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Version 1.09g

Standard "Transfer aus der Rückenlage ins Sitzen an der Bettkante en bloc"

 
Viele Alzheimer- und Parkinson-Patienten sind soweit versteift, dass ein sequenzieller Bewegungsablauf unmöglich wird. Es bleibt dann nur der ungeliebte und kräftezehrende en-bloc-Transfer. Immerhin lassen sich auch hier mit der richtigen Technik die Belastungen für den Rücken der Pflegekraft deutlich vermindern.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Transfer aus der Rückenlage ins Sitzen an der Bettkante en bloc"

Definition:
  • Dieser Transfer ermöglicht es einer Pflegekraft, den Senioren ohne personelle Unterstützung und ohne Hilfsmittel sitzend an die Bettkante aufzurichten.
  • Wir nutzen den Transfer mit stabilisiertem Rumpf nur dann, wenn eine sequentielle Bewegung nicht möglich ist. Bei einer sequentiellen Bewegung würden die Massenschwerpunkte des Bewohners nacheinander bewegt.
  • Das Kernelement des Transfers ist eine fließende Bewegung, die ohne Unterbrechung und Zögern abgeschlossen werden sollte.
  • An den Transfer können sich verschiedene weitere Bewegungsabläufe anschließen. Etwa die Mobilisierung in den Rollstuhl oder auf einen Sessel oder Stuhl. Alternativ kann der Bewohner in den Stand mobilisiert werden, um einige Schritte zu gehen.
Grundsätze:
  • Eine für alle Bewohner gleiche Bewegungsabfolge gibt es nicht. Je nach individueller Verfassung des Bewohners können die Abläufe angepasst werden.
  • Entscheidend für die Durchführung ist der richtige Handkontakt. Die Hände müssen präzise an den vorgesehenen Kontaktflächen aufgesetzt werden.
  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
  • Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten, Zivildienstleistende oder Pflegeschüler nur assistierend eingesetzt.
Ziele:
  • Der Bewohner wird unter Beachtung der Bewegungsmöglichkeiten und der Körperform sicher im Bett bewegt.
  • Der Kräfteaufwand für die Pflegekraft wird minimiert. Die Prinzipien des rückenschonenden Arbeitens werden beachtet.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindikation
  • Mit diesem Bewegungsablauf können insbesondere schwerstbehinderte Senioren in tetraspastischen Zuständen mobilisiert werden.
  • Wir nutzen diesen Transfer bei fortgeschrittenen Alzheimer- und Parkinson-Erkrankungen. Hier kommt es häufig zu schweren Kontrakturen, die einen Transfer der Körpermassen nacheinander unmöglich machen.
  • Bei degenerativen Veränderungen in den Kniegelenken kann der Transfer zu einer Schmerzbelastung führen.
  • Bewohner mit Hemiplegie können auf diese Weise nicht transferiert werden. Bei diesem Krankheitsbild wird der Standard "Hemiplegie: Setzen auf die Bettkante über die mehr betroffene Seite bei teilaktiven Senioren" genutzt.
  • Wir prüfen, ob der Kreislauf des Bewohners die Lageveränderung akzeptiert. Wenn zu befürchten ist, dass dem Bewohner schwindelig wird, darf dieser nicht ohne Hilfe in der Sitzposition verbleiben.
 Organisation
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (unabhängig von der Kommunikationsfähigkeit).
  • Die Pflegekraft schafft Platz, um ungehindert arbeiten zu können. Es wird etwa der Bettbügel aufgehängt und der Nachttisch weg geschoben.
  • Die Bettliegefläche wird auf Arbeitshöhe gefahren, um ein rückenschonendes Arbeiten zu ermöglichen.

(Hinweis: Eine zu hohe Bettposition erschwert den Transfer, da sich die Pflegekraft nicht genügend mitbewegen kann.)

  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Sofern die Pflegekraft den Bewohner noch nicht genau kennt, informiert sie sich genau über dessen Zustand. Relevant sind insbesondere Bewegungseinschränkungen sowie die zu erwartende Schmerzbelastung bei Transfers.
  • Alle Gegenstände werden aus dem Bett entfernt und an geeigneter Stelle zwischengelagert. Dazu zählen etwa Stofftiere, Lagerungshilfsmittel usw.
  • Ab- und zuleitende Systeme (Katheter, Sondenschläuche usw.) werden gesichert.
Durchführung: aus der Rückenlage ins Sitzen

(Hinweis: In dieser Durchführung soll der Bewohner zur - von ihm gesehen - linken Bettkante bewegt werden.)

  • Der Bewohner befindet sich in Rückenlage oder in einer leichten Oberkörperhochlagerung. (Ein etwas hochgestelltes Kopfteil erleichtert den Transfer.)
  • Falls der Bewohner im Anschluss ins Stehen weitermobilisiert werden soll, können ihm bereits jetzt die Schuhe angezogen werden.
  • Die Pflegekraft steht auf der linken Bettseite, also der Seite, auf deren Kante der Bewohner später sitzen soll.
  • Er wird ggf. soweit im Bett seitlich bewegt, bis ein Sicherheitsabstand von einer Oberschenkellänge von ihm zur linken Bettkante besteht. I.d.R. bedeutet das, dass der Bewohner zu Beginn des Transfers auf der rechten Betthälfte liegt.
  • Die beiden Hände des Bewohners liegen auf dem Brustkorb unterhalb des Kinns.
  • Der Bewohner soll die Knie beugen und die Hacken in Richtung Gesäß an sich heranziehen.

