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Version 1.05a - 2017

Standard "Kolonmassage"

 
Bevor die Pflegekraft zum Klistier greift, sollte sie es mit einer Kolonmassage probieren. Dieses uralte Hausmittel hat bei richtiger Durchführung eine absolut "durchschlagende" Wirkung.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Kolonmassage"
Definition:
  • Mittels einer Kolonmassage kann die Darmbewegung gefördert werden. Der Darm wird also dazu angeregt, den Darminhalt in die richtige Richtung zu bewegen.
Grundsätze:
  • Die Kolonmassage ist zwar ein bewährtes Hausmittel, deshalb aber nicht automatisch harmlos. Wie bei allen Anwendungen mit einem therapeutischen Effekt gibt es auch hier Nebenwirkungen und Risiken.
Ziele:
  • Die Darmaktivität wird gefördert. Die Beschwerden wie etwa Verstopfungen oder Blähungen werden gelindert.
  • Der Bewohner empfindet die Massage als angenehm.
  • Der Bewohner wird beruhigt und entspannt.
  • Die Körperwahrnehmung wird verbessert.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindikation
  • Die Kolonmassage wird im Rahmen der Obstipationsprophylaxe durchgeführt. Sie ist auch sinnvoll, um eine bereits bestehende Obstipation zu therapieren.
  • Mit einer Kolonmassage können meteorische Beschwerden (Blähungen) gelindert werden.
  • Wir führen keine Kolonmassage durch bei Entzündungen oder bei Tumoren im Bauchraum. Auch bei Durchfall (Diarrhö) oder bei einem Darmverschluss (Ileus) ist die Massage kontraindiziert.
Organisation
  • Die Massage wird frühestens eine Stunde nach der letzten Mahlzeit und spätestens eine Stunde vor der nächsten Mahlzeit durchgeführt.
  • Wir bieten dem Bewohner vor der Massage einen Toilettengang an.
  • Es werden Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen (etwaige Besucher werden kurz vor die Tür gebeten, die Zimmertür wird geschlossen usw.).

  • Der Bewohner befindet sich in Rückenlage. Das Kopfelement des Betts ist flach gestellt.
  • Ggf. werden die Knie unterlagert.
  • Ggf. wird die Bauchdecke mit einer Lotion eingerieben. Dieser Lotion kann Kümmel-, Fenchel- oder Kamillenöl zugegeben werden, also 8 bis 15 Tropfen pro 50 ml Trägeröl.
Durchführung:
  • Die Pflegekraft massiert mit kreisenden Bewegungen einen Verlauf, der durch folgende Punkte definiert ist:
    • Wurmfortsatz (Punkt 1), dann weiter in Richtung Colon ascendens
    • rechte Kolonflexur (Punkt 2), dann weiter in Richtung Querkolon
    • linke Kolonflexur (Punkt 3)
    • Colon descendens (Punkt 4)
    • Sigma (Punkt 5), dann weiter über das Rektum zurück zu Punkt 1
  • Die Pflegekraft steht anfangs an der rechten Seite des Betts. Um die weiteren Massagepunkte besser zu erreichen, kann sie ab Punkt 3 auf die linke Seite des Betts wechseln.
  • Die Pflegekraft setzt während der ganzen Massage die Hand nicht von der Bauchoberfläche ab. Sie führt die Hand gleitend über die Haut des Bewohners kontinuierlich von Punkt zu Punkt weiter.
  • Der Rhythmus richtet sich nach der Atmung des Bewohners.
  • Bei jeder Einatmung (die Bauchdecke hebt sich) massiert die Pflegekraft einen Halbkreis mit reduziertem Druck.
  • Bei jeder Ausatmung (die Bauchdecke senkt sich) massiert sie einen Halbkreis mit mehr Druck.
  • Wenn der Bewohner schnell und flach atmet, massiert die Pflegekraft nur bei jedem zweiten Atemzug.
  • Der Druck wird dabei nur von einer Hand ausgeübt. Die zweite Hand der Pflegekraft liegt über der ersten Hand.
  • Beim Massieren wird niemals gegen die physiologische Peristaltik Druck ausgeübt. Wir massieren immer mit Druck in Peristaltikrichtung. Die Pflegekraft drückt die Hand also nicht senkrecht nach unten, sondern schräg in Peristaltikrichtung. Bei einem senkrechten Druck würde die Krafteinwirkung in beide Richtungen abgegeben werden, also auch gegen die Peristaltikrichtung.
  • Der Druck wird an das Befinden des Bewohners angepasst. Wenn die Massage für diesen unangenehm wird, reduziert die Pflegekraft den Druck.
Nachbereitung:
  • Nach fünf Minuten wird die Massage beendet.
  • Die Pflegekraft fragt nach dem Befinden des Bewohners.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Der Bewohner wird befragt, ob er weitere Wünsche hat. Insbesondere wird ihm ein Getränk angeboten.
  • Das Zimmer wird gelüftet.
  • Das verbrauchte Material wird entsorgt.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Maßnahme wird dokumentiert.
  • Falls möglich wird der Bewohner dazu angeleitet, die Massage eigenständig durchzuführen.
  • Nach einigen Stunden prüfen wir, ob die Darmtätigkeit durch die Maßnahme tatsächlich aktiviert wurde. Wir bieten dem Bewohner einen Toilettengang an. Die Ergebnisse werden dokumentiert.
Dokumente:
  • Leistungsnachweis
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Obstipation; Kolonmassage; Darmmassage; Verstopfung
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.