Standard "Pflege von Senioren mit Bronchial- und Lungentumoren" |
Definition:
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- Ein Lungenkarzinom (auch "Lungenkrebs" oder
“Bronchialkarzinom”) ist eine bösartige Gewebe bildende
Lungenerkrankung. Als Hauptursache gelten der langjährige Tabakkonsum
sowie der Kontakt mit Arsen, Asbest, Beryllium, Chrom,
Kohleverbrennungsprodukten, radioaktiven Stoffen, Nickel oder Petroleum.
- Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein
15 Mal höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Mehr als 85 Prozent
aller Lungenkrebspatienten sind Raucher.
(Bild oben: typische Symptome für Lungenkrebs)
- Ein Lungenkarzinom wird zumeist erst dann
entdeckt, wenn es sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium
befindet. Typisch für ein Bronchialkarzinom sind Husten und Auswurf.
Viele Raucher ignorieren aber diese Warnsignale. Weil sie seit vielen
Jahren an chronischer Bronchitis oder an COPD leiden, sind die Symptome
für sie nichts Ungewöhnliches und somit auch kein Grund für einen
Arztbesuch.
- Beim Lungenkarzinom werden zwei Hauptgruppen
unterschieden: Das “kleinzellige” Karzinom weist ein rasches Wachstum
auf und metastasiert schnell. Das “nicht kleinzelliges” Karzinom wächst
relativ langsam. Bei rund acht von zehn Patienten handelt es sich beim
Tumor um ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom.
(Bild oben: typische Befallszonen für Lungenkrebs)
- Männer sind aktuell doppelt so häufig wie
Frauen betroffen. In den letzten Jahren ging der Anteil der Männer
kontinuierlich zurück, während die Anzahl der betroffenen Frauen stetig
steigt. Bei Männern ist das Bronchialkarzinom derzeit die häufigste
Krebstodesursache. Bei Frauen steht der Lungenkrebs auf Platz drei der
häufigsten krebsbedingten Todesfälle.
- Der Altersgipfel dieser Erkrankung liegt bei 55 bis 65 Jahren. Nur fünf Prozent der Betroffenen sind jünger als 40 Jahre.
- Es gibt rund 50.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland.
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Grundsätze:
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- Je früher ein Tumor entdeckt wird, umso besser
sind die Heilungschancen. Und selbst wenn keine Heilung mehr möglich
ist, verlängert eine frühzeitige Entdeckung die restliche Lebensspanne
und verbessert die Lebensqualität.
- Bei den meisten Betroffenen ist mit einem
Ableben innerhalb von Wochen oder wenigen Monaten zu rechnen. Daher
tritt die Verbesserung der aktuellen Lebensqualität in den Vordergrund.
- Nur wenn der Bewohner umfassend über seine
Erkrankung informiert ist, kann er als Partner des Arztes aktiv an
seiner Behandlung mitwirken.
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Ziele:
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- Ein Lungenkarzinom wird möglichst frühzeitig erkannt.
- Der Bewohner ist korrekt über die Schwere der Krankheit informiert.
- Die Lebensqualität des Bewohners wird verbessert, insbesondere hat er keine unnötigen Schmerzen.
- Der Bewohner ist bis zum Ende in das soziale Leben integriert.
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Vorbereitung: |
Erkennung eines Lungenkarzinoms
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Wir achten auf Symptome, die für ein Tumorwachstum oder für eine Metastasierung sprechen:
- Beim Bewohner tritt ein chronischer, therapieresistenter Husten auf, der mehr als vier Wochen anhält.
- Es kommt zu Heiserkeit und zu Schluckbeschwerden.
- Der Bewohner klagt über atemabhängige Schmerzen im Brustbereich.
- Der Bewohner bemerkt Bluthusten (“Hämoptoe”).
- Der Bewohner leidet unter Atemnot.
- Beim Bewohner treten Fieberschübe auf. Eine Antibiotikatherapie zeigt keine Wirkung.
- Der Allgemeinzustand des Bewohners
verschlechtert sich schnell. Wir bemerken eine unklare Gewichtsabnahme.
Der Bewohner hat keinen Appetit mehr. Es kommt zu einem allgemeinen
Kräfteverfall.
