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Version 2.05 - 2016

Standard "Gebärmuttersenkung und Beckenbodenschwäche"

 
Drei, vier oder mehr Geburten ohne spätere Rückbildungsgymnastik, dazu jahrzehntelange körperliche Arbeit. Nicht ohne Grund leiden viele Seniorinnen unter einer Gebärmuttersenkung. Mit einer ganzen Reihe interessanter Therapieansätze können Pflegekräfte dabei helfen, dass Betroffenen eine Radikaloperation erspart bleibt.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Gebärmuttersenkung und Beckenbodenschwäche"
Definition:
  • Bei einer Gebärmuttersenkung kommt es zu einem Absacken des Uterus und der Vagina. Wenn Teile der Gebärmutter und der Scheide im Scheideneingang sichtbar werden, handelt es sich um einen "partiellen Uterusprolaps". Bei einem "totalen Prolaps" kommt es zu einem Vorfall der gesamten Gebärmutter.
  • Wenn sich die vordere Scheidenwand absenkt, kommt es zum Blasenvorfall ("Zystozele"). Durch die Senkung der hinteren Scheidenwand tritt der Enddarm tiefer ("Rektozele"). In der Praxis sind Zystozelen häufiger vertreten als Rektozelen.
  • Der Uterus, die Vagina, die Harnblase und das Rektum sind miteinander verbunden. Daher kann eine Gebärmuttersenkung auch die Lage der anderen Organe krankhaft verändern und deren Funktionsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Die Gebärmuttersenkung schreitet i. d. R. so langsam fort, dass sie von der Bewohnerin zunächst unbemerkt bleibt. Das erste Symptom ist oftmals ein unfreiwilliger Harnabgang.
Grundsätze:
  • Eine mäßige Scheiden- oder Gebärmuttersenkung ist die unvermeidliche Folge von Schwangerschaften. Eine Behandlung ist aber nur dann erforderlich, wenn Beschwerden auftreten.
  • Eine aus diesen körperlichen Veränderungen resultierende Inkontinenz hingegen kann oftmals abgewendet werden. Auch im hohen Alter werden wir daher immer nach Therapien und nach Pflegemaßnahmen suchen, um das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen.
  • Wir sind uns immer bewusst, dass eine Senkung der Gebärmutter für viele Betroffene so peinlich ist, dass sie es selbst mit der Bezugspflegekraft nicht besprechen werden. Wir thematisieren dieses Krankheitsbild daher stets taktvoll und unter vier Augen.
  • Der entscheidende Faktor bei der Beckenbodengymnastik ist die Motivation der Bewohnerin. Wir müssen der Betroffenen stets verdeutlichen, dass mit einem spürbaren Erfolg erst nach Wochen oder nach Monaten zu rechnen ist.
Ziele:
  • Eine Gebärmuttersenkung wird frühzeitig erkannt.
  • Durch konsequent angewandte Prophylaxemaßnahmen wird das Fortschreiten der Erkrankung gestoppt.
  • Eine Inkontinenz wird vermieden.
  • Die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl der Bewohnerin bleiben erhalten.
Vorbereitung: Risikoermittlung
Wir prüfen im Rahmen der Erstanamnese sowie bei der Biografiearbeit, welche individuellen Risiken bei der Bewohnerin vorliegen. Etwa:
  • Übergewicht
  • Berufsleben, das mit harter körperlicher Arbeit verbunden ist (Handwerk, Landwirtschaft usw.)
  • Bindegewebeschwäche als Folge einer genetischen Disposition oder der Alterung
  • mehrere Geburten, insbesondere ohne dass danach Maßnahmen zur Rückbildung durchgeführt wurden (etwa Gymnastik)
  • Geburt sehr großer Kinder, Mehrlingsgeburten sowie Geburtsverletzungen
  • umfangreiche gynäkologische Operationen
  • lang anhaltender Husten (z. B. chronische Bronchitis)
  • Gebärmuttersenkungen in der direkten Verwandtschaft; insbesondere bei der Mutter
Symptome
Wir achten auf Symptome, die auf eine sich entwickelnde Gebärmuttersenkung hindeuten:
  • Druck- oder Fremdkörpergefühl in der Scheide, dieses insbesondere, wenn die Bewohnerin sitzt
  • sichtbare Störungen im Gangbild, Probleme beim Sitzen
  • diffuse Kreuz- und Unterbauchschmerzen, die sich durch körperliche Arbeit, beim Pressen und beim Heben intensivieren
  • Blasenbeschwerden, insbesondere Stressinkontinenz (Harnabgang beim Niesen und beim Husten oder bei körperlicher Anstrengung)
  • Harnentleerungsstörungen
  • unvollständige Stuhlentleerung, Obstipation
  • gehäuft auftretende Harnwegsinfektionen
  • vaginaler Ausfluss, teils auch blutig durch Infektionen und durch Druckgeschwüre
Durchführung: allgemeine Maßnahmen
In frühen Krankheitsphasen ist eine konservative Therapie i. d. R. ausreichend.
  • Wir führen gemeinsam mit der Bewohnerin regelmäßiges Beckenbodentraining durch.

