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Version 1.05a - 2016

Standardmaßnahmenplan "Obstipation" (neues Strukturmodell / SIS)

 
Obstipation im Alter ist ein Massenphänomen. Insbesondere, wenn Senioren außerdem unter Multipler Sklerose, Demenz oder an den Folgen eines Schlaganfalls leiden, sind Verstopfungen eher die Regel als die Ausnahme.
 
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Für alle Computereinsteiger haben wir eine umfangreich bebilderte Seite erstellt, auf der jeder Schritt noch ausführlicher erklärt wird. Es ist ganz einfach! Klicken Sie hier.

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 

Standardmaßnahmenplan "Obstipation" (neues Strukturmodell / SIS)
Eine Obstipation (auch "Verstopfung") liegt vor, wenn die Stuhlfrequenz auf unter drei Stühle pro Woche fällt und der Stuhlabgang nur möglich ist, wenn der Bewohner dabei stark presst. (Alternativ können die sog. „Rom-III-Kriterien“ angewendet werden.) Eine Stuhlverstopfung kann verschiedene Ursachen haben:
  • Der Bewohner ernährt sich falsch. Es liegt ein Mangel an Ballaststoffen vor.
  • Es erfolgte unlängst eine Umstellung der Ernährung, etwa durch einen Heimeinzug.
  • Der Bewohner nimmt zu wenig Flüssigkeit zu sich.
  • Als Folge körperlicher Schwäche bewegt sich der Bewohner zu wenig.
  • Das Essen wird zu schnell verzehrt ("herunterschlingen").
  • Der Bewohner hat über einen längeren Zeitraum Fieber.
  • Es liegt ein unerkannter Missbrauch von Laxanzien (Abführmittel), Sedativa (Beruhigungsmittel), Hypnotika (Schlafmittel), Analgetika (Schmerzmittel) oder Diuretika (Entwässerungsmittel) vor.
  • Der Bewohner nimmt aufgrund verschiedener Grunderkrankungen Medikamente ein, die als Nebenwirkung eine Obstipation auslösen.
  • Es liegen Entzündungen im Darmbereich vor.
  • Der Bewohner hat sich unlängst einem Eingriff im Bauchbereich unterzogen, insbesondere wenn dieser nicht endoskopisch durchgeführt wurde, sondern durch Öffnen der Bauchdecke.
  • Der Bewohner unterdrückt den Stuhldrang. Dieses Verhalten hat psychische Ursachen wie Stress oder den Widerwillen, eine fremde Toilette oder eine Bettschüssel zu nutzen.
  • Es liegen psychische Leiden vor wie Depressionen, Psychosen oder Neurosen.
  • Der Bewohner leidet unter neuronalen Erkrankungen wie Lähmungen.
  • Der Bewohner leidet unter Morbus Parkinson oder liegt im Wachkoma.
  • Es liegt ein Parasitenbefall im Darm vor.
  • Der Bewohner leidet unter Analhämorrhoiden, Hernien oder unter Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse).
wichtig zu wissen:
  • Fast jeder dritte Senior leidet unter Obstipation. Bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen liegt der Anteil der Senioren mit Verstopfungen bei mehr als 50 Prozent.
  • Frauen leiden zwei- bis dreimal häufiger unter Obstipation als Männer.
Maßnahmen
Begründung und Anmerkungen
Fallbeispiel: Herr Müller leidet unter chronischer Obstipation. Aufgrund seines Übergewichts kann er die Bauchpresse beim Abführen nicht effektiv einsetzen. Da er sich zu wenig bewegt, ist seine Bauchmuskulatur sehr geschwächt. Zudem ist aufgrund der körperlichen Inaktivität die Darmmotilität reduziert. Er bekommt Besuch von seinen Kindern, die ihm Schokolade mitbringen. Diese Süßwaren sind offenbar mitursächlich für die Verstopfung.
  • Wir leiten Herrn Müller dazu an, täglich einen Spaziergang zu unternehmen. Wenn er Besuch von seinen Kindern erhält, sollen diese ebenfalls mit ihm spazieren gehen.
  • Wir bitten seine Kinder, auf das Schenken von Schokolade weitgehend zu verzichten. Sie sollen ihm alternativ Obst mitbringen und dieses gemeinsam mit ihm verzehren.
  • Wir regen die Darmperistaltik an, indem wir den Bewohner zu mehr Bewegung anhalten. Wir berücksichtigen dabei biografisch bedingte Vorlieben und Abneigungen. Manche Senioren steigen Treppen, wenn sie unter Verstopfung leiden. Weitere geeignete Sportarten sind Schwimmen sowie Radfahren; alternativ die Nutzung eines Fahrradtrainers.
