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Version 2.06a - 2014 |
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Standard "Nutzung eines Toilettenrollstuhls" (ambulante Pflege) |
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Ein
Toilettenrollstuhl ist praktisch und bei sachgemäßer Nutzung auch
sicher in der Anwendung. Kleine Unachtsamkeiten indes können sich
rächen. Immer wieder kommt es zu Stürzen. Und manch älterer Herr hat am
Toilettenbecken Quetschverletzungen im Genitalbereich erlitten. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
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Standard "Nutzung eines Toilettenrollstuhls" |
Definition:
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- Viele Klienten sind aufgrund körperlicher
Einschränkungen nicht mehr in der Lage, eigenständig das WC
aufzusuchen. Eine Möglichkeit der Unterstützung wäre es, dem Klienten
ein Steckbecken zu reichen. Nachteilig dabei jedoch ist, dass ein
Steckbecken weder die Mobilisierung fördert, noch ein Abführen in einer
natürlichen Haltung gewährleistet. Zudem empfinden es viele Klienten
als entwürdigend, im Bett abführen zu müssen. Aus diesem Grund ist ein
Toilettenrollstuhl oftmals die bessere Option.
- Ein Toilettenrollstuhl kann ähnlich wie eine
Toilette genutzt werden. Die Ausscheidungen werden dann in einem
Toiletteneimer gesammelt und später in der Toilette entsorgt.
- Alternativ kann der Toilettenrollstuhl als
Transporthilfe genutzt werden, um einen Senioren kraftsparend ins
Badezimmer zu transferieren. Dort wird ihm eine nahezu normale
Toilettenbenutzung ermöglicht. Der Toilettenrollstuhl wird dafür direkt
über die Toilette gefahren. Die Ausscheidungen fallen direkt durch die
Öffnung in die Toilette. Der Auffangbehälter muss dann nicht gereinigt
werden.
- Ein Toilettenrollstuhl kommt zum Einsatz, wenn
ein Klient zwar stehen, aber keine längeren Strecken gehen kann. Zudem
fällt es vielen Senioren leichter, von einem Toilettenrollstuhl
aufzustehen als von einem WC.
- Ein Toilettenrollstuhl ist ein technisches
Hilfsmittel, das ggf. von der zuständigen Kranken-/Pflegekasse
finanziert oder ausgeliehen wird.
Hinweis:
- Das genaue Ausmaß der notwendigen
Hilfsmaßnahmen ist abhängig von den individuellen Defiziten. Der
jeweilige Ablauf bei der Nutzung eines Toilettenrollstuhls sollte daher
in der Pflegeplanung definiert werden.
- Toilettenrollstühle gibt es in zahllosen
verschiedenen Modellen. Dieser Standard muss für die bei Ihnen üblichen
Produkte angepasst werden.
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Grundsätze:
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- Bei der Ausscheidung auf einen
Toilettenrollstuhl angewiesen zu sein, ist für die meisten Menschen
höchst unangenehm. Dieses Gefühl wird durch die Anwesenheit von
Pflegekräften bei der Ausscheidung noch verstärkt. Wir stellen uns
stets darauf ein, dass diese Emotionen sich in Ablehnung gegen die
Pflegekräfte kanalisieren können.
- Wir erwarten von unseren Pflegekräften ein einfühlsames und diskretes Verhalten.
- Wir beachten den Wunsch des Klienten nach Unterstützung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
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Ziele:
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- Unfälle, insbesondere Stürze, werden vermieden.
- Die Würde des Klienten bleibt gewahrt.
- Die Pflegekraft sorgt für eine möglichst angenehme und ungestörte Atmosphäre.
- Der Klient kann beschwerdefrei abführen.
- Alle hygienischen Vorgaben werden erfüllt.
- Die Geruchsbelästigung reduziert sich auf ein Mindestmaß.
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Vorbereitung: |
Wahl des richtigen Toilettenrollstuhls:
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Wir helfen bei der Auswahl des richtigen Toilettenrollstuhls:
- Der Toilettenrollstuhl muss so stabil sein,
dass ein Kippen ausgeschlossen ist. Der Klient muss aufstehen können,
ohne einen Sturz befürchten zu müssen.
- Der Stuhl sollte gut gepolstert sein, um einen Dekubitus als Folge des Auflagedrucks zu vermeiden.
- Bei korpulenten Klienten sollte auch der Toilettenrollstuhl entsprechend dimensioniert sein.
- Die Räder müssen komplett feststellbar sein. Die Bremsen dürfen auch unter Druck nicht nachgeben.
- Der Toilettenrollstuhl sollte so hoch sein,
dass er sicher über das WC gefahren werden kann. Einige Zentimeter
Abstand zwischen Stuhl und Becken verringern die Gefahr, dass die
Genitalien eines männlichen Klienten gequetscht werden.
- Nach Möglichkeit sollte der Toilettenrollstuhl
über ein ansprechendes Design verfügen, also von Laien nicht sofort als
solcher erkannt werden.
- Er sollte leicht zu bedienen sein.
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Prüfung der Notwendigkeit:
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Wir prüfen, ob die Nutzung eines Toilettenrollstuhls sinnvoll ist.
- Toilettenrollstuhl als Hilfsmittel zum eigenständigen Abführen in der Nacht:
- Das WC des Klienten ist sehr niedrig. Der
Klient kann vom WC nicht ohne Hilfe aufstehen. Er kann jedoch vom
Toilettenrollstuhl aufstehen.
- Der Weg zur Toilette ist zu weit oder zu gefährlich, etwa weil eine Treppe überwunden werden muss.
