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Version 1.05h

Standard "Höherrutschen im Bett"

 
Ein halbes Dutzend verschiedene Techniken gibt es, um einen Senioren im Bett in Richtung Kopfende zu bewegen: mit Tüchern, mit Antirutschmatten oder gar per Bettleiter. Die eleganteste Lösung jedoch kommt einmal mehr aus dem Repertoire der Kinästhetik.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Höherrutschen im Bett"

Definition:
  • Im Arbeitsalltag begegnen Pflegekräfte häufig Bewohnern, die an das Fußende ihres Bettes gerutscht sind und sich nicht aus eigener Kraft wieder in eine angenehme Position zurück bewegen können.
  • Dieser Transfer ermöglicht es einer Pflegekraft, einen Senioren ohne personelle Unterstützung und ohne Hilfsmittel in Richtung Kopfende zu transferieren.
  • Die Mobilisierung basiert darauf, dass nacheinander je eine Körperseite vom Gewicht entlastet und dann bewegt wird. Der Transfer ähnelt also dem Gehen.
  • Diese Technik verringert gegenüber konventionellen Durchführungen ("Hau-Ruck") den erforderlichen Kraftaufwand und das Verletzungsrisiko.
Grundsätze:
  • Wir beachten die Grundsätze der aktivierenden Pflege. Denn alles, was der Patient selbst macht, entlastet den Rücken der Pflegekraft.
  • Eine für alle Bewohner gleiche Bewegungsabfolge gibt es nicht. Je nach individueller Verfassung des Bewohners können die Abläufe angepasst werden.
  • Entscheidend für die Durchführung ist der richtige Handkontakt. Die Hände müssen präzise an den vorgesehenen Kontaktflächen aufgesetzt werden.
  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
  • Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten oder Pflegeschüler nur assistierend eingesetzt.
Ziele:
  • Der Bewohner wird unter Beachtung der Bewegungsmöglichkeiten und der Körperform sicher im Bett bewegt.
  • Der Kräfteaufwand für die Pflegekraft wird minimiert. Die Prinzipien des rückenschonenden Arbeitens werden beachtet.
Vorbereitung:
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (unabhängig von der Kommunikationsfähigkeit).
  • Die Pflegekraft schafft Platz, um ungehindert arbeiten zu können. Es werden etwa der Bettbügel aufgehängt und der Nachttisch weg geschoben.
  • Die Bettliegefläche wird auf Arbeitshöhe gefahren, um ein rückenschonendes Arbeiten zu ermöglichen.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Sofern die Pflegekraft den Bewohner noch nicht genau kennt, informiert sie sich genau über dessen Zustand. Relevant sind insbesondere Bewegungseinschränkungen sowie die zu erwartende Schmerzbelastung bei Transfers.
  • Alle Gegenstände werden aus dem Bett entfernt und an geeigneter Stelle zwischengelagert. Dazu zählen etwa Stofftiere, Lagerungshilfsmittel usw.
  • Ab- und zuleitende Systeme (Katheter, Sondenschläuche usw.) werden gesichert.
Durchführung: Durchführung durch die Pflegekraft
  • Der Bewohner befindet sich ohne Kopfkissen in Rückenlage. Das Kopfkissen wird am Bettende aufgestellt.
  • Die Pflegekraft befindet sich (in diesem Beispiel) auf seiner linken Bettkante.
  • Die Pflegekraft verschränkt die Arme des Bewohners über seiner Brust.
  • Die Pflegekraft führt die Beine in die Beugung und stellt die Füße auf dem Bett auf. Die Fersen werden also in Richtung Gesäß bewegt.

  • Mit der linken Hand ergreift die Pflegekraft den linken Ellenbogen des Bewohners und dreht seinen Oberkörper ein Stück in Richtung rechte Bettkante. Sie kann nun mit ihrer rechten Hand unter den Brustkorb des Bewohners fahren. Die rechte Hand der Pflegekraft liegt nun am Rücken des Bewohners knapp unterhalb des Schulterblattes. Ihre linke Hand positioniert die Pflegekraft am linken Hüftknochen des Bewohners.
  • Der Bewohner wird in eine leichte Seitenlage in Richtung rechte Bettkante bewegt.

(Tipp: Die Seitenlage ist nur "angedeutet". Die Schulter und die Beckenseite heben sich nur etwas von der Matratze an.)

  • Die Pflegekraft übt nun mit ihrer rechten Hand einen leichten Druck auf den Rücken des Bewohners aus. Mit der linken Hand am Becken schiebt sie den Bewohner in Richtung Kopfende. Der Bewohner sollte sich bei korrekter Durchführung ein Stück bewegt haben.

(Tipp: Wenn möglich sollte der Bewohner im Moment des Transfers den Kopf anheben. Das verringert den Reibungswiderstand.)

  • Der Bewohner wird zurück in die Rückenlage und dann in die gegenüber liegende Seitenlage (also in Richtung Pflegekraft) bewegt.
  • Die rechte Hand der Pflegekraft liegt am Rücken des Bewohners unter der Schulter. Die linke Hand befindet sich am rechten Hüftknochen des Bewohners.
  • Jetzt zieht die Pflegekraft mit der linken Hand und schiebt gleichzeitig den Bewohner mit der rechten Hand in die gewünschte Richtung.

(Hinweis: Viele Pflegekräfte lösen den Handkontakt noch bevor sich der Bewohner wieder in Rückenlage befindet. In diesem Fall würde er wieder teilweise in die vorherige Position zurückrutschen. Für die Bewegung in Richtung Kopfende werden dann unnötig viele Teilschritte erforderlich sein.)

  • Der Bewohner wird nun wieder in Richtung Rückenlage bewegt. Wenn er noch immer zu tief im Bett liegt, wird der Ablauf wiederholt.
  • Sobald der Bewohner das Kopfende erreicht hat, hebt die Pflegekraft mit einer Hand den Kopf von der Matratze ab, legt das Kopfkissen unter den Kopf und senkt diesen vorsichtig ab.
Abweichung bei Beteiligung durch den Bewohner
  • Der Bewohner wird im Rahmen seiner Fähigkeiten an der Maßnahme beteiligt. Er soll dazu angeleitet werden, sich ohne Hilfe im Bett nach oben zu bewegen. Wir vermitteln ihm dafür den folgenden Bewegungsablauf:
  • Mittels Fernbedienung kann der Bewohner das Flachstellen des Bettkopfteiles selbst einleiten.
  • Der Bewohner soll in Rückenlage die Beine anwinkeln.
  • Der Bewohner verlagert sein Körpergewicht auf eine Körperhälfte. Die andere Körperhälfte wird sich etwas von der Matratze abheben. Eine komplette Seitenlage ist nicht notwendig.
  • Mit der Kraft des entlasteten Beines drückt sich der Bewohner ein Stück nach oben in Richtung Kopfende.
  • Nun wiederholt der Bewohner diesen Bewegungsablauf mit der anderen Körperseite.
  • Mit jeder Bewegung rutscht der Bewohner ein Stück näher in Richtung Kopfende.
Nachbereitung:
  • Der für jeden Bewohner ideale Bewegungsablauf wird in der Pflegeplanung dokumentiert.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Transfer; Kinästhetik; Mobilisierung; Rückenlage; Seitenlage
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