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Version 1.05 - 2013

Standard "Kolostoma-Irrigation"

 
Gesunde (sprich kontinente) Menschen können sich kaum vorstellen, welcher Verlust an Lebensqualität mit einem künstlichen Darmausgang verbunden ist. Die regelmäßige Spülung des Darmes ermöglicht es Betroffenen, zumindest für 24 Stunden ein normales Leben zu führen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Kolostoma-Irrigation"
Definition:
  • Die Irrigation ist eine Spülung des Dickdarms. Durch das Einführen von lauwarmem Wasser kann das gesamte Kolon entleert werden. Dem Stomaträger ermöglicht diese Maßnahme eine Kontinenz von mindestens 24 Stunden. Zudem wird der Bewohner für rund einen Tag weitgehend von Blähungen befreit. In dieser Zeit wird das Stoma nur mit einer Kappe verschlossen. Für viele Betroffene bedeutet die Irrigation daher eine weitgehende Normalisierung des Lebens.
  • Die Maßnahme ist nur bei einer endständigen Sigmoidostomie möglich, wenn also der größte Teil des Dickdarms noch vorhanden ist.
  • Dieser Standard beschreibt das Vorgehen bei mobilen Senioren. Eine Irrigation kann aber auch bei immobilen Senioren durchgeführt werden.
Grundsätz
  • Eine Irrigation ist ein massiver Eingriff in die Intimsphäre jedes Bewohners, der Unbehagen und insbesondere bei dementiell erkrankten Bewohnern auch Aggressionen hervorrufen kann.
  • Die Maßnahme wird nur dann durchgeführt, wenn der Bewohner zustimmt.
  • Ein taktvoller Umgang mit dem Bewohner ist selbstverständlich.
  • Eine Irrigation darf nur nach ärztlicher Anordnung stattfinden.
  • Nach Möglichkeit sollte der Bewohner eine Irrigation selbständig durchführen.
Ziele:
  • Die Lebensqualität von Stomaträgern wird verbessert.
  • Eine komplette Darmentleerung wird erreicht.
  • Der Bewohner ist für mindestens 24 Stunden kontinent.
  • Für einen Zeitraum von 24 Stunden sollten keine Darmgase auftreten.
  • In dieser Zeit kann das Stoma mit einer Stomakappe verschlossen werden.
Vorbereitung: Planung
  • Der genaue Zeitpunkt für die Maßnahme wird im Dialog mit dem Bewohner festgelegt.
  • Die Irrigation sollte täglich und stets zur gleichen Tageszeit stattfinden. Zumeist ist morgens der übliche Zeitpunkt.
  • Ein Abweichen vom festen Zeitplan ist zu vermeiden, da der Darm durch die Kontinuität entsprechend "trainiert" wird.
  • Eine Irrigation außer der Reihe, etwa vor einem Theaterbesuch, ist nicht erfolgversprechend. Eine längere kontinente Zeit wird damit zumeist nicht erreicht.
  • Es wird ausreichend Zeit für die Maßnahme eingeplant. Hektik kann zu Verkrampfungen der Bauchmuskulatur führen. Es sollte mit 45 bis 60 Minuten gerechnet werden.
  • Die Irrigation kann durchgeführt werden, sobald das Stoma eingeheilt ist und der Bewohner in einem angemessenen Allgemeinzustand ist.
  • Der Bewohner wird zusätzlich in den Versorgungswechsel per Beutel eingewiesen. Damit stellen wir sicher, dass der Bewohner auch mit Ausnahmesituationen (etwa Durchfall) sicher umgehend kann.
  • Wir suchen den Dialog mit dem Hausarzt. Gemeinsam werden die Parameter für die Maßnahme geklärt, wie etwa die Menge der einzuführenden Flüssigkeit.
  • Das Maß an Unterstützung wird schrittweise reduziert. Nach entsprechender Anleitung soll der Bewohner die Maßnahme letztlich eigentständig durchführen.

