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Version 2.05a - 2015

Standard "Augenverband"

 
Augen reagieren vor allem nach operativen Eingriffen empfindlich selbst auf kleine Hygienemängel. Entsprechend umsichtig muss der Wechsel eines Verbandes erfolgen. Ein guter Standard schafft daher die Grundlagen für eine rasche und komplikationsfreie Ausheilung.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Augenverband"
Definition:
  • Augenverbände werden angelegt, um Wundauflagen zu fixieren oder um das Auge ruhigzustellen. Die Wahl der Verbandsform erfolgt durch den Arzt in Form einer Verordnung.
Grundsätze:
  • Wir sind uns stets bewusst, dass das Augensekret infektiös sein könnte.
  • Das Auge ist ein sehr empfindlicher Körperbereich. Es besteht bei allen Pflegemaßnahmen eine erhöhte Verletzungs- und Infektionsgefahr. Es wird daher stets sanft und behutsam gearbeitet.
  • Der Verbandswechsel wird von vielen Bewohnern als unangenehm empfunden. Wir müssen daher stets einfühlsam vorgehen.
  • Alle Materialien, die mit dem Auge in Kontakt kommen, müssen steril sein. Alle übrigen Materialien sind zumindest keimarm.
Ziele:
  • Die Heilung der Augen wird gefördert.
  • Krankhafte Veränderungen sowie Heilungsverzögerungen werden zeitnah erkannt.
  • Infektionen werden vermieden.
  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird auf ein Minimum reduziert.
Vorbereitung: Material
Wir stellen das notwendige Material bereit:
  • Kompressen
  • Verbandsschere
  • 0,9%ige Kochsalzlösung
  • Augenklappe, sterile Augenkompresse
  • sterile Tupfer
  • hautfreundliches Pflaster
  • Einmalhandschuhe
  • Nierenschale
Organisation
  • Wir kontaktieren den behandelnden Arzt bzw. Augenarzt. Wir lassen uns alle relevanten Informationen geben. Sofern dieser die Anweisungen nicht schriftlich darlegen möchte, erfolgt die Einweisung telefonisch. Wir halten die ärztlichen Vorgaben in der Pflegedokumentation fest. Es gilt dabei das Prinzip "v.u.g." ("vorgelesen und genehmigt").
  • Die Pflegefachkraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Einmalhandschuhe an.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten. Auch bewusstlose Bewohner werden informiert.
  • Die Pflegefachkraft bringt den Oberkörper des Bewohners in eine leicht erhöhte Lage. Ggf. wird dafür das Kopfstück des Bettes nach oben gefahren.
  • Bei liegenden Bewohnern wird der Kopf leicht in Richtung Pflegekraft geneigt. Nach Möglichkeit wird der Verbandswechsel jedoch im Sitzen durchgeführt. Ideal ist es, wenn der Bewohner seinen Kopf an einem festen Gegenstand oder an einer Wand anlehnen kann. Der Kopf ist dann beim Verbandswechsel sehr ruhig.
  • Die Pflegefachkraft fährt das Bett in eine angenehme Arbeitshöhe.
  • Eine ggf. vorhandene Brille wird auf dem Nachttisch abgelegt. Die Brille wird stets auf den Bügeln gelagert, um das Risiko von Beschädigungen des Glases zu reduzieren.
Durchführung: Wechsel des Verbandes
(Hinweis: Die Vorgehensweise kann je nach verwendetem Augenverband variieren.)
  • Die Pflegekraft löst vorsichtig die Augenklappe und den alten Verband. Um die empfindliche Gesichtshaut zu schützen, fixiert die Pflegekraft die Haut am Pflasterrand und erzeugt eine moderate Gegenspannung. Die Pflegekraft sollte also nicht am Verband zerren.
  • Die Pflegekraft bittet den Bewohner, die Augen zu schließen. Sie feuchtet die Kompressen mit der Kochsalzlösung an und reinigt das Auge äußerlich. Sekret, Ablagerungen sowie Salbenreste werden entfernt. Die Wischrichtung erfolgt in Richtung Augeninnenwinkel. Die Pflegekraft übt dabei keinen Druck auf das Auge aus. Nicht entferntes Sekret ist ein idealer Nährboden für Keime.
  • Die Pflegekraft achtet auf Anzeichen für eine sich entwickelnde Infektion; insbesondere auf Rötungen.
  • Die Pflegekraft legt die sterile Augenkompresse auf das Auge auf. Die dem Auge zugewandte Seite muss steril bleiben und darf nicht berührt werden. Der Bewohner wird ggf. gebeten, den Verband festzuhalten. Eine ggf. in der Augenkompresse vorhandene Naht muss nach außen weisen.
  • Mit zwei bis drei Plasterstreifen fixiert die Pflegekraft die Kompresse samt Augenklappe.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Lidspalte unter dem Verband geschlossen bleibt. Sie prüft auch, ob sich der Verband bei Kaumuskelbewegungen oder bei Mimikbewegungen ablöst.
  • Die Pflegekraft erkundigt sich beim Bewohner, ob der Verband unangenehm ist. Der Bewohner wird ermuntert, sich bei Schmerzen umgehend bei einer Pflegekraft zu melden.
Anlegen eines Druckverbands mit einer elastischen Binde:



