein, die kontaminiert sind oder kontaminiert sein könnten. Nach Abheilung der Pilzinfektion erfolgt ggf. eine Schlussdesinfektion.
  • Alle beim Bewohner genutzten Instrumente werden nach Gebrauch in einen verschlossenen Behälter gelegt und dann regulär gereinigt und desinfiziert.
  • Körpernah getragene Kleidung (Unterwäsche) wird immer mit mindestens 60 °C gewaschen. Dieses gilt auch für Bettwäsche, Waschlappen und Handtücher. Ideal sind kochbare Baumwolltextilien und Baumwollsocken.
  • Kleidung, die mit infizierten Hautbereichen in Kontakt kommt, wird täglich gewechselt. Bei Fußpilz also insbesondere die Socken; bei Infektionen im Genitalbereich die Unterhose usw.
  • Essgeschirr und weitere Textilien werden wie sonst üblich gereinigt.
  • Patienten mit Mykosen an den Füßen sollten luftdurchlässiges Schuhwerk tragen. Zusätzlich sollte das Schuhwerk regelmäßig mit einem pulverförmigen Antimykotikum desinfiziert werden.
  • Infizierte oder gefährdete Regionen werden gründlich abgetrocknet. Haut-auf-Haut-Kontakt sollte vermieden werden.
  • Bei Fußpilz können die Zehen durch eingelegte Mullstreifen voneinander getrennt gehalten werden. Sie trocknen dann auch schneller.
  • Bei oralen Mykosen wird der Bewohner über die Bedeutung einer angemessenen Mundpflege informiert.
  • Wenn die Pflegekraft in Kontakt mit infizierter Haut, mit Sekreten, mit Stuhl oder mit Urin kommen könnte, sollte sie vorher einen Schutzkittel und Einmalhandschuhe anziehen. Das Tragen von Mund- und Nasenschutz ist zumeist nicht notwendig.
  • Bewohner mit Mykosen sollten sich mit möglichst wenig Zucker ernähren, da dieser das Candida-Wachstum fördert.
  • Der Bewohner darf bis zur erfolgreichen Ausheilung der Infektion keine öffentlichen Bäder besuchen.
  • Eine Unterbringung im Einzelzimmer ist nicht notwendig.
  • Eine langfristig erfolgreiche Therapie ist nur dann

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++




 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Haut; Infektion; Körperpflege; Mykose; Pilzerkrankung; Ekzem
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