  • Ein immobiler Bewohner sollte Gymnastik im Bett durchführen. Dazu zählt etwa das “Fahrradfahren im Bett”. Der Bewohner liegt ausgestreckt auf dem Rücken. Er streckt die Beine in die Höhe und tritt kräftig in die imaginären Pedalen.
  • Wir animieren den Bewohner, verschiedene Bewegungsübungen durchzuführen. Dazu zählen:
  • "Bauchschnellen". Der Bewohner zieht den Bauch beim Einatmen ein. Beim Ausatmen lässt er ihn nach vorne schnellen.
  • "Bauchpresse". Der Bewohner zieht den Bauch so weit wie möglich ein und behält diese Position für zehn Sekunden bei.
  • “Anheben der Knie": Der Bewohner sitzt oder liegt. Er zieht einen Oberschenkel so weit wie möglich an und behält diese Position so lange wie möglich bei. Danach wiederholt er die Übung je zehnmal im Wechsel mit beiden Knien.
  • Der Bewohner erhält eine Ernährungsberatung. Er soll durch eine Umstellung seiner Konsumgewohnheiten eine Normalisierung seines BMI erreichen.
Fallbeispiel: Frau Meier war zeitlebens starke Raucherin und leidet nun an Lungenkrebs. Sie erhält eine Chemotherapie und Bestrahlungen. Gegen die starken Tumorschmerzen hat ihr der Arzt Opioide verschrieben. Insbesondere in depressiven Phasen trinkt sie zu wenig. In der Vergangenheit hat sie Weizenkleie genutzt, um Verstopfungen bei sich und bei ihren Kindern zu therapieren. Diese zeigen nun aufgrund des Flüssigkeitsmangels keine ausreichende Wirkung mehr. Es droht sogar ein Darmverschluss.
  • Direkt zu Beginn der Opioidbehandlung hat der Arzt Frau Meier Laxanzien verordnet. Sie erhält Macrogol in Pulverform. Jeweils nach dem Frühstück und nach dem Abendessen wird der Inhalt eines Beutels in einem Glas Wasser (125 ml) aufgelöst. Wir stellen sicher, dass Frau Meier das Medikament auch einnimmt.
  • Frau Meier akzeptiert es, wenn die Weizenkleie mit Grießbrei und mit Quarkspeisen vermengt wird. Wenn sie zu wenig Flüssigkeit trinkt, rühren wir die Weizenkleie in Wasser oder in Saft.
  • Wenn Frau Meier spazieren geht, geben wir ihr eine 0,33-Liter-Flasche mit Mineralwasser mit. Beim Fernsehen stellen wir ihr Früchtetee auf den Beistelltisch.
  • Der Bewohner erhält gleichzeitig Laxanzien, um eine Obstipation als Folge der Opioideinnahme abzuwenden. Die Applikation erfolgt nach Möglichkeit nicht bedarfsweise, sondern kontinuierlich als tägliche Einnahme in geringerer Dosis.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner auf ein anderes opioidhaltiges Schmerzmittel wechseln sollte. Verschiedene Opioide wirken unterschiedlich stark auf den Darm.
  • Der Bewohner sollte mindestens zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.
  • Der Bewohner sollte den Konsum von Quellstoffen vermeiden (z. B. Hafer- und Weizenkleie, Flohsamenschalen), wenn keine ausreichende Flüssigkeitsversorgung gewährleistet ist.
  • Oftmals sind weitere medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen sinnvoll. Dazu zählen Einläufe, Kolonmassagen oder eine manuelle Ausräumung.
Fallbeispiel: Herr Müller lebte nach dem Tod seiner Frau zehn Jahre allein. Seit dieser Zeit besteht das Problem einer Fehlernährung. Er nimmt zu wenig Ballaststoffe zu sich. Er bevorzugt stopfende Lebensmittel wie Schokolade, Bananen, Weißmehlprodukte oder Kuchen. Zudem besteht eine Kiefergelenksarthrose. Herr Müller kann daher trotz eines guten Zahnstatus nicht gut kauen und meidet deshalb Vollkornprodukte. Trockenfrüchte wie Datteln, Feigen oder Pflaumen lehnt er ab.
  • Wann immer möglich, sollte Herr Müller ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich nehmen. Er akzeptiert mit etwas Zureden Hülsenfrüchte (Bohnen oder Linsen), Getreideflocken (Haferflocken, Weizenflocken und Dinkelflocken) sowie Naturreis (Reis mit Schale). Wir bieten ihm zu jeder Mahlzeit eine Portion Rohkost und Gemüse an.
