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Version 1.05 - 2014

Standard "Querschnittlähmung: Kreislaufkollaps im Rollstuhl"

 
Wiederholt auftretende Ohnmachtsanfälle gehören zu den vielen unangenehmen Begleiterscheinungen einer Querschnittlähmung. Wir zeigen Ihnen, wie Sie bei einem Kollaps korrekt handeln.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Querschnittlähmung: Kreislaufkollaps im Rollstuhl"
Definition:
  • Ein gesunder Körper ist in der Lage, den Blutdruck selbstständig an die aktuelle körperliche und mentale Belastung anzupassen. Nach einer Querschnittläsion ist dieser autonome Prozess beeinträchtigt. In der Folge steigt insbesondere das Risiko einer Synkope ("Kreislaufkollaps" oder "Ohnmacht"). 
  • Eine solche Anfälligkeit ist bei Senioren im Rollstuhl problematisch. Ein gesunder Mensch kann sich rechtzeitig setzen oder hinlegen, wenn er ein Nachlassen seiner Kräfte bemerkt. Ein Rollstuhlfahrer ist nicht in der Lage, durch eine Änderung der Körperhaltung die Kreislaufsituation zu regulieren. Er kann sich aus eigener Kraft weder schnell in eine liegende Position bringen, noch die Beine in einer erhöhten Position lagern.
  • Es liegt daher an den Pflegekräften, den Bewohner umzulagern. Wir nutzen eine Kopftieflage durch das Kippen des Rollstuhls nach hinten, um den Kreislauf soweit zu entlasten, dass die Symptomatik nachlässt.
  • Dieser Standard ist eine Erweiterung des Notfallstandards "Kreislaufkollaps". Alle dort vermerkten Vorgaben sind zu beachten; insbesondere bei Verdacht auf Herzinfarkt, Schlaganfall und vergleichbaren Notfällen.
Grundsätze:
  • Bei der Durchführung der hier beschriebenen Maßnahme ist es wichtig, dass beide Pflegekräfte präzise, ohne Zeitverlust und koordiniert vorgehen.
Ziele:
  • Eine sich entwickelnde Kreislaufschwäche wird so früh erkannt, dass ein Kollaps durch die Kopftieflagerung vermieden wird.
  • Kommt es dennoch zu einer Ohnmacht, erlangt der Bewohner das Bewusstsein so schnell wie möglich zurück.
Vorbereitung: allgemeine Maßnahmen
Die richtige Reaktion auf einen Kreislaufkollaps im Rollstuhl wird regelmäßig trainiert und ist überdies Bestandteil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Soweit möglich wird die Durchführung mit dem Bewohner selbst geübt, damit diesem die Prozedur im Notfall vertraut ist. Wenn dieses nicht möglich ist, wird ein Kollege in den Rollstuhl gesetzt.
Durch eine angemessene Prophylaxestrategie wird der Kreislauf des Bewohners gekräftigt und die Anfälligkeit für einen Kreislaufkollaps gesenkt. Dieses ist im Standard "Pflege von Senioren mit Hypotonie" definiert.

Symptome
Wir achten auf Symptome, die auf einen drohenden Kreislaufkollaps hindeuten
  • Der Bewohner wirkt blass.
  • Der Bewohner berichtet, dass ihm schwindelig sei.
  • Der Bewohner klagt über ein Schwächegefühl.
Durchführung:
  • Der Bewohner erhält frische Luft. Die Vitaldaten werden erfasst.
  • Die Pflegekraft prüft, ob ein zweiter Kollege in Rufreichweite ist und helfen kann. Ist dieses nicht der Fall, muss der Bewohner von der Pflegekraft auf den Boden mobilisiert werden. Dieses ist im Standard "Transfer aus dem Stuhl oder aus dem Rollstuhl auf den Boden" beschrieben.



  • Sind zwei Mitarbeiter anwesend, wird der Bewohner im Rollstuhl in eine Kopftieflagerung (Schockposition) gebracht. Die Bremse wird festgestellt, der Rollstuhl wird nach hinten gekippt. Die zweite Pflegekraft hebt die Füße auf Kopfhöhe.
  • Wir bleiben beim Bewohner, bis sich der Zustand wieder normalisiert hat. Tritt binnen weniger Minuten keine vollständige Rückbildung der Symptome ein, wird der Notarzt informiert. Die entsprechenden Notfallstandards werden dann umgesetzt.
Nachbereitung:
  • Der Rollstuhl wird wieder in die normale Position gebracht. Dieses erfolgt sehr langsam. Die Bremsen werden gelöst.
  • Wir bieten dem Bewohner an, ihn aus dem Rollstuhl in sein Bett zu transferieren, damit er sich dort erholen kann.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Fragen an den Arzt / ärztliche Verordnungen
  • Vitaldatenblatt
  • Pflegenachweis
  • Mobilisierungs- und Bewegungsplan
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Querschnittlähmung; Rollstuhl; Kreislaufkollaps; Kollaps; Blutdruck; Hypotonie
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.