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Version 1.05 - 2015

Standard "Pflege von nikotinabhängigen Senioren"

 
Raucher haben auch im Alter einen schweren Stand. Im besten Fall dürfen sie sich zumindest im eigenen Zimmer eine Zigarette anmachen. Im schlimmsten Fall geht es im Rollstuhl in die Kälte vor die Tür - samt Glimmstängel und Katheterbeutel.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von nikotinabhängigen Senioren"
Definition:
  • Die meisten langjährigen Raucher leiden unter den Spätfolgen des Nikotinkonsums. Dazu zählen Störungen der Herzkreislauffunktion, erhöhte Infektanfälligkeit, gesteigerte Hautalterung sowie der Verlust der Potenz. Auch Gehör- und Sehschäden, Tumorerkrankungen, Gedächtnisstörungen sowie Osteoporose treten bei Rauchern gehäuft auf. Rund 110.000 Menschen sterben in Deutschland pro Jahr an den Folgen des Rauchens.
  • Der Zigarettenkonsum in der deutschen Bevölkerung ist rückläufig. Dieses betrifft jedoch hauptsächlich die jüngeren Generationen. In der Altersschicht der über 70-Jährigen gibt es noch immer einen erheblichen Anteil an aktiven Rauchern; 10 Prozent bei Frauen und 17 Prozent bei Männern.
  • Zigarettenkonsum und Pflegeprobleme verstärken sich gegenseitig. Jahrelanger Nikotingenuss verursacht zahlreiche körperliche Spätfolgen, die letztlich in eine Pflegebedürftigkeit münden können. Der Verlust an körperlicher Gesundheit und an Mobilität wiederum steigert die Neigung zum Konsum von Zigaretten, etwa weil der Bewohner keine alternativen Hobbys mehr ausüben kann oder weil er durch seinen Zustand deprimiert ist und Entlastung sucht.