  • Durch eine Ernährungsumstellung sowie durch körperliche Aktivität versuchen wir, etwaiges Übergewicht abzubauen.
  • Wir prüfen, ob eine lokale Östrogenbehandlung die Symptomatik lindert. Oftmals werden die Wirkstoffe mittels Suppositorium oder als Salbe appliziert. Vaginal applizierte Suppositorien erhält die Bewohnerin zumeist direkt vor der nächtlichen Bettruhe. Das Medikament kann dann optimal einwirken und fließt nicht aus der Scheide wieder aus.
Ausscheidung
  • Beim Harnlassen soll sich die Bewohnerin Zeit lassen. Sie soll sich aufrecht auf die Toilettenbrille setzen. Das Becken wird leicht nach vorne geneigt. Sie soll weder die Bauchpresse nutzen, noch den Harnstrahl bewusst unterbrechen.
  • Beim Stuhlgang soll die Bewohnerin den Oberkörper etwas nach hinten kippen lassen. Sie soll sich nicht nach vorne vorbeugen und stark pressen. Eine solche Körperhaltung würde zur Dehnung und zur Absenkung des Beckenbodens führen. Wichtig ist auch, normal zu atmen und nicht den Atem zum Pressen anzuhalten.
  • Möglich ist es auch, ein Fußbänkchen zur Hilfe zu nehmen und die Füße darauf zu stellen. In dieser Hockposition wirkt ein kurzer und gezielter Einsatz der Bauchmuskulatur direkt auf den Enddarm.
Nutzung von Pessaren
  • In Ausnahmefällen kann ein Pessar aus Porzellan oder aus Hartgummi in die Scheide eingeführt werden. Damit wird der Uterus in Position gehalten.
  • Ein Pessar wird von der Bewohnerin, von dem behandelnden Gynäkologen oder von der Pflegekraft eingeführt.
  • Schalen- und Ringpessare werden i. d. R. alle drei bis vier Wochen gewechselt. Würfelpessare werden alle ein bis drei Tage getauscht.
  • Das Einführen in die Scheide kann erleichtert werden, wenn das Pessar zuvor mit einer östrogenhaltigen Creme bestrichen wird. Dafür ist eine Arztanordnung erforderlich.
  • Die erhöhte Gefahr von Druckgeschwüren sowie von Entzündungen der Scheide sprechen gegen die Nutzung von Pessaren.
Elektrostimulation
  • Bei der Elektrostimulation wird eine Sonde in die Scheide eingeführt. Sie gibt elektrische Impulse ab, um die Beckenbodenmuskulatur zu stimulieren.
  • Die Muskulatur reagiert darauf mit Anspannung und wird so trainiert. Zusätzlich lernt die Bewohnerin dabei, die Muskelgruppen bewusster zu erspüren.
  • Die Stromstärke kann über den Regler des Elektrostimulationsgeräts individuell justiert werden.
  • Ohne zusätzliches Beckenbodentraining lässt der Erfolg der Behandlung schnell wieder nach.
Biofeedback
  • Die Biofeedbackmethode erleichtert es einer Bewohnerin, gezielt die richtigen Muskeln mit der richtigen Intensität anzuspannen.
  • Durch das visuelle oder akustische Signal des Biofeedbackgeräts erhält die Bewohnerin eine Rückmeldung, ob sie die Übung korrekt durchführt.
  • Dafür wird in die Scheide eine Elektrode eingeführt, die mit dem Hauptgerät verbunden ist.
  • Die Übung sollte zweimal täglich für jeweils rund 15 Minuten durchgeführt werden.
Nutzung von Vaginalkonen
  • Die Bewohnerin soll Scheidenkegel (sog. "Konen") nutzen. Es handelt sich dabei um kleine Kegel aus Kunststoff. Das Gewicht der Konen ist abgestuft von 20 Gramm bis 70 Gr

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++


 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema

Schlüsselwörter für diese Seite Gebärmuttersenkung; Inkontinenzprophylaxe; Prophylaxe; Beratung; Toilettentraining; Information; Inkontinenz; Kontinenzförderung; Harnausscheidung; Diuretika; Miktion; Beckenbodentraining
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.