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Version 1.05

Standard "Atemgymnastische Übungen"

 
So wirksam ein Atemtrainer oder ein Giebelrohr auch sind: Die Anwendung macht wenig Spaß und erinnert den Senioren mit jedem Atemzug an seine Krankheit. Wir zeigen Ihnen, wie Ihr Pflegeteam mit kurzweiligen Übungen einen vergleichbaren Effekt erzielt.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 


Standard "Atemgymnastische Übungen"
Definition:
  • Im Rahmen der Pneumonieprophylaxe ist es wichtig, die Lungenventilation zu verbessern. Am effektivsten sind dafür Atemtrainer wie ein "Tri-Flow" oder ein "Flutter". Diese Geräte haben indes den Nachteil, dass hier der therapeutische Charakter deutlich im Vordergrund steht. Entsprechend gering ist oftmals der Kooperationswille der Betroffenen. Eine spielerische Anwendung innerhalb einer Gruppe ist ebenfalls nicht möglich.
  • Wir nutzen daher zusätzliche Übungen, die den Bewohnern Spaß bringen und die ggf. sogar mit mehreren Teilnehmern durchgeführt werden können.
Grundsätze:
  • Die Kooperation des Bewohners ist entscheidend für den Erfolg der Übung. Wenn der Betroffene eine Maßnahme ablehnt, weil er sie als kindisch oder peinlich empfindet, wird er nicht bedrängt, sie trotzdem durchzuführen.
  • Wichtig ist auch das richtige Maß. Der Bewohner sollte weder über- noch unterfordert werden.
Ziele:
  • Die Atemfunktion wird mittels Training der Ein- und Ausatmung verbessert.
  • Der Bewohner wird motiviert, seine Atemkapazität schrittweise auszubauen.
  • Der Bewohner hat Spaß bei der Durchführung der Übungen.
Vorbereitung: Indikationen / Kontraindikationen Wir nutzen die Übungen:
  • bei unzureichender Belüftung der Lunge
  • im Rahmen der Pneumonie- und Atelektasenprophylaxe
  • bei verschiedenen anderen Lungenerkrankungen
  • bei Bewohnern mit (schmerzbedingter) Schonatmung, etwa nach einer Operation
  • bei starken Rauchern
  • bei Bewohnern mit Herzerkrankungen
  • bei Bewohnern mit Abwehrschwäche
  • bei (zeitweiliger) Immobilität
Nicht eingesetzt werden die Übungen:
  • wenn der Bewohner unter einem Lungenemphysem leidet (hier kann es passieren, dass sich Lungenbereiche überblähen und Alveolen geschädigt werden.)
  • wenn der Bewohner an Asthma bronchiale leidet
Organisation
  • Wir vermerken in der Pflegeplanung, welche Übungen durchzuführen sind. Wenn der Bewohner eine Übung problemlos durchführen kann, erhöhen wir beim nächsten Durchgang den Schwierigkeitsgrad. Gleichzeitig reduzieren wir das Niveau, falls der Senior bei der letzten Durchführung überfordert war.
  • Wir sorgen vor Beginn der Übung für ausreichend Frischluft im Zimmer des Bewohners.
  • Wir prüfen, ob wir Angehörige einbeziehen und entsprechend einweisen. Sie sollten dann bei einem Besuch die Übungen mit dem Bewohner durchführen. Bei vielen Übungen können Enkel und Urenkel mitspielen. Dieses steigert den Kooperationswillen deutlich.
  • Die Pflegekraft sollte alle Spiele einmal vorführen. Sie baut damit den Widerstand des Bewohners ab, der manche Übungen als zu kindisch empfinden mag.
Durchführung: Allgemeines
  • Die Übungen sollten täglich 5 bis 10 Mal durchgeführt werden.
  • Die Pflegekraft achtet darauf, dass der Bewohner nicht ruckartig und zu schnell einatmet. In solchen Fällen droht eine Hyperventilation. Der Bewohner sollte die Übungen daher nicht unbeobachtet durchführen.
  • Übermotivierte Bewohner werden etwas gebremst.
  • Falls dem Bewohner schwindelig wird, soll er uns dieses sofort mitteilen.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner sicher sitzt oder liegt. Trotz aller Vorsicht kann es jederzeit dazu kommen, dass dem Bewohner "schwarz vor Augen" wird und er in sich zusammensackt.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
Aufblasen eines Luftballons
  • Der Bewohner soll einen Luftballon aufblasen.
  • Je kleiner der Luftballon ist, umso mehr Druck muss der Bewohner aufbringen.
  • Wenn es den Bewohnern Spaß macht, können die Ballons nach dem Aufblasen zum Platzen gebracht werden. (Hinweis: Nicht direkt vor dem Ohr eines Bewohners!)
  • Viele Senioren besitzen nicht mehr die notwendige Feinmotorik für die Handhabung des Luftballons. Wir nutzen dann eine Aufblashilfe; ggf. auch mit Rückschlagventil. Damit wird gleichzeitig verhindert, dass die eingebrachte Luft immer wieder austritt.
Luftblasen im Glas
  • Der Bewohner erhält einen Strohhalm und ein mit Wasser gefülltes Glas.
  • Der Bewohner soll nun in den Strohhalm blasen, der in das Glas gestellt wurde. Ziel ist, möglichst viele Luftblasen aufsteigen zu lassen.
  • Je tiefer der Strohhalm in das Glas gestellt wird, umso größer wird der Widerstand, den der Bewohner mit seiner Lunge überwinden muss. Ein relevanter Effekt wird erst ab einer Wassertiefe von rund 10 cm erreicht.
  • Nach der Übung werden das Wasser und der Strohhalm entsorgt.
  • Mit einem Handtuch wird die Kleidung des Bewohners vor Durchfeuchtung geschützt.
  • Alternativ kann eine sog. "Blubberflasche" genutzt werden, also eine mit Wasser gefüllte Flasche. Vorteil: Bei einer Flasche tritt im Vergleich zu einem Glas weniger Wasser unkontrolliert aus.
Spiele