- Als Folge der Metastasierung in andere Organe
kommt es zu weiteren Beschwerden. Dazu zählen beispielsweise
epileptische Anfälle bei Hirnmetastasen. Bei Knochenmetastasen kann es
zu Frakturen kommen.
Wenn es hinreichende Anzeichen für ein Tumorwachstum in der Lunge gibt,
raten wir dem Bewohner zu einer zeitnahen ärztlichen Untersuchung.
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Durchführung:
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allgemeine Unterstützung der ärztlichen Versorgung
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- Wir nehmen Kontakt zur Schmerzambulanz auf. Wir
drängen auf eine umfassende Schmerzbehandlung. Insbesondere sollten die
Mobilität und die Selbstständigkeit nicht durch Schmerzen unnötig
beeinträchtigt werden.
- Wir achten auf detaillierte Anweisungen zur
Anwendung der Schmerzmittel. Es ist wichtig zu wissen, unter welchen
Voraussetzungen Medikamente verabreicht werden sollten.
- Senioren mit einem Bronchialkarzinom leiden
häufig unter Atemnot. Sofern eine ärztliche Anordnung vorliegt, kann
Sauerstoff über eine Nasensonde verabreicht werden. Ggf. ist auch die
Applikation von Medikamenten zur Dämpfung der Atemnot sinnvoll.
- Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir,
ob der Bewohner Medikamente zur Linderung von Angstzuständen erhalten
soll. Dadurch kann Atemnot verhindert werden.
- Bedingt durch die Bettlägerigkeit und den Gewichtsverlust ist es notwendig, die Dekubitusprophylaxe zu intensivieren.
- Bei einem Bronchialkarzinom steigert sich die
Anfälligkeit für eine Pneumonie. Durch geeignete Vorsorgemaßnahmen
senken wir das Risiko für eine Lungenentzündung auf ein Minimum.
- Wir drängen auf eine Verschreibung von wirksamen Hustendämpfern (Antitussiva).
- Bei Knochenmetastasen erhält der Bewohner Biophosphonate.
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Beratung und Unterstützung des Bewohners
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- Wir vermitteln ggf. den Kontakt zu einem Seelsorger oder zu Selbsthilfegruppen.
- Wir ermutigen den Bewohner, den Kontakt zu
Angehörigen und zu Freunden nicht abreißen zu lassen. Insbesondere
sollte er an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen.
- Wir beraten den Bewohner umfassend über das
Krankheitsbild Lungenkarzinom. Die Aufklärung über den individuellen
Krankheitszustand ist aber immer Aufgabe des Arztes.
- Wir sind zum Bewohner stets ehrlich und machen
ihm hinsichtlich der Prognose keine falschen Hoffnungen. Inwieweit das
bei demenziell erkrankten Senioren sinnvoll ist, hängt vom Einzelfall
ab.
- Wir nehmen uns ausreichend Zeit, um mit dem Bewohner auch über private Dinge zu reden.
- Wir akzeptieren es, wenn der Bewohner seine Ruhe haben möchte und sich für eine begrenzte Zeit abkapselt.
- Wir setzen die im Standard "Sterbebegleitung" beschriebenen Maßnahmen um.
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Nachbereitung: |
Allgemeine Maßnahmen
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- Alle Pflegeleistungen und Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert.
- Alle Reaktionen des Bewohners auf Medikamentenverabreichungen werden genau dokumentiert und dem Arzt berichtet.
- Der Bewohner muss das Rauchen endgültig aufgeben.
- Wir stellen sicher, dass der Bewohner alle
Nachsorgetermine wahrnimmt. Diese sind in den ersten zwei Jahren
zumeist alle drei Monate erforderlich, danach ändert sich das Intervall
auf sechs Monate.
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Prognose
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- Die Prognose des Bronchialkarzinoms ist insgesamt schlecht.
- Falls es gelingt, den Tumor vollständig zu entfernen, liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei rund 25 Prozent.
- Ist ein chirurgischer Eingriff nicht mehr möglich, sinkt die weitere Lebenserwartung auf Wochen bis Monate.
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Dokumente: |
- Pflegebericht
- ärztliches Verordnungsblatt
- Vitalwerte bzw. Sauerstofftherapie
- Schmerzassessment
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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