  • Wir regen eine Nahrungsumstellung an, ohne unnötig in jahrzehntelang vertraute Essgewohnheiten einzugreifen. Die Ernährung wird in mehreren Schritten angepasst. Obstipationsfördernde Lebensmittel werden durch angemessene Speisen ersetzt. Wir achten darauf, dass der Bewohner unter verschiedenen Optionen wählen kann. Ideal sind: Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Vollkornkuchen, Knollengemüse, rohe Salate, getrocknete Pflaumen oder Feigen, Joghurt, Buttermilch sowie Müsli.
  • Wir erklären dem Bewohner die “5 am Tag”-Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Er soll fünfmal täglich zumindest eine handtellergroße Menge Obst oder Gemüse zu sich nehmen.
  • Bei Kau- und Schluckbeschwerden erhält der Bewohner Flohsamen, Leinsamen, Kleie oder Zellulosederivate. Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. (Beispiel: Ein Esslöffel Getreidekleie erfordert den gleichzeitigen Konsum von 200 ml Wasser.)
Fallbeispiel: Frau Meier ist anfällig für Infektionen; insbesondere der Harnwege. Sie bekommt dann hohes Fieber und schwitzt stark. Sie konsumiert zu wenig Flüssigkeit. Dieses offenbar auch, weil sie glaubt, durch das geringere Trinken die Harninkontinenz lindern zu können. Dieses führt dazu, dass der Stuhl eindickt. Nach einer Infektion entwickelt sie eine hartnäckige Obstipation.
  • In Gesellschaft trinkt Frau Meier deutlich mehr; etwa abends beim Romméspielen oder wenn sie Besuch von ihren Enkeln erhält. Wir stellen daher sicher, dass bei solchen Gelegenheiten stets ein Getränk in Griffweite steht. Frau Meier mag Früchtetee und Apfelschorle. Wir bitten die Enkel und die Mitbewohner, dass diese Frau Meier an das Trinken erinnern.
  • Wichtig für einen hinreichenden Flüssigkeitskonsum ist, dass Frau Meier vertraute Trinkbehälter nutzen kann. Sie trinkt besonders gerne aus “Mason-Jar”-Trinkgläsern. Diese hat sie während eines USA-Aufenthalts kennengelernt. Trinkhilfen wie Plastikschnabelbecher lehnt sie konsequent ab.
  • Wir führen mit Frau Meier Blasentraining durch, um die Harninkontinenz zu lindern.
  • Wir animieren den Bewohner dazu, den Flüssigkeitskonsum zu erhöhen. Ideal ist eine Tagesdosis von zwei Litern pro Tag.
  • Wir fragen den Bewohner nach seinen Lieblingsgetränken. Falls dieser aufgrund einer demenziellen Erkrankung nicht mehr antworten kann, kontaktieren wir seine Angehörigen.
  • Förderlich ist der Genuss von Früchte- oder Fencheltee, Kefir, Milch, von frisch gepressten Obst- und Gemüsesäften ohne Zuckerzusatz, Mineralwasser sowie von Buttermilch.
  • Ungeeignet sind Schwarztee, gesüßte Limonaden sowie Kakao.
Fallbeispiel: Herr Müller war zwanzig Jahre obdachlos. Sein Zahnstatus ist sehr schlecht. Er leidet unter Kariesbefall. Seine Zahnprothese trägt er nur ungern. Er kann daher seine Speisen nicht durchkauen. Dieses fördert eine Obstipation. Außerdem sind die Mahlzeiten für ihn zu reichhaltig. Er klagt vor allem nach dem Mittagessen über Völlegefühl und über Magenschmerzen.
  • Herr Müller wird zweimal im Jahr von seinem Bruder in die Zahnarztpraxis gefahren, um zumindest die drängendsten Zahnprobleme zu beseitigen.
  • Wir leiten ihn dazu an, sich wenigstens zweimal täglich die Zähne zu putzen. Die Pflegekraft muss dabei anwesend bleiben, um ihn anzuleiten. Durch gutes Zureden ist es auch möglich, ihn zur Nutzung von Zahnseide zu motivieren.
  • Wir geben Herrn Müller beim Essen ausreichend Zeit, um mit den verbleibenden Zähnen die Speisen ausreichend durchzukauen. Ggf. wärmen wir die Speisen noch einmal in der Mikrowelle auf.
  • Wir bieten Herrn Müller statt der drei Hauptmahlzeiten fünf kleinere Mahlzeiten an.
