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Version 1.05

Standard "Spazierengehen in der Tagespflege"

 
Eine sehr lange Liste von günstigen Effekten machen Spaziergänge zu einem idealen Freizeitangebot in der Tagespflege. Wir haben einen Standard dazu vorbereitet.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 
Standard "Spazierengehen in der Tagespflege"
Definition:
  • Regelmäßige körperliche Aktivität ist für die physische und psychische Gesunderhaltung sehr wichtig. Die allermeisten Sportarten wie etwa Radfahren, Fußball, Walking oder Jogging sind aufgrund der körperlichen Anforderungen für Senioren ungeeignet. Spaziergänge jedoch sind i.d.R. bis in das hohe Alter möglich.
  • Einer der Vorzüge von Spaziergängen ist die Flexibilität, mit der sich diese Aktivität an die physischen Ressourcen anpasst. So können wir je nach Konstitution unserer Tagesgäste die Wegstrecke verkürzen oder verlängern sowie mehr oder weniger lange Pausen einplanen. Rollstuhlfahrer können oftmals zumindest kleinere Abschnitte zu Fuß gehen.
  • Zudem ist es wichtig, dass die Tagesgäste regelmäßig mit dem Sonnenlicht in Kontakt kommen, um die Versorgung mit Vitamin D zu sichern.
  • Einen förderlichen Einfluss haben Spaziergänge auch auf dementiell erkrankte Senioren. Die meisten Tagesgäste sind schon als Kinder mit der Natur in Kontakt gekommen. Das damals erworbene Wissen und die damit verknüpften Emotionen sind tief biografisch verwurzelt. I.d.R. stehen diese Informationen auch im Verlauf einer dementiellen Erkrankung noch sehr lange zur Verfügung. In den meisten Fällen ist nach dem Ausflug ein vorübergehender Rückgang der Unruhe zu beobachten.
  • Nach Ansicht von Medizinern kann sportliche Betätigung das Ausmaß von Gedächtnisstörungen und Demenzerkrankungen im Alter reduzieren; dieses betrifft vor allem die vaskuläre Demenz.
  • Wir beachten, dass lange Spaziergänge auch mit negativen biografischen Erfahrungen verknüpft sein können. Dieses insbesondere bei Vertriebenen.
Grundsätze:
  • Die Teilnahme am Spaziergang ist für alle Tagesgäste freiwillig. Die Senioren werden lediglich zur Mitwirkung ermutigt.
  • Eine Überforderung der Tagesgäste ist zu vermeiden.
  • Mit Lob und Anerkennung für alle Teilnehmer wird nicht gespart.
Ziele:
  • Die Tagesgäste kommen in Kontakt mit ihrer Umwelt und mit dem sozialen Umfeld.
  • Die zeitliche Orientierung wird gestärkt. Der Tagesgast erlebt den Wandel der Natur im Verlauf der Jahreszeiten.
  • Die räumliche Orientierung wird verbessert.
  • Der Bewohner bewahrt sein Interesse an der Natur.
  • Das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Teilnehmergruppe wird gestärkt.
  • Die Tagesgäste werden von Schmerzen oder Sorgen abgelenkt. Das Wohlbefinden wird gesteigert.
  • Der Bewohner spürt, dass er einer körperlichen Aufgabe gewachsen ist. Dieses steigert das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.
  • Das Herzkreislaufsystem wird gefördert. Insbesondere regt die Bewegung den venösen Rückstrom an.
  • Die Atmung wird unterstützt.
  • Durch die körperliche Aktivität wird die Verdauung angeregt.
  • Die psychomotorische Unruhe wird abgebaut.
Vorbereitung: mitzunehmende Gegenstände

Wir nehmen verschiedene Gegenstände mit:

  • Bücher zur Vogel-, Baum- und zur Blumenbestimmung
  • kleine Snacks, um insbesondere einer Unterzuckerung zu begegnen
  • Getränke
  • Fotoapparat
  • Mobiltelefon mit aufgeladenem Akku und ausreichend Guthaben
Planung der Wegstrecke

Gemeinsam mit den Tagesgästen und den freiwilligen Unterstützern planen wir die Wegstrecke. Verschiedene Kriterien sollten erfüllt sein:

  • Das Gefälle sollte möglichst moderat sein.
  • Der Weg sollte gepflastert oder asphaltiert sein, damit auch Rollstuhlfahrer ihn passieren können.
  • Der Weg sollte immer wieder auch Sitzmöglichkeiten wie Parkbänke o.Ä. bieten. Die Rastplätze sollten an heißen Sommertagen ausreichend Schatten spenden.
  • Verkehrsreiche Straßen sollten vermieden werden.
  • Ggf. nutzen wir einen Bus, der die Pflegekräfte und die Tagesgäste in ein geeignetes Naherholungsgebiet fährt.
weitere Organisation
  • Wir prüfen, ob einzelne Tagesgäste allergisch auf Pollen o.ä. Umwelteinflüsse reagieren.
  • In der Tagespflegeeinrichtung sollte eine Pflegekraft verfügbar sein, die ggf. mit einem Auto einen entkräfteten Tagesgast zurückbringen kann.
  • Wir fragen Angehörige und andere ehrenamtliche Mitarbeiter, ob sie uns bei der Durchführung unterstützen. Sie können ggf. auch ihre Hunde mitbringen, sofern diese ein ruhiges Temperament haben und an der Leine geführt werden.
  • Der Spaziergang wird einige Tage vorher am schwarzen Brett sowie im Veranstaltungskalender angekündigt.
  • Vor dem Spaziergang prüfen wir die Wettervorhersage.
Vorbereitung der Tagesgäste
  • Wir stellen sicher, dass die Bewohner über eine angemessene Kleidung verfügen. Wichtig sind insbesondere geeignete Schuhe. Bei Regengefahr sollten die Bewohner zusätzlich einen Regenschirm bei sich tragen.
  • An Sommertagen achten wir auf einen angemessenen Sonnenschutz, also insbesondere einen Hut sowie Sonnencreme.
  • Wir prüfen, ob bei einzelnen Tagesgästen das Risiko einer Weglauftendenz besteht. Diese Senioren erhalten eine Notfallkette. In einer Kapsel sind der Vor- und Nachname, die Anschrift der Pflegeeinrichtung sowie eine Telefonnummer hinterlegt.
  • Vor dem Start bieten wir allen Tagesgästen einen Toilettengang an.
  • Wir stellen sicher, dass alle Tagesgäste eine Kleinigkeit gegessen und etwas getrunken haben.
  • Die Funktionsfähigkeit der Rollstühle und Gehwagen wird geprüft. Wir testen insbesondere die Bereifung sowie die Bremsen.
  • Wir stellen sicher, dass Bewohner ggf. Unterarmgehstützen oder Wanderstöcke nutzen können.
  • Alle Tagesgäste sollten ihre Seh- und Hörhilfen mitnehmen.
  • Sturzgefährdete Senioren sollten die Hüftprotektorschalen tragen.
Durchführung:
  • Wir machen Fotos vom Ausflug. Diese werden später ausgedruckt.
  • Je eine Pflegekraft bzw. ein Mitarbeiter bilden den Anfang und das Ende der Gruppe.
  • Senioren mit Hör- und Seheinschränkungen sollten stets in der Nähe der Pflegekräfte bleiben, damit diese sie vor etwaigen Verkehrsgefahren warnen können.
  • Pflegekräfte "haken" sturzgefährdete Senioren unter, wenn die Bodenbeschaffenheit zu einem Sturz führen kann.
  • Sehbehinderten Senioren beschreiben wir die Umwelt.
  • Wir bieten den Senioren regelmäßige Ruhepausen an. Sie sollen sich dann setzen und insbesondere Flüssigkeit zu sich nehmen.
  • Wir prüfen, ob Rollstuhlfahrer zumindest eine kurze Strecke zu Fuß gehen können. Wir stellen sicher, dass sie dabei nicht stürzen oder sich verausgaben.
  • Auf Wunsch der Bewohner singen wir z.B. Wanderlieder.
  • Gemeinsam werden Blumen, Bäume oder Vögel bestimmt.
  • Einige Tagesgäste sind in dieser Region aufgewachsen. Sie können ggf. darüber berichten, wie sich die Umgebung im Verlauf der Jahrzehnte verändert hat.
  • Ggf. sammeln wir Materialien zum späteren Basteln, etwa Zweige, Steine usw.
  • Ggf. kann bei einem Café oder bei einem Eiscafé eine Rast gemacht werden. Es sollte ein so preiswertes Angebot verfügbar sein, dass sich alle Tagesgäste zumindest eine Kleinigkeit leisten können.
  • Wir stellen sicher, dass die Tagesgäste nicht von fremden Hunden bedrängt werden.
  • Wenn Senioren unter Atemnot oder Erschöpfung leiden, sollten sie eine Pause machen. Ggf. wird ein Mitarbeiter gerufen, der den Senioren mit einem Auto zurück in die Einrichtung fährt.
Nachbereitung:
  • Wir helfen den Senioren dabei, die Kleidung und die Straßenschuhe auszuziehen.
  • Wir animieren die Senioren, etwas zu trinken.
  • Alle relevanten Beobachtungen werden dokumentiert.
  • Ggf. werden die Vitalwerte einzelner Tagesgäste ermittelt.
  • Ggf. setzen sich alle Tagesgäste in einem Stuhlkreis zusammen. Jeder Teilnehmer kann über seine Erfahrungen und Eindrücke berichten.
  • In den folgenden Tagen können die Tagesgäste mit den mitgebrachten Naturmaterialien sowie den ausgedruckten Fotos basteln.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegekräfte
  • ehrenamtliche Mitarbeiter
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Tagespflege; Ausflug; Wanderung; Spaziergang
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.