Standard
"Legionellose: Prophylaxe, Früherkennung und Pflege von Erkrankten" |
Definition: |
- Bei der Legionärskrankheit (auch
"Legionellose" oder "Veteranenkrankheit") handelt es sich um eine
Form der Pneumonie (Lungenentzündung). Auslöser ist Legionella
pneumophila, ein Stäbchenbakterium, das weltweit verbreitet ist und
auch in Deutschland häufig respiratorische Infekte auslöst. Der
Bazillus überträgt sich per Inhalation erregerhaltiger Tröpfchen.
Mensch-zu-Mensch-Infektionen wurden bislang nicht beobachtet. Die
Inkubationszeit liegt zwischen 2 bis 14 Tagen.
- Menschen mit einer intakten Immunabwehr sind
durch die Legionärskrankheit nicht bedroht.
- Nach der Ansteckung klagen Betroffene über
grippeähnliche Symptome, also hohes Fieber, Schüttelfrost sowie
Kopf- und Muskelbeschwerden. Mitunter kommen trockener Husten,
Pleuraerguss und Diarrhöe hinzu. Bei schweren Verläufen versagen
ggf. die Lunge und die Nieren.
- Die mildere Form der Legionärskrankheit wird
"Pontiac-Fieber" genannt. Diese ähnelt einer moderaten
Virusinfektion der oberen Luftwege. Die Krankheit klingt nach einer
Woche wieder ab. Zumeist sind weder eine Antibiotikatherapie noch
eine Krankenhauseinweisung erforderlich.
- Die Legionärskrankheit wurde benannt nach ihrem ersten
nachweisbaren Auftreten im Jahr 1976. Bei einem Treffen
amerikanischer Kriegsveteranen (Legionäre) in einem Hotel in
Philadelphia kam es zu einer Epidemie mit 180 Erkrankten und 29
Todesfällen.
- Legionellen sind unempfindlich gegen
Chlor-Desinfektionen.
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Grundsätze: |
- Eine Legionärskrankheit ist für alte Menschen
eine sehr ernstzunehmende Bedrohung ihres Lebens.
- Jeder Bewohner hat Anrecht auf die beste
Pflege und medizinische Betreuung.
- Eine rechtzeitig erkannte Legionärskrankheit
kann mit guten Aussichten behandelt werden. Verzögerungen jedoch
sind lebensgefährlich. Daher werden wir stets frühzeitig einen Arzt
hinzuziehen, wenn verdächtige Symptome auftreten.
- Wir halten engen Kontakt zum Hausarzt und
sprechen alle Maßnahmen mit ihm ab.
- Wenn die Krankheit einen Umfang erreicht hat,
der unsere medizinischen und pflegerischen Fähigkeiten überfordert,
zögern wir nicht und veranlassen eine Überweisung in ein
Krankenhaus.
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Ziele: |
- Potentielle Übertragungswege werden erkannt
und beseitigt.
- Alle Mitarbeiter werden für die Problematik
angemessen sensibilisiert.
- Erkrankungen werden rechtzeitig erkannt und
schnell behandelt.
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Vorbereitung: |
Risikoerkennung |
Wir sammeln alle relevanten Daten
und ermitteln das aktuelle Gefährdungsrisiko für die Einrichtung.
- Das Risiko steigt im Sommer sprunghaft an, da
Legionellen bevorzugt in gut temperiertem Wasser leben.
- Raucher, chronisch Lungenkranke sowie
Alkoholsüchtige sind besonders gefährdet, da die
Flimmerepithelfunktion der Atemwege reduziert ist.
- Extrem gefährdet sind Transplantatempfänger
und andere abwehrgeschwächte Menschen.
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Hygienemaßnahmen |
- Unbehandeltes Leitungswasser darf nicht zur
Befeuchtung der Atemwege und der Atemluft genutzt werden (wie etwa
in Ultraschallverneblern und anderen Inhalatoren).
- Bei der Reinigung von Inhalatoren muss
sichergestellt sein, dass diese danach komplett trocknen.