  • Ärztliche Anweisungen insbesondere zur medikamentösen Behandlung von Infektionen im Mundraum werden gewissenhaft umgesetzt.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner eine logopädische Therapie erhalten sollte. Insbesondere ist ggf. ein Schlucktraining sinnvoll.
Fallbeispiel: Frau Meier leidet unter Hämorrhoiden. Die Stuhlausscheidung ist sehr schmerzhaft. Offensichtlich hält sie deshalb den Stuhl unbewusst zurück.
  • Frau Meier wird angeleitet, beim Stuhlgang auf das Pressen zu verzichten. Sie soll sich beim Stuhlgang Zeit lassen, bis die Entleerung von allein einsetzt. Wir legen deshalb einige Zeitschriften im Badezimmer ab. Sie kann diese lesen und sich dabei entspannen.
  • Frau Meier bevorzugt reißfestes Toilettenpapier. Sie feuchtet dieses an, um nach dem Stuhlgang ihren After zu reinigen. Bei größeren Verschmutzungen möchte sie den After zur Reinigung abduschen oder mit einem weichen feuchten Waschlappen säubern.
  • Wir lindern die Schmerzen mittels Kühlung (Coolpads). Bei akuten Beschwerden erhält die Bewohnerin Ibuprofen. 
  • Wir animieren den Bewohner, über das Problem zu sprechen und dieses nicht aus Scham zu verschweigen.
  • Falls notwendig cremen wir den Anus mit Vaseline ein, sofern der Bewohner dazu nicht selbst in der Lage ist.
  • Wir raten dem Bewohner ggf. dazu, chirurgische Maßnahmen ins Auge zu fassen. Insbesondere also das Veröden von Hämorrhoiden.
Fallbeispiel: Herr Müller leidet häufig unter Infektionen, die mit Antibiotika therapiert werden. Diese Arzneimittel schädigen die Darmflora. Dadurch sinkt die Darmmotilität. Bei Herrn Müller treten neben Verstopfungen auch Blähungen und Bauchschmerzen auf.
  • Herr Müller muss nach einer Antibiotikatherapie das verordnete Darmflora-Aufbau-Programm durchführen. Er erhält über einen Zeitraum von vier Wochen magensaftresistente Kapseln, die hoch dosierte Probiotika enthalten. Die Einnahme erfolgt zwei Mal täglich mit einer Kapsel zusammen mit einem Glas Wasser.
  • Zudem soll Herr Müller Präbiotika konsumieren. Er mag Chicorée, Löwenzahnwurzel, Porree und Zwiebeln.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner die Medikamente zur Sanierung der Darmflora konsequent einnimmt. Der Bewohner erhält Mikroben, die zur natürlichen Mikroflora des Menschen gehören. Diese regenerieren und stabilisieren die Darmflora.
  • Der Bewohner soll den Konsum von Nahrungsmitteln mit chemischen Zusätzen zur Konservierung, Färbung und Geschmacksverstärkung reduzieren.
  • Stattdessen sollte der Bewohner Präbiotika zu sich nehmen. Also Stoffe, die eine gesunde Darmflora fördern. Dazu zählen etwa auch Artischocken, Zwiebeln oder Chicorée.
  • Zudem sollte der Bewohner Probiotika verzehren, also geeignete Joghurts, Milchmischprodukte, Quarkzubereitungen, Milchgetränke, Käse oder Müslis.
Fallbeispiel: Frau Meier leidet an Obstipation. Zu Medizinern hat sie wenig Vertrauen. Sie nimmt ohne ärztliche Rücksprache frei verkäufliche Abführmittel ein. Sie verzehrt außerdem in großen Mengen Lebensmittel mit abführender Wirkung. Bei Bedarf konsumiert sie zusätzlich aggressive Hausmittel wie Rizinusöl oder Sennesblättertee.
  • Wir klären Frau Meier immer wieder über die Risiken dieses Verhaltens auf. Wir informieren sie insbesondere darüber, dass eine langfristige Einnahme von Abführmitteln ohne ärztliche Anordnung die Verstopfungen verschlimmern wird.
  • Wenn der Bewohner Abführmittel einnimmt, werden diese bis zum endgültigen Verzicht ausschleichend dosiert.
  • Klassische Abführtees sollten nicht dauerhaft und nicht in großen Mengen eingenommen werden, da sie den Darm schädigen können. Dieses gilt auch für Hausmittel wie Sauerkrautsaft, Pflaumensaft, Birnensaft oder trüben Apfelsaft. Derartige Maßnahmen sollten immer maßvoll und zeitlich begrenzt erfolgen.
