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Version 2.06a - 2016 |
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Standard "Kochgruppe in der Tagespflege" |
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gutem Grund zählen Kochgruppen inzwischen zum Standardangebot in der
Tagespflege. Von dem Angebot profitieren vor allem Seniorinnen. Denn
zwischen Kochtopf und Schneidebrett werden nicht nur Erinnerungen
geweckt, sondern auch so manche verloren geglaubte Fähigkeit. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
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Standard "Kochgruppe in der Tagespflege" |
Definition:
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- Kochen dient der Stimulation und der Wahrnehmung unterschiedlicher Gerüche und Geschmacksnuancen.
- Die Kochgruppe knüpft direkt an die Biografie
unserer Tagesgäste an. Der Lebensalltag der meisten Seniorinnen war
jahrzehntelang von der Arbeit im Haushalt geprägt. Wir nutzen diese
Erinnerungen, um insbesondere demenziell erkrankte Tagesgäste zu
aktivieren und im "Jetzt und Hier" zu halten.
- Die Kochgruppe umfasst das Aussuchen der
Gerichte, das Erstellen der Einkaufsliste, das Einkaufen der Zutaten,
die Zubereitung, das gemeinsame Essen sowie den Abwasch und das
Aufräumen der Küche.
- Das gemeinsame Kochen kann gleichzeitig genutzt
werden, um untergewichtige Menschen zum Essen zu animieren. Das
Arbeiten mit den Zutaten regt zumeist den Appetit beim anschließenden
gemeinsamen Essen an.
- Das gemeinschaftliche Kochen ist Bestandteil
der Milieutherapie. Kochen eignet sich insbesondere auch für die
Betreuung von demenziell veränderten Senioren. Die einzelnen Schritte
lassen sich gut voneinander abgrenzen und entsprechend den
individuellen Fähigkeiten zuteilen. Zudem führt Kochen zu schnellen
Erfolgen; die Senioren können ihre Produkte noch am gleichen Tag
probieren.
- Kochen folgt einem bestimmten Rhythmus, etwa
beim Umrühren von Suppen oder beim Stampfen von Kartoffelbrei. Die
Bewegungen werden gleichförmig und immer in der gleichen
Geschwindigkeit durchgeführt. Die Fähigkeit dafür bleibt auch bei
degenerativen Erkrankungen des Gehirns lange erhalten.
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Grundsätze:
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- Die Teilnahme an der Kochgruppe ist freiwillig.
Sie richtet sich vornehmlich - aber nicht ausschließlich - an weibliche
Tagesgäste. Auch Männer können daran teilnehmen. Wir respektieren es
aber, wenn diese ihrem Rollenbild entsprechend daran kein Interesse
zeigen.
- Wir beachten die Vorgaben der aktivierenden
Pflege. Die Übungsleiterin greift nur dann helfend ein, wenn dieses
notwendig ist. Ansonsten sollten die Teilnehmer alle Schritte selbst
durchführen, auch wenn dieses aufgrund der körperlichen Einschränkungen
mühselig ist und länger dauert.
- Die Hygienevorschriften werden streng beachtet.
Überkommene Zubereitungstechniken werden nicht eingesetzt, vor allem
nicht die Nutzung von rohen Eiern. Wir nutzen stattdessen
Ersatzprodukte, etwa Vollei aus dem Tetrapack.
- Der spielerische Faktor hat Vorrang vor
therapeutischen Zielen. Die Kochgruppe soll unseren Tagesgästen Spaß
machen und nicht zur Pflicht werden.
- Tagesgäste sollen für ihr Engagement ausführlich gelobt werden.
- Wir legen Wert auf einen freundschaftlichen
Umgang unter den Senioren. Der Übungsleiter wird daher Tagesgäste mit
geringen hauswirtschaftlichen Fähigkeiten vor Spott in Schutz nehmen.
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Ziele:
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- Hauswirtschaftliche Kompetenzen werden erhalten und gefördert.
- Der Tagesgast behält Kompetenzen beim Einkauf von Zutaten und im Umgang mit Geld.
- Erinnerungen werden wachgerufen.
- Das Gemeinschaftsgefühl ("Wir-Gefühl") der Tagesgäste wird gefördert.
