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Version 2.05b - 2016 |
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Standard "Pflege von Senioren mit Phimose und Paraphimose" |
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Selbst
ohne zusätzliche Gesundheitskomplikationen ist die Intimversorgung von
pflegebedürftigen Senioren nicht immer angenehm - für beide Seiten.
Phimosen oder Paraphimosen erschweren die Versorgung zusätzlich, da die
Reinigung sehr aufwendig wird und zusätzlich immer wieder Entzündungen
auftreten. Wir zeigen Ihnen, welche Grundregeln unbedingt beachtet
werden müssen. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
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Standard "Pflege von Senioren mit Phimose und Paraphimose" |
Definition:
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- Bei einem erwachsenen Mann sollte sich die
Vorhaut leicht und ohne Schmerzen komplett über die Eichel zurückziehen
lassen. Ist dieses nicht möglich, liegt eine Vorhautverengung
(“Phimose”) vor.
- Eine Phimose ist meist angeboren. Sie kann aber
auch das Resultat einer rezidivierenden Entzündung der Eichel oder der
Harnwege sein. Insbesondere Senioren mit Diabetes mellitus können als
Folge wiederkehrender Infektionen der Vorhaut eine Phimose entwickeln.
- Eine Phimose erschwert die tägliche Reinigung
des Penis. Dieses führt zum Ablagern von Sekret und steigert das Risiko
einer Infektion. Bei chronischen Entzündungen kann sich letztlich ein
Peniskarzinom entwickeln.
- Eine Phimose lässt sich heute operativ behandeln. Diese Eingriffe gelten als komplikationsarm.
- Bei einer Paraphimose ("Spanischer Kragen")
liegt eine relative Vorhautenge vor. Die Vorhaut lässt sich zwar
zurückstreifen, ist dann aber so einschnürend, dass es zu ödematösen
Schwellungen und zu Durchblutungsstörungen kommen kann. Ein manuelles
Zurückschieben ist möglich, führt aber häufig zu starken Schmerzen.
- In der Folge kommt es zur Nekrose der Glans
penis (das etwas verdickte Ende des Penis, sog. „Eichel“) und zum
Vorhautgangrän (Form der ischämischen Nekrose) mit deformierender
Narbenschrumpfung.
- In vielen Fällen sind Pflegefehler
mitverantwortlich. Also etwa, wenn nach einer Intimpflege oder nach
einer Harnblasenkatheterisierung vergessen wurde, die Vorhaut wieder
über die Eichel zu ziehen.
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Grundsätze:
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- Geschlechtsorgane sind oftmals ein Tabuthema.
Vielen Männern fällt es leichter, mit einer männlichen Pflegekraft über
Gesundheitsprobleme im Genitalbereich zu reden. Sofern ein Mann im
Pflegeteam tätig ist, sollte ggf. dieser den Dialog mit dem Bewohner
führen.
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Ziele:
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- Eine Phimose wird zeitnah erkannt.
- Der Penis und insbesondere die Vorhaut des Bewohners werden vor Verletzungen geschützt.
- Der Bewohner kann seinen Harn ohne Probleme entleeren auch bei der Anlage eines Dauerkatheters .
- Die Schmerzbelastung wird minimiert.
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Vorbereitung: |
Wir achten auf Anzeichen für eine Erkrankung. Bei einem Verdacht regen wir eine ärztliche Untersuchung an.

- Nach längerem Zurückstreifen einer zu engen
Vorhaut über die Eichel bildet sich ein ödematöser Schnürring (Bild
oben, rote Pfeile). Dieser macht ein Zurückziehen der Vorhaut über die
Eichel unmöglich.
- Der Bewohner klagt über Schwellungen, über Schmerzen und über Juckreiz am Penis.
- Eine blaurote Verfärbung am Penis wird sichtbar.
- Übel riechender Ausfluss tritt auf. Unter der Vorhaut bildet sich glasiges Wundsekret.
- Es kommt zu Störungen bei der Harnentleerung. Die Vorhaut bläht sich beim Wasserlassen ballonförmig auf.
- Der Bewohner berichtet über Schmerzen bei der Erektion.
- Beim Bewohner treten Schmerzen und Schwierigkeiten beim Legen eines neuen Blasenkatheters auf.
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Durchführung:
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- Der Bewohner wird aufgefordert, beim Baden oder
beim Wasserlassen die Vorhaut vorsichtig zurückzuziehen. Durch dieses
“Training” kann eine Phimose verhindert werden.
- Wir verdeutlichen dem Bewohner, wie wichtig ein
vorsichtiger Umgang mit der Vorhaut ist. Er sollte diese stets
vorsichtig bewegen und nicht daran ziehen.
- Der Bewohner sollte “ruppige” Sexualpraktiken vermeiden.
- Wenn die Intimpflege von der Pflegekraft
übernommen wird, achtet diese auf krankhafte Veränderungen (s. o.).
Falls der Bewohner die Reinigung seiner Geschlechtsorgane selbst
durchführt, wird er von der Pflegekraft gebeten, sich bei etwaigen
Problemen oder Beobachtungen zu melden.
- Wenn der Bewohner einen neuen Blasenkatheter
benötigt, er aber unter einer akuten Phimose leidet, legt die
Pflegekraft keinen Katheter. Der Bewohner wird dem Urologen vorgestellt.
- Die Pflegekraft befragt den Bewohner regelmäßig
zu etwaigen Beschwerden beim Wasserlassen. Sie reagiert, wenn der
Bewohner seine Trinkmenge reduziert. Dieses kann eine Reaktion auf
Schmerzen beim Toilettengang sein.
- In vielen Fällen ist eine plastische oder
radikale Zirkumzision erforderlich, also eine teilweise oder
vollständige Entfernung der Vorhaut. Es ist insbesondere Aufgabe der
Bezugspflegekraft, ggf. den Bewohner von der Notwendigkeit des
Eingriffs zu überzeugen.
- Nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus achten
wir auf Nachblutungen und auf Schwellungen. Bei Nachblutungen wird
umgehend der Hausarzt gerufen. Bei moderaten Schwellungen ist es
zumeist ausreichend, den Penis hochzulagern.
- Sofern angeordnet können wir am dritten postoperativen Tag damit beginnen, Kamillenbäder durchzuführen.
- Sexuell aktiven Bewohnern machen wir deutlich,
dass sie zumeist einen Monat lang keinen Geschlechtsverkehr haben
dürfen, bzw. onanieren dürfen.
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Nachbereitung: |
- Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.
- Bei relevanten gesundheitlichen Veränderungen wird umgehend der Arzt gerufen.
- Die Pflegeplanung wird stets dem aktuellen Zustand des Bewohners angepasst.
- Möglicher Auslöser für eine Phimose kann eine
unerkannte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sein. Gemeinsam mit dem
behandelnden Arzt schließen wir diesen Risikofaktor aus.
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Dokumente: |
- Leistungsnachweise "medizinische Pflege"
- Pflegebericht
- Wunddokumentation
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Phimose; Paraphimose; Balanitis; Vorhaut; Penis; Eichel |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch
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diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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