Indikation / Kontraindikation
Wir führen eine Irrigation unter folgenden Bedingungen durch:
  • Der Bewohner wünscht die Maßnahme.
  • Er ist in einem zufrieden stellenden Allgemeinzustand.
  • Eine entsprechende ärztliche Anordnung liegt vor.
Wir führen unter folgenden Bedingungen keine Irrigation durch:
  • Diarrhöe
  • entzündlichen Darmerkrankungen
  • während und direkt nach einer Bestrahlungstherapie
  • großer Stomabruch
  • Verengung des Stoma
  • belastende Allgemeinerkrankungen wie etwa Herzinsuffizienz, Hypotonie oder Niereninsuffizienz
notwendiges Material
  • Irrigationsset, bestehend aus einem Wasserbehälter (Irrigator), Ableitungsschlauch mit Rollenklemme, 2 weiche Konen, Trägerplatte mit Gürtel, Spülbeutel
  • höhenverstellbarer Infusionsständer
  • rund 1500 ml körperwarmes Wasser (15 bis 18 ml pro Kilogramm Körpergewicht)
  • Einmalhandschuhe, ggf. weitere Schutzkleidung
  • Irrigationsbeutel in unterschiedlichen Längen
  • ggf. Reinigungsbürste
  • Reinigungsmaterial
  • Stomakappe oder Minibeutel
  • geeignetes Gleitmittel wie etwa Vaseline
  • ggf. Hautschutzmittel
  • Abwurfbehälter
weitere Maßnahmen
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten.
  • Das Zimmer wird ggf. gelüftet und danach auf eine angenehme Raumtemperatur beheizt.
  • Ein von beiden Seiten freier Zugang zum Bett wird ermöglicht.
  • Der Bewohner wird - soweit möglich - auf die Toilette begleitet. Alternativ kann die Maßnahme auf dem Nachtstuhl oder im Stehen durchgeführt werden.
  • Die Pflegekraft überprüft noch einmal die Temperatur der Spüllösung.
  • Alle Pflegekräfte, die nicht unmittelbar für die Durchführung notwendig sind, sollten gehen. Dazu zählen insbesondere Praktikanten, Bufdis usw.
  • Es werden Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen (die Zimmertür wird geschlossen und verschlossen, etwaige Mitbewohner werden kurz vor die Tür gebeten usw.)
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Wir stellen sicher, dass sich der Bewohner in der Zeit des Ausscheidens sinnvoll beschäftigen kann. Wir legen also z.B. ein Buch, eine Zeitung, ein Radio usw. bereit.
Durchführung: Vorbereitung des Stoma
  • Die Stomaversorgung wird abgenommen und im Abwurfbehälter entsorgt.
  • Wir verwenden für das Ablösen falls möglich kein Lösungsmittel, da dieses die Haut austrocknet und entfettet.
  • Das Stoma wird mit einem feuchten Tuch gesäubert, nicht mit Desinfektionsmittel. Die Säuberung geschieht von außen nach innen.
  • Der Irrigationsbeutel wird auf dem Gürtel befestigt ("geknipst"). Bei mobilen Senioren hängt der Beutel nach unten in Richtung Füße. Bei immobilen Senioren hängt der Beutel zur Seite auf dem Bett heraus.
  • Danach wird der Gürtel passend auf das Stoma anlegt.
  • Die Verschlussklappe oder -klammer am unteren Ende des Beutels wird verschlossen (sofern der Bewohner den Beutel nicht gleich in die Toilette hängt.)
  • Der Irrigator und der Schlauch werden mit der Spüllösung gefüllt und auf ca. 50 cm über der Schulter des Bewohners aufgehängt. Die Pflegekraft stellt sicher, dass das Wasser handwarm ist. Eineinhalb bis zwei Liter sind i.d.R. ausreichend. Die Pflegekraft beachtet die am Beutel aufgedruckte Skala.
Prüfung des Stomas
Vor der ersten Irrigation muss der Darm ausgetastet werden. Der Verlauf kann variieren, etwa nach oben oder unten verlaufen. Diese Information entscheidet darüber, wie tief der Konus eingeführt werden kann und ob ggf. Drehungen notwendig sind. Nur so wird sichergestellt, dass das Wasser in den Darm eingeführt wird und nicht direkt in den Spülbeutel zurückläuft. Nur bei korrekter Durchführung der Maßnahmen ist der Bewohner in den folgenden 24 Stunden kontinent.
  • Die Pflegekraft steift einen Fingerling über den Zeigefinger.
  • Der Fingerling wird mit einem geeigneten Gleitmittel eingefettet.
  • Über die obere Beutelöffnung führt die Pflegekraft den Finger in das Stoma ein und ertastet den Darmverlauf.
  • Der Fingerling wird entsorgt und der Handschuh gewechselt.
Einbringen des Wassers
  • Das Schlauchsystem wird angeschlossen und mit Wasser gefüllt. Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Schlauch luftleer ist.
  • Der Konus wird eingefettet und von der oberen offenen Seite des Irrigationsbeutels eingeführt. Mit einer leichten Drehung kann der Konus so eingestellt werden, dass er fest mit der Schleimhaut verbunden ist. Er darf nicht vollständig eingeführt werden und muss noch zu sehen sein.
  • Die Pflegekraft stellt per Rollenklemme die Fließgeschwindigkeit ein.



  • Zum Einspülen werden rund 100 bis 200 ml Flüssigkeit in das Stoma eingebracht. Damit wird zunächst harter Stuhl gelöst. Der Konus wird entfernt, damit die Flüssigkeit auslaufen kann. Sobald sich der erste Stuhl entleert hat, kann der Konus wieder eingeführt werden. Anmerkung: Das Einspülen kann ggf. entfallen, wenn sich die Flüssigkeit bereits beim ersten Versuch komplett einbringen lässt.
  • Die Restmenge fließt nun in den folgenden 10 Minuten ein. Der Konus wird per Hand im Stoma fixiert. Danach verbleibt der Konus noch zwei bis drei Minuten im Stoma. Die Flüssigkeit soll nicht sofort wieder ausgeschieden werden.
  • Der Konus wird entfernt. Der Beutel wird auch oben verschlossen. Damit wird verhindert, dass der verflüssigte Stuhl nach oben entweicht.
  • Wenn die Pflegekraft im Sitzen abführt, kann das untere Ende des Beutels in einen Abwurfbehälter gelegt werden. Der Abwurfbehälter ist mit einem Müllbeutel ausgekleidet.
  • Die Handschuhe werden entsorgt. Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
Darmentleerung und Abschluss
  • Die Darmentleerung beginnt. Innerhalb von rund 45 Minuten wird auch der letzte Stuhl ausgeschieden.
    • Die Entleerung geschieht zumeist in zwei bis drei größeren Schüben.
    • Abdomenmassagen im Uhrzeigersinn können die Ausscheidung beschleunigen.
    • In der Zeit können weitere Pflegemaßnahmen durchgeführt werden wie etwa die restliche Morgentoilette.
    • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht Einmalhandschuhe an.
    • Die Ausscheidung wird überprüft. Kriterien sind:


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Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Kolostoma; Stoma; Kolostoma-Irrigation; Darmausgang, künstlicher; Inkontinenz; Stuhlinkontinenz
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