- Das Selbstvertrauen wird durch
Erfolgserlebnisse gestärkt. Die Tagesgäste können ihre Lebenserfahrung
und ihr Wissen auf diesem Gebiet einbringen.
- Die Wahrnehmungsfähigkeiten werden gefördert, etwa der Geruchssinn, der Geschmackssinn und der Tastsinn.
- Die feinmotorischen Fähigkeiten werden erhalten und gefördert.
- Durch das Kochen von jahreszeitlichen Speisen
(etwa Grünkohl im Herbst oder Spargel im Frühsommer) wird die zeitliche
Orientierung gefördert.
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Vorbereitung: |
- Als Übungsleiter setzen wir erfahrene Pflegekräfte, Ergotherapeuten oder Sozialpädagogen ein. Qualifikation:
- Erfahrungen in Gruppenarbeit
- umfangreiche hauswirtschaftliche Fähigkeiten
- Kommunikationsfähigkeit
- Kenntnisse über Lehrmethoden in der Erwachsenenbildung
- Kenntnisse über gerontopsychiatrische Krankheitsbilder
- Die Kochgruppe findet einmal in der Woche statt. Die Planung wird mit dem Pflegeteam und der Hauswirtschaft abgestimmt.
- Die genauen Termine für die Kochgruppe werden
regelmäßig am Schwarzen Brett, auf der Homepage und in
Kundenrundschreiben bekannt gegeben. Terminverschiebungen werden allen
teilnehmenden Tagesgästen rechtzeitig mitgeteilt. Die Teilnehmer werden
aufgefordert, geeignete Kleidung, ihr Hörgerät mit geladenen Batterien
und ihre Brille mitzubringen.
- Verschiedene Krankheitsbilder machen die Teilnahme von Tagesgästen unmöglich:
- mangelhafte Körperhygiene
- aggressives Verhalten und suizidale Tendenzen (Umgang mit gefährlichen Küchenutensilien)
- Erbrechen und Durchfall (Infektionsgefahr!)
- Ggf. bilden wir eine "Schnippelgruppe". Diese
beginnt schon am Vormittag damit, kleinteilige Zutaten wie etwa Bohnen
vorzubereiten.
- Ideal ist eine Teilnehmerzahl von 5 bis 8
Tagesgästen. Wenn diese Größe deutlich überschritten wird, teilen wir
die Tagesgäste in zwei Gruppen auf, um eine individuelle Betreuung
sicherzustellen. Eine Gruppenteilung ist ebenfalls notwendig, wenn das
mentale Leistungsniveau innerhalb der Gruppe stark variiert.
- Ggf. kann ein Praktikant, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter oder ein Pflegeschüler bei der Durchführung der Kochgruppe mithelfen.
- Die Übungsleiterin wählt die passenden Rezepte aus.
- Diese sollten sich einfach umsetzen lassen.
Wichtig ist auch, dass sich die Abläufe in mehrere einzelne klar
abgegrenzte Arbeitsschritte aufteilen lassen.
- Verschiedene Rezepte sehen längere
Wartezeiten vor, etwa für das Abkühlen von Zutaten oder für längere
Garzeiten. Diese Rezepte kommen nicht in unsere erste Wahl. Als
Obergrenze sollte eine Gesamtarbeitszeit von 45 bis 90 Minuten
eingehalten werden.
- Die Übungsleiterin erfragt, ob bei bestimmten
Tagesgästen Diätvorschriften beachtet werden müssen. Die Pflegekraft
informiert sich über ggf. vorhandene Allergien / Unverträglichkeiten
etwa gegen Milch, Sorbit, Fruktose oder Soja. Für Senioren mit Diabetes
mellitus können Diätrezepte ausprobiert werden.
- Wir sammeln alte Kochbücher und nutzen die Rezepte für die Kochgruppe.
- Wir beachten religiöse und weltanschauliche
Vorgaben, etwa der Verzicht auf Fleisch (insbesondere Schweinefleisch)
oder alkoholhaltigen Soßen.
- Wir achten auf den jahreszeitlichen Bezug.
Beispiele: In den Gemüseeintopf kommen Gemüse der Saison. Der Salat
enthält jahreszeitlich orientierte Zutaten, wie z. B. Kürbis.
- Die Übungsleiterin stellt die Einkaufsliste
zusammen. Die Zutaten können über die zentrale Küche beschafft werden.