- Duschköpfe werden regelmäßig von
Kalkablagerungen befreit. Wir nutzen dafür Essig und Zitronensaft.
- Die Trinkwasseranlagen werden einmal jährlich
überprüft. Bei nicht rückspülbaren Filtern erfolgt die Kontrolle
alle sechs Monate. Dafür werden Proben entnommen und ausgewertet.
Die Heimleitung ist über die Ergebnisse zu informieren.
- Warmwasserspeicher werden einmal im Jahr
kontrolliert und gereinigt.
- Bei einer Verkeimung des Wassers werden
Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt. Dieses erfolgt in enger
Kooperation mit dem Gesundheitsamt.
- Selten benutzte Wasserentnahmestellen werden
jede Woche für ein bis zwei Minuten geöffnet, um das stehende Wasser
abzulassen.
- Wenn Kunststoffschläuche bei der
Wasserentnahme genutzt werden, müssen diese unmittelbar danach
wieder vom Wasserhahn getrennt werden. Beim Aufrollen müssen
eventuell vorhandene Wasserreste abfließen.
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Durchführung: |
Symptome |
Wir achten auf Symptome, die für
eine Infektion sprechen:
- Glieder-, Kopf- und Brustschmerzen
- Schmerzen bei der Atmung
- rascher Fieberanstieg auf rund 40 °C
- Schüttelfrost
- unproduktiver Husten, ggf. mit
Blutbeimengungen
- Dyspnoe (mit subjektiver Atemnot verbundene
Erschwerung der Atemtätigkeit)
- Tachypnoe (beschleunigtes Atmen)
- Verwirrtheit
- Desorientiertheit
- Halluzinationen
- Lethargie
- mitunter Durchfall
Bei relevanten Krankheitssymptomen wird umgehend
der Haus- oder Notarzt gerufen. Häufig muss der Bewohner in ein
Krankenhaus verlegt werden. In Deutschland besteht eine Meldepflicht für
Legionellose. |
Unterstützung bei der Behandlung |
- Ein Einzelzimmer ist nicht erforderlich. Eine
Übertragung auf den Bettnachbarn ist nicht zu befürchten.
- Bei der Pflege von Erkrankten sind keine
besonderen Schutzmaßnahmen erforderlich, also weder Schutzkittel
noch Nasenmundschutz.
- Zusätzliche Händedesinfektionen oder
permanentes Tragen von Einmalhandschuhen sind nicht notwendig.
- Instrumente, Geschirr, Wäsche und Textilien
müssen nicht speziell behandelt werden.
- Die Vorgaben der Standards "Pflege von
Senioren mit Fieber" sowie "Pflege von Bewohnern mit Pneumonie"
werden sorgfältig umgesetzt.
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Nachbereitung: |
Prognose |
- Bei Risikopatienten sowie bei unterlassener
medizinischer Behandlung steigt die Sterblichkeitsquote auf bis zu
30 Prozent. Ansonsten liegt dieser Wert bei rund 15 Prozent.
- Therapiert wird die Legionärskrankheit durch
Antibiotika, insbesondere Makrolid-Antibiotika. Zusätzlich erfolgt
eine symptomatische Behandlung.
- Eine durchlebte Erkrankung führt zu keiner
Immunität.
- Insbesondere ältere Menschen brauchen eine
Rekonvaleszenzzeit von mehreren Wochen.
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weiteres |
- Alle Maßnahmen werden sorgfältig
dokumentiert.
- Relevante Beobachtungen werden an den
Hausarzt weitergegeben.
- Aufgetretene Hygieneprobleme werden im Rahmen
des Qualitätszirkels diskutiert.
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Dokumente: |
- Alle Maßnahmen werden sorgfältig
dokumentiert.
- Relevante Beobachtungen werden an den
Hausarzt weitergegeben.
- Aufgetretene Hygieneprobleme werden im Rahmen
des Qualitätszirkels diskutiert.
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Verantwortlichkeit /
Qualifikation: |
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