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Version 1.05

Notfallstandard "Verhalten bei Aspiration"

 
Bei einer Aspiration bleibt keine Zeit zum Lesen von Notfallstandards. Jeder Handgriff muss schon vorher x-mal geübt werden. Wir haben die beiden gängigsten Rettungsmöglichkeiten in einem bebilderten Standard zusammengefasst.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 
Notfallstandard "Verhalten bei Aspiration"
Definition:
  • Die Aspiration eines Fremdkörpers ist eine gravierende Bedrohung für die Gesundheit oder gar für das Leben eines Klienten. Eine Unterbrechung der Atmung und somit der Sauerstoffversorgung kann schon nach wenigen Minuten schwere Hirnschädigungen auslösen.
  • Vor allem folgende Risiken sind in der Altenpflege relevant:
    • Ein Klient leidet unter Schluckstörungen und aspiriert Speisereste bei der Nahrungsaufnahme.
    • Der Klient verschluckt einen festen Gegenstand. Dies kann etwa ein Teil seiner Zahnprothese sein. Dementiell erkrankte Senioren verschlucken Gegenstände aus Langeweile oder in Verkennung des Risikos.
    • In seltenen Fällen erfolgt das Verschlucken auch absichtlich, etwa als Versuch einer Selbsttötung oder zum Erzwingen von Aufmerksamkeit.
    • Der Heimlich-Handgriff ist eine Rettungsmaßnahme zur Entfernung eines Fremdkörpers aus der Luftröhre (Trachea). Die Pflegekraft übt einen plötzlichen Druck auf den Thorax aus. Die Atemluft wird dadurch in Richtung Mund gepresst und befördert das Hindernis aus der Luftröhre. Der betroffene Klient kann dabei entweder stehen oder liegen.
Grundsätze:
  • Wenn eine schwere Atemnot nicht binnen einer oder zwei Minuten beseitigt ist, werden wir immer einen Notarzt rufen. Dieses auch auf die "Gefahr", dass sich der Zustand des Klienten normalisiert, bevor der Arzt eintrifft.
  • Der Notruf erfolgt auch dann, wenn der Klient diesen nicht wünscht, etwa weil er die Gefährdung nicht korrekt einschätzt.
  • Die wichtigsten Ressourcen zur Rettung des Klienten sind die Besonnenheit und die Erfahrung der Pflegekraft. In keinem Fall darf die Pflegekraft in Panik geraten.
Ziele:
  • Der Fremdkörper wird entfernt.
  • Die freie Atmung wird schnell wieder hergestellt.
  • Der Klient wird nicht unnötig geängstigt.
  • Der Heimlich-Handgriff wird vermieden, wenn ein milderes Mittel zur Wiederherstellung der Atmung genutzt werden kann.
Vorbereitung: allgemeine Maßnahmen
  • Erste Hilfe bei einer Aspiration wird regelmäßig im Team geübt. Wir arbeiten eng mit den Anbietern entsprechender Kurse zusammen.
  • Das Absauggerät des Klienten ist immer einsatzbereit.
Symptome

Wir achten auf Symptome, die auf eine Aspiration schließen lassen:

  • Der Klient klagt über Schmerzen hinter dem Brustbein.
  • Der Klient berichtet über das Gefühl, dass die Nahrung "stecken geblieben" wäre.
  • Dem Klienten ist übel. Er klagt über Bauchschmerzen.
  • Der Klient erleidet einen anhaltenden und quälenden Hustenreiz.
  • Es kommt zur Atemnot und zum Erstickungsgefühl.
  • Beim Einatmen ist ein pfeifendes Geräusch zu hören.
Durchführung: allgemeine Maßnahmen

Wenn es hinreichende Anzeichen für eine Aspiration gibt, werden die entsprechenden Notfallmaßnahmen eingeleitet.

  • Der Notarzt wird gerufen.
  • Die Mundhöhle wird untersucht und falls nötig freigeräumt. Ggf. wird der Klient abgesaugt.
  • Bei Atemstillstand wird der Klient beatmet.
  • Die weiteren u.g. Maßnahmen werden durchgeführt.
Nutzung eines Sessels

  • Der Klient soll sich über die Rückenlehne eines Sessels beugen.
  • Der Klient wird aufgefordert, tief einzuatmen und dann kräftig zu husten.
  • Die Pflegekraft kann das Abhusten unterstützen, indem sie mit ihren Händen Druck auf die Außenflanken des Brustkorbes ausübt. Alternativ kann dem Klienten zwischen die Schulterblätter geklopft werden.
Heimlich-Handgriff

Der Heimlich-Handgriff ist die letzte Option, die nur dann angewandt wird, wenn Lebensgefahr besteht, alle anderen Rettungsmaßnahmen erfolglos bleiben und mit einem rechtzeitigen Eintreffen des Notarztes nicht zu rechnen ist.

Der Klient sitzt oder steht:

  • Die Pflegekraft umfasst den Klienten von hinten. Die Hände werden in der Magengrube ("Epigastrium") zusammengeführt. Eine Hand wird zur Faust geballt. Die andere Hand umgreift das gegenüberliegende Handgelenk.
  • Die Pflegekraft führt nun einen oder mehrere schnelle und kräftige Druckstöße in Richtung Zwerchfell durch.

Der Klient liegt auf dem Boden:

  • Der Klient wird in eine Rückenlage gebracht.
  • Die Pflegekraft kniet mit gespreizten Beinen über dem Klienten. Sie setzt beide Hände übereinandergelegt in der Magengrube auf und drückt in Richtung Zwerchfell.
Nachbereitung:
  • Alle Beobachtungen und Maßnahmen werden genau dokumentiert.
  • Beim Eintreffen des Notarztes muss dieser über die bislang erfolgten Maßnahmen zur Rettung des Klienten informiert werden. Insbesondere nach einem Heimlich-Handgriff muss der Zustand des Klienten über mehrere Tage in einer Klinik überwacht werden. Es kann zu inneren Verletzungen gekommen sein, insbesondere Magen-, Leber- oder Milzrupturen.
  • Die Pflegedienstleitung wird (sofern noch nicht geschehen) informiert.
  • Ggf. werden die Angehörigen informiert.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Vitaldatenblatt
  • Medikamentenblatt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Notfall; Aspiration; Verschlucken; Atmung
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.