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Version 1.07b

Standard "Oberkörperhochlagerung"

 
Bei der Oberkörperhochlagerung liegen Vor- und Nachteile bisweilen nahe beieinander. Den erhöhten Komfort beim Essen, Sprechen und Fernsehen hat manch Betroffener mit Schulterkontrakturen oder gar einem Dekubitus am Gesäß teuer erkauft. Ein guter Standard hilft, die Risiken effektiv zu begrenzen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 

Standard "Oberkörperhochlagerung"

Definition: Die Oberkörperhochlagerung ist anders als etwa die 30°-, 90°- oder 135°-Position keine Lagerung im Rahmen der Dekubitus- oder Kontrakturenprophylaxe. Sie dient vielmehr dazu, einen Bewohner vorübergehend aus der Rückenlage zu mobilisieren, etwa wenn dieser essen oder fernsehen möchte. Im Detail:
  • Wenn der Oberkörper des Bewohners erhöht gelagert wird, erleichtert dieses die Atmung. Vielen Betroffenen fällt es insbesondere leichter, Bronchialsekret abzuhusten.
  • Zudem macht es diese Lagerungsposition möglich, Speisen und Getränke zu konsumieren, ohne sich zu verschlucken.
  • Wichtig ist auch der soziale Aspekt der Hochlagerung. In der Rücken- und Seitenlage ist das Blickfeld auf die Decke und auf die Bereiche rechts und links des Pflegebettes beschränkt. Aus der Sitzposition heraus jedoch kann der Bewohner das gesamte Zimmer überblicken und z.B. sehen, wenn eine Person das Zimmer betritt. Es fällt dem Betroffenen viel leichter, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten. Auch das Lesen, Schreiben oder Telefonieren ist im Sitzen wesentlich angenehmer als im Liegen.
  • Ein weiterer Vorteil dieser Position ist, dass der Bewohner leichter fernsehen kann. Dadurch sinkt das Risiko einer Deprivation.
  • Bei der Körperpflege erleichtert die Oberkörperhochlagerung die Aktivierung des Bewohners. Er kann sich z.B. einfacher an der Reinigung des Gesichts, der Arme und der Hände sowie des Bauchbereichs beteiligen.
Grundsätze:
  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
  • Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten, Zivildienstleistende oder Pflegeschüler ggf. nur assistierend eingesetzt.
  • Ein Bewohner sollte im Verlauf des Tages immer wieder aus der flachen Rückenlage in eine erhöhte oder besser in eine sitzende Körperposition gebracht werden.
  • Uns ist bewusst, dass im Sitzen das Risiko von Kontrakturen oder Dekubitus messbar steigt. Dieses ist jedoch kein hinreichender Grund, um auf die vielen Vorteile dieser Lagerung zu verzichten. Allenfalls wird die Sitzposition zeitlich weiter eingeschränkt.
Ziele:
  • Der Bewohner empfindet die Oberkörperhochlagerung als angenehm.
  • Die Entwicklung eines Dekubitus wird durch eine schonende Lagerung und durch rechtzeitige Umlagerungen vermieden.
  • Der Bewohner entwickelt keine Kontrakturen.
  • Der Bewohner nutzt den erweiterten Bewegungsspielraum, um mehr Tätigkeiten eigenständig durchzuführen und die Abhängigkeit von den Pflegekräften zu reduzieren.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindikation / Risikoermittlung
  • Die Oberkörperhochlagerung kann für verschiedene Zwecke genutzt werden:
    • zur Atemerleichterung
    • zur risikoarmen Einnahme von Speisen und Getränken im Rahmen der Aspirationsprophylaxe
    • bei Herz- und Lungenerkrankungen
  • Die Oberkörperhochlagerung kann nicht als Dauerlagerung genutzt werden, da sie die Bildung von Kontrakturen fördert.
  • Das Dekubitusrisiko wird regelmäßig per Bradenskala erfasst. Je höher das ermittelte Risiko ist, umso kürzer sind die Zeiträume, in denen der Bewohner in die erhöhte Oberkörperhochlagerung gebracht wird.
