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Version 1.08g

Standard "Unterstützung von Hemiplegiepatienten beim Gehen"

 
Endlich wieder allein gehen können. Für die meisten Schlaganfallpatienten ist das der sehnlichst erwartete "große Schritt", den sie im Rahmen ihrer Rehabilitation erreichen möchten. Motivation allein reicht aber nicht aus. Unser umfangreich bebilderter Standard zeigt, welche Faktoren ebenso wichtig sind.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 

Standard "Unterstützung von Hemiplegiepatienten beim Gehen"

Definition:
  • Für viele Schlaganfallpatienten und deren Angehörige ist das Wiedererlernen des Gehens der wichtigste Fortschritt der Rehabilitation. Die Überwindung der Immobilität wird häufig als Anzeichen gewertet, dass sich das Leben nun wieder normalisiert.
  • Viele Fortschritte bei der Gesundung können nur Pflegekräfte objektiv erfassen und messen, wie etwa die Linderung des Schulter-Hand-Syndroms oder die Verbesserung des Sprachbildes. Die Bedeutung der ersten eigenen Schritte seit dem Schlaganfall hingegen ist auch für den Bewohner und seine Angehörigen sofort offensichtlich.
  • Um dieses Ziel zu erreichen, mobilisieren viele Senioren oftmals ihre gesamten Energien. Jedes neue Erfolgserlebnis erhöht die Motivation zusätzlich.
Grundsätze:
  • Uns ist bewusst, dass die Mobilisierung ins Gehen eine deutliche Sturzgefahr mit sich bringt. Wir werden dennoch bei jedem Bewohner so früh wie möglich damit beginnen, da die gesundheitlichen Risiken einer fortdauernden Immobilität um ein Mehrfaches größer sind.
  • Bei der Unterstützung beim Gehen gilt: Weniger Hilfe ist oft die bessere Hilfe. Wer den Bewohner zu sehr unterstützt, nimmt ihm den Anreiz zur eigenen Aktivität, verändert seine Bewegungsmuster und fördert letztlich die Immobilität.
  • Wir beschränken daher auch die Nutzung von Hilfsmitteln auf ein Minimum, da diese langfristig dem eigenständigen Gehen schaden.
Ziele:
  • Der Bewohner gewinnt die Fähigkeit zum eigenständigen Gehen zurück.
  • Der Bewohner stürzt nicht.
  • Der Bewohner hat keine übertriebene Furcht vor dem Gehen.
  • Das Gehen funktioniert wieder "automatisch", damit sich der Bewohner beim Gehen auch auf andere Dinge konzentrieren kann. Insbesondere sollte eine Ablenkung während des Gehens nicht dazu führen, dass der Bewohner stolpert.
  • Langfristig ist der Bewohner in der Lage, mühelos und flüssig zu gehen. Es ist ihm möglich, auch größere Distanzen zu überwinden, ohne sich körperlich zu verausgaben.
  • Der Bewohner verzichtet auf unnötige Hilfsmittel wie etwa auf einen Stock.
Vorbereitung: Voraussetzungen Wir prüfen, ob der Bewohner über die notwendigen körperlichen und mentalen Voraussetzungen verfügt:
  • Der Bewohner muss in der Lage sein, sich aus dem Sitzen in den Stand zu bewegen.
  • Der Kreislauf des Bewohners muss soweit stabilisiert sein, dass dem Bewohner auch bei körperlicher Aktivität im Stehen nicht schwindelig wird.
  • Der Kopf muss beweglich sein, damit sich der Bewohner im Raum orientieren kann.
  • Der Oberkörper muss soweit beweglich sein, dass ihn der Bewohner zur Stabilisierung nutzen kann.
  • Der mehr betroffene Arm sollte weder hypoton ("schlaff") noch hyperton ("verkrampft") sein.
  • Der Bewohner muss seine Beine und Füße frei bewegen können. Unverzichtbar ist auch die notwendige Muskelkraft und die Stabilität, um das eigene Körpergewicht tragen zu können.
  • Der Bewohner darf keine übertriebene Angst vor dem Gehen und vor etwaigen Stürzen haben.
Kooperation mit der Therapeutin und den Angehörigen
  • In welcher Form der Bewohner beim Gehen unterstützt wird, legt die Therapeutin fest. Die ersten Gehversuche erfolgen unter ihrer Anleitung. Von ihren Vorgaben wird nicht ohne vorherige Rücksprache abgewichen.
  • Wir lassen uns von der Therapeutin in die jeweiligen Details einweisen und die Übungen demonstrieren. Dabei übernehmen wechselseitig die Pflegekraft und die Therapeutin die Rollen des Bewohners und die der Hilfsperson.
  • Wir stellen sicher, dass auch die Angehörigen in die Grundlagen einer angemessenen Unterstützung eingewiesen werden, wenn diese z.B. mit dem Bewohner spazieren gehen.
Organisation
  • Die Unterstützung erfolgt durch eine Pflegekraft, zu der der Bewohner ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat. Idealerweise hat diese Pflegekraft den Bewohner in den Tagen zuvor schon zum Sitzen an der Bettkante und weiter in den Stand mobilisiert.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner solides Schuhwerk mit einer rutschfesten Sohle trägt. Geeignet sind bereits eingetragene Schuhe, da diese den Fuß vor Blasen und vor Druckstellen schützen. In keinem Fall sollte der Bewohner Pantoffeln tragen. Diese bieten keinerlei Halt und verändern überdies das Gangbild. Ebenfalls nachteilig sind Lauf- und Turnschuhe, insbesondere wenn diese extra für das Training beschafft wurden. Die flexiblen Sohlen dämpfen die Spürinformationen.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner Orthesen ("Schienen") nutzen sollte. Damit kann z.B. der Fuß stabilisiert werden. Allerdings können diese Hilfsmittel auch den Bewegungsablauf stören.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner eine Gehhilfe verwenden sollte. Völlig ungeeignet sind i.d.R. Drei- und Vierpunktstöcke, da diese nur dann Halt bieten, wenn sich der Bewohner stark in ihre Richtung lehnt. Ein Gehstock hingegen kann die Ängste vor einem Sturz lindern und gute Dienste als Balancehilfe leisten. Allerdings muss der Bewohner in die richtige Handhabung eingewiesen werden, damit sich auch hier durch die einseitige Unterstützung die Körperhaltung nicht zu stark verändert. In keinem Fall darf der Bewohner eine Gehhilfe insgeheim, also ohne vorherige Zustimmung durch die Therapeutin nutzen.
  • Das Aufstehen erfolgt gemäß dem Standard "Bobath-Konzept: Transfer aus dem Sitzen in den Stand mit seitlicher Unterstützung". Alternativ wird der Standard "Bobath-Konzept: Transfer vom Sitzen in den Stand und zurück mit frontaler Unterstützung" genutzt.
Durchführung:
  • Wir ermuntern den Bewohner sich bei der Pflegekraft zu melden, wenn ihm beim Gehen schwindelig wird. Ihm wird dann eine kurze Pause auf einem Stuhl oder Sessel ermöglicht.
  • Wenn der Bewohner während des Gehens Angst bekommt, brechen wir die Übung ab und begleiten ihn zurück zu einem Stuhl. Wir ermuntern ihn, es nach einiger Zeit erneut zu probieren. In keinem Fall wird der Bewohner wegen des fehlenden Mutes kritisiert.
  • Die Pflegekraft steht immer versetzt dicht hinter dem Bewohner auf dessen mehr betroffenen Seite. Sie verhindert damit, dass sich der Bewohner mit der "gesunden" Hand an ihr festhält und seinen Oberkörper in ihre Richtung neigt.
  • Handauflageflächen:
    • Option 1: Die Pflegekraft umgreift mit beiden Händen das Becken des Bewohners.

