Standard "Versorgung von Erfrierungswunden" |
Definition:
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- Im Winter ist es die zentrale Aufgabe der
Wärmeregulation, die Kerntemperatur zu halten und damit die
Funktionsfähigkeit der inneren Organe zu sichern. Dazu drosselt der
Körper schon bei einer leichten Hypothermie oder bei niedrigen
Umgebungstemperaturen die Durchblutung der Haut und der Extremitäten.
Daher sind insbesondere Finger, Zehen, Nase und Ohren sehr schnell von
Erfrierungen betroffen. Es bilden sich Eiskristalle im Gewebe. Es kommt
zu einer lokalen Dehydration und zum mikrovaskulären Gefäßverschluss.
- Das Schädigungsbild ähnelt der Symptomatik
einer Verbrennung. Auch die Behandlung ist in weiten Teilen ähnlich.
Dennoch gibt es im Detail relevante therapeutische und pflegerische
Abweichungen.
- Die (lokalen) Erfrierungen treten naturgemäß
häufig in Kombination mit einer (systemischen) Unterkühlung auf.
- Alkohol- und Nikotinmissbrauch erhöhen das
Risiko. Betroffen sind vor allem obdachlose Menschen.
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Grundsätze:
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- Erfrierungen sind kein Phänomen von sehr kalten
Wintertagen. Sie können bereits bei Temperaturen um den Gefrierpunkt
auftreten, wenn nasskalte Witterung und unzureichende Kleidung als
Begleitumstände vorliegen.
- Jede Erfrierung ist ein deutlicher Hinweis auf
eine systemische Unterkühlung. Eine solche Hypothermie ist
lebensgefährlich.
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Ziele:
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- Eine Erfrierung wird korrekt erkannt.
- Wir leiten zeitnah eine effektive Behandlung
ein.
- Folgeschäden werden vermieden oder zumindest
minimiert.
- Die Schmerzbelastung des Bewohners wird
reduziert.
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Vorbereitung: |
- Wir sammeln alle Informationen über den
Vorfall. Relevant sind insbesondere:
- Welchen Temperaturen war der Bewohner
ausgesetzt?
- Wie lange war der Bewohner diesen
Temperaturen ausgesetzt?
- Welche weiteren Umweltfaktoren sind
aufgetreten, etwa feuchte Kleidung oder durchnässte Schuhe?
- Welche Grunderkrankungen liegen vor, die das
Geschehen beeinflussen? Etwa: Alkoholsucht, Drogenmissbrauch, Diabetes
mellitus.
- Wir inspizieren die Haut des Bewohners und
bestimmen den Umfang der Schädigung. Erfrierungen werden in drei
Schweregrade eingeteilt:
- 1. Grad: Die Haut ist blass und abgekühlt.
Der Bewohner klagt über Gefühllosigkeit. Wenn der Körperbereich wieder
erwärmt wird, treten eine Schwellung sowie Schmerzen auf. Ggf. juckt
die Haut.
- 2. Grad: Wie oben. Zusätzlich bilden sich
nach 12 bis 24 Stunden Hautblasen. Die Haut ist gerötet. Der Inhalt der
Blasen ist zunächst klar, später ggf. blutig.
- 3. Grad: Es kommt zur Mumifikation, also zu
trockenen Nekrosen. Alternativ treten blaurote Blutblasen auf. Nach
deren Aufplatzen geben sie Nekrosen mit verschiedenen Wundtiefen frei.
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Durchführung:
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allgemeine Maßnahmen
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- Es ist sinnvoll, den Körper des Bewohners
komplett in Augenschein zu nehmen. Wenn es zu Erfrierungen an den
Fingern gekommen ist, können ähnliche Schädigungen auch an den Zehen
vorliegen.
- Das Auftauen von betroffenen Extremitäten ist
von sekundärer Bedeutung, wenn eine systemische Unterkühlung vorliegt.
Es macht keinen Sinn, eine Hand oder einen Fuß zu erwärmen, wenn der
Körperkern noch immer unterkühlt ist. Wir beachten dabei den Standard
"Hypothermie (Unterkühlung)".
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Erfrierungen 1. und
2. Grades
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- Bei Erfrierungen ersten Grades ist es i.d.R.
nicht erforderlich, den Bewohner ärztlich untersuchen zu lassen.
- Der unterkühlte Körperbereich wird ggf. in
Wasser getaucht. Wir nutzen ein ansteigendes Wasserbad, beginnend mit
10°C. bis letztlich 40°C. Nach spätestens 20 bis 30 Minuten sollte die
Haut wieder eine rosige Farbe annehmen.
- Der geschädigte Körperbereich wird nicht
abgerieben oder massiert. Dadurch würde die Gewebeschädigung verstärkt.
- Hautschäden werden steril bedeckt. Der
Wundgrund ist sehr infektionsgefährdet.
- Wir prüfen, ob eine Tetanusprophylaxe vorliegt.
- Bei Schmerzen kann ggf. ein mildes
Schmerzmittel verabreicht werden.
- Blasen werden (nach ärztlicher Anordnung)
steril punktiert. Die Blasenhaut wird nicht entfernt. Die Wunde wird
dann mit einem hydroaktiven Verband abgedeckt, etwa mit einer
Hydrokolloidauflage.
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Erfrierungen 3.
Grades
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- Wenn es relevante Hinweise auf eine
umfangreichere Schädigung gibt, wird zeitnah der Notarzt gerufen. In
diesem Fall erfolgen durch uns keine weiteren lokal wirksamen
Maßnahmen. Die Extremität wird weder bewegt noch extern erwärmt. Es
erfolgt lediglich die systemische Erwärmung des Bewohners.
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Nachbereitung: |
Prognose
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- Die Prognose ist schwierig zu treffen, da sich
das Symptombild über mehrere Wochen hinweg verschlimmern oder bessern
kann.
- Auch bei einer nur leichten Erfrierung kann als
Dauerschaden eine Kälteempfindlichkeit zurückbleiben.
- Ab einer Erfrierung zweiten Grades ist mit der
Ausbildung von Parästhesien zu rechnen.
- Ggf. kann es zur Bildung von sog. "Frostbeulen"
kommen, also teigigen Schwellungen unter der Haut, die unter
Wärmeeinwirkung jucken und brennen können.
- Nekrosen aus Erfrierungen dritten Grades heilen
unter Narbenbildung ab. Bei umfangreicheren Schädigungen kann eine
Amputation erforderlich werden.
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weitere Maßnahmen
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- Alle Beobachtungen und eingeleiteten Maßnahmen
werden präzise dokumentiert.
- Auch bei kleineren Lautläsionen wird der
betroffene Körperbereich in den folgenden Monaten immer wieder
inspiziert.
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Dokumente: |
- Wunddokumentation
- ärztliches Verordnungsblatt
- Kommunikationsblatt mit dem Arzt
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Verantwortlichkeit
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