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Version 2.15 - 2013

Standard "Pneumonieprophylaxe: Halbmondlagerung / Drehdehnlagerung"

 
Die Halbmond- und die Drehdehnlagerung zählen nicht eben zu den bequemsten Positionen. Im Rahmen der Pneumonieprophylaxe und bei der Behandlung von Lungenerkrankungen gibt es aber zu beiden Lagerungsvarianten keine gleichwertigen Alternativen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pneumonieprophylaxe: Halbmondlagerung / Drehdehnlagerung"
Definition:
  • Wenn Bewohner längere Zeit bettlägerig sind, mindert dieses die Belüftung in der Lunge. Gleichzeitig sammelt sich dort Sekret an, das der Bewohner nur mit Mühe aushusten kann.
  • Die Halbmond- und die Drehdehnlagerung dienen der besseren Belüftung verschiedener Lungenabschnitte. Die Atemfläche wird vergrößert und die Atmung wird erleichtert. Das Sekret löst sich leichter. Gut gelüftete Lungenbereiche sind weniger anfällig für krankhafte Veränderungen.
  • In der Halbmondlage wird jeweils eine Körperseite gestreckt und sichelförmig gelagert. Diese Positionierung wird auch von adipösen Senioren i.d.R. gut toleriert.
  • Bei der Drehdehnlagerung ist die Entlastung das Resultat einer Drehung des Oberkörpers. Im Wechsel werden jeweils die rechte und dann die linke Seite mehrmals täglich gedehnt. Es werden Verspannungen und andere Gewebswiderstände vermindert. Dadurch sinkt der Muskeltonus. Die Durchblutung in den gedehnten Bereichen wird verbessert.
Grundsätze:
  • Die Drehdehnlagerung und die Halbmondlagerung sind nicht als Dauerlagerungen geeignet.
  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
  • Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten oder Pflegeschüler nur assistierend eingesetzt.
Ziele:
  • Der Bewohner entspannt sich und fühlt sich wohl.
  • Die Atemfläche wird vergrößert.
  • Die Atmung des Bewohners wird erleichtert.
  • Die Belüftung der Flanken wird intensiviert.
  • Das Wahrnehmungsvermögen wird gestärkt.
  • Der Gasaustausch wird gefördert.
  • Die Beweglichkeit des Brustkorbes wird verbessert.
Vorbereitung:
  • Für den Bewohner wird ein Lagerungs- und Bewegungsplan erstellt. Dieser richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Bewohners und dem Tagesablauf.
  • Der Bewohner wird über den Sinn der Lagerungen informiert und um Kooperation gebeten.
  • Wir beachten, dass bei diesen Lagerungen ein erhöhter Auflagedruck auf bestimmte Hautbereiche einwirken kann. Dieses muss bei der Einschätzung des Dekubitusrisikos eingerechnet werden.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt. Der Bewohner wird gebeten, bei Schmerzen oder Schwindel umgehend eine Pflegekraft zu rufen.
Durchführung:
Indikation
  • Die Halbmondlage wird insbesondere genutzt im Rahmen der Pneumonieprophylaxe.
  • Sinnvoll ist die Anwendung auch zur Therapie von chronischen Lungenerkrankungen, insbesondere bei chronisch-obstruktiver Bronchitis oder bei Lungenemphysem.
  • Bei beidseitigen Lungenerkrankungen werden die Lagerungen abwechselnd rechts und links durchgeführt. Wenn nur eine Seite betroffen ist, wird ggf. auch nur diese gedehnt.
Warnungen / Kontraindikationen
  • Die Halbmondlage ist ungeeignet für alle Bewohner, die an Beschwerden oder an Erkrankungen der Wirbelsäule oder der Hüfte leiden, etwa Arthrose oder Osteoporose.
  • Bei Bewohnern mit Schädigungen am Schultergelenk ist es erforderlich, den Grad der Dehnung individuell anzupassen.
Durchführung
  • Der Bewohner befindet sich in Rückenlage.
  • Der rechte Arm wird um den Kopf herum in Richtung der gegenüberliegenden Schulter geführt. Die Hand liegt dann in Höhe des gegenüberliegenden Ohres. Alternativ: Die rechte Hand des Bewohners wird unter den Kopf in den Nacken gelegt.
  • Die linke Hand wird in Richtung Füße geführt. Die Handfläche liegt auf der Matratze auf.
  • Die geschlossenen Beine werden nach links bewegt. Der Oberkörper und die Beine bilden nun einen Bogen in Halbmondform.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, in dieser Position ruhig und tief in die gedehnte Lungenhälfte "hineinzuatmen".
  • Nach einigen Minuten wird der Bewohner wieder in die neutrale Mittelstellung gebracht. Dann wird die Dehnlagerung in entgegengesetzter Richtung fortgesetzt.
  • Die Halbmondposition kann im Wechsel mit anderen atemunterstützenden Lagerungspositionen (V-A-T-I-Lagerungen) genutzt werden.
  • Die Lagerung sollte mehrmals täglich für jeweils 5 bis 15 Minuten genutzt werden. Hinweis: Viele Bewohner tolerieren diese Lagerung nur wenige Minuten.
  • Die Sekretlockerung kann ggf. durch Vibrationsmassagen oder Einreibungen mit ätherischen Ölen unterstützt werden.

