das Altenpflegemagazin im Internet
www.altenpflegemagazin.de
Start Log-in Service Registrierung AGB+Datenschutz Suche / Stichwortindex Quiz Mobil Impressum

 

Version 1.08g

Standard "sequentielle Bewegung aus der Rückenlage in die Seitenlage und zurück"

 
Als 50-Kilo-Pflegekraft einen 100-Kilo-Senioren vom Rücken in die Seitenlage transferieren? Während manch Pflegekraft zu Recht um ihre Bandscheiben fürchtet, bleiben Kinästhetik-Profis entspannt. Denn mit der richtigen Technik können auch solche Schwergewichte abschnittsweise und mit einem Bruchteil des Kraftaufwandes bewegt werden.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "sequentielle Bewegung aus der Rückenlage in die Seitenlage und zurück"

Definition:
  • Es handelt sich bei dieser Transferbewegung um eine sog. „sequentielle Bewegung“. Die einzelnen Körperabschnitte werden nacheinander bewegt. Die Bewegungen sollten fließend ineinander übergehen.
  • Dem gegenüber steht das Konzept der „En-bloc-Bewegung“, das einen gleichzeitigen Transfer des gesamten Körpers vorsieht.
Grundsätze:
  • Eine für alle Bewohner gleiche Bewegungsabfolge gibt es nicht. Je nach individueller Verfassung des Bewohners können die Abläufe angepasst werden.
  • Entscheidend für die Durchführung ist der richtige Handkontakt. Die Hände müssen präzise an den vorgesehenen Kontaktflächen aufgesetzt werden.
  • Die Impulse für die Bewegung der Körperbereiche erfolgen nacheinander. Ansonsten kann es schnell zu einem ungewollten En-bloc-Transfer kommen. Es ist daher besser, die Bewegung langsamer, aber dafür korrekt durchzuführen.
  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
  • Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten, Zivildienstleistende oder Pflegeschüler nur assistierend eingesetzt.
Ziele:
  • Der Bewohner wird unter Beachtung der Bewegungsmöglichkeiten und der Körperform sicher im Bett bewegt.
  • Der Kräfteaufwand für die Pflegekraft wird minimiert. Die Prinzipien des rückenschonenden Arbeitens werden beachtet.
Vorbereitung: Indikation Diese Umlagerung kann für verschiedene Pflegemaßnahmen genutzt werden. Etwa:
  • Körperpflege von bettlägerigen Bewohnern
  • Kleidungswechsel
  • Wechsel der Bettwäsche
Organisation
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (unabhängig von der Kommunikationsfähigkeit).
  • Die Pflegekraft schafft Platz, um ungehindert arbeiten zu können. Es werden etwa der Bettbügel aufgehängt und der Nachttisch weg geschoben.
  • Die Türen und Fenster werden geschlossen.
  • Die Bettliegefläche wird auf Arbeitshöhe gefahren, um ein rückenschonendes Arbeiten zu ermöglichen.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Sofern die Pflegekraft den Bewohner noch nicht genau kennt, informiert sie sich genau über dessen Zustand. Relevant sind insbesondere Bewegungseinschränkungen sowie die zu erwartende Schmerzbelastung bei Transfers.
  • Alle Gegenstände werden aus dem Bett entfernt und an geeigneter Stelle zwischengelagert. Dazu zählen etwa Stofftiere, Lagerungshilfsmittel usw.
  • Der Bewohner sollte seine Brille und Hörhilfen ablegen. Bei der Seitenlage besteht Druckgefahr.
  • Ab- und zuleitende Systeme (Katheter, Sondenschläuche usw.) werden gesichert.
Durchführung: in die Seitenlage / Ablauf 1 / "ziehen"

(Hinweis: In dieser Durchführung soll der Bewohner auf die - von ihm gesehen - linke Bettseite gedreht werden.)

  • Der Bewohner befindet sich in Rückenlage oder in einer leichten Oberkörperhochlagerung.
  • Die Pflegekraft steht auf der linken Bettseite, also der Seite, zu der der Bewohner gedreht werden soll.
  • Der Bewohner soll die Beine beugen und die Hacken an das Gesäß ziehen.
  • Die Beine des Bewohners werden nacheinander zur Seite bewegt. Die Pflegekraft beginnt mit dem näher liegenden Bein. Sie umfasst mit einer Hand den Fuß und mit der anderen Hand das Knie des zu bewegenden Beines.