  • Die Bewohner sitzen an einem Tisch. Sie sollen sich gegenseitig einen Gegenstand zupusten, der auf der Tischplatte abgelegt wird.
  • Am leichtesten ist dieses bei einem aufgeblasenen Luftballon.
  • Schon etwas schwieriger zu bewegen ist ein Wattebausch.
  • Die größte Kraftanstrengung ist notwendig, wenn ein Kugeltupfer eingesetzt wird.
immobile Senioren

  • Wir befestigen einen aufgeblasenen Luftballon am Bettaufrichter. Der Bewohner wird aufgefordert, den Luftballon wegzublasen. Alternativ kann eine Kompresse an dem Faden aufgehängt werden.
  • Die Pflegekraft nimmt einen Wattebausch und hält diesen vor den Mund des Bewohners. Der Bewohner wird aufgefordert, den Wattebausch wegzublasen.
  • Wenn es der Bewohner toleriert, kann auch eine "Luftrüsseltröte" genutzt werden. Dieser überall bekannte Karnevalsartikel ist biografisch oft tief verankert.
  • Wir prüfen auch, ob sich der Bewohner für Seifenblasenspiele gewinnen lässt ("Pustefix").
Nachbereitung:
  • Der Bewohner wird ggf. wieder gelagert.
  • Die Pflegekraft erkundigt sich nach dem Befinden des Bewohners.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Wenn der Bewohner die Vorgaben erreicht, wird er von der Pflegekraft gelobt. Falls er das Soll verfehlt, sollte die Pflegekraft dem Betroffenen Mut machen und seinen Durchhaltewillen stärken.
  • Relevante Beobachtungen werden umgehend dem Hausarzt mitgeteilt.
Dokumente:
  • Leistungsnachweis
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Atmung; Atemübung; Pneumonie; Pneumonieprophylaxe
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.