Standard "Pneumonieprophylaxe: Halbmondlagerung / Drehdehnlagerung" |
Definition:
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- Wenn Bewohner längere Zeit bettlägerig sind,
mindert dieses die Belüftung in der Lunge. Gleichzeitig sammelt sich
dort Sekret an, das der Bewohner nur mit Mühe aushusten kann.
- Die Halbmond- und die Drehdehnlagerung dienen
der besseren Belüftung verschiedener Lungenabschnitte. Die Atemfläche
wird vergrößert und die Atmung wird erleichtert. Das Sekret löst sich
leichter. Gut gelüftete Lungenbereiche sind weniger anfällig für
krankhafte Veränderungen.
- In der Halbmondlage wird jeweils eine
Körperseite gestreckt und sichelförmig gelagert. Diese Positionierung
wird auch von adipösen Senioren i.d.R. gut toleriert.
- Bei der Drehdehnlagerung ist die Entlastung das
Resultat einer Drehung des Oberkörpers. Im Wechsel werden jeweils die
rechte und dann die linke Seite mehrmals täglich gedehnt. Es werden
Verspannungen und andere Gewebswiderstände vermindert. Dadurch sinkt
der Muskeltonus. Die Durchblutung in den gedehnten Bereichen wird
verbessert.
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Grundsätze:
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- Die Drehdehnlagerung und die Halbmondlagerung sind nicht als Dauerlagerungen geeignet.
- Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
- Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die
viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten oder
Pflegeschüler nur assistierend eingesetzt.
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Ziele:
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- Der Bewohner entspannt sich und fühlt sich wohl.
- Die Atemfläche wird vergrößert.
- Die Atmung des Bewohners wird erleichtert.
- Die Belüftung der Flanken wird intensiviert.
- Das Wahrnehmungsvermögen wird gestärkt.
- Der Gasaustausch wird gefördert.
- Die Beweglichkeit des Brustkorbes wird verbessert.
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Vorbereitung: |
- Für den Bewohner wird ein Lagerungs- und
Bewegungsplan erstellt. Dieser richtet sich nach den individuellen
Bedürfnissen des Bewohners und dem Tagesablauf.
- Der Bewohner wird über den Sinn der Lagerungen informiert und um Kooperation gebeten.
- Wir beachten, dass bei diesen Lagerungen ein
erhöhter Auflagedruck auf bestimmte Hautbereiche einwirken kann. Dieses
muss bei der Einschätzung des Dekubitusrisikos eingerechnet werden.
- Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners
abgelegt. Der Bewohner wird gebeten, bei Schmerzen oder Schwindel
umgehend eine Pflegekraft zu rufen.
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Durchführung:
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Indikation
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- Die Halbmondlage wird insbesondere genutzt im Rahmen der Pneumonieprophylaxe.
- Sinnvoll ist die Anwendung auch zur Therapie
von chronischen Lungenerkrankungen, insbesondere bei
chronisch-obstruktiver Bronchitis oder bei Lungenemphysem.
- Bei beidseitigen Lungenerkrankungen werden die
Lagerungen abwechselnd rechts und links durchgeführt. Wenn nur eine
Seite betroffen ist, wird ggf. auch nur diese gedehnt.
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Warnungen / Kontraindikationen
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- Die Halbmondlage ist ungeeignet für alle
Bewohner, die an Beschwerden oder an Erkrankungen der Wirbelsäule oder
der Hüfte leiden, etwa Arthrose oder Osteoporose.
- Bei Bewohnern mit Schädigungen am Schultergelenk ist es erforderlich, den Grad der Dehnung individuell anzupassen.
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Durchführung
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- Der Bewohner befindet sich in Rückenlage.
- Der rechte Arm wird um den Kopf herum in
Richtung der gegenüberliegenden Schulter geführt. Die Hand liegt dann
in Höhe des gegenüberliegenden Ohres. Alternativ: Die rechte Hand des
Bewohners wird unter den Kopf in den Nacken gelegt.
- Die linke Hand wird in Richtung Füße geführt. Die Handfläche liegt auf der Matratze auf.
