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Version 2.05 - 2016 |
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Standard “Erkennung einer
Wundinfektion” |
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Rötung,
Schwellung, Schmerzen und Wärme. Anhand dieser Leitsymptome lassen sich
die meisten Wundinfektionen erkennen. Aber es gibt noch weitere
Anhaltspunkte, bei denen eine Pflegekraft misstrauisch werden sollte. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
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Standard “Erkennung einer
Wundinfektion” |
Definition:
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- Chronische Wunden sind fast durchweg mit Keimen
besiedelt, was allerdings in den meisten Fällen zu keiner Entzündung
führt. Wenn jedoch die Wunde schlecht durchblutet ist oder sich Taschen
ausbilden, können sich die Keime ungehindert vermehren.
- Wundinfektionen behindern die Wundheilung und
können zahlreiche Komplikationen verursachen, wie etwa Sepsis oder
großflächige Nekrosebildung. Wenn die Infektion nicht beseitigt werden
kann, ist es unwahrscheinlich, dass die Wunde verheilt.
- Wir unterscheiden verschiedene
Kontaminationsgrade:
- Aseptische Wunden sind (nahezu) frei von
Keimbesiedelung. Von einer wahrscheinlichen Asepsis kann ausgegangen
werden, wenn die Wunde etwa nach einer Operation unter sterilen
Arbeitsbedingungen per Naht, per Klammern oder mittels Pflasterstreifen
verschlossen wurde. Solche Wunden verfügen zumeist über glatte
Wundränder und heilen erfahrungsgemäß schnell und komplikationsfrei ab.
- Falls die schützende Oberfläche der Haut
flächig zerstört wurde, kommt es zur Besiedelung der Wunde durch
Bakterien. Dieses tritt etwa bei Brandwunden auf. Es entsteht eine sog.
“kontaminierte Wunde.” Die Keime können sich nur sehr eingeschränkt
vermehren, solange die Immunabwehr aktiv ist.
- Bei einer kolonisierten Wunde vermehren sich
die Mikroorganismen in der Wunde deutlich schneller. Die Keime haben
aber noch keinen nachhaltigen Einfluss auf die Wundheilung. Es erfolgt
keine immunologische oder klinische Reaktion des Körpers.
- Bei einer infizierten Wunde provoziert das
Wachstum der Keime eine Immunantwort. Diese Hautdefekte sind hochgradig
keimbelastet und zeigen die typischen Entzündungszeichen. Zusätzlich
bildet sich zumeist Wundexsudat sowie ein auffälliger Wundgeruch.
- Eine lokale Infektion kann zu einer
systemischen Infektion eskalieren. Es besteht das Risiko einer
lebensbedrohenden Sepsis.
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Grundsätze:
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- Jede Entzündung einer Wunde erfordert eine
ärztliche Untersuchung.
- Keine Wunde ist sicher vor einer Infektion.
Selbst zunächst aseptische Wunden können sich entzünden.
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Ziele:
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- Eine beginnende Wundinfektion wird korrekt
erkannt.
- Durch eine frühzeitige Behandlung werden die
Folgeschäden vermieden. Die Wunde heilt zeitnah aus.
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Vorbereitung: |
Organisation
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- Wir benennen einen Wundbeauftragten, der eine
entsprechende Weiterbildung erhält oder uns steht alternativ ein externer Wundmanager zur Verfügung.
- Der Wundbeauftragte inspiziert regelmäßig alle
Wunden der Bewohner; insbesondere chronische Hautdefekte. Diese Visite
erfolgt gemeinsam mit der Bezugspflegekraft.
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Risikofaktoren
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Wir kontrollieren
stets, ob eventuell vorhandene Risikofaktoren eine Wundinfektion
begünstigen. Je mehr Risikofaktoren vorliegen, umso wahrscheinlicher
ist es, dass verdächtige Symptome tatsächlich die Folge einer
einsetzenden Wundinfektion sind.
- schlechte Durchblutungssituation im Wundbereich
- Nekrosen und Wundbeläge
- unregelmäßige Wundränder (etwa bei Tumorwunden)
- großflächige Gewebeschäden
- Taschenbildung und tiefe Wundhöhlen
- Fremdkörper in der Wundhöhle
- Bisswunde
- Mangelernährung, Exsikkose
- langer Zeitabstand zwischen der Entstehung der
Wunde und der ersten Wundversorgung
- Lage der Wunde in der Nähe von
Ausscheidungsorganen
- Kontakt der Wunde mit anderen keimhaltigen
Körperflüssigkeiten
- hohes Lebensalter
- bekannte Stoffwechselerkrankungen, etwa
Diabetes mellitus
- schlechter Allgemeinzustand
- Immunschwäche, etwa als Folge einer
Krebserkrankung, Organübertragung oder HIV
- Adipositas
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Durchführung:
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Infektionszeichen
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Jede Wunde wird bei
jedem Verbandswechsel auf klinische Infektionszeichen kontrolliert.