Indikation
siehe "Halbmondlage
Warnungen / Kontraindikationen:
siehe "Halbmondlage
Durchführung:
  • Variante A:
    • Der Bewohner wird in der Seitenlage gelagert. Er liegt dabei auf der Seite, die nicht gedehnt werden soll. Das oben liegende Bein wird leicht angewinkelt.
    • Der oben liegende Arm wird unter den Kopf in den Nacken gelegt.
    • Der Oberkörper wird nun vorsichtig in die Rückenlage gewendet. Die Beine verbleiben in der Seitenlagerung.
  • Variante B:
    • Der Bewohner befindet sich in der Rückenlage.
    • Das rechte Bein wird über das andere Bein gelegt. Dabei wird die Hüfte mitgedreht. Die beiden Schulterblätter bleiben in Kontakt mit der Unterlage.
    • Der rechte Arm wird nun nach oben bewegt und die Hand unter dem Kopf abgelegt. Der Kopf liegt nun in der Ellenbeuge.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, ruhig in den Bauch "hinein zu atmen".
  • Ggf. wird danach die Lagerung in entgegengesetzter Richtung durchgeführt.
  • Die Lagerung sollte mehrmals täglich für jeweils 5 bis 20 Minuten genutzt werden.
Weiteres:
  • Ggf. kann der Kopf mit einem kleinen Kissen unterlegt werden.
  • Bewohner mit chronischen Lungenerkrankungen leiten wir so weit an, dass diese die Lagerungen eigenständig durchführen können.
Nachbereitung:
  • Die Dehnlagerungen können für den Bewohner nach kurzer Zeit unangenehm werden. Daher ist es wichtig, dass die Pflegekräfte den Bewohner in kurzen Abständen nach dem Befinden fragen und ggf. umlagern. In keinem Fall darf ein hilfloser und immobiler Bewohner über längere Zeit in diesen Lagerungspositionen allein gelassen werden.
  • Wenn die Lagerungen erstmals durchgeführt werden, ist es sinnvoll, einige Minuten beim Bewohner zu bleiben. Der Bewusstseinszustand und vor allem die Atmung sollten überwacht werden. Wenn sich der Bewohner unwohl fühlt, wird er wieder in die normale Rückenlage gebracht.
  • Viele Senioren fühlen sich in diesen Lagerungen wie "festgenagelt", da in dieser Haltung keine Freizeitbeschäftigung oder soziale Interaktion möglich ist. Es ist daher darauf zu achten, dass sich der Bewohner während der Maßnahme nicht langweilt. Die Pflegekraft stellt daher ggf. das Radio, den Fernseher o.Ä. an.
  • Nach Abschluss der Drehdehnlagerung kann der Bewohner sehr einfach in eine Seitenlagerung gebracht werden (sofern keine Dekubitusgefährdung vorliegt!).
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema

Schlüsselwörter für diese Seite Halbmondlagerung; Dehnlagerung; Lagerung; Drehdehnlagerung; Lunge; Prophylaxe; Pneumonieprophylaxe
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.