Material Wir stellen das Material zusammen, das für die Oberkörperhochlagerung genutzt wird:
  • ggf. ein Frotteehandtuch oder ein Keilkissen (als "Bremse"; s.u.)
  • ggf. ein Stillkissen oder eine Decke (als Unterstützung der Arme bei erschwerter Atmung; s.u.)
Durchführung:
  • Der Bewohner wird an das Kopfende bewegt. Wir nutzen dafür Transfertechniken aus dem Kinästhetik-Konzept.
  • Das Kopfende des Pflegebettes wird hochgestellt, bis die gewünschte Position erreicht ist.
    • Bei einer leicht erhöhten Lagerungsposition wird das Rückenteil rund 20° nach oben gestellt. Wir nutzen diese Lagerung z.B. nach Schilddrüsenerkrankungen oder bei Gallenkolliken.
    • Um 45° wird das Kopfteil bei einer halbsitzenden Position angestellt. Diese Lagerung ist etwa bei einem Lungenödem sinnvoll.
    • Für die sitzende Position ist ein Anstellwinkel von nahezu 90° erforderlich. So aufgerichtet sinkt die Aspirationsgefahr beim Essen deutlich.
  • Wir achten darauf, dass der Rücken gestreckt bleibt.
  • Wenn das Kopfteil des Bettes höher gestellt wird, kann es dazu kommen, dass der Bewohner in Richtung Fußende rutscht. Durch diese Position im Bett wird der Brustkorb eingeengt. Statt der angestrebten Atemunterstützung wird die Atmung nun zusätzlich erschwert. Zudem steigt durch die Scherkräfte die Dekubitusgefahr. Wir nutzen daher ein zusammengelegtes Frotteehandtuch als "Bremse". Das Handtuch wird unter den Sitzhöckern platziert. Alternativ nutzen wir ein Keilkissen. Die Lage des Bewohners wird so lange korrigiert, bis das Hüftgelenk passend im Knickpunkt zwischen Rückenlehne und Gesäßteil des Bettes liegt.
  • Falls das Frotteehandtuch als Bremse nicht ausreicht, nutzen wir zusätzlich ein Kissen oder eine Fußstütze als "Bettverkürzer". (Hinweis: Eine weiche Fußstütze ist auch im Rahmen der Spitzfußprophylaxe sinnvoll.)
  • Wenn die Atmung des Bewohners erschwert ist, können die Arme hochgelagert werden. Wir nutzen dafür eine zusammengerollte Decke oder ein Stillkissen. Der Brustkorb ist dann vom Gewicht der Arme entlastet. Die Atemhilfsmuskulatur kann effektiver genutzt werden. Wir beachten dabei, dass sich viele Senioren durch diese Kissen "eingemauert" fühlen. Die Unterlagerung der Arme sollte nicht über einen längeren Zeitrahmen genutzt werden, da diese Haltung die Entwicklung einer Beugekontraktur fördert.
  • Wenn der Bewohner unter Bauchschmerzen leidet oder die Atmung trotz Hochlagerung der Arme noch immer erschwert ist, werden die Knie mit einer Lagerungsrolle unterstützt. (Hinweis: Bei Bewohnern mit Spastiken kann diese Unterlagerung die Symptomatik verstärken.) Die Beine sind leicht außenrotiert und gespreizt.
  • Wenn es der Bewohner wünscht, werden der Rücken und sein Kopf mit einem zusätzlichen Kissen unterlagert.
Nachbereitung:
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Der Rücken und das Gesäß werden regelmäßig auf Hautveränderungen überprüft. Wir nutzen insbesondere den Fingertest, um eine Hautirritation von einem Dekubitus ersten Grades zu unterscheiden.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst. Wenn es bei der Oberkörperhochlagerung zu keinen Problemen kommt, werden zeitnah weitere Schritte zu einer umfassenderen Mobilisierung geplant. Dazu zählt etwa das Sitzen im Bett ohne Rückenlehne sowie die anschließende Mobilisierung zum Sitzen an der Bettkante.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Lagerung; Dekubitus; Dekubitusprophylaxe; Pneumonieprophylaxe
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