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Version 2.17c

Standard "Rasur und Bartpflege"

 
Trocken oder nass? Bei vielen Krankheitsbildern fällt diese Frage nicht schwer. Parkinsonpatienten oder Senioren mit Blutgerinnungsstörungen etwa sollten einen elektrischen Rasierapparat vorziehen. Bei manch einem Herzschrittmacherträger wiederum wäre das keine gute Idee.
 

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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 

Standard "Rasur und Bartpflege"

Definition:
  • Die Rasur ist bei den meisten Männern Bestandteil der täglichen Pflege. Je nach Wunsch des Bewohners, wird die Rasur "trocken" oder "nass" durchgeführt.
    • Die Trockenrasur ist zeitsparend. Zudem ist die Verletzungsgefahr sehr gering.
    • Die Nassrasur ist gründlicher, erfordert jedoch von der ausführenden Pflegekraft mehr Erfahrung.
    • Erfahrungsgemäß bevorzugen ältere Männer die Nassrasur, da diese oft biografisch verankert ist. In der Behindertenpflege, also im Umgang mit jüngeren Männern, ist die Trockenrasur üblich.
  • 5 bis 10 Minuten werden im Rahmen der Einstufung in die Pflegestufen angerechnet. Inbegriffen sind wahlweise die Trocken- oder Nassrasur sowie die damit zusammenhängende Haut- und Gesichtspflege.
Grundsätze:
  • Der Bewohner sollte möglichst viele Bewegungsabläufe eigenständig durchführen. Die Pflegekraft greift nur ein, wenn dieses erforderlich ist.
  • Individuelle Gewohnheiten des Bewohners werden (soweit möglich) beachtet.
  • Senioren haben auch das Recht, auf die tägliche Rasur zu verzichten und einen sog. "Dreitagebart" zu tragen. Ein gewisses Maß an Ungepflegtheit kann durchaus auch zum männlichen Selbstbild gehören.
Ziele:
  • Der Bewohner ist in einem optisch gut gepflegten Zustand.
  • Der Bewohner hat ein Gefühl von Sauberkeit und Wohlbefinden.
  • Das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl des Bewohners werden gestärkt.
  • Der Bewohner bewahrt ein möglichst großes Maß an Autonomie.
  • Verletzungen werden vermieden.
Vorbereitung: Indikationen / Kontraindikationen
  • Die Rasur und die Bartpflege erfolgen einmal täglich im Rahmen der allgemeinen Körperpflege.
  • Bei Bewohnern, die Blutgerinnungshemmer ("Marcumar©") erhalten, wird keine Nassrasur durchgeführt, da die Blutungsgefahr zu groß ist.
  • Bei Bewohnern mit gefährlichen Infektionskrankheiten (etwa HIV, Hepatitis B und C) sollte eine Trockenrasur gewählt werden.
  • Unruhige und verwirrte Patienten sollten trocken rasiert werden, sofern die Geräusche des Rasierapparates kein Abwehrverhalten auslösen. Auch Bewohner mit einem Tremor (Morbus Parkinson) sollten trocken rasiert werden.
  • Bewohner mit Herzschrittmacher sollten nass rasiert werden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die vom Rasierer ausgehenden elektrischen Felder den Schrittmacher stören könnten. (Hinweis: Das Risiko durch Elektrosmog ist umstritten.)
notwendiges Material
Wir stellen das Material zusammen, dass für die Rasur erforderlich ist:
  • Tablett
  • kleiner Handspiegel
  • (Hinweis: Viele Bewohner sind weder in der Lage, die Maßnahme allein durchzuführen, noch sich daran aktiv zu beteiligen. Diesen Senioren ermöglichen wir es, die Rasur in einem Spiegel zu verfolgen.)
  • elektrischer Trockenrasierer oder
  • Nassrasierer, Rasierschaum oder Rasiercreme, Rasierpinsel, Schale mit handwarmem Wasser
