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Version 1.05 - 2016

Notfallstandard "Hörsturz"

 
Auch wenn die Folgen eines Hörsturzes mit denen eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarktes nicht vergleichbar sind, gibt es zwischen diesen Störungen eine Parallele: Je früher die ärztliche Behandlung erfolgt, umso besser sind die Chancen für eine umfassende Gesundung. Daher sollten die Symptome und die Notfallmaßnahmen allen Pflegekräften bekannt sein.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Notfallstandard "Hörsturz"
Definition:
  • Ein Hörsturz ist ein plötzlich einsetzender Hörverlust, der zumeist nur auf einem Ohr eintritt. Häufig kommt es zusätzlich zu Ohrgeräuschen (Tinnitus).
  • Die Störung tritt insbesondere nach körperlicher Anstrengung oder nach mentalem Stress auf.
  • Häufige Ursache eines Hörsturzes sind Durchblutungsstörungen des Innenohrs. Als Auslöser kommen aber auch virale Schädigungen des Hörnervs und des Endolymphsystems in Betracht.
  • Es gibt bislang keinen Beweis dafür, dass ein Hörsturz ein Vorbote eines nahenden Schlaganfalls ist.
  • Im Zentrum der Therapie steht i.d.R. eine zwei- bis dreiwöchige Verabreichung von durchblutungssteigernden Medikamenten per Infusion.
  • Nach neueren Erhebungen erleiden in Deutschland etwa 300 Menschen von 100.000 pro Jahr einen Hörsturz. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr. (Hinweis: Nach anderen Quellen: 30 bis 50 Jahre.)
Grundsätze:
  • Wenn hinreichende Anzeichen für einen Hörsturz sprechen, wird immer ein Arzt kontaktiert.
  • Eine möglichst frühzeitig einsetzende Therapie kann darüber entscheiden, wie viel Resthörvermögen dem Bewohner erhalten bleibt.
Ziele:
  • Ein Hörsturz wird korrekt und frühzeitig erkannt.
  • Durch eine zeitnahe ärztliche Versorgung wird ein möglichst großer Teil des Hörvermögens bewahrt.
Vorbereitung: Wir achten auf die typischen Symptome eines Hörsturzes:
  • Gehörabnahme bis hin zur Taubheit innerhalb eines Zeitrahmens von wenigen Minuten bis 24 Stunden
  • Druckgefühl im Ohr ("Watte im Ohr")
  • Ohrgeräusche, etwa ein Klingeln, Sausen, Brummen, Pfeifen oder Klopfen
  • leichter Schwindel und Drehgefühle
  • Ggf. zusätzlich eine ausgeprägte Muskelverspannung im Nacken
Durchführung:
  • Sofern ein HNO Arzt verfügbar ist, wird dieser telefonisch informiert. Wir beschreiben die Symptomatik und bitten um einen zeitnahen Termin für die Vorstellung des Bewohners. Alternativ kontaktieren wir die HNO-Ambulanz. Ist beides nicht möglich, wird der Arzt oder Notarzt informiert.
  • Wir bereiten die Krankenhauseinweisung oder den Transfer in die HNO-Praxis vor.
  • Der Bewohner soll Ruhe bewahren und sich ggf. in sein Bett legen. Er soll Stress und Aufregung vermeiden.
  • Die Vitaldaten wie Blutdruck, Puls und ggf. auch Körpertemperatur werden ermittelt.
  • Wir stellen alle Informationen zusammen, die für die weitere Behandlung relevant sein können. Also insbesondere über eine etwaige Erkrankung der Halswirbelsäule, arterielle Hypertonie, Multiple Sklerose oder Virusinfektionen (wie z.B. Herpes-Zoster). Wichtig ist auch eine Auflistung aller Medikamente, die der Bewohner regelmäßig einnimmt.
Nachbereitung: weitere Maßnahmen
  • Das Ereignis wird sorgfältig dokumentiert.
  • Die Pflegedienstleitung und die Heimleitung werden (sofern noch nicht geschehen) informiert.
  • Ggf. werden die Angehörigen informiert.
  • Nach Rückkehr des Bewohners stellen wir sicher, dass die ggf. verschriebenen Medikamente korrekt eingenommen werden und dass er die weiteren Behandlungstermine wahrnimmt.
  • Wir hinterfragen kritisch, inwiefern der Hörsturz auf die Lebenssituation im Pflegeheim zurückzuführen ist. Wir prüfen insbesondere, welche Faktoren wir beeinflussen können, um die Stressbelastung des Bewohners zu reduzieren.
  • Wir vermitteln dem Bewohner auf Wunsch Stressbewältigungstechniken wie etwa Yoga.
  • Der Bewohner soll die wichtigsten Risikofaktoren für einen Hörsturz meiden, also etwa das Rauchen einstellen und durch eine bewusste Ernährung den Cholesterinspiegel senken.
Prognose
  • Wenn die Behandlung sofort einsetzt, kann i.d.R. ein Großteil des Hörvermögens bewahrt werden.
  • Auch ohne Behandlung bessert sich das Symptombild häufig innerhalb einiger Tage oder Wochen.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Vitaldatenblatt
  • Medikamentenblatt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema

Schlüsselwörter für diese Seite Hörgerät; Schwerhörigkeit; Gehörlosigkeit; Taubheit; Hörsturz; Notfall
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.