- Der Klient ist in der Lage, nachts das Bett
allein zu verlassen und sich auf den Toilettenrollstuhl zu setzen. Er
kann sich die Hände und den Intimbereich nach dem Stuhlgang ggf.
selbstständig reinigen.
- Der Klient ist in der Lage, nach der Verrichtung eigenständig wieder zu Bett zu gehen.
- Der Klient ist bereit, die Geruchsbelästigung und andere ästhetische Beeinträchtigungen in seinem Wohnbereich hinzunehmen.
- Toilettenrollstuhl als Hilfsmittel für den Transfer des Senioren ins Badezimmer:
- Der Klient ist in der Lage, sich mehrere Minuten sicher in der Sitzposition zu halten.
- Der Weg vom Schlafzimmer ins Badezimmer ist eben und auf der gleichen Etage.
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Sicherheitsmaßnahmen:
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- Ein Toilettenrollstuhl darf nicht als
Hilfsmittel zur autonomen Fortbewegung genutzt werden. Wenn ein Klient
etwa im Toilettenrollstuhl sitzt und sich mit den Füßen abstößt, kann
es leicht zu einem Sturz kommen. Vor allem Türschwellen, Teppiche oder
Kabel sind gefährliche Hindernisse.
- Ein Toilettenrollstuhl darf nicht für einen längeren Transfer genutzt werden.
- Der Stuhl darf nur auf ebenem Grund verwendet
werden. Er darf nicht in der Nähe von Treppen genutzt werden. Falls ein
kleines Hindernis überwunden werden muss, so sollte dieses
rückwärtsfahrend erfolgen.
- Ein Toilettenrollstuhl darf nicht zum Duschen benutzt werden.
- Der Stuhl darf nur im Innenbereich genutzt werden.
- Der Stuhl darf nicht getragen werden, wenn sich ein Klient darauf befindet.
- Die Bremsen des Toilettenrollstuhls werden
stets angezogen, dieses auch bei Nichtgebrauch. Besonders wichtig: Vor
jedem Transfer in und aus dem Toilettenrollstuhl werden die Bremsen
festgestellt.
- Wenn der Klient nicht in der Lage ist, den
Toilettenrollstuhl eigenständig zu nutzen, sollte der Stuhl außerhalb
der Sichtweite des Klienten gelagert werden. Ansonsten kann es
passieren, dass der (demente) Klient versucht, den Toilettenrollstuhl
ohne Hilfe durch eine Pflegekraft oder einen Angehörigen zu verwenden.
Stattdessen sollte der Klient eine Rufanlage erhalten, mit deren Hilfe
er seine Angehörigen über den Harn- oder Stuhldrang informieren kann.
Er wird eindringlich ermahnt, auf eigenmächtige Toilettengänge zu
verzichten.
- Eine erhebliche Gefahr besteht, wenn der
Abstand zwischen Toilettenrollstuhl und dem Beckenrand des WC sehr
gering ist. Bei Männern können der Penis und die Hoden gequetscht
werden. Aus diesem Grund sollte die Sitzfläche während der Fahrt ins WC
geschlossen bleiben. Die geschlossene Sitzfläche wird erst entfernt,
wenn der Stuhl über der WC-Schüssel positioniert wurde. Ein ganz
ähnlicher Unfall droht, wenn das Steckbecken oder der Eimer entnommen
oder eingeschoben werden und der Klient gleichzeitig auf dem
Toilettenrollstuhl sitzt.
- Vor jeder Nutzung des Toilettenrollstuhls muss
eine grobe Sichtprüfung vorgenommen werden. Relevant ist neben
offensichtlichen Beschädigungen auch die Abnutzung. Wir prüfen die
Räder, die Armlehnen, den Rahmen, die Fußauflagen, die Fußstützenarme,
die Feststellbremse sowie die Verbindungen der Schrauben. Der
Toilettenrollstuhl sollte ggf. vom Fachhändler oder von einem
Wartungsservice überprüft werden.
- Die Armlehne muss vor jedem Transfer eingerastet werden.
- Der Stuhl darf nur am Schiebegriff geschoben werden.
- Wenn die Gefahr besteht, dass der Klient
unvermittelt aufstehen möchte, sollten die Fußstützen hochgeklappt
bleiben. Der Klient kann dann die Füße auf dem Boden aufstellen und
bringt nicht den Toilettenrollstuhl zum Kippen.
- Der Klient wird ermahnt, sich gerade auf dem
Stuhl zu halten. Wenn er sich etwa nach vorne beugt und die Lenkrollen
gleichzeitig nach innen weisen, kann es zu einem Sturz kommen.
- Der Stuhl wird stets langsam und vorsichtig
gerollt. Bei hartem Kontakt mit Türschwellen oder Möbeln kann der
Toilettenrollstuhl beschädigt werden.
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allgemeine Maßnahmen:
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- Der Klient wird über die anstehende Maßnahme informiert.
- Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
- Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Bewohner trockenes (und ggf. feuchtes) Toilettenpapier erreichen kann.
- Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch und zieht Einmalhandschuhe an.
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Durchführung:
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Benutzung des Toilettenrollstuhls:
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- Die Pflegekraft fährt den Toilettenrollstuhl seitlich an das Bett heran und stellt die Bremsen fest.
- Wenn der Klient das Zimmer für das Abführen nicht verlassen soll, wird die Sitzplatte bereits jetzt entfernt.
- Die dem Klienten zugewandte Armlehne wird
abgesenkt (sofern das Model dieses unterstützt). Das Steckbecken oder
der Toiletteneimer wird ggf.
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Toilettenstuhl; Rollstuhl; Toilettengang; Stuhlgang; WC; Badezimmer |
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Genereller
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diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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