(Hinweis: Die Umlagerung mit den Beinen beginnen zu lassen, hat den Vorteil, dass dadurch Verspannungen der Becken- und Rückenmuskulatur gelöst werden.)

  • Der linke Arm wird gebeugt und in eine Außenrotation gebracht. Die Hand liegt mit der Handfläche nach oben neben dem linken Ohr. Damit wird eine Blockierung der Schulter vermieden.
  • Der rechte Arm wird ebenfalls gebeugt und diagonal über dem Brustkorb abgelegt. Der rechte Ellenbogen liegt also direkt vor dem Kinn des Bewohners.

(Hinweise: Wenn etwa aufgrund des Körpergewichts des Bewohners die Bewegung zu anstrengend ist, kann die Pflegekraft zusätzliche Vorbereitungen treffen. Sie fordert den Bewohner auf, den Kopf vor dem Bewegen des Beckens und des Brustkorbes leicht nach hinten zu strecken. Dadurch verringert sich der erforderliche Kraftaufwand. Reicht auch dieses nicht aus, sollte eine zweite Pflegekraft die Bewegung unterstützen. Eine Pflegekraft bewegt dann zunächst die Beine und das Becken. Danach hält sie den Bewohner in der richtigen Position. Die zweite Pflegekraft bewegt den Brustkorb und den Kopf.)

  • Sobald beide Beine auf der Seite abgelegt sind, legt die Pflegekraft eine Hand an den Beckenkamm des Bewohners. Eine Hand liegt auf dem oberen Knie.
  • Die Pflegekraft dreht nun über die Hand am Becken den Bewohner auf die Seite. Zunächst kommt erst die Hüfte in die Seitenlage, während der Schulterbereich in der Rückenlage verharrt und sich erst mit zeitlicher Verzögerung ebenfalls in Bewegung setzt.
  • Sobald die Bewegung des Beckens in die Seitenlage abgeschlossen ist, wechselt die Pflegekraft die Auflageposition der Hände. Die Hand, die vorher am Beckenkamm lag, wird an die Schulter verlegt. Die andere Hand wechselt von den Knien an den Beckenkamm.
  • Nun wird auch der Schulterbereich in die Seitenlage gezogen.
in die Seitenlage / Ablauf 2 / "schieben"

(Hinweis: In dieser Durchführung soll der Bewohner auf die - von ihm gesehen - rechte Bettseite gedreht werden.)

  • Der Bewohner befindet sich in Rückenlage oder in einer leichten Oberkörperhochlagerung.
  • Die Pflegekraft steht auf der linken Bettseite, also der Seite, zu der der Bewohner nicht gedreht werden soll.
  • Die weiteren Abläufe sind ähnlich mit dem Unterschied, dass die Pflegekraft den Bewohner nicht zu sich heranzieht, sondern von sich wegschiebt. Die Kontaktpunkte Knie, Beckenkamm und Schulter bleiben gleich.
zurück in die Rückenlage
  • Der Ablauf für die Bewegung zurück in die Rückenlage ist "spiegelverkehrt" zur vorherigen Bewegung in die Seitenlage.
  • Die Hände der Pflegekraft liegen zunächst an der Schulter und am Beckenkamm des Bewohners.
  • Der Oberkörper wird zurück in die Rückenlage bewegt. Nun sind es der Beckenbereich und die Füße, die zunächst noch in der Seitenlage verbleiben.
  • Die Pflegekraft wechselt die Auflageflächen. Die Hände liegen nun am Beckenkamm und am oberen Knie des Bewohners.
  • Nun drehen sich auch das Becken und die Beine zurück in die Rückenlage.
  • Die Beine werden aus der Beugung zurück in eine gestreckte Position gebracht. Die Arme werden gestreckt und neben dem Oberkörper auf der Matratze abgelegt.
Nachbereitung:
  • Falls notwendig kann die Position des Bewohners in der Seitenlage durch zusätzliche Lagerungshilfsmittel unterstützt werden.
  • Der für jeden Bewohner ideale Bewegungsablauf wird in der Pflegeplanung dokumentiert.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt. Der Bewohner wird gebeten, bei Schmerzen oder Schwindel umgehend eine Pflegekraft zu rufen.
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Transfer; Mobilisierung; Kinästhetik; Rückenlage; Seitenlage
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.