  • Wir stellen uns darauf ein, dass Wochen und Monate vergehen können, bis eine normale Darmfunktion wieder einsetzt. Bis dahin ist vorübergehend mit Völlegefühl und mit Blähungen zu rechnen.
Fallbeispiel: Frau Meier arbeitete über Jahrzehnte in der Gastronomie. Durch den ständigen Wechsel von Tag- und Nachtschichten ist ihr Tagesrhythmus unregelmäßig. Sie hält manchmal einen Mittagsschlaf und ist dann in der Nacht aktiv. Sie hat insbesondere keine bevorzugten Zeitpunkte für den Stuhlgang. Wie noch im Berufsleben übergeht sie den Entleerungsreiz und sucht die Toilette nicht auf. Als Ergebnis entwickelt sich eine Obstipation.
  • Wir haben mit Frau Meier einen festen Tagesablauf vereinbart. Sie wird jeden Tag um 7 Uhr geweckt und legt sich um 23 Uhr zur Nachtruhe. Sie nimmt ihre Mahlzeiten gemeinsam mit den Mitbewohnern zu festen Zeiten im Speisesaal ein.
  • Bei einem gleichmäßigen Tagesablauf setzt der Stuhldrang rund eine Stunde nach dem Frühstück ein. Wir erinnern Frau Meier dann an den Toilettengang und begleiten sie falls notwendig.
  • Bei der Planung der Stuhlgänge orientieren wir uns an den biografisch verankerten Gewohnheiten aus der Zeit vor Beginn der stationären Versorgung. Möglich ist etwa der Stuhlgang immer um 19.45 Uhr, damit der Bewohner die Tagesschau sehen kann. Falls der Bewohner aufgrund einer Demenz nicht sinnvoll antworten kann, befragen wir seine Angehörigen zu seinen Gewohnheiten.
  • Der Bewohner wird ermuntert, bei Stuhldrang frühzeitig die Toilette aufzusuchen. Falls er dieses selbstständig nicht kann, soll er klingeln und nicht abwarten.
  • Wir führen ein Stuhlprotokoll und dokumentieren damit unsere Beobachtungen. Relevant sind insbesondere die Häufigkeit der Stuhlgänge sowie die Menge und die Konsistenz des ausgeschiedenen Stuhls.
Fallbeispiel: Herr Müller hat einen Schlaganfall erlitten und musste seine eigene Wohnung aufgeben. Der Heimeinzug liegt erst wenige Tage zurück. Er ekelt sich, da er bei der Ausscheidung auf Hilfe angewiesen ist. Herr Müller fühlt sich bei der Stuhlausscheidung beobachtet. Er hält den Stuhl daher unbewusst zurück. Herr Müller ist hinsichtlich der Hygiene im Badezimmer sehr anspruchsvoll. Der Anblick von Kotrückständen in der Toilettenschüssel kann dazu führen, dass er keinen Stuhl absetzen kann. Herr Müller verfügt über eine ausreichende Rumpfstabilität, um auf der Toilette das Gleichgewicht zu halten. Er ist überdies in der Lage, das Rufsystem zu bedienen.
  • Wir stellen sicher, dass die Toilette in einem hygienisch einwandfreien Zustand ist. Ggf. wird eine Reinigung veranlasst.
  • Das Badezimmer sollte stets ausreichend beheizt sein, also mindestens mit 22°C. Das Badezimmer wird gut gelüftet, ohne dadurch auszukühlen.
  • Nachdem wir Herrn Müller auf die Toilette mobilisiert haben, verlassen wir das Badezimmer. Er kann dann ungestört abführen und erst dann Hilfe in Anspruch nehmen, wenn er den Stuhl abgesetzt hat. Wir stellen sicher, dass das Rufsystem in Reichweite abgelegt ist.
  • Herr Müller hört auf der Toilette gerne Radio. Er bevorzugt Deutschlandfunk.
  • Eine Abneigung gegen die (fremde) Toilette oder gegen die Bettschüssel wird im persönlichen Gespräch zwischen Bewohner und Bezugspflegekraft thematisiert.
  • Wir achten darauf, dass das Badezimmer möglichst wohnlich aussieht. Der Eindruck einer Abstellkammer sollte vermieden werden.
  • Ggf. nutzen wir eine Toilettensitzerhöhung.
  • Wenn der Bewohner aufgrund einer Immobilität das Bett zum Abführen nicht verlassen kann, sorgen wir für ein möglichst großes Maß an Intimsphäre. Wir bitten den Mitbewohner ggf. für einige Minuten vor die Tür oder stellen alternativ eine Trennwand auf. Wenn möglich wird der Bewohner

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