das Altenpflegemagazin im Internet
www.altenpflegemagazin.de
Start Log-in Service Registrierung AGB+Datenschutz Suche / Stichwortindex Quiz Mobil Impressum

 

Version 2.08b

Standard "Pflege von Zahnprothesen"

 
Bei der Reinigung von Zahnprothesen haben Pflegekräfte allen Grund, sehr vorsichtig zu arbeiten. Denn wenn "die Dritten" aus den Fingern gleiten, geht schnell der Gegenwert von zwei oder drei Monatsgehältern - sprichwörtlich - zu Bruch. Manch teurer Zahnersatz landete gar schon versehentlich im Müll.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Pflege von Zahnprothesen"

Definition:
  • Wir geben den Bewohnern unserer Einrichtung die Möglichkeit, die gewohnte Zahnprothesenpflege wie zu Hause fortzuführen. Das umfasst die Nutzung der individuell vertrauten Pflegeprodukte ebenso wie die Reinigung zu gewohnten Zeiten.
  • Sowei vom Bewohner gewünscht und gewohnt wird nach jeder Mahlzeit die Zahnprothese aus dem Mundraum entfernt und gründlich gereinigt. Eine konsequente Pflege ist notwendig, um die Funktionsfähigkeit und das Aussehen des Zahnersatzes zu erhalten. Zudem beugen wir damit einer Plaquebildung und einer bakteriellen Besiedelung der Prothese vor.
  • Wenn der Bewohner in der Lage ist, seine Zahnprothese selbst zu reinigen, so wird ihm diese Aufgabe nicht abgenommen. Ggf. wird er bei dieser Tätigkeit von uns unterstützt und angeleitet.
  • Unterstützung brauchen etwa Bewohner, deren körperliche Fähigkeiten eine eigenständige Reinigung unmöglich machen. Dieses ist etwa bei Muskelschwäche oder einer mangelhaften Feinmotorik der Fall.
  • Viele Demenzpatienten verfügen auch nicht über die notwendige mentale Konstitution, um die Säuberung angemessen durchzuführen oder ihren Sinn zu begreifen.
  • Die Pflege von Zahnprothesen wird zumeist in die Mundpflege integriert. Diese ist im Standard "Mundpflege" beschrieben.
Grundsätze:
  • Uns ist bewusst, dass es vielen Bewohnern unangenehm ist, Zahnersatz zu tragen. Insbesondere das Entfernen der Prothese führt dazu, dass sich die Gesichtszüge stark verändern und der Bewohner deutlich gealtert wirkt.
  • Prothesen sind Wertgegenstände. Für Beschädigungen ist die Pflegekraft haftbar. Nur leichte Fahrlässigkeit wird durch unsere Versicherung abgedeckt.
  • Prothesen werden ausschließlich im dafür vorgesehenen Behälter gelagert. Ein Umwickeln mit Papier oder Zellstoff ist zu unterlassen, da die Prothese aus Versehen weggeworfen werden könnte.
Ziele:
  • Der Zahnersatz des Bewohners wird gründlich gereinigt.
  • Die Prothese ist sicher vor Beschädigungen.
  • Wir stellen eine wirksame Infektionsprophylaxe sicher, insbesondere werden eine Stomatitis sowie Aphthen (Erosion der Schleimhaut) vermieden.
  • Verbliebene Zähne werden vor Kariesbefall geschützt.
  • Gesundheitliche Veränderungen werden rechtzeitig erkannt.
  • Der Bewohner wird im Rahmen seiner Fähigkeiten in die Maßnahmen eingebunden.
Vorbereitung: notwendiges Material
  • Einmalhandschuhe
  • Haftmittel
  • Reinigungsmittel /-tablette für Zahnprothesen
  • Zahnbürste
  • Zahncreme
  • Aufbewahrungsbox (Der Deckel sollte undurchsichtig sein. Die Box ist mit dem Namen des Bewohners beschriftet.)
allgemeine Maßnahmen
  • Bewohner mit Zahnprothesen sollten zweimal im Jahr einen Kontrolltermin beim Zahnarzt wahrnehmen.
  • Wir regen an, in die Zahnprothese den Namen des Bewohners gravieren zu lassen. Dieses ist in vielen Zahnarztpraxen eine kostenlose Leistung. (Gravuren schützen vor versehentlichen Vertauschen von Prothesen durch demente Bewohner.)
  • Je nach persönlichen Vorlieben kann der Bewohner die Prothese auch nachts tragen. Dieses erleichtert die Kommunikation etwa mit der Nachtwache.
  • Wir schließen für alle Mitarbeiter eine Haftpflichtversicherung ab, die bei Bruch oder Verlust der Prothese anfallende Kosten übernimmt.
  • Wir raten dem Bewohner dringend davon ab, für die Reinigung eigene Rezepturen zu verwenden, wie etwa Chlorlösungen oder Spülmittel.
  • Für die Reinigung verwenden wir kein sehr heißes oder gar kochendes Wasser.

