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Version 2.07a - 2015

Standard "Pflege von Senioren mit einem Kolonkarzinom (Darmkrebs)"

 
Gemessen an der Anzahl der Todesfälle wird das Kolonkarzinom nur noch vom Lungen- und vom Brustkrebs übertroffen. Besonders häufig erkranken Senioren. In unserem Standard haben wir daher zusammengefasst, wie sich diese Tumore vermeiden und rechtzeitig erkennen lassen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die langfristige Versorgung von Betroffenen nach einem operativen Eingriff.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit einem Kolonkarzinom (Darmkrebs)"
Definition:
  • Das Kolonkarzinom ist in Deutschland der zweithäufigste bösartige Tumor. Diese Krebsform wird als Todesursache bei Männern nur vom Lungenkrebs und bei Frauen nur vom Brustkrebs übertroffen.
  • Die Betroffenen sind zumeist zwischen 50 bis 70 Jahre alt. Neun von zehn Krebsfällen entstehen nach dem 50. Lebensjahr. Männer sind mit einem Anteil von 60 Prozent häufiger betroffen als Frauen.
  • Pro Jahr sind rund 32.000 Todesfälle auf ein Kolonkarzinom zurückzuführen.
  • Die Krankenversicherungen empfehlen allen Menschen ab dem 50. Lebensjahr eine jährliche Stuhluntersuchung auf Blut. Ab dem 56. Lebensjahr sollte alle zehn Jahre eine Koloskopie (sog. "Darmspiegelung") erfolgen. Die Kosten werden von der Kasse getragen.
Grundsätze:
  • Jede plötzliche Veränderung der Stuhlgewohnheiten ist ein Hinweis auf ein Karzinom, insbesondere der schnelle Wechsel von Obstipation und Diarrhö (sog. "Wechselstühle").
  • Wir verlassen uns nicht darauf, dass der Bewohner uns anspricht, wenn verdächtige Symptome vorliegen. Diese entwickeln sich oftmals so langsam, dass sich der Bewohner daran gewöhnt und ihnen keine Beachtung schenkt. Daher fragen wir immer aktiv beim Bewohner nach.
  • Es gibt keine Alternative zu einer möglichst frühzeitigen Entdeckung eines Kolonkarzinoms. Daher melden wir jede hinreichende Beobachtung umgehend dem behandelnden Hausarzt. Zudem drängen wir darauf, die Angebote zur Früherkennung wahrzunehmen. Dieses insbesondere, wenn ein Bewohner aufgrund einer demenziellen Erkrankung die Gefahr nicht einschätzen kann.
  • Der Krankheitsverlauf und die Überlebenschancen sind abhängig vom Verhalten des Bewohners. Wenn Senioren Risikofaktoren vermeiden und Früherkennungsmaßnahmen annehmen, senken sie das Erkrankungs- und Todesrisiko erheblich.
  • Wir sind uns stets bewusst, dass die Angst um die eigene Gesundheit die Persönlichkeit eines Menschen verändern kann. Wir sind daher im Umgang mit dem Bewohner besonders nachsichtig.
Ziele:
  • Durch die Vermeidung von Risikofaktoren und durch eine gesunde Lebensweise wird die Entstehung eines Kolonkarzinoms verhindert.
  • Ein sich entwickelndes Kolonkarzinom wird frühzeitig bemerkt, damit der Bewohner die größtmögliche Überlebenschance hat.
  • Nach einer Operation wird der Bewohner optimal versorgt. Er erholt sich von den Folgen des Eingriffs und der Erkrankung.
Vorbereitung: Risikofaktoren
Wir prüfen, welche Risikofaktoren beim Bewohner zutreffen:
  • Bewegungsmangel und Übergewicht
  • anhaltender Alkohol- und Nikotinkonsum
  • chronische Darmentzündung (Colitis ulcerosa)
  • fettreiche und ballaststoffarme Ernährung
  • ähnliche Tumorerkrankungen im familiären Umfeld
Symptome
Wir achten auf Symptome, die für ein Kolonkarzinom sprechen. Zumeist bleibt das Karzinom über lange Zeit asymptomatisch. Die Erkrankung wird ggf. erst entdeckt, wenn Pflegebedürftige über vermehrte Müdigkeit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, körperliche Schwäche und ungewollte Gewichtsreduktion klagen. Im späteren Verlauf intensiviert sich die Symptomatik. Falls es hinreichende Anzeichen gibt, raten wir zur Durchführung einer Darmspiegelung.
  • Blutauflagerung am Stuhl
  • Änderungen der Stuhlgewohnheiten, also etwa plötzlich auftretende Verstopfung oder Durchfall, oft auch im ständigen Wechsel
  • permanenter Stuhldrang bei geringer Stuhlmenge
  • dünner ("bleistiftförmiger") Stuhl
  • kolikartige Krämpfe im Darm- und Magenbereich
  • Stuhl riecht nach faulen Eiern (als Folge der Eiweißzersetzung)
  • Anämie (als Folge der chronischen und oft unbemerkten Blutverluste)
Prophylaxemaßnahmen
  • Wir ermuntern den Bewohner, die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.