  • Option 2: Die Pflegekraft umfasst mit einer Hand den mehr betroffenen Oberarm und nimmt damit dem Bewohner das Gewicht ab. Die zweite Hand liegt am Becken an der weniger betroffenen Seite.

  • Option 3: Die dem Bewohner nähere Hand umgreift den mehr betroffenen Oberarm. Die andere Hand ergreift die mehr betroffene Hand.

  • Wenn das Knie des Bewohners instabil wird, kann die Pflegekraft mit dem eigenen Knie entsprechenden Gegendruck ausüben.
  • Der Bewohner soll nun sein Gewicht auf das mehr betroffene Bein verlagern und mit dem weniger betroffenen Bein einen Schritt vorwärts gehen.
  • Danach wird das weniger betroffene Bein belastet, um das mehr betroffene Bein einen Schritt nach vorne zu verlagern. Die Pflegekraft kann diese Bewegung durch einen Schub der auf der Hüfte aufgelegten Hand nach vorne unterstützen.
  • Die Pflegekraft sollte auf die richtige Distanz zum Bewohner achten. Ist sie zu weit entfernt, kann sie ihn bei einem sich anbahnenden Sturz nicht stabilisieren. Ist sie dem Bewohner zu nahe, wird der Rumpf des Bewohners durch den Oberkörper der Pflegekraft ungewollt stabilisiert. Der Bewohner wird dann die Fähigkeit zum Halten des Gleichgewichts nicht wiedererlangen können.
Nachbereitung:
  • Wir hinterfragen stets kritisch, ob die Unterstützung noch dem aktuellen Hilfebedarf entspricht. Im Verlauf der Rehabilitation können sich die Reaktionen des Bewohners verändern. Es kann dazu kommen, dass der Bewohner auf Hilfe unbewusst mit einem gesteigerten Muskeltonus reagiert. Wir kontaktieren dann die Therapeutin und erörtern eine Anpassung der Maßnahme.
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Leistungsnachweis
  • Lagerungs- und Mobilitätsplan
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Gehen; Sturz; Hemiplegie; Schlaganfall; Hirninfarkt; Transfer; Mobilisierung; Sturzprophylaxe; Apoplexie; Insult, apoplektischer; Insult, zerebrovaskulärer; Ischämie, zerebrale
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.