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Version 2.05a - 2017

Standard "Hydrofaser-Wundauflagen"

 
Seit der Einführung vor rund 20 Jahren standen Hydrofaser-Wundauflagen immer etwas im Schatten der Alginate. Dabei haben diese Verbandsstoffe bei richtiger Anwendung zahlreiche Vorzüge.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Hydrofaser-Wundauflagen"
Definition:
  • Bei der Wundheilung ist es wichtig, die Wunde in einem ideal feuchten Zustand zu halten. Sowohl eine Austrocknung als auch zu viel Feuchtigkeit verzögern die Abheilung.
  • Hydrofaser-Wundauflagen stabilisieren das Feuchtigkeitsgleichgewicht in einem Hautdefekt. Es handelt sich bei diesen Produkten um weiche und drapierfähige Vlieskompressen und Tamponadestreifen.
  • Hydrofaser-Wundauflagen bestehen aus Natriumcarboxymethylcellulose-Fasern, die sich bei Kontakt mit Wundexsudat in ein durchscheinendes und klares Gel verwandeln. Dadurch wird die Wundbeobachtung deutlich erleichtert.
  • Hydrofaser-Wundauflagen ähneln optisch Alginatprodukten. Auch die Handhabung ist vergleichbar. Ein wichtiger Unterschied liegt darin, dass Hydrofaser-Wundauflagen auch nach der Exsudataufnahme formstabil bleiben. Rückstände verbleiben nur selten in der Wunde. In diesem Fall müssen die Gelreste entfernt werden, da Hydrofasern aus körperfremden Stoffen hergestellt werden.
  • Wundexsudat wird nur in vertikaler Richtung aufgesaugt. Die Wundauflage quillt also nur in die Höhe, nicht aber in die Breite. Das führt dazu, dass sich das Gel nur oberhalb der Wunde bildet, während der Wundrand und die umgebenden Hautbereiche trocken bleiben. Eine Mazeration der Umgebung ist also eher unwahrscheinlich. Erst bei einer erheblichen Übersättigung wird Flüssigkeit auch an die Wundränder und an die Wundumgebung abgegeben.
  • Die minimale laterale Flüssigkeitsausbreitung ist einer der Hauptvorteile gegenüber Alginaten, da Hydrofaser-Wundauflagen folglich wundrandüberlappend gelegt werden können.
  • Hydrofaser-Wundauflagen können in kurzer Zeit bis zum 25-Fachen des eigenen Gewichts an Flüssigkeit aufnehmen. Damit sind die Hydrofaser-Wundauflagen i. d. R. saugfähiger als Alginate, aber nicht ganz so aufnahmefähig die Hydropolymere. Neben dem Wundsekret werden auch Keime und Zelltrümmer im Gel absorbiert.
  • Da diese Produkte einen atraumatischen Verbandswechsel ermöglichen, bleibt die Schmerzbelastung i. d. R. moderat. Auch während der Tragezeit treten Beschwerden vergleichsweise selten auf. Hydrofaser-Wundauflagen können aufgrund der hohen Retention zudem auch unter Kompressionsverbänden eingesetzt werden.
  • Wenn die Hydrofaser als Tamponade genutzt wird, ist ein Sekundärverband erforderlich. Einige Produkte kombinieren die Hydrofaser-Wundauflage mit einem selbstklebenden Verband. Eine zusätzliche Fixierung ist dann entbehrlich.
  • Verschiedene Varianten sind mit Silberzugabe verfügbar. Das Silber tötet in infizierten Wunden einen Großteil der absorbierten Keime ab. Da es fest in der Verbandsstruktur eingeschlossen ist, kann das Silber nicht in größeren Mengen aus der Wundauflage in die Wunde übertreten.
Grundsätze:
  • Wir sind uns bewusst, dass Hydrofasern die Chancen auf eine Ausheilung deutlich steigern. Dennoch können diese Wundtherapeutika nur eine Komponente einer komplexen Behandlungsstrategie sein.
Ziele:
  • Ein ideal feuchtes Wundklima wird geschaffen. Der Hautdefekt heilt ab.
  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird auf ein Minimum reduziert.
  • Komplikationen werden vermieden.
Vorbereitung:
  • Wir nutzen Hydrofaser-Wundauflagen für folgende Krankheitsbilder:
    • Wunden in der Reinigungsphase
    • mäßig bis stark exsudierende Wunden
    • tiefe und zerklüftete Wunden; auch mit Fisteln
    • chronische Wunden, insbesondere Dekubitus, Ulcus cruris sowie diabetische Geschwüre
    • Verbrennungen bis zum 2. Grad
    • infizierte Wunden (unter ärztlicher Aufsicht)
    • Wunden nach operativen Eingriffen
    • Wunden, die zu Blutungen neigen, etwa nach einem Debridement
    • onkologische Wunden mit Exsudatbildung; also etwa exulzerierende Hauttumore
  • Die Anwendung ist bei sehr trockenen Wunden nicht sinnvoll. Hier bietet sich die Nutzung von Wundauflagen an, die die Wunde aktiv befeuchten; etwa Hydrogele.
  • Infizierte und fibrinbelegte Wunden sollten mit Hydrofaser-Wundauflagen nicht therapiert werden. Dieses gilt auch für Wunden, die die Dermis durchtrennt haben; also tief in das Gewebe reichende Hautdefekte.
Durchführung: Die allgemeine Durchführung ist im Standard "Verbandswechsel bei septischen und aseptischen Wunden" beschrieben. Hier die ergänzenden Angaben:
  • Beim Öffnen der Primärverpackung kann sich ein leicht unangenehmer Geruch entwickeln. Dieser ist die Folge des Sterilisationsverfahrens.
  • Die Wundreinigung erfolgt mit physiologischer Kochsalz- oder Ringerlösung. Insbesondere Gelrückstände der Wundauflage sollten mittels Spülung aus der Wunde entfernt werden. Die Wundumgebung wird vorsichtig getrocknet.