Hinweis: Passen Sie diesen Standard an die Gegebenheiten in Ihrer Einrichtung an. Je nach Haus ist der Nikotinkonsum in sehr unterschiedlicher Weise reglementiert.
Grundsätze:
  • Die Entwöhnung kann nur dann gelingen, wenn der Bewohner aus eigenem Antrieb bereit ist, den Nikotinkonsum einzustellen.
  • Pflegekräfte haben dabei eine Schlüsselposition. Sie können den Bewohner beraten sowie motivierend auf ihn einwirken. Eine rauchende Pflegekraft hingegen, die nach Zigarettenrauch riecht, ist keine Hilfe bei der Entwöhnung, sondern eine Belastung.
  • Eine Raucherentwöhnung ist auch bei Senioren sinnvoll. Viele Verbesserungen der körperlichen Konstitution stellen sich so früh ein, dass der Pflegebedürftige davon über Jahre profitiert; etwa weil sich innerhalb weniger Monate die Herzkreislauffunktion deutlich verbessert. Ein 65 Jahre alter Mensch gewinnt durchschnittlich zwischen 1,5 bis 3,5 Jahre, wenn er das Rauchen einstellt.
  • Dennoch erfolgen alle Maßnahmen mit Augenmaß. Ein hochbetagter Mensch könnte nur unter massivem Verlust an Lebensqualität die Nikotinsucht überwinden. Von dem nun auf lange Frist reduzierten Krebsrisiko würde er vermutlich nicht mehr profitieren.
  • Wir sind uns bewusst, dass der Genuss von Nikotin auch positive Effekte haben kann. Zigaretten können beruhigend wirken, ein Wohlgefühl auslösen und die Lebensqualität steigern.
Ziele:
  • Der Bewohner kennt die Folgen des Nikotinkonsums und die Chancen, die sich aus einer Entwöhnung ergeben. Basierend auf diesen Informationen kann er seine Entscheidung treffen.
  • Falls sich der Bewohner dazu entschließt, das Rauchen einzustellen, so erhält er von uns alle notwendige Unterstützung.
  • Durch gezielte pflegerische Intervention wird die Entzugssymptomatik auf ein Minimum reduziert.
Vorbereitung: Informationssammlung:
  • Im Dialog mit dem Bewohner und mit seinen Angehörigen sammeln wir relevante Informationen zum Zigarettenkonsum. Dieses erfolgt im Erstgespräch oder im Verlauf der ersten Tage nach Heimeinzug.
  • Ist der Bewohner aktiver Raucher? Wie hoch ist der Konsum pro Tag?
  • Hat der Bewohner das Rauchen erfolgreich eingestellt? Wann gab er das Rauchen auf? Wie hoch war bis dahin der tägliche Konsum?
  • Hat der Bewohner schon einmal erfolglos den Versuch unternommen, das Rauchen einzustellen? Wie lange hat er durchgehalten? Welche Faktoren waren für den Rückfall ausschlaggebend?
  • Wann raucht der Bewohner bevorzugt? Gibt es biografisch verankerte Rituale, wie etwa die Zigarette nach dem Mittagessen?
  • Welche Zigarettenmarke bevorzugt der Bewohner?
  • Fällt es dem Bewohner schwer, etwa in einem Kino oder in einem Restaurant nicht zu rauchen?
  • Ist der Bewohner in der Lage, den Zigarettenkonsum aus eigener Tasche zu finanzieren?
  • Ist der Bewohner in der Lage, sicher mit einer Zigarette und mit Feuer umzugehen? Nutzt er konsequent einen Sicherheitsaschenbecher? Schläft er mit einer Zigarette in der Hand ein? Verbrennt er sich die Finger, weil er die Zigarette nicht rechtzeitig ausdrückt?
  • Welche körperlichen Spätfolgen zeigen sich bereits? Leidet der Bewohner unter einer chronischen Bronchitis oder unter anderen Lungenerkrankungen
Durchführung: Organisation
  • Viele Senioren rauchen mehr, als sie es sich finanziell leisten können. Sie bitten dann ggf. rauchende Pflegekräfte darum, ihnen eine oder mehrere Zigaretten kostenlos zu überlassen. Es ist wichtig, dass innerhalb des Pflegeteams Konsens darüber herrscht, wie mit solchen Wünschen umzugehen ist.
  • Die gleiche Problematik kann dazu führen, dass rauchende Bewohner von anderen rauchenden Mitbewohnern belästigt werden, weil diese um Zigaretten bitten. Wir versuchen dieses - soweit möglich - zu unterbinden.
  • Wir richten einen Raucherraum ein. Dieser sollte gepflegt und einladend wirken und für alle rauchenden Bewohner ein Treffpunkt sein. Wir vermeiden damit, dass Bewohner vereinsamen, weil sie nur noch in ihrem Zimmer rauchen dürfen und dieses daher nicht mehr verlassen.
  • Wir stellen sicher, dass das Rauchverbot innerhalb der Einrichtung eingehalten wird. Gegenüber Bewohnern, Angehörigen und anderen Besuchern sind wir dabei stets freundlich. Das Rauchen ist nur im Raucherraum, im Freien sowie im Zimmer und auf dem Balkon des Bewohners gestattet. Bei ständigen Verstößen gegen das Rauchverbot kann auch eine Kündigung des Heimvertrages durch den Heimbetreiber erwogen werden.
Entzugsproblematik
  • Raucher haben i.d.R. feste Anlaufpunkte, um Zigaretten zu erwerben; also etwa ein Supermarkt, eine Tankstelle oder ein Kiosk. Durch den Verlust der Mobilität oder spätestens durch den Umzug in das Pflegeheim können sie diese Verkaufsstellen ggf. nicht mehr erreichen. Der Bewohner benötigt nun Hilfe bei der Beschaffung seiner Tabakwaren, etwa durch Angehörige, durch mobile Mitbewohner oder durch Pflegekräfte. Wenn dieses unterbleibt, etwa weil sich der Bewohner für seine Nikotinsucht schämt oder weil er über keine ausreichenden Geldmittel verfügt, kann es zu Entzugserscheinungen kommen.
  • Mit Fortschreiten einer demenziellen Erkrankung kommt es oftmals zum Entzug, weil der Bewohner mit der Handhabung der Zigaretten überfordert ist. Überdies werden Demenzkranken aus Sicherheitsgründen die Streichhölzer und das Feuerzeug weggenommen.
  • Zum Entzug kommt es auch, wenn ein rauchender Bewohner stationär in einem Krankenhaus behandelt wird und deswegen die Versorgung mit Tabakwaren unterbrochen ist. Wir stellen sicher, dass die Pflegekräfte im Krankenhaus über die Nikotinabhängigkeit des Bewohners informiert sind.
  • Wir achten auf Entzugserscheinungen. Dabei ist zu beachten, dass diese oftmals fälschlicherweise als Auswirkungen einer demenziellen Erkrankung missdeutet werden. Betroffene zeigen häufig für sie ungewöhnliche Verhaltensweisen, die schlagartig nachlassen, sobald dem Bewohner eine Zigarette angeboten wurde.
    • depressive Stimmung
    • Störungen des Schlafes
    • Reizbarkeit, Nervosität oder Aggressivität (typisch: herausforderndes Verhalten)
    • Unruhezustände, Angstzustände
    • reduzierte Konzentrationsfähigkeit
    • verlangsamter Puls
    • erhöhter Appetit sowie mögliche Gewichtszunahme
  • Bei Demenzkranken prüfen wir, ob diese unter Entzugssymptomen leiden. Wir diskutieren im Team, ob es gesundheitlich und ethisch geboten ist, dem Bewohner den Nikotinkonsum zu ermöglichen. Wir konsultieren ggf. den behandelnden Arzt und den rechtlichen Vertreter des Bewohners. Die mögliche Hilfeleistung kann u.a. folgende Punkte umfassen:
    • Wir kaufen Tabakwaren für den Bewohner.
    • Wir zünden dem Bewohner eine Zigarette an und geben sie ihm.
    • Wir lassen den Bewohner an einer Zigarette ziehen.
    • Wir entsorgen den Zigarettenstummel.
Entwöhnung
  • Wir bieten dem Bewohner an, ihn bei der Nikotine

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Rauchen; Zigarette; Sucht; Krebs; Nikotin; Lungenkrebs
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