  • Rasierwasser, Aftershave oder Hautcreme
  • Handtuch und ggf. Waschlappen
  • Zellstoff
  • Abwurfbehälter
Inspektion der Gesichtshaut
  • Wir kontrollieren, ob die Haut gesund ist. Geschädigte Haut wird nur dann rasiert, wenn der Arzt dieser Maßnahme zugestimmt hat.
  • Die Rasierflechte (auch "Bartflechte" oder "Folliculitis barbae") ist eine bakterielle Entzündung der Barthaarfollikel, vor allem mit Staphylococcus aureus. Sie tritt vermehrt auf, wenn der Bewohner unter chronischer Rhinitis, Diabetes mellitus oder unter Immundefekten leidet. Sie wird lokal antiseptisch therapiert. In Ausnahmefällen ist die systemische Anwendung von Antibiotika erforderlich. Wichtig ist die lückenlose Desinfektion des Rasiergeräts.
  • Ebenfalls als Rasierflechte wird "Trichophytie" bezeichet. Auslöser ist hier jedoch ein Pilz der Gattung Trichophyton.
allgemeine Vorbereitung
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Rasierutensilien des Bewohners mit Namen versehen sind.
  • Wichtig ist eine gute Beleuchtung des Arbeitsbereiches.
  • Wir stellen sicher, dass die Zahnprothese eingesetzt ist. Dadurch wird die Gesichtshaut etwas gestrafft.
  • Der Bewohner wird aus dem Bett vor das Waschbecken mobilisiert.
  • Der Bewohner wird alternativ in eine erhöhte Rückenlage gebracht. Ggf. vorhandene Kontraindikationen werden beachtet.
  • Ein Handtuch wird als Schutz auf dem Brustbereich des Bewohners abgelegt.
  • Die Pflegekraft legt alle notwendigen Utensilien in Reichweite ab, um unnötige Gänge zu vermeiden.
  • Die Pflegekraft achtet auf die Händehygiene. Bei Rasierflechte trägt sie zusätzlich Schutzhandschuhe.
  • Ggf. wird das Bett auf eine angenehme Arbeitshöhe gefahren.
Durchführung: Nassrasur
  • Das Gesicht des Bewohners wird gewaschen, sofern die Rasur nicht ohnehin im Rahmen der allgemeinen Körperpflege erfolgt.
  • Manche Senioren haben sehr harte Bartstoppeln. Diese können ggf. einige Minuten in einer Pflegelotion eingecremt werden.
  • Mit Hilfe des Langhaarschneiders des elektrischen Rasierapparates werden die Übergangszonen zwischen Bart und Kopfhaar rasiert (Koteletten). Auch ein bestehender Oberlippenbart kann damit sauber von der restlichen Gesichtsfläche abgegrenzt werden.
  • Der Rasierschaum wird gleichmäßig verteilt. Die Augen und die Nasenlöcher bleiben dabei ausgespart.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, die Gesichtshaut anzuspannen. Alternativ kann die Pflegekraft die Gesichtshaut mit zwei Fingern einer Hand spannen.
  • Die Rasur des Halsbereiches gelingt leichter, wenn der Kopf durchgestreckt wird.
  • Die Pflegekraft taucht den Nassrasierer in Wasser ein.
  • Mit kurzen Bewegungen wird der Rasierer mit der Haarwuchsrichtung über die Haut geführt. (Hinweis: Die Rasur gegen die Haarwuchsrichtung ist gründlicher, kann aber zu Mikroläsionen der Haut führen.)
  • Nach jedem Zug taucht die Pflegekraft den Rasierer erneut kurz ins Wasser ein. Damit werden die Haare und der Schaum vom Rasierer entfernt.
  • Wir achten darauf, dass auch die "Problemzonen" erreicht werden. Etwa:
    • Oberlippe
    • Unterkiefer und oberer Halsbereich
  • Der restliche Rasierschaum wird entfernt; idealerweise unter laufendem Wasser.
  • Das Rasierwasser wird aufgetragen. Dieses hat i.d.R. einen Alkoholanteil von 70 bis 80 Prozent, wirkt somit desinfizierend und beugt Entzündungen vor.