  • Je nach Exsudatmenge kann die Wundauflage ggf. mit Ringerlösung angefeuchtet werden. Je trockener die Wunde ist, umso mehr Ringerlösung ist notwendig. Bei stark exsudierenden Wunden wird die Wundauflage trocken aufgelegt. Die geglättete Seite der Wundauflage weist dabei in Richtung Wunde.
  • Die Kompresse sollte so gewählt werden, dass sie mindestens zwei Zentimeter über den Wundrand hinausragt. Die Produkte können i. d. R. passend zugeschnitten und damit den Konturen der Wunde angepasst werden.

  • Hydrofaser-Wundauflagen sollten direkt auf das gesamte Wundbett aufgebracht werden und müssen unmittelbaren Kontakt mit dem Wundgrund haben.
  • In tief zerklüftete Wunden wird die Hydrofaser locker und vorsichtig eingelegt. Es sollte dabei nur rund 80 Prozent des Wundvolumens tamponiert werden. Die Wundauflage wird sich bei Flüssigkeitskontakt ausdehnen und die Wundräume dann komplett ausfüllen.
  • Als Sekundärabdeckungen kommen Saugkompressen oder Hydrokolloidverbände in Betracht.
  • Ggf. kann eine semipermeable, selbstklebende PU-Folie zur Fixierung genutzt werden. Diese lässt Wasserdampf verzögert passieren und schützt gleichzeitig die Wunde.
  • Hydrofaser-Wundauflagen können i. d. R. mit üblichen Mitteln zum Wundrandschutz kombiniert werden; also etwa mit Zinkcreme oder mit einem Hautschutzfilm.
Nachbereitung:
  • Hydrofaser-Wundauflagen können je nach Exsudatmenge und Sekundärverband bis zu sieben Tage auf dem Wundbereich verbleiben.
  • Ein vorzeitiger Wechsel ist immer dann notwendig, wenn der Verband sichtbar mit Exsudat gesättigt ist.
  • Wenn sich der Verband nicht atraumatisch entfernen lässt, wird er vor dem Abheben mit steriler Kochsalzlösung getränkt.
  • Der Zustand der Wunde wird regelmäßig dokumentiert.
  • Bei einer Verschlechterung des Wundzustands wird der behandelnde Arzt informiert. Wir passen die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung an den aktuellen Zustand der Wunde an.
Dokumente:
  • Wunddokumentation
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Hydrofaser; Wunde; Wundauflage; Verband; Dekubitus
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.