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Vers. 2.07a

Standard "Wadenwickel"

 
Ergänzend zu unserem Standard "Pflege von Senioren mit Fieber" finden Sie hier eine Vorlage für die Anwendung von Wadenwickeln.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Wadenwickel"

Definition: Wadenwickel sind eine traditionelle Maßnahme zur Fiebersenkung. Wir wenden Wadenwickel an, weil sie wenige Nebenwirkungen haben und von unseren Bewohnern gut angenommen werden.
Grundsätze:
  • Schon eine geringe Absenkung der Körpertemperatur ist ein Erfolg.
  • Wir beachten strikt die Kontraindikationen.
  • Wir arbeiten eng mit dem Hausarzt zusammen.
  • Wadenwickel sind eine Ergänzung zu Medikamenten wie etwa Antibiotika und Antipyretika - aber kein Ersatz.
  • Die Zeit, in der Wadenwickel angelegt werden, lässt sich gut für eine psychosoziale Betreuung unserer Bewohner nutzen.
Ziele:
  • Senkung der Körpertemperatur um 0,5 bis 1 °C.
  • Vermeidung von Komplikationen wie etwa einem Kreislaufkollaps.
Vorbereitung: Prüfen der Indikation: Wir nutzen Wadenwickel nur dann zur Fiebersenkung, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
  • Der Bewohner hat eine Körpertemperatur von mehr als 39°C.
  • Die Phase des Fieberanstieges ist beendet und die Phase der Fieberhöhe ist erreicht. Der Bewohner klagt nicht über ein Kältegefühl. Das Zittern ist beendet und die Haut des Bewohners fühlt sich warm an.
  • Der Bewohner hat sich in den letzten 30 Minuten nicht übermäßig körperlich bewegt und nicht gegessen.
  • Der Hausarzt hat ggf. der Maßnahme zugestimmt (siehe Kontraindikationen).
Kontraindikationen: Wir verzichten auf eine Anwendung, wenn folgende Kontraindikationen bestehen:
  • kalte Waden oder Füße
  • frieren / frösteln
  • Kreislaufstörungen
  • Durchblutungsstörungen der Beine
  • offene Wunden an den Beinen
  • Kollapsneigung des Bewohners
  • akute Entzündung im Blasen- oder Nierenbereich

In diesen Fällen prüfen wir, ob Quarkauflagen oder eine kühlende Waschung geeigneter sind.

weitere Maßnahmen:
  • Der Bewohner wird über die Maßnahme informiert und stimmt dieser zu.
  • Der Bewohner soll sich umgehend melden, wenn er sich unwohl fühlt.
  • Fenster und Türen werden geschlossen und der Raum ggf. geheizt.
  • Dem Bewohner wird ein Toilettengang angeboten.
  • Vor dem Anlegen der Wadenwickel werden der Bewusstseinszustand und die Vitaldaten des Bewohners ermittelt.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Dem Bewohner wird ein Getränk angeboten.
benötigtes Material:
  • Schüssel mit warmen Wasser; Temperatur: höchstens 4 bis 5 Grad unter der Körpertemperatur (kaltes Wasser würde zu einem Zusammenziehen der Gefäße führen und die gewünschte Wärmeabgabe verhindern.)
  • ggf. Zitronenextrakt, Pfefferminztee oder Essig als Zugabe für das Wasser, keine alkoholischen Zusätze
  • 2 große Frotteetücher
  • 2 dünne Tücher aus Baumwolle oder Leinen
  • großes Badetuch als Bettschutz
  • dünne Decke
Durchführung: Anlegen der Wickel:
  • Die Bettdecke wird bis zu den Knien hochgeschlagen (im Bild entfernt).



  • Das große Badetuch wird unter den Waden platziert.
  • Die Hautfarbe und die Hauttemperatur werden abgeschätzt. Nur wenn auf eine intakte Durchblutung geschlossen werden kann, wird die Maßnahme fortgesetzt.
  • Durch Umfalten wird die Breite des Baumwoll- oder Leinenhandtuches an die Länge des Unterschenkels des Bewohners angepasst. Es sollte von knapp unterhalb der Knie bis zu den Knöcheln reichen. Die Gelenke werden freigelassen, da diese nicht auskühlen sollten.
  • Die Baumwoll- oder Leinenhandtücher werden mit Wasser getränkt und ausgewrungen.
  • Diese Handtücher werden faltenfrei und mit wenig Druck um die Unterschenkel des Bewohners gelegt.
  • Es werden immer beide Schenkel gleichzeitig gewickelt.


  • Um eine zu schnelle Verdunstung zu vermeiden, werden jetzt die beiden Frotteetücher über die beiden Unterschenkel gelegt.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners gelegt. Wenn der Bewohner desorientiert oder unruhig ist, bleibt die Pflegekraft stets in der Nähe.
  • Die Vitalzeichen werden regelmäßig ermittelt und der Bewohner nach seinem Befinden befragt.
Beendigung der Maßnahme:
  • Nach spätestens 10 Minuten werden die Innentücher ersetzt.
  • Die Wadenwickel werden innerhalb einer Stunde 3 bis 5 mal wiederholt.
  • Der Fiebernde wird so zugedeckt, dass eine Luftzirkulation und damit die Verdundungskälte möglich ist.
  • Nach Entfernen des Wickels wird die Körpertemperatur des Bewohners ermittelt. Wenn der Wert im Vergleich zur Ausgangstemperatur um mehr als 1°C sinkt, wird die Maßnahme beendet.
  • Bei Unwohlsein, bei Auskühlen der Waden oder zyanotischen Verfärbungen werden die Wickel umgehend entfernt.
  • Bis zur nächsten Anwendung sollte eine mehrstündige Pause eingelegt werden.
Nachbereitung:
  • Der Bewohner wird abgetrocknet und zugedeckt. Ggf. wird ein Hautschutzmittel aufgebracht.
  • Dem Bewohner wird ein Getränk angeboten.
  • Der Bewohner wird nach seinem Befinden befragt und bequem gelagert.
  • Alle Maßnahmen und relevanten Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert.
  • 30 Minuten nach Abschluss wird erneut die Körpertemperatur ermittelt. Die Messergebnisse werden insbesondere auf dem Vitalzeichenkontrollblatt und ggf. auf der Fieberkurve dokumentiert.
  • Ggf. wird der Hausarzt informiert.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Vitalzeichenkontrollblatt
  • ggf. Fieberkurve
  • Trinkprotokoll / Bilanzierungsbogen
  • Durchführungsnachweis
  • Leistungsnachweis medizinische Pflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit:
  • alle Pflegekräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Fieber; Körpertemperatur; Infektion; Wadenwickel; Grippe
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