  • Wir raten dem Bewohner, alternativ eine Rasierpflegelotion zu nutzen. Diese ist zwar teurer, beruhigt aber die gereizte Haut. (Hinweis: Hier gilt es abzuwägen. Bei Demenzkranken kann die Orientierung zur eigenen Person dadurch gesteigert werden, dass das vertraute Rasierwasser genutzt wird. So sind z.B. viele Männer an den Geruch von 4711 Kölnisch Wasser gewöhnt.)
  • Wenn ein Mehrwegrasierer genutzt wird, sorgen wir dafür, dass ausreichend Klingen zur Verfügung stehen. Ggf. wird die genutzte Klinge ausgetauscht.
Trockenrasur
  • Die Gesichtshaut muss trocken sein, da nasse Haare am Scherblatt haften würden. Daher sollte die Rasur vor dem Waschen des Gesichts erfolgen.
  • Ggf. kann der Bewohner den Rasierapparat mit einer Hand festhalten. Die Pflegekraft führt dann die Hand des Bewohners mit dem Rasierer über das Gesicht (sog. "Hand-auf-Hand-Methode").
  • Der Bewohner wird aufgefordert, die Gesichtshaut anzuspannen. Alternativ kann die Pflegekraft die Gesichtshaut mit zwei Fingern einer Hand spannen.
  • Die Pflegekraft fährt mit dem Rasierer über die Haut; dieses gegen den Bartstrich, also von unten nach oben. Die Bewegung sollte in langen, glatten Bahnen erfolgen.
Vorgehen bei einem Damenbart
  • Eine deutlich erkennbare Gesichtsbehaarung bei Frauen ist zunächst nichts Ungewöhnliches.
  • Ein ausgeprägter Damenbart kann aber auch das Symptom einer Hormonstörung sein.
  • Wenn ein Damenbart konventionell rasiert wird, so wachsen die Härchen ohne Spitze wieder nach. Die Folge ist ein subjektiv stärkerer Bartwuchs.
  • Viele Frauen leiden unter ihrem Damenbart. Wir sind uns bewusst, dass das tägliche Rasieren für Betroffene sehr unangenehm ist. Bei einsetzender dementieller Erkrankung kann es die Orientierung zur Person stören, wenn sich eine Bewohnerin "wie ein Mann" rasieren soll. Falls die Bewohnerin deutlich unter ihrem Bartwuchs leidet, prüfen wir die Entfernung der Haare durch eine Laserbehandlung. Diese wird von einem Dermatologen durchgeführt.
  • Viele Seniorinnen haben im Laufe ihres Lebens eigene Strategien entwickelt, um den Damenbart zu entfernen. Etwa:
    • Auszupfen mit einer Pinzette
    • Nutzung von Enthaarungscreme oder Wachs (Gefahr von allergischen Reaktionen)
    • Epilation
Weiteres
  • Bei einem Vollbart reduziert sich unsere Pflege auf das Durchkämmen. Ggf. wird der Bart auch gewaschen.
  • Ggf. ist es erforderlich, den Bart des Bewohners nach jeder Mahlzeit von Speiseresten zu säubern.
  • Das Schneiden des Bartes sollte ggf. einem Friseur überlassen bleiben.
Nachbereitung:
  • Dem Bewohner wird ggf. ein Handspiegel gereicht, damit er das Ergebnis kontrollieren kann.
  • Stumpfe Klingen werden ersetzt.
  • Bei einem Trockenrasierer wird der Kopf geöffnet, um die Haarreste mit einem Pinsel zu entfernen. Die Vorgaben der Gebrauchsanleitung werden beachtet.
  • Nicht jeder Bewohner hat einen eigenen Trockenrasierer. In diesem Fall wird ein stationseigenes Gerät genutzt. Nach der Rasur werden alle abnehmbaren Teile in eine Desinfektionslösung eingelegt, also insbesondere das Scherblatt und der Messerblock. Die restlichen Komponenten werden wischdesinfiziert.
Dokumente:
  • Pflegedokumentation
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Mitarbeiter
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema

Schlüsselwörter für diese Seite Rasur; Rasieren; Körperpflege; Bart; Vollbart
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