Alternativ kann die Übungsleiterin mit ausgewählten Tagesgästen die
Komponenten selbstständig einkaufen.
- Bei mental sehr eingeschränkten Teilnehmern
sollten die Zutaten bereits komplett portioniert und abgewogen auf dem
Tisch bereitgestellt werden.
- Wir bitten ggf. Angehörige um Spenden, um
teurere Zutaten kaufen zu können; etwa Spargel oder Filetfleisch.
Alternativ können Angehörige Gemüse aus dem eigenen Garten beisteuern.
- Der Raum wird gut gelüftet und beheizt.
- Die Übungsleiterin stellt sicher, dass der Verbandskasten gefüllt ist und bereitsteht.
- Wir prüfen, ob unsere Tagesgäste lieber
"moderne" Geräte nutzen, etwa einen elektrischen Mixer. Ansonsten
bieten wir ihnen die herkömmlichen Hilfsmittel an, etwa ein
Handrührgerät. Wir benutzen auch "klassische" Gerätschaften wie etwa
einen Spätzlehobel.
- Alle notwendigen Kücheninstrumente werden (gut sichtbar für alle Tagesgäste) auf dem Tisch in der Küche abgelegt.
- Wir sorgen für gute Lichtverhältnisse im
Arbeitsbereich, da die visuellen Fähigkeiten vieler Teilnehmer
eingeschränkt sein können.
- Wir bieten allen Tagesgästen vor dem Kochen einen Toilettengang an.
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Durchführung:
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Organisation
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- Die Tagesgäste werden begrüßt. Die Übungsleiterin stellt das Rezept in groben Zügen vor.
- Die Übungsleiterin schätzt die Fähigkeiten
jedes Tagesgasts ein und verteilt die entsprechenden Aufgaben. Die
Wünsche der Tagesgäste werden dabei berücksichtigt. Etwa:
- Gemüse putzen, schneiden und zerkleinern
- Fleisch schneiden
- Kartoffeln schälen
- Knödel formen
- Tisch decken und nach der Mahlzeit wieder abräumen
- abwaschen und abtrocknen
- allgemeine Reinigung der Küche
- Von den Tagesgästen werden nur solche
Tätigkeiten übernommen, die als hygienisch unbedenklich anzusehen sind.
Sie arbeiten ausschließlich mit Zutaten, die im weiteren Verlauf
durcherhitzt werden.
- Die Zubereitung von Speisen, die nicht mehr
erhitzt werden, ist Aufgabe der Mitarbeiter. Dazu zählt insbesondere
die Herstellung von Schnitt- und Feinkostsalaten sowie Süßspeisen.
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Allgemeines
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- Vor dem Kochen müssen sich alle Tagesgäste
sorgfältig
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Infoblock PSG II und SIS |
- Das NBA und
die SIS sind sehr ähnlich strukturiert und weitgehend kompatibel
zueinander. Das erleichtert die Integration, etwa hier beim Thema
Nahrungsaufnahme. Das Themenfeld 4 (Selbstversorgung) entspricht dem
Modul 4 (Selbstversorgung).
- Bei den AEDL
ist die Zuordnung längst nicht so komfortabel. Beim Essen ist es noch
recht einfach. AEDL 5 (Essen und Trinken) geht in das Modul 4
(Selbstversorgung) ein. Doch viele weitere NBA-Module überschneiden
sich nur teilweise mit den AEDL. So betrifft das AEDL 1 (Kommunizieren)
zwei Module; und zwar das Modul 2 (Kognitive und kommunikative
Fähigkeiten) und das Modul 3 (Verhaltensweisen und psychische
Problemlagen).
- Im Standard
ist das männliche Rollenbild beschrieben, dass oftmals die Teilnahme an
der Kochgruppe erschwert. Im Krohwinkelsystem ist dieses Verhalten im
AEDL 10 (Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten) perfekt
aufgehoben. Es gibt aber leider kein dazu passendes NBA-Modul. Nur wenn
es zu herausforderndem Verhalten kommen, passt das Modul 3; genauer
3.12 (Sozial inadäquate Verhaltensweisen).
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Beschäftigung; Nahrung; Speisen; Kochgruppe; Tagespflege |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
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diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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