  • Ggf. vorhandenes Übergewicht wird abgebaut. Der Bewohner sollte einen BMI von unter 25 anstreben.
  • Wir ermuntern den Bewohner zu mehr körperlicher Aktivität, möglichst 30 bis 60 Minuten pro Tag. Dieses regt auch die Darmtätigkeit an und senkt das Erkrankungsrisiko.
  • Bei Diabetes mellitus ist eine präzise Einstellung des Blutzuckers wichtig.
  • Der Bewohner sollte sich gesund ernähren und insbesondere den Konsum von Fett- und Fleisch reduzieren. Stattdessen sollte er viel Fisch, Obst und Gemüse zu sich nehmen. Eine ballaststoffreiche Ernährung senkt das Risiko.
  • Der Bewohner sollte den Nikotin- und Alkoholkonsum auf ein Minimum reduzieren.
  • Der Bewohner sollte Abführmittel nur auf ärztliche Anweisung einnehmen.
  • Wir prüfen gemeinsam mit dem behandelnden Arzt, ob die langfristige Einnahme von Vitamin C, NSAR (Nichtsteroidales Antirheumatika) oder Acetylsalicylsäure das Risiko des Bewohners senken könnte.
weitere Maßnahmen
  • Wir informieren den Bewohner darüber, dass nicht jede Blutspur am Stuhl ein Anzeichen für ein Kolonkarzinom ist. Als Auslöser kommen insbesondere auch Hämorrhoiden infrage.
Durchführung: Pflege nach einem operativen Eingriff, etwa nach einer Kolonresektion
  • Der Bewohner wird möglichst schmerzarm gelagert. Oft mindert ein Kissen unter dem Gesäß die Beschwerden beim Sitzen und beim Liegen. Ggf. kann auch eine Antidekubitusmatratze die Schmerzbelastung reduzieren. Wir achten aber darauf, dass der Bewohner im Rahmen der Möglichkeiten regelmäßig umgelagert wird, um die Entwicklung eines Druckgeschwürs zu verhindern.
  • Nach einer Operation klagen viele Senioren über Darmträgheit. Wir beschränken unsere Maßnahmen auf feuchte Wärmeauflagen, etwa Handtücher. Alle weiteren Maßnahmen zur Anregung der Darmtätigkeit erfolgen nur nach vorheriger ärztlicher Anordnung.
  • Der Zustand des Bewohners wird engmaschig überwacht. Wenn dieser über Schmerzen klagt, wird umgehend der Arzt informiert. Dieses ist auch erforderlich, wenn kaum noch Darmgeräusche hörbar sind oder wenn das Abdomen aufgebläht ist.
  • In der Regel findet der Kostaufbau bereits im Krankenhaus statt. Der Bewohner kann somit nach der Rückkehr in die Einrichtung zumindest leichte Vollwertkost zu sich nehmen.
  • Als Folge der erhöhten Wasserbeimengung im Stuhl müssen Flüssigkeitsverluste kompensiert werden. Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend trinkt.
  • Die Wundheilung ist zumeist bei der Rückkehr aus dem Krankenhaus weit fortgeschritten. Wir achten dennoch auf krankhafte Veränderungen der Wundumgebung, etwa Rötungen, Schwellungen oder Überwärmung.
  • Nach chirurgischen Eingriffen am Rektum müssen alle Manipulationen am Enddarm unterbleiben, bis die Operationswunde vollständig abgeheilt ist. Wir unterlassen daher insbesondere rektale Temperaturmessungen. Alternativ messen wir die Körpertemperatur im Mund oder im Ohr. Suppositorien, Klysmen oder Einläufe werden ausschließlich auf ausdrückliche Anweisung des Arztes durchgeführt.
  • Nach einer Kolonresektion kann sich das Ausscheidungsverhalten ändern. Oftmals wird der Stuhl weicher. Der Bewohner führt zwei- bis dreimal pro Tag ab. Da dieser Stuhl (durch die Reste von Verdauungssäften) aggressiv auf die Haut wirkt, ist es wichtig, den Bewohner zu einer konsequenten Analhygiene anzuleiten und ihn ggf. dabei zu unterstützen. Es ist zudem unverzichtbar, die Haut gut abzutrocknen.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner über eine angemessene Schmerzmedikation verfügt.
  • Wenn der Bewohner ein Stoma erhält, werden die entsprechenden Standards umgesetzt, etwa "Kolostoma-Irrigation", "Kolostomaversorgung" oder "Versorgung mit einer Stomakappe".
Nachbereitung: Prognose
  • Wenn der Tumor nicht gestreut hat, rechtzeitig entdeckt und behandelt wird, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei rund 70 bis 90 Prozent.
  • Es ist unverzichtbar, dass sich der Bewohner nach einer überstandenen Tumorerkrankung regelmäßigen Kontrollen unterzieht, um ein Wiederauftreten des Tumors und Tochtergeschwüre zu vermeiden.
Dokumente:
  • Pflegebericht
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Kolonresektion; Kolonkarzinom; Krebs; Tumor; Darmkrebs; Verdauung
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