- Die Wunde ist gerötet (sog. "Rubor").
- Die Wundexsudation ist ungewöhnlich stark.
Dieses ist besonders verdächtig bei allen Wunden, die eigentlich schon
weitgehend abgeheilt sein sollten und folglich auch nicht mehr stark
exsudieren dürften.
- Die Wunde verheilt langsamer, als dieses
aufgrund des Krankheitsbilds zu erwarten wäre.
- Die Farbe des Wundexsudats ändert sich. Es gibt
Eiterbeimengungen, deren Färbung ebenfalls relevant sein kann.
Staphylokokken etwa produzieren einen goldgelben, rahmigen
Abszesseiter. Pseudomonas aeruginosa hingegen verfärbt den Eiter ins
Blaugrüne. Streptokokken produzieren einen dünnflüssigen gelbbraunen Eiter und Escherichia coli einen bräunlichen.
- Die Wunde ist überwärmt (sog. "Calor").
- Der Bewohner leidet unter Fieber, ggf. sogar
unter Schüttelfrost.
- Ein übler Geruch ist wahrnehmbar. Dieser kann
süßlich wirken, etwa bei einer Infektion mit dem Stäbchenbakterium
Pseudomonas aeruginosa. Escherichia coli wiederum verströmt einen
kotigen Geruch.
- Die Wunde schmerzt (sog. "Dolor"). Der Bewohner
klagt über eine in den letzten Tagen zunehmende Schmerzbelastung. Die
Beschwerden treten auf, obwohl atraumatische Wundauflagen verwendet
werden.
- Es kommt zu Funktionseinschränkungen (sog.
"Functio laesa") in den betroffenen Gliedmaßen.
- Die Lymphknoten sind geschwollen.
- Die Wunde selbst ist geschwollen (sog. "Tumor").
- Die Wundränder und die Wundumgebung sind
gerötet, sowie ödematös (geschwollen) oder verhärtet.
- Das Gewebe ist sehr verletzlich. Schon ein
vorsichtiger Kontakt mit der Haut kann dazu führen, dass diese blutet.
Es kommt zu einem Wundaufbruch.
- Am Wundgrund bilden sich Taschen.
- Es bilden sich umfassende Nekrosen.
- Das Granulationsgewebe ist dunkel und fast
kirschrot. Auch eine grünliche Gewebefärbung ist möglich.
- Die Wunde wird nicht gleichmäßig vom Wundrand
ausgehend mit Granulationsgewebe überdeckt. Es bilden sich stattdessen
Brücken (sog. “Epithelbrücken”) oder Inseln von neuem Gewebe, ohne dass
es zu einem Wundverschluss kommt.
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Hinweise
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- Wir beachten, dass eine Wunde infiziert sein
kann, ohne dass sich die klassischen Infektionszeichen zeigen. Vor
allem eine Immunsuppression kann dazu führen, dass typische Symptome
zunächst ausbleiben.
- Nicht jeder weißliche Belag auf einer Wunde ist
zwangsläufig die Folge einer Infektion. Oftmals besteht der Belag aus
Fibringerüsten und Leukozyten (weißen Blutkörperchen), die während des
Heilungsprozesses abgebaut werden. Sofern keine weiteren
Entzündungszeichen vorliegen, ist die Wunde in solchen Fällen i. d. R.
nicht infiziert.
- Bei Verdacht auf MRSA muss das hauseigene Hygienekonzept mit weiteren Maßnahmen berücksichtigt werden.
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Nachbereitung: |
- Sofern es hinreichende Anzeichen für eine
mögliche Wundinfektion gibt, leiten wir zeitnah eine medizinische
Untersuchung ein. Der behandelnde Arzt entscheidet dann über das
weitere Vorgehen. Ein etwaiger Antibiotikaeinsatz sollte sich an den
mikrobiologischen Untersuchungsbefunden orientieren. Weitere Optionen
sind der Einsatz von silberhaltigen Wundauflagen oder Antiseptika.
- Um Veränderungen objektiv auswerten zu können,
legen wir nach Einwilligung des Bewohners eine Fotodokumentation an.
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Dokumente: |
- Wunddokumentation
- ärztliches Verordnungsblatt
- Kommunikationsblatt mit dem Arzt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit
/ Qualifikation: |
- Pflegefachkräfte
- Wundbeauftragter
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Dekubitus; Dekubitusprophylaxe; Wunde; Wundinfektion; Infektion; Wundexsudat |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
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diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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