- Die geschlossenen Beine werden nach links bewegt. Der Oberkörper und die Beine bilden nun einen Bogen in Halbmondform.
- Der Bewohner wird aufgefordert, in dieser Position ruhig und tief in die gedehnte Lungenhälfte "hineinzuatmen".
- Nach einigen Minuten wird der Bewohner wieder
in die neutrale Mittelstellung gebracht. Dann wird die Dehnlagerung in
entgegengesetzter Richtung fortgesetzt.
- Die Halbmondposition kann im Wechsel mit anderen atemunterstützenden Lagerungspositionen (V-A-T-I-Lagerungen) genutzt werden.
- Die Lagerung sollte mehrmals täglich für
jeweils 5 bis 15 Minuten genutzt werden. Hinweis: Viele Bewohner
tolerieren diese Lagerung nur wenige Minuten.
- Die Sekretlockerung kann ggf. durch Vibrationsmassagen oder Einreibungen mit ätherischen Ölen unterstützt werden.
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Indikation
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siehe "Halbmondlage |
Warnungen / Kontraindikationen:
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siehe "Halbmondlage |
Durchführung:
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- Variante A:
- Der Bewohner wird in der Seitenlage gelagert.
Er liegt dabei auf der Seite, die nicht gedehnt werden soll. Das oben
liegende Bein wird leicht angewinkelt.
- Der oben liegende Arm wird unter den Kopf in den Nacken gelegt.
- Der Oberkörper wird nun vorsichtig in die Rückenlage gewendet. Die Beine verbleiben in der Seitenlagerung.
- Variante B:
- Der Bewohner befindet sich in der Rückenlage.
- Das rechte Bein wird über das andere Bein
gelegt. Dabei wird die Hüfte mitgedreht. Die beiden Schulterblätter
bleiben in Kontakt mit der Unterlage.
- Der rechte Arm wird nun nach oben bewegt und die Hand unter dem Kopf abgelegt. Der Kopf liegt nun in der Ellenbeuge.
- Der Bewohner wird aufgefordert, ruhig in den Bauch "hinein zu atmen".
- Ggf. wird danach die Lagerung in entgegengesetzter Richtung durchgeführt.
- Die Lagerung sollte mehrmals täglich für jeweils 5 bis 20 Minuten genutzt werden.
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Weiteres:
- Ggf. kann der Kopf mit einem kleinen Kissen unterlegt werden.
- Bewohner mit chronischen Lungenerkrankungen leiten wir so weit an, dass diese die Lagerungen eigenständig durchführen können.
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Nachbereitung: |
- Die Dehnlagerungen können für den Bewohner nach
kurzer Zeit unangenehm werden. Daher ist es wichtig, dass die
Pflegekräfte den Bewohner in kurzen Abständen nach dem Befinden fragen
und ggf. umlagern. In keinem Fall darf ein hilfloser und immobiler
Bewohner über längere Zeit in diesen Lagerungspositionen allein
gelassen werden.
- Wenn die Lagerungen erstmals durchgeführt
werden, ist es sinnvoll, einige Minuten beim Bewohner zu bleiben. Der
Bewusstseinszustand und vor allem die Atmung sollten überwacht werden.
Wenn sich der Bewohner unwohl fühlt, wird er wieder in die normale
Rückenlage gebracht.
- Viele Senioren fühlen sich in diesen Lagerungen
wie "festgenagelt", da in dieser Haltung keine Freizeitbeschäftigung
oder soziale Interaktion möglich ist. Es ist daher darauf zu achten,
dass sich der Bewohner während der Maßnahme nicht langweilt. Die
Pflegekraft stellt daher ggf. das Radio, den Fernseher o.Ä. an.
- Nach Abschluss der Drehdehnlagerung kann der
Bewohner sehr einfach in eine Seitenlagerung gebracht werden (sofern
keine Dekubitusgefährdung vorliegt!).
- Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
- Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
- Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- ärztliches Verordnungsblatt
- Lagerungs- und Bewegungsplan
- Kommunikationsblatt mit dem Arzt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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