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Version 1.05 - 2014

Standard "Pflege von Senioren bei Myokarditis"

 
"Myokarditis" – das klingt nach Notarzt, Intensivstation oder gar Schlimmerem. Tatsächlich ist die Herzmuskelentzündung vor allem ein pflegerisches Problem, da viele Betroffene wochenlang ans Bett gefesselt sind. Wir haben in einem kompakten Standard die wichtigsten Pflege- und Prophylaxemaßnahmen zusammengefasst.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren bei Myokarditis"
Definition:
  • Bei einer Myokarditis ist der Herzmuskel entzündet. Die Entzündung kann akut oder chronisch auftreten.
  • Ausgelöst wird der entzündliche Vorgang vor allem durch Viren (jeder zweite Fall), insbesondere durch Coxsackie-B, Influenza- und Adenoviren. Möglich ist auch ein bakterieller Befall, etwa durch Staphylokokken, Enterokokken oder hämolysierende Streptokokken. Auslöser kann auch ein Missbrauch von Alkohol oder Drogen sein.
  • Eine Myokarditis kann außerdem im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung auftreten.
Grundsätze:
  • Eine gute Überleitung aus dem Krankenhaus und die gute Kooperation mit dem behandelnden Arzt sind entscheidend für das Wohlergehen des Bewohners.
  • Wir nehmen dem Bewohner im Verlauf der Rehabilitation nur solche Tätigkeiten ab, die er nicht allein und auch nicht mit etwas Unterstützung durch uns bewältigen kann. Der Bewohner darf weder über- noch unterfordert werden.
  • Wenn sich der Gesundheitszustand eines Bewohners verschlechtert, wird umgehend der Arzt / Notarzt gerufen.
Ziele:
  • Die Myokarditis wird frühzeitig entdeckt und wirksam therapiert.
  • Die Entzündung heilt folgenlos aus.
  • Der Bewohner fühlt sich bei uns mit seinen Ängsten angenommen und verstanden.
  • Die Nebenwirkungen der Medikamente werden auf ein Minimum reduziert.
Vorbereitung: Wir achten auf Symptome, die für eine sich entwickelnde Myokarditis sprechen. Diese ähneln oftmals einer grippalen Erkrankung.
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Kurzatmigkeit
  • Fieber
  • Atemnot
  • kardiale Schmerzen
Hinweis:
  • Eine Myokarditis kann auch stumm verlaufen, also keine Beschwerden verursachen.
  • Wenn es hinreichende Anzeichen für eine Myokarditis gibt, wird der Bewohner dem Hausarzt vorgestellt. Dieser wird mittels EKG und Labordiagnostik den Verdacht überprüfen.
  • Die anschließende Versorgung erfolgt i.d.R. stationär im Krankenhaus. Bei leichteren Verläufen sowie nach dem Abklingen der akuten Krankheitsphase erfolgt die weitere Behandlung ambulant.
Durchführung:
  • Der Bewohner soll sich körperlich schonen. Ggf. muss er strenge Bettruhe halten, bis die EKG-Veränderungen verschwunden sind.
  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir, ob der Bewohner Atem- und Bewegungsübungen durchführen sollte.
  • Wir unterstützen den Bewohner bei der Körperpflege und der Ausscheidung, wenn dieses aufgrund der körperlichen Schwächung erforderlich ist.
  • Für die Zeit der Bettlägerigkeit werden die Prophylaxeanstrengungen intensiviert, insbesondere die Thrombose- und die Dekubitusprophylaxe.
  • Nach dem Ende der Akutphase wird die körperliche Belastung schrittweise erhöht, bis der Bewohner die Alltagstätigkeiten wieder bewältigt. In den ersten drei bis sechs Monaten nach der Erkrankung sollte der Bewohner aber alle schweren körperlichen Aktivitäten wie etwa Sport vermeiden.
  • Wir sind uns bewusst, dass eine Erkrankung am Herzen beim Betroffenen massive Befürchtungen auslösen kann. Viele Senioren haben daher einen Wunsch nach erhöhter Fürsorge. Übertriebene Ängste können häufig durch sachgerechte Informationen gelindert werden. Wir bitten insbesondere den Arzt, den Dialog mit dem Bewohner zu suchen.
  • Bei vielen betroffenen Senioren ist die Myokarditis auch Ausdruck einer geschwächten Immunabwehr. Daher werden zu seinem Schutz alle notwendigen Hygienemaßnahmen konsequent weitergeführt, insbesondere die Händehygiene.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner die verordneten Medikamente konsequent einnimmt. Ggf. assistieren wir dem Bewohner oder übernehmen die Durchführung vollständig.
    • Bei einer bakteriellen Myokarditis ist i.d.R. eine Antibiotikatherapie erforderlich.
    • Eine Myokarditis als Folge einer rheumatischen Erkrankung klingt oftmals ab, wenn dem Betroffenen Cortison verabreicht wird.
    • Viele Medikamente wie Corticoide oder Antiphlogistika haben teils massive Nebenwirkungen. Diese werden von uns dokumentiert und soweit möglich durch entsprechende Pflegemaßnahmen gelindert.
  • Der Zustand des Bewohners wird engmaschig überwacht, also: Vitalzeichen, Temperatur, Atmung, Ausscheidung und ggf. Flüssigkeitsbilanzierung.
  • Im ersten Jahr der Erkrankung sind monatliche Kontrollüberwachungen beim behandelnden Haus/Facharzt erforderlich.
Nachbereitung: weitere Maßnahmen
  • alle relevanten Beobachtungen werden dokumentiert.
  • Die Pflegeplanung muss regelmäßig an den Zustand des Bewohners angepasst werden. Relevant sind dabei insbesondere die Grenzen, die durch die ggf. schwache körperliche Konstitution gesetzt werden.
Prognose
  • In der Mehrzahl der Fälle heilt die Myokarditis folgenlos aus.
  • In vielen Fällen bleiben Herzrhythmusstörungen zurück, von denen aber zumeist keine Gefahr ausgeht.
  • Es gibt aber auch Verlaufsformen, die eine schwere Herzinsuffizienz auslösen.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Fragen an den Arzt / ärztliche Verordnungen
  • Vitaldatenblatt
  • Pflegenachweis
  • Flüssigkeitsbilanzierung / Trinkprotokoll
  • Mobilisierungs- und Bewegungsplan
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Myokarditis;  Herzmuskel;  Herz; Pankarditis
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.