1. Schritt



2. Schritt



3. Schritt



4. Schritt
Verbandsformen
Je nach Schädigung des Auges werden verschiedene Verbände genutzt. Die Entscheidung, welcher Verband verwendet wird, trifft der Arzt.
  • Einfacher Augenverband: Hierbei handelt es sich um eine ovale Augenkompresse, die mit 2 bis 3 Pflasterstreifen befestigt wird. Die Pflaster werden parallel zum Nasenflügel von oben nach unten angebracht. Eine ggf. vorhandene Brille kann am Tag über dem Verband getragen werden. In der Nacht sorgt ggf. eine Augenklappe für den notwendigen Schutz des Auges. Ein solcher Verband schützt insbesondere vor Infektionen und wird z.B. nach Netzhautoperationen angelegt.
  • Uhrglasverband: Eine transparente Plexiglaskappe wird mit den bereits vorgefertigten Haftstreifen über dem Auge fixiert. Da der Verband das Auge wie eine Glocke luftdicht abschließt, beschlägt das Glas. Es bildet sich eine feuchte Kammer. Gleichzeitig wird der Bereich vor dem Eindringen von Fremdkörpern sowie vor Druckeinwirkung geschützt. Dieser Verband wird etwa bei fehlendem oder bei unvollkommenem Lidschluss genutzt, um das Auge vor dem Austrocknen zu schützen.
  • Druckverband: Mehrere Schichten aus übereinandergelegten Kompressen werden mit Pflasterstreifen oder mit einer elastischen Binde über dem Wundbereich fixiert. Alternativ kann auch ein Pflaumentupfer genutzt werden. In den ersten beiden Tagen nach einem operativen Eingriff (etwa einer Enukleation / Ausschälung des Auges) können mit diesem Verband Nachblutungen vermieden werden. Er wird vom Arzt entfernt.
  • Hohlverband: Es handelt sich hierbei um eine Kunststoffsiebplatte, die direkt (also ohne eine weitere Kompresse) über dem Auge aufgebracht wird. Notwendig ist dieser Verband z.B., wenn das Auge nach einer Hornhautübertragung vor Druck, vor Zugluft und vor Infektionen geschützt werden muss. Die Löcher ermöglichen es dem Betroffenen, sich zumindest teilweise visuell zu orientieren.
  • Salbenverband: Dieser Verband soll aufgetragene Salben möglichst lange am Auge halten und einwirken lassen. Nachdem die Salbe in den unteren Bindehautsack eingebracht wurde, legt der Arzt / die Pflegekraft die Kompresse auf und fixiert diese per Siebklappe. Notwendig ist dieser Verband etwa nach operativen Eingriffen im Rahmen der Therapie von altersabhängiger Makuladegeneration.
  • Binokulus: Es handelt sich um einen beidseitigen Augenverband, der eine absolute Ruhigstellung des geschädigten Auges sicherstellen soll. Wenn nur ein Auge mit einem Verband versorgt wird, wird dieses den Bewegungen und den Pupillenreaktionen des sehenden Auges folgen. Es werden daher beide Augen geschlossen und mit Kompressen verdeckt. Alternativ können für die Fixierung Binden genutzt werden, die in Kreistouren vom Nacken über die Augenbrauen und Augen unter den Ohren und zurück zum Nacken geführt werden ("Rollverband").
(Hinweis: Ein beidseitiger Augenverband sollte nur dann genutzt werden, wenn ein einseitiger Verband nicht ausreichend ist. Der totale Verlust der Sehfähigkeit stellt für Bewohner eine enorme Einschränkung der Lebensqualität dar. Überdies steigt das Risiko von Stürzen und Unfällen.)
Hinweise
  • Wenn der Bewohner durch den Verband vollständig oder weitgehend seiner visuellen Fähigkeiten beraubt wird, reagieren viele mit Hilflosigkeit und Angstzuständen. Dieses insbesondere bei gleichzeitigen demenziellen Erkrankungen. Wir wirken dann beruhigend auf den Bewohner ein.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner alle notwendigen Gegenstände (Getränke, Rufanlage usw.) in direkter Griffweite findet. Wir beschreiben dem Bewohner, wo diese liegen.
  • Wir stellen sicher, dass Wertgegenstände ggf. gesichert werden. Der Bewohner soll sich während des temporären Verlustes der Sehfähigkeit keine Sorgen wegen etwaiger Diebstähle machen müssen. Diese Maßnahme erfolgt grundsätzlich unter Zeugen.
  • Wenn ein Augenverband längere Zeit getragen werden muss, sollte ein Weg gefunden werden, um dennoch die Haare waschen zu können. Wir kontaktieren dafür ggf. erneut den Augenarzt.
Nachbereitung:
  • Die verwendeten Hilfsmittel werden entsorgt bzw. gesäubert und desinfiziert.
  • Bei Problemen wird der behandelnde Augenarzt informiert und ggf. ein Termin vereinbart.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Dem Bewohner wird ggf. die Brille wieder aufgesetzt.
  • Der Bewohner wird befragt, ob er weitere Wünsche hat. Bei der Gelegenheit kann ihm ein Getränk angeboten werden.
  • Alle Maßnahmen werden umfassend dokumentiert.
  • Nach einiger Zeit kontrollieren wir noch einmal den korrekten Sitz des Verbandes. Insbesondere kann ein Verband zu locker sein und sich lösen.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.
Dokumente:
  • Leistungsnachweise "medizinische Pflege"
  • Pflegebericht
  • Pflegeplanung
  • Bogen: Fragen an den Arzt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkraft
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Auge; Augentropfen; Augensalbe; Wunde; Augenverband; Verband
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