Hinweise:

  • Der Bewohner sollte die Zahnprothese den ganzen Tag (und nicht nur zum Essen) tragen, da sich ansonsten der Kiefer verformen kann und die Prothese nicht mehr passt.
Durchführung: Indikation Die Prothesenpflege sollte mindestens zwei- bis dreimal pro Tag erfolgen und mit einer allgemeinen Mundpflege verbunden werden. Also
  • morgens im Rahmen der Grundpflege (Bewohner sollten stets die Möglichkeit haben, unmittelbar nach dem Aufwachen die Zahnprothese einzusetzen.)
  • vor der Nachtruhe
  • nach den Mahlzeiten (sofern gewünscht)

Die Prothese wird nicht dauerhaft eingesetzt bei:

  • Entzündungen
  • Druckstellen
  • ggf. bei Rhagaden und Aphthen

In diesen Fällen sorgen wir gemeinsam mit dem behandelnden Arzt für eine schnellstmögliche Abheilung der Defekte. Die Prothese wird bis dahin ggf. nur für die Mahlzeiten eingesetzt.

  • In vielen Fällen ist es sehr sinnvoll, den Zahnersatz auch in der Nacht zu tragen, da damit der Umbau des Kiefers verzögert werden kann.
  • Wenn die Gefahr besteht, dass der Bewohner die Prothese in der Nacht verschlucken könnte, wird diese entnommen.
  • Viele Bewohner knirschen in der Nacht mit den Zähnen. In diesen Fällen prüfen wir, ob der Zahnersatz entnommen werden muss.
  • Bei komatösen Bewohnern wird auf das Einsetzen des Zahnersatzes verzichtet.
Beteiligung des Bewohners an der Maßnahme
  • Der Bewohner wird nach Möglichkeit in das Badezimmer mobilisiert, um dort die Prothese eigenständig zu reinigen. Dafür richten wir am Waschbecken die notwendigen Materialien übersichtlich auf einem Tablett.
  • Ist dieses nicht möglich, wird er im Bett liegend aufgerichtet. Wir stellen dafür das Rückenteil des Bettes hoch und unterstützen ihn durch zusätzliche Kissen. Auch bei fortgeschrittenen körperlichen Einschränkungen sollte es den meisten Bewohnern möglich sein, die Prothese eigenständig zu entnehmen und im angereichten Behälter abzulegen. Das Gleiche gilt für das spätere Einsetzen der gereinigten Prothese.
Entnehmen der Zahnprothese
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass sie durch die Pflegedokumentation über den Typ der Zahnprothese informiert ist. Teilprothesen sind durch individuelle Haltesysteme an den noch vorhandenen Zähnen befestigt. Die Prozedur zur Entfernung kann daher im Vergleich zu Vollprothesen abweichen.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten.
  • Falls dem Bewohner das Tragen der Zahnprothese peinlich ist, sorgen wir für eine angemessene Intimsphäre. Dafür können etwa Gäste kurz vor die Tür gebeten werden.



  • Das Waschbecken wird mit Wasser gefüllt. Ein ausreichend hoher Wasserspiegel verhindert, dass die Zahnprothese bei einem Entgleiten im Waschbecken zerbricht.

Hinweis: Ein fehlender oder zu niedriger Wasserspiegel während der Prothesenreinigung gilt als grobe Fahrlässigkeit. Bei einer Beschädigung durch den Fall in das Waschbecken würde das haftungsrechtlich relevant sein.

  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht Einmalhandschuhe an.
  • Bei einer starken Verschleimung sollte die Mundhöhle sorgfältig abgesaugt werden.
  • Nach Möglichkeit sollte der Bewohner die Prothese selbst entnehmen.
  • Zunächst wird die Oberkieferprothese entfernt, danach die Unterkieferprothese. (Hinweis: Aufgrund von biografisch verankerten Vorlieben kann von dieser Reihenfolge abgewichen werden.)
  • Beim Entfernen der Oberkieferprothese schiebt die Pflegekraft mit dem Daumen die Oberlippe des Bewohners nach oben. Dann greift sie mit dem Zeigefinger hinter die Zahnreihe. Mit der anderen Hand kann der Unterkiefer in die gewünschte Position gebracht werden. (Hinweis: Der Zeigefinger dient als "Verankerung" und verhindert das Herunterfallen der Prothese.)
  • Die Unterkieferprothese wird danach auf die gleiche Weise entfernt.
  • Die Zahnprothese wird mit einer weichen Bürste und etwas Zahncreme von Nahrungsresten und Haftmittelrückständen befreit. Die Reinigung erfolgt unter fließendem, kaltem oder handwarmem Wasser. Ideal ist die Nutzung von elektrischen Zahnbürsten.
  • Hartnäckige Ablagerungen können mit Essigwasser beseitigt werden.
  • Die Prothese wird danach im Aufbewahrungsbehälter sicher deponiert. Falls sie dort über Nacht bleiben soll, wird ggf. eine Reinigungstablette aufgelöst, um letzte Verschmutzungen zu beseitigen.

Hiinweis: Die Frage, ob in der Nacht eine Reinigungstablette genutzt werden sollte, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Etwa: Gewohnheit des Bewohners, Materialbeschaffenheit der Prothese und Eigenschaften des Reinigers. Viele Präparate greifen Metalle bereits nach einer Einwirkzeit von 15 Minuten an. Zudem bleichen die Kunststoffanteile aus. Allerdings ist auch die Lagerung in reinem Wasser problematisch, da es zu einer Keimbildung kommen kann. Dieser Punkt sollte daher i

+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++

 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Waschen; Körperpflege; Zahnprothese; Zahnersatz
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.