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Version 2.05a - 2015

Pflegestandard "Anwendung silberhaltiger Wundauflagen"

 
Die zunehmende Resistenzbildung macht die Behandlung von infizierten Wunden zum Glücksspiel. Denn immer öfter zeigen sich die Bakterien vom Antibiotikaeinsatz gänzlich unbeeindruckt. Mit silberhaltigen Auflagen ist es nun möglich, auch Problemkeime aus Wunden zu entfernen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Pflegestandard "Anwendung silberhaltiger Wundauflagen"
Definition: Wirkungsweise:
  • Das in der Wundauflage enthaltene Silber verfügt über ein breites antimikrobielles Wirkungsspektrum. Als elementares Silber (Silberionen), als Silbersalz oder als nanokristallines Silber hemmt das Edelmetall die Funktion der Bakterienenzyme und greift in die Strukturproteine der Keime ein. Dadurch wird die Zellteilung der Bakterien gestört und die weitere Keimvermehrung unterbunden.
  • Zudem bindet Silber Bakterientoxine, also bakterielle Giftstoffe, die den menschlichen Körper schädigen.
  • Die Wirkung ist unabhängig davon, ob die Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben.
  • Silberhaltige Wundauflagen wirken begrenzt auch gegen Pilze und gegen verschiedene Viren.
  • Silberhaltige Wundauflagen werden in verschiedenen Größen und Applikationsformen angeboten. In Form von Tamponadestreifen können sie genutzt werden, um in Wundfisteln und in Wundhöhlen eingelegt zu werden. Überdies werden häufig andere Typen von Wundauflagen mit Silber angereichert, also etwa Alginate, Hydrokolloide oder Wundgaze.
Vorteile:
  • Silberhaltige Wundauflagen besitzen eine große Hypoallergenität. Sie können also auch bei Bewohnern angewendet werden, die zu Allergien neigen.
  • Die Wundauflagen sind sehr gut tamponierfähig.
  • Die Tragedauer von bis zu sieben Tagen führt zu einer kosteneffektiven Wundbehandlung.
Nachteile:
  • Es ist i. d. R. ein Sekundärverband erforderlich.
  • Die Wundauflage kann anhaften. Die Wunde muss daher über eine hinreichende Feuchtigkeit verfügen.
  • Die Wundauflage kann nicht genutzt werden bei Senioren mit einer Überempfindlichkeit gegen Silber.
Aufbau:
  • Die silberhaltigen Wundauflagen sind zumeist mehrschichtig aufgebaut. Verwendet werden häufig Kunstfasern wie Polyamid oder Nylon, da sich diese Stoffe leicht versilbern lassen. Die metallisierten Fäden werden dann z. B. zu Gittergazen verarbeitet oder sind in Alginatvliesen enthalten.
  • Wenn die Auflage mit Flüssigkeit in Kontakt kommt, setzt rasch eine lang anhaltende Freisetzung von Silberionen ein.
Grundsätze:
  • Silberhaltige Wundauflagen sind oft eine Alternative zu Antibiotika. Bei einer Infektion sind diese Wundauflagen aufgrund der besseren Verträglichkeit und dem sehr geringen Resistenzrisiko stets bevorzugt einzusetzen.
  • Bedingt durch die hohen Kosten und durch die potenziellen Nebenwirkungen erfolgt der Einsatz nur nach sorgfältiger Indikationsstellung. Eine reizlose und saubere Wunde wird daher nicht "auf Verdacht" mit silberhaltigen Wundtherapeutika versorgt.
Ziele:
  • Durch den erfolgreichen Einsatz von silberhaltigen Wundauflagen wird die Anwendung von Antibiotika vermieden.
  • Komplikationen wie etwa Hautverfärbungen werden auf ein Minimum reduziert.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindikation
Indikation:

Wir nutzen silberhaltige Wundauflagen bei infizierten oder bei infektionsgefährdeten Wunden. Außerdem ist der Einsatz bei chronischen Wunden mit bestehender Kolonisation sinnvoll. Die Anwendung ist daher möglich bei:
  • Dekubitalgeschwüren
  • Ulcus cruris
  • diabetische Ulcera
  • Verbrennungen
  • Hautentnahme- und Transplantatstellen
Kontraindikationen:
  • Die Nutzung von silberhaltigen Wundauflagen ist nicht möglich bei einer bekannten Empfindlichkeit gegen Silber oder gegen einen anderen Bestandteil der Wundauflage. Wir fragen daher den Bewohner, ob eine solche Allergie bei ihm besteht.
  • (nicht relevant in der Altenpflege:) Bei schwangeren und bei stillenden Frauen ist die Anwendung nicht sinnvoll.
Durchführung: Allgemeine Durchführung
  • Die Vorgaben des Standards "Verbandswechsel bei septischen und aseptischen Wunden" werden beachtet.
  • Darüber hinaus befolgen wir sorgfältig die Vorgaben des Herstellers. Dieses insbesondere hinsichtlich der Indikationen, der Kontraindikationen, der Zerschneidbarkeit sowie der Kombinationsfähigkeit mit anderen Produkten. So dürfen z. B. einige Wundauflagen nicht auf infizierten, sondern nur auf infektionsgefährdeten Hautdefekten aufgebracht werden.
  • Der Bewohner wird ausführlich beraten. Viele Betroffene fürchten, dass das Silber auf den eigenen Körper ebenso toxisch wirken könnte wie auf die Bakterien. Nach aktuellem Stand der Forschung sind diese Ängste aber unbegründet. Die in den Verbandstoffen enthaltenen Silberdosen sind so gering, dass sie keine toxische Wirkung auf den Menschen selbst haben.
Nutzung von silberhaltigen Wundauflagen
  • Der Verband darf nur sterilem Wasser angefeuchtet werden. Wichtig: Wenn nanokristallines Silber mit Kochsalzlösung in Kontakt kommt, löst dieses eine Oxidation aus. Das Silber verliert seine Wirksamkeit.
  • Die Auflage darf nicht mit Produkten auf Ölbasis wie etwa Paraffin kombiniert werden.
  • Verfärbungen der Umgebungshaut lassen sich verhindern, indem die Wundauflage passend zur Wundgröße zugeschnitten wird.
  • Die Wundauflage kann locker in Wundtaschen und in Wundhöhlen gelegt werden.
  • Bei silberhaltigen Wundauflagen ist ggf. ein geeigneter Sekundärverband erforderlich.
  • Silberhaltige Wundauflagen müssen entfernt werden, wenn sich der Bewohner einer Strahlenbehandlung unterziehen soll (Beispiele: CT oder Bestrahlungen). Dieses gilt auch bei MRT (Magnetresonanztomografie  / Kernspintomografie).
Nachbereitung: Verbandswechsel
  • Zunächst ist ein täglicher Verbandswechsel erforderlich, etwa um den Zustand der Wunde engmaschig zu überwachen.
  • Die maximale Nutzungsdauer des Verbands ist abhängig vom Produkt. Zumeist wird die Wundauflage nach vier bis sieben Tagen gewechselt. (Hinweis: Eine siebentägige Nutzung ohne zwischenzeitliche Kontrolle wird von vielen Ärzten kritisch bewertet.)
  • Falls der Verband mit dem Wundgrund verklebt ist, wird er mit Ringerlösung angefeuchtet.
Komplikationen
  • Die Nutzung von silberhaltigen Auflagen kann zu einer permanenten blaugrauen Verfärbung der umgebenden Haut führen. Dieser Effekt macht sich vor allem an sonnenexponierten Körperbereichen bemerkbar. Insbesondere für Bewohnerinnen kann dieses psychisch belastend sein. (Hinweis: Dieser Effekt betraf in vergangenen Jahrhunderten z. B. Bergleute in Silberbergwerken.)
  • Nur vorübergehend ist i. d. R. eine Schwarzfärbung der Wunde. Allerdings werden dadurch die Wundbeobachtung und die Wundbeurteilung erschwert.
  • Wenn Rötungen oder Sensibilisierungen auftreten, wird die Behandlung abgebrochen. Wir empfehlen die Überweisung an einen Hautarzt, der nach einem Test einen Allergieausweis ausstellen kann. Wir raten dem Bewohner dazu, auf das Tragen von Silberschmuck und das Benutzen von Tafelsilber zu verzichten.
Dokumente:
  • Wunddokumentation
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Dekubitus; Wunde; Wundauflage; Silber
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