  • Die Pflegekraft ergreift mit ihrer linken Hand die Hände des Bewohners. Sie dreht dessen Oberkörper ein Stück nach rechts. Jetzt kann die Pflegekraft mit der rechten Hand unter den Oberkörper des Bewohners greifen.
  • Mit der linken Hand greift die Pflegekraft über das rechte Bein des Bewohners herum in dessen rechte Kniekehle.
  • Mit der Kraft ihres linken Armes bewegt die Pflegekraft die Beine des Bewohners in Richtung der linken Bettkante.
  • Sobald die Beine über die Bettkante hinaus bewegt werden, werden sie durch die Schwerkraft nach unten gezogen. Die Pflegekraft nutzt diesen Impuls, um gleichzeitig den Oberkörper ohne große Kraftanstrengung von der Matratze abzuheben.

(Hinweis: Entscheidend ist, dass die Pflegekraft gleich zwei Auflageflächen für die Impulsübertragung nutzen kann: An den Schultern zieht sie den Bewohner nach oben und an den Knien drückt sie ihn nach unten.)

  • Die Pflegekraft stellt sich "breitbeinig" an das Bett: Ihr linkes Bein ist leicht angebeugt und hat großflächigen Kontakt zum linken Bein des Bewohners.
  • Mit einem vergleichsweise geringen Kraftaufwand ist es nun möglich, den Bewohner ins Sitzen zu bewegen.

  • Die Pflegekraft setzt sich neben den Bewohner und balanciert dessen Position aus. Sie umfasst mit ihrer linken Hand den rechten Oberschenkel des Bewohners. Die rechte Hand liegt am Rücken des Bewohners unterhalb der Schultern.
  • Die Pflegekraft wartet nun einige Momente ab, ob der Kreislauf des Bewohners die Lageveränderung annimmt. Wenn dem Bewohner schwindelig wird, wird dieser wieder in die Rückenlage gebracht.
  • Wenn der Bewohner im nächsten Schritt in den Stand mobilisiert werden soll, stellt die Pflegekraft sicher, dass beide Füße parallel auf dem Boden stehen.
"Entengang" in Richtung Bettkante
  • Oftmals ist der Bewohner nach Abschluss der Mobilisierung zu weit von der Bettkante entfernt, um die Füße auf den Boden aufzustellen. In diesem Fall muss der Bewohner weiter in Richtung Bettkante bewegt werden.
  • Die Pflegekraft steht direkt vor dem Bewohner. Sie umfasst mit ihrer linken Hand die rechte Schulter des Bewohners. Die rechte Hand liegt unter der linken Gesäßbacke des Bewohners.
  • Der Bewohner wird nun ein Stück (von ihm gesehen) nach rechts gekippt. Das Körpergewicht wird also auf die rechte Gesäßhälfte verlagert.
  • Die linke Gesäßhälfte ist vom Gewicht entlastet. Die Pflegekraft kann sie mit der rechten Hand ein Stück in Richtung Bettkante verschieben.
  • Diese Bewegung wird nun "spiegelverkehrt" mit einer Gewichtsentlastung auf der rechten Gesäßbacke wiederholt.
  • Der Bewohner wird so lange von rechts nach links und zurück gekippt, bis seine Füße Bodenkontakt haben.
aus dem Sitzen in die Rückenlage
  • Der Bewohner sitzt an der Bettkante.
  • Die linke Hand der Pflegekraft umgreift das rechte Knie des Bewohners. Ihre Hand liegt in dessen Kniekehle.
  • Die rechte Hand der Pflegekraft umgreift die linke Schulter des Bewohners. Die Hand liegt flach auf dessen Rücken knapp unterhalb des Schulterblattes.

  • Der Bewohner wird nun leicht nach links gekippt. Der Impuls des kippenden Oberkörpers dreht die Beine in eine waagerechte Position. Die Pflegekraft unterstützt dieses durch eine Zugbewegung an den Knien des Bewohners.
  • Sobald der Oberkörper des Bewohners seitlich auf der Matratze aufkommt, hebt die Pflegekraft dessen Beine zurück ins Bett. Sie nutzt dafür unterstützend ihr linkes Knie, das sie ins Bett stellt.
  • Der Bewohner wird seitlich im Bett soweit bewegt, dass er wieder in der Mitte des Bettes liegt.
Nachbereitung:
  • Der für jeden Bewohner ideale Bewegungsablauf wird in der Pflegeplanung dokumentiert.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt. Der Bewohner wird gebeten, bei Schmerzen oder Schwindel umgehend eine Pflegekraft zu rufen.
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Alzheimer; Parkinson; Osteoporose; Transfer; Sturzprophylaxe; Mobilisierung; Kinästhetik; Aufstehen; Boden; Sturz
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